Samstag, 28. Dezember 2019

Wir steigen eine schmale Treppe empor, hinauf in einen Schlosshof, vor uns Bundesrat Blocher mit seiner Frau, mit seiner langsamen schweren bäurischen Gangart, hinter uns drängelt ein hoher Beamter, der Direktor des Seco, der sein Velo mit hinaufträgt, er will an uns vorbei, wir bedeuten ihm aber, dass es keinen Sinn macht, denn vor uns versperrt ja das Ehepaar Blocher den Weg. Der Herr regt sich sehr auf, wir sagen ihm, dass vor uns Blocher geht, das weiss ich auch, sagt er böse und stösst das Velo gegen uns, zerreisst uns den Ärmel, unser Veston ist hin, wir wehren uns, streiten laut. Als wir oben ankommen, dreht sich das Ehepaar Blocher um und besieht sich den Schaden, nein, das ist nicht so schlimm, sagen beide und wollen weiter. Doch, das ist schlimm, rufen wir, dieser Veston lässt sich nicht mehr flicken, und er hat 350 Franken gekostet. Das war doch schon so, sagt Frau Blocher. Nein, auf keinen Fall, sagen wir, wie könnten wir denn mit einem solchen Ärmel hier zu diesem Anlass kommen (es ist irgendein Anlass, eine Einweihung, ein Konzert). Am Ende sehen sie ein, dass etwas geschehen muss, man muss uns irgendwie abspeisen, hundert Franken wollen wir haben, erklären wir verzweifelt, hundert Franken, der Direktor zögert, tut sich schwer, ist offensichtlich sehr geizig, kramt eine Handvoll Münzen in seiner Tasche zusammen und übergibt sie uns. Es ist nur Kleingeld, es finden sich sogar einige alte deutsche Pfennige darunter. Das ist doch nichts, sagen wir. Bundesrat Blocher und Frau gehen weiter, lassen uns stehen, der Direktor verhandelt weiter mit uns, eine Ständerätin tritt hinzu und will mit uns reden und wundert sich, was für ernste Gespräche wir führen. Ihr seid offensichtlich am diskutieren, sagt sie. Ja, sagen wir, etwas Dummes, der Seco-Direktor und Staatssekretär staunt, gibt das sogar zu, ja, es ist so, er zieht sich mit uns zurück, in eine kleine Allee neben dem Schloss, will uns offensichtlich hinhalten, hofft, dass wir aufgeben, erweist sich als ein hilfloser Mensch, kompliziert und geizig, es ist nicht zu glauben, wie sich ein hoher Beamter betragen kann. Wir aber sind auch lächerlich, mit unserer Forderung von hundert Franken, damit ist uns ja nicht geholfen, wir müssen doch jetzt einen neuen Veston kaufen.

Montag, 23. Dezember 2019


Wir sind an einer dienstlichen Zusammenkunft oder Tagung. Ein Spiel soll die etwa zwanzig Teilnehmer zu etwas Bewegung bringen. Jeder bekommt ein Springseil. Alle stellen sich in einem Kreis auf und gehen nun im Kreis herum vorwärts. Wir müssen dabei das Seil, das wir in den Händen halten und am Boden hinschleift, stets überspringen, einmal von links, einmal von rechts. Manche sind dabei langsam, andere schneller, so dass sich manchmal in unserem Kreis kleine Lücken auftun. Als es vor mir eine Lücke gibt, was für mich bedeutungslos ist, drängt mich mein Vorgesetzter, der gleich hinter mir geht, zum Aufschliessen. Ich schliesse natürlich sofort auf, was aber die Bewegungsfreiheit behindert und unsere Sprünge über das Seil erschwert.

Donnerstag, 19. Dezember 2019


Eine meiner Kolleginnen, die den Ruf hat, sehr sexy zu sein, unwiderstehlich sexy, und stets Männer anzieht, allein schon mit ihrer Stimme, hat es plötzlich auf mich abgesehen. Sie hat bisher eigentlich wenig Eindruck auf mich macht, ich war immunisiert, weil ich stets mit ihr zusammenarbeiten musste und bei mehr als nur beruflichen Kontakten Komplikationen befürchtete. Wenn es nun aber so mit ihr steht und sie es haben will, bin ich natürlich dann doch sofort zu einem Abenteuer bereit. Wir treffen uns auf der Strasse, einer kleinen Nebenstrasse fast ohne Verkehr, und wollen dort schon beginnen, werden aber von Passanten gestört. Die beste Lösung, so finden wir, besteht darin, in ein Hotelzimmer zu gehen. Sie besorgt ein Zimmer und geht die Treppe hinauf in den ersten Stock. Ich warte einen Moment und passe gut auf, damit mein Besuch nicht bemerkt wird. Ich gehe dann zum Lift, fahre in den ersten Stock und finde dort ihre Zimmertür einen Spalt breit offen. Ich trete ein, halte sie in den Armen und küsse sie, während sie sich schnell auszieht. Ich erwache, unruhig.

Dienstag, 17. Dezember 2019


Wir wohnen in einer Wohnung, in der die einzelnen Zimmer nur von aussen zugänglich sind, von einem Hausgang her, von dem aus noch weitere Türen in andere Wohnungen führen. Es sind fünf Zimmer, alle in einer Reihe und nur vom Gang her zugänglich. Sie liegen ebenerdig und haben alle auch einen Ausgang in einen grossen Garten. Das letzte unserer Zimmer liegt vor einer Ecke, der Gang biegt dort nach links ab. In diesem Zimmer finden wir nun plötzlich zwei Knaben. Meine Gattin ist sehr entrüstet und glaubt, es seien Diebe. Wir weisen sie weg, und sie verschwinden gleich in der nächsten Türe. Ich klopfe dort, trete ungefragt ein und komme so in die angrenzende Wohnung, in der eine Familie lebt. Es sind Ungarn, ein Paar mit zwei Buben. Sie leben sehr offensichtlich sehr zurückgezogen, denn wir haben sie bisher noch nie gesehen und nie gehört. Die junge Frau, bäuerlich, herb, nicht unschön, und ihr Mann sitzen noch im Bett, nur in Unterwäsche. Wir erklären, warum wir eingetreten sind. Der Mann ist zunächst verärgert und überrascht, entschuldigt sich dann aber sehr höflich. Wir kommen ins Gespräch. Er zeigt mir, dass die Türe in den Hausgang schwer zu schliessen ist, sie hat nur hoch oben ein Schloss. Man muss auf einen Stuhl steigen, wenn man sie schliessen will. Dies sei für ihn sehr unbequem, da er häufig schnell an Meetings gehen müsse. Er ist offenbar Wissenschafter, sehr gebildet und ein netter Mensch. Er sagt jetzt auch den Knaben, dass sie keinesfalls mehr in andere Zimmer gehen dürften. Seine schöne Frau, mit der ich gerne auch Bekanntschaft geschlossen hätte, schweigt. Ich kehre in unsere Wohnung zurück und erzähle meiner Frau, was ich erfahren habe. Sie ist nicht ganz zufrieden und meint, dass wir in Zukunft alle Zimmer abschliessen müssten, was natürlich das Familienleben erschweren wird.

Mittwoch, 4. Dezember 2019


Ich habe einen Ofen zu heizen, eine etwas besondere Anlage, die in einer grossen Schreinerei in einem Holzhaus steht. Sie besteht aus dickem, aber durchsichtigem Glas und gleicht einer etwa drei Meter hohen bauchigen Flasche. In der Mitte der Flasche liegt eine runde glühende Brennkammer mit dem Feuer, das ich unterhalten sollte. Ich gebe zuviel Holz hinzu, und es gelingt mir nicht, das Feuer unter Kontrolle zu halten. Das schwere Glas schmilzt im Innern und bildet am Boden der Flasche eine glühende Masse, die immer grösser wird. Weil es jetzt gefährlich wird, gehe ich hinaus auf die Strasse und warne die Kollegen. Die Flasche zerbricht nun mit einem gewaltigen Knall, und das flüssige Glas fliesst aus und entzündet sofort das viele Holz, das sich in der Schreinerei befindet. Es entsteht ein Grossbrand. «Ruft die Feuerwehr», sage ich zu meinen Kollegen, von denen mir keiner Vorwürfe macht. Ein älterer, erfahrener Vorarbeiter sagt den anderen Berufsleuten: «Was hätte er denn machen können?» Auch die Nachbarn im angebauten Haus erheben kein Geschrei, sondern tragen, auf meinen Rat hin, so schnell wir möglich ihre Sachen ins Freien.

Sonntag, 1. Dezember 2019


Ich bin eingeladen worden, erstaunlicherweise, in einen exklusiven Zirkel, den ich für unzugänglich hielt. Er besteht aus drei Freundinnen, drei edlen, sehr gebildeten und geistreichen Damen. Jetzt sitze ich aber mit ihnen bei Kaffee und Kuchen, und es scheint, als würde diese höchst ehrenvolle Einladung, die niemand sonst je erhalten hat, sehr viel bedeuten, nämlich die Aufnahme in ihren Kreis. Eine der Damen, eine Arbeitskollegin, mittlerweile gewiss sechzig Jahre alt, nimmt mich später beiseite und ist so entzückt von meiner Gegenwart, dass sie mich an sich zieht, mein Gesicht in beide Hände nimmt, mit ihrer Stirne meine Stirne berührt und mich flüchtig küsst. Ich spüre ihr Begehren und werde zu meiner Überraschung auch selber erregt. Es ist sehr seltsam, was sich hier abspielt. Die Dame hat mich bisher in keiner Weise angezogen, jetzt aber scheint sogar irgendein Liebesverhältnis möglich. Bin ich vielleicht sogar deshalb eingeladen worden, aus Berechnung? Unmöglich ist das nicht. Später vergrössert sich die Gesellschaft, andere treten hinzu, es wird irgendetwas gefeiert, und ein Herr überreicht mir ein Glas, bis zum Rand mit schäumenden Champagner gefüllt. Dieser schmeckt mir aber nicht, ich trinke nur wenig und überlege, ob ich ihn vielleicht in der Toilette unbemerkt wegschütten könnte, was aber kaum möglich sein wird.

Samstag, 23. November 2019


Unsere alte Wohngemeinde. Ein Bekannter, Parteimitglied, erfolgreich, in guter Stellung, wird unschuldig und durch einen dummen Zufall in eine hochpolitische Straftat verwickelt. Ein Todesurteil lässt sich nicht umgehen, er soll erschossen werden, und zwar öffentlich. Ich nehme, entsetzt und von Abscheu erfüllt, nicht an der Vollstreckung teil. Später wird davon sogar eine Photo in den Zeitungen publiziert, man sieht nur den nackten Oberkörper, mit einem Einschussloch in der Herzgegend. Es handelt sich dabei um eine besondere Stelle im oberen Teil der Herzgegend, auf die jeweils auch bei den Exekutionen der SS gezielt wird, weil damit mit einem einzigen Schuss der sofortige Tod herbeigeführt werden kann.

Montag, 18. November 2019


Dann ist Arbeitsschluss in unserem Dienst. Ich bin gut angezogen, mit Anzug und Krawatte, weil wir noch direkt an eine Veranstaltung gehen. Auch die Töchter sind erschienen und haben ihre Velos vor dem prächtigen Dienstgebäude abgestellt, was sie aber nicht tun sollten, weil die Gefahr gross ist, dass sie gestohlen werden. Ich sage daher, dass sie die Velos noch ins Gebäude bringen sollten. Da dies aber Verhandlungen mit den Hausdienern bedingt,  übernehme ich die Aufgabe. Ich bin ihnen bekannt, und sie werden mir sicher erlauben, die Velos ins Gebäude zu bringen. Obwohl es sehr kalt ist, gehe ich nur im Hemd hinaus. Zu den Velos zu kommen ist aber leider gar nicht einfach, weil es drei Eingänge gibt, ein Hauptportal und zwei kleinere Portale. Ich gehe durch das linke Portal hinaus und sehe nun, dass der grosse Platz vor dem Haupteingang abgesperrt ist. Es sind Seile gespannt, die den Platz abmessen, auf welchem ein riesiger festlicher Blumenteppich ausgebreitet werden soll. Gärtner sind dabei, die Blumentöpfe hinzustellen. Es soll ein Schweizerkreuz entstehen. Da bisher nur ein kleiner Teil der Fläche belegt worden ist, kann ich, unter kritischer Beobachtung von mir unbekannten Sicherheitsleuten, die Seile übersteigen und wohl nachher auch mit den Velos zurückkehren. Da die Aktion einige Geschicklichkeit verlangt, werde ich nicht beide Velos miteinander mitnehmen können, sondern den Weg zweimal machen müssen. 

Donnerstag, 14. November 2019


Ende einer Tagung, die ich, zusammen mit weiteren committee members durchgeführt habe. Es steht ein abschliessendes Diner bevor, an dem die Teilnehmer, ungefähr dreissig ältere Herren, teilnehmen werden. Wir haben dazu formelle Einladungen verteilt und planen auch, jedem Teilnehmer ein schönes Geschenk zu überreichen. Da viele der Herren auch mit den Gattinnen angereist sind, erscheinen nun einige auch mit ihren Gattinnen. Diese sind eigentlich genau genommen nicht eingeladen, aber da wir über genügend Plätze verfügen und das Restaurant flexibel ist, wird doch wohl alles klappen. Unerwarteterweise bringen nun aber auch die Teilnehmer Geschenke mit, für uns und den Vorstand, mit dessen Arbeit sie sehr zufrieden zu sein scheinen. Eine Dame erscheint mit einem ganzen Korb voll schönen, unterschiedlich grossen Päckli und verteilt sie. Sie legt sie nicht nur auf den Tisch des Vorstandes, sondern auch noch auf die Plätze von anderen ausgewählten Persönlichkeiten, die sich Verdienste in unserer Organisation erworben haben. Einigermassen erstaunt, aber auch erfreut sind wir, dass wir nun so viele Geschenke zu gewärtigen haben. Weil sie uns ohne Beschriftung überreicht werden, schreiben wir sie sofort an. Wir müssen wissen, von wem sie uns gegeben werden, um dann entsprechende Dankesschreiben zu versenden. Diese Aussicht ist uns aber unangenehm und lässt uns kurz aufseufzen.

Sonntag, 10. November 2019


Grosser Anlass. Ein Institut, das sich mit Berufsbildung befasst, wird feierlich eröffnet. Mehrere Redner sprechen, unter denen auch ich figuriere. Ich habe dabei die Aufgabe, einige persönliche Worte zu einem massgebenden höheren Beamten zu sagen und seine Person und seine Verdienste zu würdigen. Ich beginne, aber schon nach drei Sätzen gibt es einen kleinen Unterbruch. Der wird vom Vorsitzenden, einem sehr korrekten, stets für reibungslose Abläufe besorgten Chefbeamten benützt, mir das Wort abzuschneiden. Er macht sich berechtigterweise Sorgen, dass die Reden viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Es ist nämlich schon 13 Uhr, das Mittagessen wartet, und dabei sind noch mehrere weitere Redner vorgesehen. Er bittet mich also, nicht sehr höflich, mich kurz zu fassen, und lässt durchblicken, dass mein Beitrag in diesem Rahmen nicht so wichtig sei. Ich gehorche, so wie immer, sage nur noch wenige Worte und setze mich wieder. - Später gehe ich ins nahe Restaurant, mit einem Essensgutschein. Dort ist man am Aufräumen und Putzen, es ist zwei Uhr, und die Zeit für das Mittagessen ist vorbei. Ich bin ganz allein und frage, ob es nicht noch einen Teller geben würde. Ein Kellner fragt in der Küche nach und sagt dann, nicht sehr begeistert über den späten Gast, man werde noch etwas für mich machen.

Freitag, 1. November 2019

Wir besuchen mit einem Kleinflugzeug eine Insel. Es ist nicht weit, nur wenige Minuten. Die Insel liegt in einem flachen, sumpfigen Gebiet am Meer und kann nur auf dem Luftweg erreicht werden. Sie ist gefährdet, sagt man uns, sie kann jederzeit angegriffen werden oder von selber untergehen. Es ist gefährlich, sie zu besuchen, und doch besuchen wir sie, viele Male fliegen wir hin und her, ziemlich furchtlos, es ist nämlich eine schöne kleine Insel mit Palmen und weissen Sandstränden. Es hat Menschen gegeben, die versucht haben, sie zu Fuss zu erreichen, diese Menschen sind alle umgekommen, man sieht ihre Gerippe im Wasser liegen.

Mittwoch, 30. Oktober 2019


Ich habe, zusammen mit Parteigenossen, erfolgreich an einer Wahl teilgenommen. In einem kleinen Parlament verfügen wir nun über mehrere Sitze. Als älterer Herr und erfahrener Doyen lasse ich jüngeren, vielversprechenden Kollegen den Vortritt in den politischen Auseinandersetzungen. Zwei vor allem sind es, die einen guten Ruf hatten und allen sehr talentiert erschienen sind. Sie erweisen sich aber sofort als grosse Spinner und Dummköpfe. Einer hält eine Rede, die ihm ein berüchtigter extremer Ideologe geschrieben hat. Er kann sie nur mit Mühe ablesen und stockt mitten in einem Satz, weil er ein Wort nicht versteht. Es entsteht eine lange Pause. Seine politischen Gegner verspotten ihn, rufen bip bip bip, um anzudeuten, dass da einer wohl nicht recht im Kopfe ist. Ich bin ratlos und verzweifelt, aber immerhin froh, dass ich mich, bei der Verteilung der Plätze nicht neben diese beiden gesetzt habe und ich ihre miserablen Auftritte nicht verantworten muss.

Mittwoch, 23. Oktober 2019


Reisegruppe. Wir kommen zu einem Zoo mit Krokodilen, ein Naturpark. Der Besuch ist nicht ganz ungefährlich, und nicht alle wollen mitkommen. Wir ziehen unsere Wanderschuhe an, sie sind ganz neu, und leider um eine Nummer zu gross. Dann steigen wir mit der Gruppe über eine schmale Treppe hinab in ein kleines Tal, wo wir auf Stegen über Sumpfgebiet und Teiche geführt werden. Unten im dunklen Wasser sehen wir dann, direkt neben dem Steg, ein riesiges Krokodil. Es könnte uns problemlos vom Steg zerren und fressen. Ich sage das auch, zu einem Mitreisenden, einem ernsten Herrn, der aussieht wie ein gutbürgerlicher Politiker. Meine Befürchtungen ärgern ihn. Es geht nun weiter, nicht mehr auf einem Holzsteg, sondern auf Rundhölzern, die in kleinen Abständen miteinander verbunden sind, wie auf einem Kinderspielplatz. Halten können wir uns an Seilen. Unter uns sehen wir wieder viele Krokodile. Weiter vorne soll es nun eine Vorführung geben.

Donnerstag, 10. Oktober 2019


Eine lange Busfahrt steht bevor, in einem alten, unbequemen Bus. Ich bin mit zwei entfernt Bekannten unterwegs und steige mit ihnen ein. Die beiden wollen vorne sitzen, beim Buschauffeur, wo es in einem abgetrennten Bereich vier Sitze für Fahrgäste hat. Zwei sind schon besetzt, auf die beiden anderen setzen sie sich. Ich setzte mich auf das Dach, obwohl es im Bus keine weiteren Passagiere hat. Die Fahrt scheint mir reichlich gefährlich, der Fahrer fährt schnell, in engen, kurvenreichen Strassen, auf denen sich auch Velofahrer und Fussgänger bewegen. Nach zwei Stunden gibt es einen Zwischenhalt, wir betreten ein grosses, altertümliches, aber verlassenes Hotel. Dort soll uns, so heisst es, ein Abendessen serviert werden. In einem kleinen Saal ist ein Tisch sehr sauber und reich gedeckt. Ich bin in Verlegenheit, weil ich kein Essen erwartet und die Schuhe im Bus gelassen habe. Ich spreche mit dem Fahrer, er ist jung und sieht gut und intelligent aus. Er sagt, er sei Reporter und fahre, um zusätzlich etwas Geld zu verdienen, diese Strecke sehr oft.

Sonntag, 6. Oktober 2019

Kampf oder Kampfspiel, wir wissen es nicht so genau. Der Kampf geht über drei Runden, jetzt steht es eins zu eins, die dritte Partie wird entscheiden. Es ist ein furchtbarer Entscheid, so spüren wir, es geht am Ende um Leben und Tod. Die Kampfesweise ist unbekannt, irregulär, gefährlich auch für die Zuschauer. Es wäre besser für uns, wenn wir verschwinden würden. Wir besteigen aber trotzdem eine riesige Holztribüne, auf der bis jetzt nur wenige Zuschauer Platz genommen haben, und harren der Dinge, die da kommen werden. Vielleicht ist es ja auch möglich, dass einer der Kontrahenten vor dem Kampf ermordert wird, und in diesem Fall würde uns möglicherweise nichts geschehen.

Freitag, 4. Oktober 2019


Beginn eines Wiederholungskurses. Ich bin Fahrer, fasse im Fahrzeugpark einen grossen Lastwagen und fahre mit ihm, ohne Ladung, zum Kantonnement, ungefähr eine halbe Stunde. In unserem Kurs läuft alles papierlos, über private Iphones. Ich aber habe nur ein altes Handy, das für den Dienstbetrieb nahezu unbrauchbar ist. Wie kann ich da wissen, was von mir verlangt wird? Allgemein herrscht ein beträchtliches Durcheinander. Ein höherer Offizier erscheint, mit einem sonderbaren Abzeichen, einem Kreuz mit drei Querbalken. Er tritt auf mich zu und fragt streng, ob ich wisse, was ein Abt sei. Ich verneine. Er erklärt mir einigermassen ungeduldig, er sei der Abt der Fahrer. Er übergibt mir ein kompliziertes Formular, mit vielen winzig kleinen Felder, das auszufüllen sei, und zwar sofort. Er müsse den Benzinverbrauch kontrollieren. Wie soll ich aber diesen Verbrauch messen? Ich bin ja noch kaum gefahren und sehe, dass sich der Anzeiger noch auf der Ausgangsposition befindet. Ein anderes Messgerät steht mir nicht zur Verfügung. Während dem Gespräch mit dem Abt heftet sich ein kleiner Soldat, fast ein Kind, an meinen Ärmel, und beisst mich. Ein Verrückter! Ich versuche, mich zu befreien, indem ich ihn heftig kneife. Das bringt ihn aber nicht dazu, mich loszulassen. Der Abt verschwindet wieder, so schnell wie er gekommen ist.

Dienstag, 1. Oktober 2019


Wir haben, als Bediensteter, Zugang zu einem Plenarsaal eines Parlamentes. Wir planen eine revolutionäre Aktion und haben einen besonderen Zugang bauen lassen. Gleich neben dem normalen Eintritt zum vorderen Teil des Saales, wo sich das Präsidium, die Minister und das Rednerpult befinden, haben wir einen zweiten grossen Gang gebaut, der nur durch eine in der Wand eingelassene Platte zugänglich ist. Wir zeigen unser Werk dem Anführer unseres Unternehmens und sehen dabei, dass sich verschiedene höhere Beamte im Plenarsaal aufhalten. Es wird irgendetwas besichtigt oder geplant. Einer von ihnen, ein grosser Wichtigtuer, sieht uns und kommt uns durch den neuen Gang entgegen, einigermassen erstaunt. Wir versuchen, so unschuldig wie möglich auszusehen. Vorwerfen kann man uns ja nichts, unsere Pläne sind nicht bekannt, aber das Bauwerk ist natürlich jetzt für uns wertlos geworden. «Was tut ihr hier in des Teufels Küche», sagt der Herr zu uns, wie immer in guter Stimmung. Wir lachen alle drei. «Sehen, dass in allen Töpfen immer alles gut umgerührt wird», sagt mein Begleiter, was gut zur allgemeinen Heiterkeit passt. Nun müssen wir selbstverständlich unsere Pläne aufgeben. Die Sache wird aber sicher keine weiteren Folgen haben. Denn dass es nun diesen neuen Zugang gibt, wird uns gewiss als wertvollen Beitrag zur Verbesserung unserer Arbeit angerechnet werden.  

Montag, 30. September 2019


Ich fahre in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, mit dem Bus. Jemand ist bei mir, wir halten uns auf einem Trittbrett stehend fest. Der Bus fährt viel zu schnell. Wir erklären es damit, dass uns der Chauffeur gehört hat, als wir von einem Autorennen sprachen und von 160 oder 180 Stundenkilometern. Jetzt scheint es, will er auch mindestens 120 fahren, und das in der Innenstadt. Auf dem Bahnhofplatz, wo wir aussteigen und den Zug nehmen wollen, hält er gar nicht, sondern fährt hinunter in eine Tiefgarage, etwa sechs oder sieben Stockwerke in die Tiefe, noch immer mit schwindelerregender Geschwindigkeit. Unten angekommen steigen wir aus und suchen einen Weg nach oben. Mein Begleiter, ein geschickter, kräftiger Mann, will einen grossen Schacht benützen, in welchem er einen kleinen, für Lasten bestimmten Lift sieht. Wir steigen ein und fahren hoch. Er steht so, dass er keine Probleme hat, ich aber sehe, wie ein dickes Blechdach auf mich zukommt. Ich muss mich blitzschnell drehen und kann im letzten Moment auch noch die Füsse wegziehen. Sie wären eingeklemmt worden. Der Lift hält nun, mitten in der Wand. Es gibt aber weitere Ausbuchtungen und Betonträger, auf denen wir, wie mein Begleiter sagt, problemlos hinaufklettern können.

Dienstag, 24. September 2019

Wir träumen, dass uns ein grosses, waffenstarrendes Heer gegenübersteht, eine kompakte Masse aus Männern, Panzern, Speeren und Schwertern. Was uns betrifft, so sind wir nur eine kleine Gruppe von halbnackten Wilden, die dem Anmarsch des Feindes scheinbar nichts entgegensetzen kann. Das Heer nähert sich, seine vorderste Reihen lösen sich auf, und die dort plazierten, besonders furchterregenden Kriegshelden treten einzeln vor, sie tänzeln und schwingen kunstvoll ihre Waffen. Es sieht aus, als ob sie vor dem Angriff noch einen rituellen, die bevorstehende Abschlachtung einleitenden Tanz aufführen wollten. Wir stehen ihnen gegenüber, halbnackt und nur mit leichten Bogen bewaffnet, aber mit Bogen, die sich zu unserer Ueberraschung als äussert wirksam erweisen. Gleich der erste Pfeil, mehr versuchsweise abgeschossen, streckt einen der Schwerbewaffneten nieder, und auch ein zweiter und ein dritter Pfeil treffen genau die wenigen verletzlichen Stellen der Gepanzerten. Wir senden nun gelassen weitere Pfeile ab. Sie schlagen ein wie Lenkwaffen, die von ihren Zielen angezogen werden, und töten weitere Anführer. Unsicherheit verbreitet sich, der Tanz kommt zum Stillstand, man beugt sich über die Toten, während die Masse des Fussvolks schon Hals über Kopf flieht.

Freitag, 20. September 2019


Eine Volksabstimmung findet statt, über ein sehr wichtiges Thema, eine wissenschaftliche, biologische, medizinische Angelegenheit. Die Eliten sind siegesgewiss, aber auch sehr erregt, es geht um eine wichtige Zukunftsfrage. Opposition gibt es kaum, insgeheim aber dann doch. Wir zum Beispiel haben Bedenken und publizieren im Internet an entlegener Stelle einen kleinen Text, von dem dann aber offensichtlich eine grosse Wirkung ausgeht. Die Abstimmung bringt eine eklatante Niederlage des Establishments, man zählt 65 Prozent Nein-Stimmen. Grosse Nervosität verbreitet sich, Zorn, Rachegelüste, man befürchtet Gewalttaten. Unser Text kommt nicht ins Spiel und wäre auch nicht angreifbar, denn er ist, wie alles, was wir schreiben, unangreifbar ausgewogen. Man stürzt sich auf andere Verdächtige, die aber unschuldig sind und dies auch leicht beweisen können. Was uns betrifft, so sagen wir achselzuckend, dass man eben die Stimmung im Volk völlig falsch eingeschätzt habe. Das Volk wisse im übrigen eben vieles sehr viel besser, als die Herren oben glauben würden.

Mittwoch, 18. September 2019


Ich habe, für private Zwecke, aber über die Bibliothek an meinem Arbeitsort, aus einer deutschen Bibliothek ein dickes, zweibändiges Werk über den deutsch-russischen Krieg von 1942 bis 1945 bestellt. Dabei wurde der Band 2 irrtümlicherweise zweifach geliefert. Dies verursacht nun Probleme und Missverständnisse. Die Deutschen glauben, das Buch sei beschädigt worden und erscheinen mit einer sechsköpfigen Delegation in unserer Bibliothek, mit zwei Direktoren, zwei Bibliothekaren und zwei Spezialisten für Restaurierungen. Auch von unserer Seite sind die Mitglieder der Geschäftsleitung erschienen. Wir versammeln uns in der Bibliothek und stehen um die drei Bücher herum. Zuerst erklären die Deutschen, dass die Restaurierung auf jeden Fall in Deutschland erfolgen solle. Eine kurze Untersuchung zeigt aber, dass die Bände überhaupt nicht beschädigt sind. Ein Spezialist für die Wiederherstellung mittelalterlicher Handschriften aber findet eine Seite, auf welcher ein kleiner Falz zu sehen ist. Das sei ein kleiner Schaden, den er beheben werde. Alle blicken ernst, und keiner lächelt und gibt zu, dass die ganze Geschichte eine lächerliche und dumme Komödie ist. Man steht noch einige Zeit weiter herum und redet von anderen Dingen, allerlei grossen Projekten und Dienstreisen. Niemand fragt, warum ich das Buch ausgeliehen habe. Man geht selbstverständlich davon aus, dass es in meinem Dienst notwendig war, diese Bücher aus dienstlichen Gründen zu beziehen.

Dienstag, 10. September 2019

Opernbesuch. Eine feierliche Aufführung steht bevor, eine der grossen Wagner-Opern. Wir sind nicht etwa wieder zuspät und haben auch keine Probleme mit den Eintrittskarten, sondern stehen im prachtvollen Foyer und warten mit vielen Musikfreunden auf die Öffnung der Türen. Manche stehen, die höheren Kreise sitzen in langen Reihen auf einer Art von Kirchenbänken. Ich bin mit meiner Gattin da, und auch mit einem musikbegeisterten Arbeitskollegen und dessen Frau. Ihm allerdings fehlt eine Kravatte. Meine Frau hat glücklicherweise seidene Halstücher bei sich, die sie ihm anbieten kann. Sie sind natürlich zu gross, er sieht damit etwas abenteuerlich aus, irgendwie südamerikanisch, aber immerhin besser als ohne Krawatte. Auch seine Frau entschliesst sich, noch ein Tuch umzuwerfen. Jetzt sind Bläser zu hören, sie laden mit einem berühmten Wagnermotiv ein zum Besuch der Aufführung. Die Einlasstüren öffnen sich und die Besucher strömen in den weiten Konzertsaal. Wir sehen, wie gesagt, etwas komisch aus, fallen aber nicht weiter auf. Die vornehme Zürcher Gesellschaft, die jetzt von ihren Kirchenbänken aufsteht und die Gala-Vorstellung besuchen will, nimmt uns nicht wahr. Sie besteht aus sehr gewöhnlich aussehenden alten Damen und Herren, die ganz mit sich selber beschäftigt sind und wohl keine Ahnung davon haben, was sie erwartet.

Freitag, 6. September 2019


Sehr erotischer Traum, recht seltsam, in meinen alten Tagen. Ich bin im Militärdienst und teile in einer Kaserne ein recht komfortables Zimmer mit einem Kameraden. Dieser wird abdetachiert, für einige Tage, ein Fahrer holt ihn ab. Später bin ich in einem grösseren Aufenthaltsraum mit langen Kantinentischen, ich sitze unter Soldaten, aber auch unter Frauen. Alle naturgemäss unzugänglich. Zufällig habe ich dann aber Kontakt mit einer etwas weniger reservierten Frau. Schön ist sie nicht, interessant auch nicht, und doch schwatze ich mit ihr und mache auch Komplimente. Sie wird plötzlich sehr lebhaft und lässt ihre Freunde sitzen. Ich fasse sie an, sie lehnt sich an mich, meine Hände finden unter ihrem grauen Militärpullover die nackten Brüste. Ich streichle sie, was sie sehr erregt. Sehr diskret gelangen meine Hände auch unter den Tisch und dort an ihr Geschlecht. Jetzt deutet sie an, mit heftigem Züngeln, dass sie mich küssen will. Das geht aber nicht, unter den vielen Leuten, die sich im Raum befinden. Ich schlage ihr vor, wegzugehen, hinauf in eine kleine Mansarde, über die ich verfügen kann. Sie ist sofort einverstanden. Wir verständigen uns und gehen weg, getrennt, um nicht aufzufallen. Beim Hinaufgehen im Treppenhaus erinnere ich mich, dass ja auch mein Zimmer frei wäre. Dieses wäre sicher bequemer für unser Vorhaben, aber vielleicht doch nicht ganz störungsfrei. Aber wird es denn oben problemlosen Sex geben? Könnte sie nicht ein Kind bekommen, fällt mir plötzlich ein. Die Soldatin ist jung, sehr gesund und kräftig! Will sie nicht vielleicht ein Kind? Ein Präservativ wäre jetzt sehr wichtig, ich habe aber keines, ein solcher «Notfall» war in keiner Weise voraussehbar. Ich werde sehr vorsichtig sein und sie wohl enttäuschen müssen.  

Montag, 2. September 2019


Es findet eine von mir geleitete Sitzung einer interdepartementalen Arbeitsgruppe statt. Sie sollte von 17.00 bis 17.45 dauern, aber um 17.00 sind erst wenige Teilnehmer eingetroffen. Es sollten mindestens etwa dreissig sein, und die wenigsten sind mir bekannt. Sie sind auch nicht vorher angekündigt worden. Nach einer Viertelstunde kann ich die Sitzung noch immer nicht eröffnen. Um wenigstens die Teilnehmer festzuhalten, beauftrage ich einen Kollegen, doch mit einer Liste bei allen herumzugehen. Alle schwatzen und scheinen keinerlei Interesse an unserem Projekt zu haben. Mir ist diese Art von Geschäftserledigung hinreichend bekannt: es gibt überall Leute, die in den Departementen beschäftigungslos herumhängen, und die man dann jeweils in die Arbeitsgruppen schickt, an denen man kein grosses Interesse hat. Um 17.30 erscheinen nun sogar Vertreter des Departementes für Verteidigung und Bevölkerungsschutz (VBS). Unter ihnen ist jemand, der sehr alt Bundesrat Ogi gleicht. Ist es vielleicht sogar Ogi? Jemand fragt mich, wo Pontresina liegt. Und ein Beamter des VBS, das in solchen Fragen stets vorbildlich zu handeln pflegt, übergibt mir eine sauber verfasste, ausführliche Stellungnahme, die mir gewiss sehr hilfreich sein wird. Es ist nun 17.40, und einzelne Teilnehmer verlassen nun bereits wieder das Sitzungszimmer. Ich ergreife im allgemeinen Lärm mutig das Wort und schlage die Bildung eines kleinen dreiköpfigen Ausschusses vor, der die Arbeit machen soll. Ich würde den Vorsitz führen und die beiden anderen Mitglieder noch durch eine Umfrage zu finden versuchen. Alle sind sogleich einverstanden und eilen erleichtert weg.

Freitag, 23. August 2019

Wir besuchen eine Tagung im Luzerner Kongresszentrum, suchen den Sitzungssaal, der sich in der obersten Etage eines riesigen Gebäudes befindet. Wir sind zu dritt, ein Kollege und Novella sind bei mir. Der Weg ist nicht leicht zu finden, weil das Gebäude sehr gross ist. Im Erdgeschoss ist der Bahnhof, weitere Gebäudeteile werden von der Universität und einem Spital belegt, das Ganze ist weit hinauf an einen Berghang gebaut. Wir kommen immer höher und höher, irren herum, verlieren dabei Novella, erreichen aber am Ende den Saal, wo alle Teilnehmenden schon versammelt sind und eine erste Einführung erhalten, stehend. Man begrüsst uns herzlich. Vor uns liegt ein grossartiges Panorama, man sieht durch eine Fensterwand den See und gewaltige Bergketten, es ist noch früh am Morgen, die Sonne ist eben erst aufgegangen, die schneebedeckten Gipfel glühen rot. Alle stehen herum, es ist nicht recht zu sehen, wie wir hier sitzen sollen, denn es hat nur, in einer Reihe gegen die lange Fensterfront, vielleicht zehn grosse Tische und vor jedem Tisch einen gewaltigen Ledersessel. So werden wohl die Wirtschaftsführer sitzen, denken wir, wenn sie da sind, für unsere Tagung ist diese Möblierung überhaupt nicht brauchbar. Ob Novella wohl noch kommt? Ja, gewiss, denken wir, sie wird sich zu helfen wissen, sie ist ja sehr klug.

Freitag, 16. August 2019


Grössere Reisegesellschaft, unter anderem mit Leuten aus dem Büro, auch Pensionierte sind dabei. Wir versammeln uns zum Abendessen, in einem Hotel, das sich oberhalb einer grossen Stadt befindet. Es ist schon dunkel, unter uns leuchtet und glüht die Stadt. Wir warten auf das Essen, als das Licht ausgeht. Ist es ein allgemeiner Stromausfall, wie er in Italien zu erwarten ist? Nein, denn in der Umgebung und unten in der Stadt ist weiterhin alles hell erleuchtet. Der Fehler liegt offenbar im Haus. Vielleicht ist eine Sicherung durchgebrannt? Die Angestellten sind hilflos und drücken verzweifelt die Lichtschalter, was aber nur zu einem Knistern und Knallen führt. Kann jetzt trotzdem ein Abendessen serviert werden? Es muss jetzt improvisiert werden, was den offensichtlich überforderten Angestellten schwer fällt. Sie bitten uns in die Küche, wo wir Teller und Besteck erhalten. In einer langen Reihe stehend, erhalten wir aus einer grossen Pfanne sodann eine Art Gemüse- und Fleischsuppe, die noch warm ist. Da die Teller flach sind und sich die meisten, hungrig wie sie sind, zuviel herausschöpfen lassen, verschütten viele diese Mahlzeit, auf den Boden oder gegen ihre Brust. Dummköpfe, denke ich, nehme nur wenig und kann dieses Wenige problemlos wegtragen. Allerdings sollte ich nun auch noch auf die Toilette, die sich im Gang befindet. Wo aber kann ich den Teller so abstellen, dass nicht auch bei mir alles verschüttet wird? Ich sehe keine Möglichkeit.

Montag, 12. August 2019


Wir, meine Gattin und ich, haben Karten für eine einzigartige, grosse Aida-Aufführung im berühmten alten Opernhaus, eine Sondervorstellung mit der besten Sängerin der Welt, mit Cecilia Bartoli. Die Vorstellung beginnt um halb acht Uhr. Wir planen ganz schlecht und kommen dummerweise erst um sieben Uhr nach Hause und sollten uns ja noch umziehen. Meine Gattin wird auf jeden Fall zuspät kommen. Ich aber will, so wie ich bin, im alten grünen T-Shirt, schon losfahren, mit dem Velo. So könnte ich in zehn Minuten zum Opernhaus gelangen. Da wir getrennte Plätze erhalten haben, spielt es keine Rolle, wenn wir nicht miteinander gehen. Im Treppenhaus allerdings fällt mir ein, dass ich ja einen sehr guten Platz habe und gewiss unter lauter festlich gekleideten Leuten sitzen werde. Mit dem alten T-Shirt würde ich sehr unangenehm auffallen. Also zurück, den Anzug anziehen! Das braucht aber seine Zeit, zumal ich noch eine Kravatte suchen muss. Meine schönen Kravatten liegen vernachlässigt in einem Knäuel auf dem Boden des Kleiderschrankes. Aber wo ist denn die kostbare Eintrittskarte? Auch sie muss gesucht werden und findet sich schliesslich unter den vielen Papieren, die ich in der dicken Brieftasche habe. Um halb acht geht es los, jetzt mit der Gattin, die sich inzwischen auch bereit gemacht hat. Um 19.45 sind wir im riesigen, golden und sibern erstrahlenden Foyer des Opernhauses. Noch stehen Leute herum. Hat die Vorstellung vielleicht noch nicht begonnen? Ich sehe, wie sich eine Türe zum Saal öffnet und noch Gäste Einlass finden. Sie schliesst sich aber wieder, und jetzt, wie es scheint, definitiv. Wir müssen nun wohl längere Zeit warten, bis sich wieder eine Gelegenheit zum Eintritt bieten wird, vielleicht erst in der grossen Pause. Wie dumm das ist. Und wie dumm wir den Opernfreunden um uns herum erscheinen werden, weil wir es nicht geschafft, rechtzeitig zu einer derart grossartigen Aufführung zu erscheinen. Erneut muss ich meine Eintrittskarte suchen, die ich in eine der Taschen des Anzugs gesteckt habe. Meine Gattin aber begrüsst entzückt eine ältere, ihr bekannte Dame vom Personal, die mit Champagner unterwegs ist, der dem VIP-Publikum gratis angeboten worden ist und nun auch für uns zur Verfügung steht. Eine weitere Dame erscheint,  nimmt die Jacke meiner Gattin entgegen und bringt sie zur Garderobe, ohne uns eine Marke abzugeben. Es scheint, dass für die heutige ausserordentliche Vorführung ein ganz exklusiver Garderobenservice geboten wird, bei dem jeder Gast darauf zählen kann, dass ihm nach dem Ende der Vorstellung alles Abgenommene wieder persönlich übergeben wird.  

Samstag, 10. August 2019


Arbeit in einer grösseren Bibliothek. Ich lese nicht nur, sondern beobachte auch die Studentinnen. Eine einsame dunkle Schönheit gefällt mir besonders, eine Spanierin. Ich spreche sie an, schwatze viel, rede schnell einmal von Liebesglück und komme damit, nach einigem Widerstand, zu einer überraschend guten Beziehung, zu einer geradezu festen Verbindung. Am nächsten Tag sind wir mit einer grossen Gruppe, zu der auch meine neue Bekannschaft gehört, auf Reisen. Auch unsere ganze Familie ist dabei, mitsamt meiner Mutter und meinen Enkelkindern. Irgendwo unter den Leuten ist auch die Somma, ich sehe sie allerdings nicht. Meiner neuen Bekanntschaft gehe ich aus dem Weg, denn ich möchte dieses Verhältnis nicht mehr weiterführen oder jedenfalls nicht vor allen anderen zeigen. Bei einem kleinen, am Meer gelegenen Bahnhof, wo alle auf den Zug warten, tritt die junge Spanierin zu mir und fragt ungehalten, warum ich sie meiden würde. Es sei doch ein sehr schöner Tag, und wir könnten es jetzt schön haben miteinander. Ich verweise auf die Familie um die ich mich kümmern müsste. Meine Mutter ist ja auch dabei und hat beim Gehen grosse Schwierigkeiten. Vorhin, auf einem schmalen schlechten Waldweg, der bergauf führte, hatte sie grösste Schwierigkeiten. Ich musste ihr die Hand geben und sie stützen und ziehen. Die junge Frau sieht, dass ich mich nur herausreden will, und trennt sich enttäuscht und zornig von mir. Ich bemerke erst jetzt, dass sie gar nicht so schön und jung ist, wie sie mir gestern schien. Dann Fahrt mit Zug, zuerst nur wenig über dem Meeresspiegel über Felder und weite Ebenen, dann aber auch auf einem Damm übers Meer. Es ist dies die Nordsee, und wir sind in der Nähe von Rotterdam. Der Damm ist schmal und liegt nur wenig über dem Meeresspiegel, so dass die Fahrt einer Schiffahrt gleicht. Es hat Wellen und überall Gischt. Nass werden wir nicht, aber Sorgen haben wir, wegen den Kindern. Sind sie gesichert, halten sie sich auch fest? Wenn sie über Bord gehen würden, wäre es unmöglich, sie zu retten. Dann steigen alle aus, jetzt in einer spanischen Stadt. Unsere grosse Reisegruppe geht durch eine Vorstadt. Wir verlieren einander schon dort, noch vor der weltberühmten Altstadt mit der schönsten und grössten Kathedrale der Welt. Ich bin begeistert und möchte sie gleich mit meinen Angehörigen besuchen. Aber wo sind sie denn, und wo sind anderen? Wird sich unsere Gruppe hier wieder zusammenfinden?

Sonntag, 4. August 2019


Meine Frau und ich sollten einen vielfarbigen Stadtplan von Wien abzeichnen, den ein Künstler so ungefähr im Stil von Hundertwasser angefertigt hat. In der Mitte befindet sich der berühmte grosse Bahnhofplatz, historisch gewachsen und daher unregelmässig, mit vielen Ecken, manche dicht nebeneinander, andere durch Häuserfronten von vielleicht zweihundert Metern Länge getrennt. Von diesem Platz aus führen (auf unserem Kunstwerk) keine Strassen, sondern nur lange schnurgerade Linien, auch sie manchmal nahe beieinander und dann wieder weiter voneinander entfernt. Alles in allem entsteht so das Bild einer vieleckigen Sonne, von der aus unregelmässigen Abständen Strahlen ausgehen. Die Flächen zwischen den Strahlenlinien sind, meist mit schwachen blassen Farben, ausgemalt. Manche Flächen, vor allem die sehr schmalen, sind noch durch gerade Linien unterteilt. Die so entstandenen kleinen Felder sind sodann mit kräftigeren starken Farben bemalt worden. Wir überlegen uns nun, wie wir das Bild kopieren und die Arbeiten aufteilen können.

Donnerstag, 1. August 2019


Langer Militärtraum. Es ist 9 Uhr, ich befinde mich mit meiner gesamten Ausrüstung und vielen persönlichen Sachen in einer Unterkunft in der Nähe der Schanzenpost, wo ich eine offenbar recht gemütliche militärische Dienstleistung absolviert habe. Um zehn Uhr beginnt jetzt aber eine weit wichtigere, sehr ernsthafte Dienstleistung, eine längere Schule. Antreten mit der vollen Ausrüstung ist irgendwo beim Bundehaus West oder beim Bernerhof, so genau weiss ich es gar nicht, ich habe den Einberufungsbefehl irgendwo verlegt. Jetzt aber muss in grösster Eile gepackt werden. Ich stelle fest, dass ich niemals alles einpacken kann, denn ich habe neben den normalen Ausrüstungsgegenständen noch viele persönliche Utensilien bei mir, vor allem ein ganzes Bücherbrett mit etwa zwei Laufmetern Taschenbüchern. Allein etwa sieben Bände Proust. Warum ist das alles noch da? Ich hätte doch Gelegenheit gehabt, das meiste in grossen Paketen nach Hause zu schicken! Ich beginne eifrig zu packen, noch im Pijama und im Trainingsanzug. Der Effektensack wird prall gefüllt und somit sehr schwer. Der Rucksack erweist sich als sehr geräumig, dort verschwinden die Bücher. Eine mir bekannte ältere Putzfrau hilft mir dabei und sagt, sie würde auf die Sachen, die ich zurücklassen müsste, aufpassen. Zurücklassen muss ich doch einiges, eine Kaffeemaschine zum Beispiel, schöne teure Kaffeetassen und viele Toilettenartikel. Jetzt ist es 9.45 Uhr. Die einberufenen Soldaten sind gewiss schon am Einstehen, vom Feldweibel aufmerksam beobachtet. Wenn ich jetzt erscheinen würde, würde ich ihm bereits unangenehm auffallen. Dabei ist noch nicht klar, ob ich mit dem jetzt gefüllten unglaublich schweren Rucksack und dem ebenso schweren Effektensack überhaupt gehen kann. Ich bin auch noch gar nicht angezogen, die Uniformstücke hängen an der Wand, und ich sollte zudem noch auf die Toilette. Dort muss ich warten und verliere weiter Zeit, weil ein anderer sein Geschäft verrichtet. Jetzt steht endgültig fest, dass ich wahrscheinlich eine ganze Stunde zuspät kommen werde. Gibt es einen Ausweg? Ich könnte meinen jetzigen Kommandanten fragen, der in einem Büro in der Nähe auch letzte Arbeiten erledigt, ob er mich entschuldigen könnte. Das wäre nicht undenkbar, und meine Verspätung würde vielleicht entschuldigt, wenn sie sich militärisch begründen liesse. Aber wird er das machen, und wie kann er mit meiner neuen Einheit überhaupt Verbindung aufnehmen? Vieles ist unklar. Noch bin ich nicht angezogen, noch weiss ich nicht, ob ich mit allem Gepäck überhaupt losziehen kann. 

Donnerstag, 25. Juli 2019

Wir sind in den Ferien, in den USA, nehmen an einer Veranstaltung teil, etwas Kommerzielles, Komisches, Amerikanisches, an welcher Wettbewerbsfragen gestellt werden. Eine richtige Antwort bringt 10000 Dollar, und eine zweite richtige Antwort gar 100000 Dollar. Die Frau, die die Veranstaltung durchführt, wählt die Kandidaten aus, die zum Zuge kommen, sie wendet sich überraschenderweise auch an uns. Wir erhalten die grosse Chance, verstehen aber die Frage nicht genau, nehmen aber an, dass victorian die richtige Antwort ist und wollen das sagen, da hat aber bereits eine andere Teilnehmerin victorian gerufen, damit ist unser Anspruch verwirkt. Der Preis wird nicht ausgerichtet, wir erhalten aber einen Trostpreis, die Dame geht in ein Nebenzimmer und kommt mit drei Münzen zurück, die sie uns übergibt, es sind drei kleine silberne schweizerische Fünfzigräppler.

Samstag, 20. Juli 2019



Abend, Ende einer undefinierbaren Tagung, ich bin allein und habe einen langen Heimweg vor mir, alles zu Fuss, hinunter in ein Tal. Busse fahren keine mehr. Bevor ich mich auf den Weg mache, möchte ich aber noch etwas essen oder einkaufen und gehe daher in der Gegenrichtung einige hundert Meter hinauf, wo es, wie ich weiss, ein Restaurant geben soll. Die Strasse ist schmal und führt in einer langen Kurve zu einigen Häusern hinauf. Sie ist, bis auf ein sonderbares kleines blaues Lämpchen, das in den Boden eingelassen ist, unbeleuchtet. Ein Auto kommt mir entgegen, dann auch ein Velofahrer, ohne Licht und auf der falschen Strassenseite. Weiter oben erwarten mich verkommene, zerlumpte Jugendliche, die mich anpöbeln und bedrohen und Geld verlangen. Die Lage ist ungemütlich, das Restaurant auch von diesen Gestalten besetzt zu sein scheint. An ein Essen oder einen Einkauf ist nicht zu denken.

Donnerstag, 11. Juli 2019


Ein Bekannter von uns, fast so etwas wie ein Freund, hat einen Autounfall gehabt. In einem grossen komplizierten Kreisel, mit Ein- und Ausfahrten, ist er mit einem anderen Auto zusammengestossen. Der Schaden hält sich in  Grenzen. Seine Schuld ist nicht erweisen, aber der Fahrer des anderen Autos besteht darauf. Es scheint ein hartnäckiger, bösartiger Mensch zu sein, der nicht nur den Schaden bezahlt haben will (dazu wäre unser Bekannter bereit), sondern ganz allgemein Schadenersatzforderungen stellt und seine Fahrtüchtigkeit infrage stellt. Er will sie überprüft sehen und ist überzeugt, dass man ihm den Fahrausweis wegnehmen sollte. Unser Bekannter ist ein braver, gutmütiger Mensch, der durch dieses aggressive Verhalten ganz verunsichert wird. Gerade jetzt kommt er, um die Mittagszeit, von einer langen Auseinandersetzung zurück, in das Hotel, wo ich mit ihm an einer Tagung oder einer Zusammenkunft mit vielen Bekannten teilnehme. Um was es sich handelt, wird nicht klar, sowenig wie klar ist, in welchem Verhältnis er zu uns steht. Ich befinde mich zunächst allein in einem Saal, in dem nur einzelne Stühle herumstehen. Er setzt sich zu mir und erzählt von seinem Fall. Er sei nun so angeschlagen, dass er denke, er müsse einen Arzt aufsuchen. Heute Nachmittag um vier Uhr gehe es aber schon wieder weiter. Er habe eine Fahrprüfung und müsse mit Experten und seinem Widersacher besonders wieder den Kreisel befahren, in dem der Unfall geschah. Jetzt kommen andere herbei, nehmen einen Stuhl und setzen sich um uns herum. Schliesslich bildet sich ein Kreis von gewiss zwanzig Personen allen Alters. Sie haben noch nie von dieser Geschichte gehört, sind aber neugierig und wollen wissen, was passiert ist. Unser Freund, ein hagerer Mann mittleren Alters, berichtet nun allen von seinen Sorgen, aufgeregt, erschöpft, angeschlagen.

Dienstag, 2. Juli 2019


Irgendein Anlass, eine Konferenz in einer grossen spanischen Stadt. Es ist Abend, die Veranstaltung ist zu Ende, ich will zu Fuss zu meinem Hotel, das in einem schönen Stadtteil mit vielen prächtigen Gebäuden liegt. Ich kenne nur ungefähr die Richtung, in die ich gehen sollte und verirre mich im Gewirr der Strassen und der unübersichtlichen Topografie. Ich gelange in einen anderen Bezirk und zur riesigen, im Scheinwerferlicht erstrahlenden Kathedrale. Das ist mir auch recht und kein Problem, denn so kann ich in Ruhe noch diese Sehenswürdigkeiten besuchen und später dann den Weg nach meiner Unterkunft erfragen. Vor einem Seitenportal streiten zwei Frauen mit einem jungen Spanier. Die Frauen sind Kunstschaffende und arbeiten an einem Kunstprojekt. Der junge Mann bedroht sie mit einer Peitsche, wie sie hier offenbar die Einheimischen mit sich führen. Sie besteht aus einem Stab und einer langen dünnen Schnur. Wenn die Peitsche geschwungen wird, kann sie auf Gesicht und Körper feine Linien hinterlassen, die ein Leben lang zu sehen sind. Ich möchte keinesfalls in diese Auseinandersetzung verwickelt werden und gehe weiter. Dem Spanier aber gefällt das nicht. Er lässt von den Frauen ab und verfolgt nun mich als neues Opfer. Ich diskutiere mit ihm, wehre mich, erfolgreich sogar. Ich kann ihm die Peitsche entwinden und will sie nun eine steile Böschung hinunterwerfen. Der junge Mann wird ganz traurig und passiv und steigt nun selber hinunter die in kleine Schlucht und verschwindet dort. Ich will ihm die Peitsche nachwerfen, er verlangt aber gar nicht danach.

Sonntag, 30. Juni 2019


In einem Nebenzimmer des grossen Verhandlungssaales befindet sich ein seltsamer Bittsteller oder Lobbyist, der von uns eine Spende verlangt. Wir geben sie, mildtätig wie wir sind, und erhalten dann überraschend kleine Geschenke, drei kleine Schokoladen, ein Schreibblöckli und einen Mini-Bleistift. Wir halten alles in einer Hand und gehen damit durch die Gänge und Hallen. Eine Abgeordnete tritt auf uns zu und erweist sich als anlehnungsbedürftig und geradezu zudringlich. Sie ist klein und fein, nicht unschön, aber doch von einem gewissen Alter, das ihr nicht mehr ohne weiteres Eroberungen garantiert. Wir geraten in Verlegenheit, denn ums uns stehen überall Leute, die gewiss genau beobachten, was die Dame mit uns vorhat. Wir halten uns zurück und versuchen Vertraulichkeiten zu vermeiden. Unser Gespräch wird glücklicherweise unterbrochen, durch einen Sekretär, der uns aufgebracht auffordert, doch in Zukunft bitte die Türe zu seinem Büro geschlossen zu halten, es dringe immer grosse Kälte ein. Wir können uns leicht verteidigen, sagen, dass wir mit dieser Türe nichts zu tun gehabt hätten, was unsere Verehrerin bestätigen kann. Die Türe sei soeben vom Schnee befreit worden, wir hätten sehen können, wie man den Eingang freigeschaufelt habe.

Freitag, 28. Juni 2019


Komplizierter Rückweg, mit einem Bus, der auf einer engen Strasse unglaubliche Kurven bewältigen muss und dies auch sicher macht. Dann Fussweg, der über einen tief verschneiten Bergkamm führt, zu einem sehr steilen Abstieg in ein Tal. Dieser Abstieg ist vereist, wir könnten höchstens auf dem Hosenboden hinunterrutschen, was aber sehr gefährlich wäre. Wir gehen daher weiter und kommen zu einem etwas flacheren Abhang, wo wir wie ein Skifahrer in schräger Stellung auf den Schneemassen stehend abrutschen können. Unten angekommen, geht es wieder leichter vorwärts, es folgt ein betonierter Gehweg mit einem Geländer aus Metall.

Freitag, 21. Juni 2019


Ich übernachte allein in einem nicht besonders attraktiven Drei-Stern-Hotel in den Bergen, mehrere Stunden Bahnfahrt von unserem Wohnort entfernt. Verrückterweise ist mir die jüngere von unseren beiden Katzen gefolgt, durch die halbe Schweiz. Ich sehe, wie sie im Hotel herumschwirrt. Einfangen lässt sie sich nicht. Am späteren Abend aber, als ich in mein Zimmer gehe, das am Ende eines schmalen Ganges liegt, finde ich sie, ganz zusammengekauert, auf der Türschwelle.

Donnerstag, 13. Juni 2019

Wir kommen ans Ende einer kleinen Reise, einer Bergwanderung. Ich bin mit Kameraden unterwegs, einer Mischung aus Klassenkameraden und Soldaten. Alle tragen eine Art Kampfanzug. Jetzt, zum Schluss, geht es über steile Schneewände bergab. Wir können hinabrutschen. Die Mutigen und Übermütigen wählen dabei die steilsten Wände und sausen so in die Tiefe. Ich aber bin vorsichtig und rutsche auf flacheren Stücken hinunter. Ganz unten geht es wieder kurz bergauf, hinauf in sehr nassen und rosa und grün gefärbten Schnee. Die meisten von uns kommen mit einer solchen Geschwindigkeit unten an, dass sie gleich hinauf in dieses Bad fliegen. Sie lachen und jubeln und werden total durchnässt und bis zu den Haaren eingefärbt. Es ist nicht zu sehen, wie sie sich wieder sauber machen können. Aber das spielt keine grosse Rolle, denn unsere Fahrt ist ja zu Ende. Ich aber suche einen Weg, auf welchem ich möglichst wenig von den Farben abkriege. Das sollte möglich sein, denn es gibt Stellen, über die man ungefährdet ans Ziel kommen kann.

Donnerstag, 6. Juni 2019


Dann war er unerwartet und völlig unvorbereitet Kursleiter, an einem zweitägigen Einführungskurs über Datenverabeitung. Obwohl er sich seit Jahrzehnten nicht mehr mit diesen Stoffen befasst hatte, ging erste Kurstag problemlos vorbei, er wusste nicht recht wie. Der zweite Kurstag sah nun, zu seinem Schrecken, eine Einführung in die Programmierung vor. Er glaubte zwar zu wissen, was die Programmierer leisteten, hatte aber keine Ahnung von den Programmiersprachen. Und die Kursteilnehmer erwarteten bestimmt einzelne Beispiele von Programmen. Er entschloss sich daher, in den wenigen Minuten, die ihm am Morgen für die Vorbereitung blieben, ganz allgemein über Input, Verarbeitung und Output zu reden. Das mochte doch wohl für einen Tag zu reden geben, wenn man alle möglichen Formen von Input und Output und alle Fragen, die sich bei der Verarbeitung stellten, theoretisch behandelte. Beim Input konnte er ja, als Beispiel für die ersten Anfänge, mit der Lochkarte beginnen, dann übergehen zur Eingabe von Daten am Bildschirm und dann von verschiedenen weiteren Kommunikationsformen reden, von der Kreditkarte bis zum Iphone, und die Schüler bitten, doch selber Beispiele zu nennen.

Montag, 3. Juni 2019

Ihm träumte, dass sich auf seinen Oberschenkeln dünne blaue Äderchen abzeichneten, die so lose unter der Haut lagen, dass er sie mit dem Finger ohne weiteres verschieben konnte.

Mittwoch, 29. Mai 2019

Wir lesen, dass sich ein Gelehrter in seinem Tagebuch ein Anagramm eines anderen grossen Geistes notiert hat, in dem dieser eine verschlüsselte Mitteilung gemacht hat. Es ist eine Zahlenreihe, 5859881. Was diese Zahlen bedeuten sollen, wird uns nicht gesagt. Stehen sie vielleicht für Buchstaben im Alphabet? Die 5 wäre vielleicht das E. Wir glauben, das Wort ESELS vor uns zu haben. Das ist aber sinnlos und unwahrscheinlich, ein anderer könnte den Zahlen andere Buchstaben zuordnen und andere Worte finden, ohne dass sich dabei aber ein Sinn ergeben würde.

Eine nun schon ältere Mitarbeiterin, mit der ich nie ein gutes Verhältnis hatte, kommt zu mir und sagt, wir könnten doch ein grosses Fest machen. Sie heirate nochmals, und zwar einen 30 Jahre alten Mann, und ich sei ja 70, das gebe zusammen 100 Jahre und würde das Motto des Festes bilden. Sie ist offensichtlich der Meinung, dass ich die meisten Kosten übernehmen könnte. Ich bin einigermassen ratlos. Sie sagt, ich könnte doch fast alles übernehmen, ich hätte ja einen Preis gewonnen, der mit 10 000 Franken dotiert sei. Den Namen des Preises verstehe ich nicht genau, es tönt wie Prix de Paris. Ich bin überrascht und erfahre, dass es gestern in den Zeitungen gestanden sei. Namen seien wie immer nicht genannt worden, sie aber wisse, dass ich zu den Preisträgern gehöre. Ich recherchiere und sehe, dass es tatsächlich eine Preisverleihung gegeben hatte, und zwar für den Prix Barnois. Im Wikipedia lese ich, dass es sich um eine renommierte Auszeichnung handelt, die für kulturelle und berufliche Leistungen, aber auch für vorbildliche Lebensführung vergeben wird, und zwar an Menschen, die bisher nicht bekannt waren und deren Namen auch nicht genannt werden sollen. Das Preisgeld beträgt tatsächlich 10 000 Franken. Den längeren Eintrag lese ich nicht, sehe aber, dass auch Reich-Ranicki erwähnt wird. Er war langezeit Jurymitglied. Für mich kommt die Sache sehr überraschend. Ist nur es ein Witz? Meiner Mitarbeiterin traue ich diesen Witz nicht zu, sie hat ja nie Spass verstanden. Warum aber dieser Preis? Und wie ist die Jury auf meine Person gestossen? Geht es etwa auch um literarische Leistungen? Sind diese aber nicht sehr problematisch? Wie könnten sie Grund sein für einen Preis, der gewiss von irgendwelchen linksliberalen Gutmenschen vergeben wird? Und was wäre zu meiner Lebensführung zu sagen? Diese muss wohl den naiven Bekannten, die mich für den Preis vorgeschlagen haben, vorbildlich erschienen sein, was natürlich ein Fehler ist. Wer hat mich wohl vorgeschlagen? Ich gehe die Liste meiner Bekannten durch. Es gibt einige, die zu den Höhergestellten und Einflussreichen gehören, die mich aber alle nur oberflächlich kennen, als stets freundlichen, hilfbereiten, gutmütigen, pflichtbewussten, arbeitsamen und braven Diener, Ehemann, Vater und Grossvater. Erschien ich ihnen preiswürdig?

Donnerstag, 23. Mai 2019


Ich sitze mit Kollegen an einem Tisch, wir reden über die Einstellung von neuem Personal. Ich sage, ich würde mich politisch stets neutral verhalten und nie nach der Partei fragen. Ich würde nur auf die Qualifikation sehen und könnte auch jemanden einstellen, der der Rechtspartei angehören würde. Habe ich mich irgendwie falsch ausgedrückt oder versprochen? Meine Kollegen, auch jene, die mich stets unterstützen, sind irritiert oder gar entsetzt und rücken einen Meter weit von mir weg. So etwas hätten sie niemals von mir erwartet.

Montag, 20. Mai 2019


Dann stehen alle Mitarbeitenden beisammen, vor einer Sitzung oder einer Abfahrt. Sie werde nun einen von uns ausklopfen, sagt die stets hochmotivierte und herrschsüchtige Novella. Ein junger Mann muss sich zu Boden legen und erhält von ihr Klapse auf den Hintern. Schmerzhaft ist es nicht, aber doch sehr erniedrigend. Der Betroffene steht wieder auf und ist sehr böse. Jetzt würde auch ich noch drankommen, sagt er, als Chef müsse ich ein gutes Beispiel abgeben mich auch dieser Behandlung unterziehen. Nein, die Sache sei erledigt, sage ich. Nein, keinesfalls, sagt der erzürnte junge Mann, denn ich sei verantwortlich, für das, was geschehen sei, ich hätte Novella stoppen sollen. Er will nun, dass ich mich zu Boden lege, was ich aber verweigere, mit einiger Mühe und Not. Es unterstützt mich niemand, und Novella wäre gewiss bereit, auch mich auszuklopfen. Die Lage entspannt sich nur deshalb, weil wir jetzt aufbrechen und gehen müssen.

Sonntag, 19. Mai 2019

Dann warten wir in einer schäbigen, verwahrlosten Drittwelt-Busstation auf die Abfahrt unseres Reisebusses. Wir gehören zu einer Gesellschaft, die in die Schweiz zurückreist, aus der Ukraine, und nun noch etwas Proviant mitnehmen will. Es gibt bei fliegenden Händlern Wasser und Sandwiches, jeder von uns muss dafür die ungeheure Summe von zwanzig Franken zahlen, und zwar mit einer Schweizer Banknote. Wir schauen uns an, die einen entrüstet, die anderen belustigt, wir zucken mit den Achseln und sagen, dass wir so Entwicklungshilfe leisten würden.

Samstag, 11. Mai 2019

Wir sind auf der langen Rückreise von den Ferien, die wir in Spanien verbracht haben. In der Nähe von Perpignan steigen wir aus, wollen uns etwas die Füsse vertreten in der freien Natur, treffen auf ein sehr aufgewecktes kleines Mädchen, das Schweizerdeutsch spricht und uns einlädt auf den nahen Bauernhof, dort lebt sie mit ihrer ausgewanderten Familie, ein ökologischer Bauernhof, gleichzeitig auch eine Art Kulturzentrum, der Besitzer will eben gerade einen Vortrag halten, etwas Kunst- und Philosophiegeschichtliches, einige Leute haben sich versammelt, er hat einen Diaprojektor aufgestellt und will Dias zeigen, direkt auf der Scheunenwand aus Brettern und Balken, man sieht nicht viel, wir verstehen auch nichts. Am Ende diskutieren wir über unsere Reiseroute, wie kommen wir am besten nach Hause, über das Rhonetal oder über Italien, wir sind der Meinung, dass der Weg über Italien einfacher ist, und erklären dem Bauer, dass wir uns in diesen Strassenfragen sehr gut auskennen würden und diesen Weg schon mehrere Male gemacht hätten.

Seit Tagen habe ich vergessen, die Stempelkarte zu benützen. Jetzt bin ich daran, sie von Hand auszufüllen und die Uhrzeiten einzutragen, was nicht leicht ist, weil ich viel ausser Haus war und auch Arztbesuche hatte. Die Eintragungen werden daher gewiss nicht hundertprozentig korrekt sein. Einem Kollegen, einem stillen, braven Bibliotheksdiener, geht es gleich. Auch er sitzt etwas ratlos vor seiner Karte, auf welcher für mehrere Tage die Zeiten fehlen. Ich schreibe einige Zahlen hin, als ein junger, energischer Mitarbeiter des HR auftaucht und erstaunt sieht, was wir machen. Es will ihm nicht gefallen, und er sagt, dass Handeintragungen im allgemeinen nicht erlaubt seien. Ich sage, ich sei viel ausser Haus an Sitzungen gewesen, wegen meinen Projekten hätte ich Besprechungen gehabt. Das muss der junge Mann akzeptieren, denn Projekte sind natürlich sehr wichtig und unabdingbar. Von den Arztbesuchen sage ich nichts und trage nun Zeiten ein, die etwas geringer sind als die erforderliche Tagesarbeitszeit. Damit glaube ich, dem Umstand genüge getan zu haben, dass ich die Zeiten, die ich eintrage, nicht beweisen kann.

Montag, 6. Mai 2019


Grosser langer Traum über eine Art von Kongress oder Wanderzirkus. Der Zweck des Unternehmens ist nicht klar, es gibt aber viele Teilnehmer. Diese sind provisorisch untergebracht, zum Teil in Zelten. Es ist Essenszeit, es sind grosse Buffets aufgestellt, und alle stehen an, mit Tellern in den Händen. Die Sache ist nicht gut organisiert, und es gibt längere Wartezeiten. Wir sind ungeduldig und suchen, mit einem Kollegen, einem alten Klassenkameraden, der uns immer sehr beeindruckt hat, eine andere Lösung. Wir gehen an der Warteschlange vorbei zu den Desserts, die noch unberührt sind. Unter der sehr reichhaltigen Auswahl ziehen uns vor allem riesige Torten an. Ein einziges Stück Torte würde gewiss eine ganze Mahlzeit aufwiegen. Wir entschliessen uns unter diesen Umständen, auf die anderen Speisen zu verzichten und nur ein Dessert zu nehmen. Ein kleiner, sehr aktiver und energischer Politiker steht plötzlich vor uns und hält uns zurück mit der Frage, warum es hier einen so grossen und teuren Film geben würde. Wer hat diesen Auftrag gegeben, und wer die Mittel bewilligt? Und warum soll in diesem Film ein Schachspiel vorkommen? Viele würden doch dieses Spiel gar nicht kennen. Ich versuche, diesen Entscheid zu verteidigen und sage, dass dies keine Rolle spiele, viele wüssten ja auch nicht, was Jassen sei.

Samstag, 4. Mai 2019


Wir haben, als wir zu unserem Arbeitsort kommen, den Badge nicht bei uns. Ein Zutritt ist unmöglich. Ein freundlicher Herr von der Loge aber erbarmt sich und erklärt, er selber könne uns nicht einlassen, aber er könnte eine Ausnahme machen. Die Herstellerfirma der Badges habe bei ihnen für jeden Mitarbeiter einen zweiten Badge deponiert, mit dem er mich einlassen könne. Er holt ihn und lässt uns hinein. Damit ist aber das Problem des fehlenden Badges nur vorübergehend gelöst. Wo haben wir ihn wohl liegen gelassen? Wir haben keine Ahnung.

Sonntag, 28. April 2019

Grösserer Anlass im Büro, Versammlung des Personals, eine Hexe ist da und zaubert, eine wirkliche Hexe mit magischen Kräften. Uns interessiert diese geschmacklose und dumme Darbietung nicht, wir lesen eine Zeitung, die wir mitgenommen haben. Die Hexerei gelingt nicht, man wirft uns später, am Schluss der Veranstaltung vor, dass wir daran schuld seien. Die Hexe benötige, damit der Zauber gelinge, ein andächtiges, gläubiges Publikum. Als sich die Versammlung auflöst, hat es noch verschiedene grössere Kuchenstücke, die übrig geblieben sind, vor allem einen sehr feinen, dicken Stollen mit einer Mandel-Füllung. Wir nehmen uns noch ein grosses Stück und schlingen es ziemlich ungeniert hinunter, machen auch Kolleginnen und Kollegen auf die Reste aufmerksam. Einige von ihnen bedienen sich, nehmen aber nur ganz kleine Stücke.

Freitag, 26. April 2019


Auf dem Heimweg starker Regen. Zuerst stossen wir auf verschlammte Wege und bekommen nasse Schuhe und Füsse. Dann kommen wir nicht mehr weiter, breite tiefe Tümpel liegen, ganz unerwartet, zwischen uns und unserer Wohnung. Man bedeutet uns aber, dass es Umwege gebe. Wir könnten, wenn wir zurückgingen, unser Zuhause über Strassen erreichen, die nicht überschwemmt sind und durch andere Quartiere führen. 
Es ist dies, soweit wir uns erinnern, der erste Traum, in dem die heutige Wohnung, in welcher wir seit zwanzig Jahren wohnen, vorkommt.

Mittwoch, 24. April 2019

Wir sind irgendwo im „Osten“, in einem Hotelzimmer, sollten aufbrechen, sollten abreisen, weg zur Gattin, die in der Nähe von Zagreb im „Wetterhof“ auf uns wartet. Die Abreise verzögert sich aber, das Zimmer ist übersät mit unseren Habseligkeiten, es gelingt uns nicht, sie einzupacken. Viele Sachen werden wir wohl am besten hier lassen. Ob wir sie dann allerdings je wieder erhalten, ist sehr fraglich. Alle unsere alten Tagebücher liegen herum, unzählige Hefte in verschiedenen Formaten. Wir werden sie am Ende verlieren, denken wir. Im übrigen können wir auch das Hotel nicht bezahlen, die Reception ist nicht besetzt. Ausserdem haben wir Hunger und sollten uns für die Reise vorsorgen. Gute Dienste leistet hier eine dicke schmackhafte kalorienreiche Linzerschnitte, die wir irgendwo erstanden haben. Vor dem Hotel steht ein Motorrad, es gehört uns, wir sollten damit fahren, kennen uns aber nicht damit aus. Am Ende verwandelt es sich in ein Velo, mit einem Velo aber ist uns nicht gedient, die Reise geht ja über mehrere hundert Kilometer. Wenn wir nur telephonieren könnten, aber telephonieren geht nicht, wir haben unser Handy nicht bei uns und glauben auch nicht, dass es funktionieren würde.

Samstag, 20. April 2019

Ich bin mit drei Bekannten spät am abend noch unterwegs, wir sind auf Reisen, irgendwo in einem rumänienartigen Land, in einer hässlichen Welt. Wir sollten weiter, eine längere Fahrt, über mehrere hundert Kilometer, mit einem Bus, der aber nur unregelmässig verkehrt. Wir finden eine Haltestelle, aber ob es eine ist, an der unser Bus anhält, ist nicht sicher. Wir entfernen uns etwas von ihr, als der Bus unerwartet erscheint, fast ohne Fahrgäste. Er hält nur kurz und fährt dann weiter. Wir winken und rufen, worauf der Bus tatsächlich nochmals hält, aber offensichtlich nicht wegen uns, sondern wegen einer grossen Gruppe von Skifahrern, die mit Skis und Snowboards auf den Bus gewartet haben. Wir rennen zu ihm hin, haben aber nun die grösste Mühe, auch nur einen Stehplatz zu finden. Die Reise dürfte nun sehr unbequem werden, wenn die Wintersportler nicht, wie wir hoffen und vermuten, bei einer der nächsten Stationen wieder aussteigen.

Freitag, 12. April 2019


Ich bin zusammen mit einem anderen Menschen, einem Bekannten, in einer fremden Wohnung. Es ist früher Morgen, aber noch immer Nacht. Um mich im Dunkel zurechtzufinden, benutze ich eine starke Stabtaschenlampe. Ich will meinem Bekannten zeigen, wie gut sie ist. Ich öffne das Fenster und richte den Lichtstrahl auf den  gegenüberliegenden Wohnblock und dabei auch direkt in ein Zimmer, dessen Fenster offen stehen. Wir sehen ein Bett und eine weisse, zerknüllte Bettdecke, unter welcher gewiss jemand schläft. Ich lösche daher die Lampe sofort, schliesse das Fenster und ziehe die Vorhänge. Kurz darauf sehe ich durch die Vorhänge, wie sich eine Frau erschrocken und ratlos aus dem Fenster beugt und sich umsieht. Mein Bekannter will die Frau auch sehen, ich ziehe ihn aber weg, denn jede Bewegung würde uns verraten, und das könnte doch am Ende noch unangenehme Folgen haben.

Mittwoch, 10. April 2019

Wir stehen mit vielen anderen Menschen auf dem Bahnhofplatz in der Stadt, in der wir aufgewachsen sind. Man zeigt uns den Kopf eines Schwarzen, es ist der Fussballer Nehemiah, der ermordet worden ist. Jetzt wird es grosse Unruhen geben, denken wir, und es geht auch gleich los, Steine fliegen, Menschen rennen weg, verfolgen einander, schlagen zu, wir flüchten und finden glücklicherweise am Taxistand noch zwei Taxis. Wir steigen, zusammen mit einem Kind, in das erste Taxi ein, in welchem aber hinten bereits ein verdächtig aussehender Kerl sitzt. Es ist aber, wie sich herausstellt, nur ein Reservechauffeur. Das Taxi fährt uns zum nächsten Fluchtpunkt, zum Gebäude des Tagblattes, in welchem wir einen Schlüssel holen müssen, mit dem wir uns definitiv retten können. Das ist nicht ganz einfach, weil der Lift, in dem wir fahren, nicht richtig funktioniert und immer wieder von anderen Flüchlingen angehalten wird. Es gelingt uns aber am Ende, den Schlüssel zu finden und abzutauchen.

Donnerstag, 4. April 2019

Wir halten uns mit vielen anderen an einem breiten schönen Fluss auf. Er gibt Badegelegenheiten, manche schwimmen, andere fahren mit Schlauchbooten herum. Wir haben auch ein Schlauchboot und wollen mit ihm etwas flussaufwärts fahren, die Wildnis erkunden und die interessanten steilen felsigen Ufer erforschen. Nach wenigen hundert Metern stossen wir aber nur noch auf ein kleines Rinnsal. Wir begreifen das nicht, fahren zurück und fragen eine Aufsicht, wie das zu erklären sei. Ein Techniker führt uns in eine Anlage, in welcher meterdicke Rohre zu sehen sind. Sie sagen, dass der Fluss hier reguliert werde. Für uns ist die Sache aber noch immer nicht klar. Die Rohre, in denen im übrigen im Moment gar kein Wasser fliesst, sind auf jeden Fall viel zu klein, um die gewaltigen Wassermassen zu erklären, die unten vorbeiziehen.

Donnerstag, 28. März 2019

Ich und ein weiterer Gefangener sind auf einer grossen Burg zum Feuertod verurteilt worden. Man bereitet in einem Saal einen kleinen Scheiterhaufen vor, kaum einen halben Meter hoch, und lässt uns dann unbewacht und ohne Fesseln stehen. Wir haben keine Angst vor einem raschen Feuertod, sind aber jetzt entsetzt über den kleinen Haufen Holz. Wie wird man uns hier verbrennen? Will man uns quer über das Feuer legen? So würde uns ein langsamer und qualvoller Tod bevorstehen. Da uns niemand beaufsichtigt, beschliessen wir zu fliehen. Wir rennen ins Freie und den Burghügel hinunter. Kein Mensch ist zu sehen, kein Ton zu hören. Unten angekommen, eilen wir auf einer Waldstrasse, die leicht ansteigt, weg, noch immer unbehelligt. Man ist sich wohl sehr sicher, uns wieder einfangen zu können. Wird man vielleicht Hunde ausschicken, die uns dann zerfleischen? Wir legen daher noch eine falsche Fährte, gehen mit vielen Fussabdrücken zu einem Gehöft, das hinter Holzzäunen verborgen ist, und springen dann mit weiten Sätzen über gefällte Bäume hinweg. Wohin sollten wir uns jetzt wenden, wo uns verstecken? Wir denken an eine mögliche Unterkunft bei Bekannten. Es müssten dies aber Bekannte sein, die nicht in unseren Agendas und in Emails zu finden sind, denn diese werden gewiss in den nächsten Tagen alle aufgesucht werden. Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir uns jetzt in der grossen Stadt, der wir uns nähern, monatelang werden verstecken können.

Freitag, 22. März 2019


Ich bin in einem einfachen, spärlich möblierten Aufenthaltsraum, zusammen mit Bekannten, Arbeitskollegen, Kindern und weiteren Leuten. Rechts führt ein Gang zu einem Raum, in welchem Prostituierte ihre Dienste anbieten. Eine der Damen, eine sehr schöne und attraktive Schwarze, spaziert herum, kommt zu mir und setzt sich neben mich. Sie will mich küssen und abschleppen. Ich aber muss auf meinen Ruf achten und weise sie demonstrativ ab, vertröste sie aber mit leisen Worten auf später. Ich würde vorbeikommen, sage ich, sobald es mir möglich sei. Sie verschwindet wieder, ich aber bin weiterhin in meiner Gruppe und warte auf etwas, vielleicht auf einen Bus oder einen Abflug. Ein Besuch bei der Frau ist ganz unmöglich.

Mittwoch, 20. März 2019


Ich lebe wieder, mit meiner Familie, in meiner alten Stadt in der Wohnung im Parterre des Wohnblocks, wo ich wohl fünfzehn Jahre gewohnt habe. Vor dem Haus kann wie immer frei parkiert werden. Aus Deutschland kommen Besucher, die nicht gleich sehen, dass sie hier parkieren können. Ich gehe hinaus und will sie einweisen. Da geschieht aber etwas ganz Unerwartetes und Schreckliches. Die Botschaft eines reichen Ölstaates, die sich in der Nähe befindet, ist von Räubern überfallen worden, die eingelagertes Gold erbeutet haben. Das Gold war aber so umfangreich und in einer besonderen Form so gelagert, dass es nun unkontrolliert als eine schwere dicke schwarze Masse ausfliesst. Schon liegt es zwei Meter hoch auf der Strasse und bewegt sich langsam an unserem Wohnblock vorbei. Furchterregendes Sicherheitspersonal eilt aus der Botschaft herbei und übernimmt die Kontrolle. Sie schiessen sogar, gleich eine ganze Salve, mit weiter Streuung, zur Abschreckung von Gaffern, die sich mittlerweile eingefunden haben. Die Räuber sind nicht mehr zu sehen. Getroffen wird aber niemand, an meiner Hand allerdings bleibt eine Kugel hängen, klebrig und schwarz wie das Gold. Jetzt erscheinen drei Bagger, die wie bösartige Riesen aussehen, schmale Türme, fünf Meter hoch. Sie versuchen, die Goldmassen zusammenzuhalten und einzukreisen. Ich klettere aber darauf herum und forme aus einem Klumpen eine Kugel, mit der man wie mit einem Gummiball spielen kann. Ich werfe ihn Arbeitskollegen zu, die ich in einem Zwischenraum finde, wo sie gelassen und fröhlich sitzen. Die Riesen bewegen aber jetzt die Goldmassen, wollen sie abfüllen in Schiffscontainer. Eine Frau gerät dabei unter den schwarzen Pudding, kann sich aber mit unserer Hilfe wieder befreien und lacht. Ungefährlich ist unsere Lage nicht, es bleiben aber soweit alle unverletzt. Inwischen sind auch viele Medienleute und Photografen eingetroffen. Der Vorgang ist sicher einmalig und wird auf der ganzen welt Beachtung finden. Warum habe ich nicht sofort Photos gemacht und diese auf Twitter publiziert? Ich hätte gewiss viel Geld verdienen können.

Montag, 18. März 2019

Langer Traum über eine von der Firma Sulzer entwickelte Anlage, die mir vom Firmenchef persönlich vorgeführt wird. Es handelt sich um eine grosse, silbern glänzende Metallkugel, die in ihrem Innern, auf kleinen Bänken, etwa zwanzig Menschen aufnehmen kann. Die Kugel kann ganz geschlossen, aber auch durch das Drehen und Verschieben der Hälften weit geöffnet werden. Wenn die Menschen in der Kugel Platz genommen haben, wird sie geschlossen und sodann in eine rasende Bewegung versetzt, sie dreht sich in allen möglichen Richtungen, sie wird auch ganz plötzlich zum Stillstand gebracht, und, wie die Trommel einer Waschmaschine, ruckartig in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Innerhalb einer grossen Halle wird sie hin und her geworfen, sie steigt auf, bis in eine Höhe von vielleicht fünfzig Metern, und fällt sodann zur Erde, wo sie kurz vor dem Aufprall abrupt gestoppt wird. Nach etwa zwanzig Minuten haben die Insassen der Kugel den erwüschten ausserordentlichen Zustand erreicht. Die Kugel bewegt sich zur Hallendecke und öffnet sich. Und die Menschen, die sich darin befinden, schweben heraus! Sie fallen nicht, sie schweben! Wie ein Schwarm Fische. Sie haben einen Zustand der Trance erreicht, in der ihr Körper kein Gewicht mehr hat. Sie kreisen frei in der Halle. in einer gebückten Stellung, wie Embryos, sie drehen sich um sich selber, sie können sich auch zu Boden gleiten lassen, von welchem sie mit einem kleinen Abstoss rasch wieder in beliebige Höhen fahren können. Nach längerem Aufenthalt in der Halle ruft ein Klingelton die willen- und bewusstlos Kreisenden wieder zur Kugel. Sie werden zudem von einer geheimen Kraft angesogen, die alle wieder mit denselben Geschwindigkeiten zurückruft, mit welchen sie die Kugel verlassen haben. Wenn alle wieder in der Kugel sind, wird die Kugel wieder geschlossen, und es setzen erneut die Dreh- und Schleuderprozeduren ein, die Flüge und Stürze, das Rütteln und Schütteln. Nach einigen Minuten ist diese Rückführungsphase beendet, die Kugel gleitet zu Boden und die Menschen entsteigen augenreibend ihrem Gefährt. Sie erklären, nun andere Menschen geworden zu sein. Sie würden nun alles viel genauer sehen, alles viel rascher begreifen und vor allem alles viel gelassener betrachten. Der Firmenchef erklärt uns, dass diese Einrichtung zunächst für die Kadermitarbeiter der Firma Sulzer als obligatorisch erklärt werde, und dass sie darüber hinaus auch dem allgemeinen Publikum zugänglich gemacht werde. Es sei auch geplant, alle Kadermitarbeiter in der ganzen Schweiz durch diese Anlage zu schicken, auch ich würde teilnehmen müssen. Es sei eine absolut ungefährliche Angelegenheit, weil alle mit Notwendigkeit in diese besondere Form der Trance fallen würden, die Schwerelosigkeit erzeuge. Ich weise darauf hin, dass ich mich wahrscheinlich nicht in Trance versetzen liesse. Ich hätte einen sehr starken Willen, was sich auch darin zeige, dass man mich nicht hypnotisieren könne. Als Beweis für meine besonderen Qualitäten lege ich mich auf seiner Augenhöhe flach in die Luft. Darauf will er doch nicht ausschliessen, dass das Verfahren vielleicht bei einigen Ausnahmemenschen nicht klappen könnte, und stellt mir die Benützung der Anlage frei. 

Montag, 11. März 2019


Eine sehr wichtige Person, ein junger Mann, der Königssohn oder etwas Ähnliches ist, sollte mit unserer Hilfe ausser Landes gebracht werden. Er wäre in Sicherheit, wenn wir ihn im Hafen auf ein Schiff bringen könnten. Wir finden eine Lösung und werden versuchen, ihn im weiten weissen Kleid einer sehr dicken Dame zu verstecken. Der Plan kann aber nur gelingen, wenn wir keine Fehler begehen. Eine Gefahr besteht bereits, denn ein Diener oder Beamter des königlichen Hauses begleitet uns ja dauernd. Er darf nicht erfahren, was wir vorhaben. Einer von uns führt ihn unter einem Vorwand weg, wir fragen gar nicht, was mit ihm geschehen wird. Dann warten wir, gehen im Hafen herum und kommen dort zu einer Sanitätshilfsstelle, die vorbereitet ist für den Empfang von Verwundeten. Auf den aufgestellten Bahren liegen weisse Tücher, die zum Teil mit blutroter Farbe beschmiert sind. Ist es eine Übung? Oder bereitet man sich hier auf Zwischenfälle vor? Ist unser Plan zu einer Entführung schon bekannt und erwartet man blutige Auseinandersetzungen? Wir wissen es nicht. Sehen noch, wie eine kriegerische Gestalt, ein indianischer Häuptling von südamerikanischem Aussehen als Mädchen verkleidet wird. Er erhält eine schöne Perücke, schwarze Haare, die bis zur Hüfte reichen, und zieht davon, in Richtung des Schiffes, das unseren Prinzen aufnehmen soll.

Freitag, 1. März 2019


Wir erleben die Entwicklung eines «Staatsungeheuers», eines Tiers, das immer grösser und mächtiger wird und schliesslich Reden hält, in einem Hallenstadion. Die Leute stehen dicht gedrängt und jubeln und schreien und geraten ganz ausser sich. Uns beeindruckt das Monster allerdings nicht, wir stehen am Rand und schauen zu. Am Schluss der Rede macht das Tier seine Runden im Publikum, es findet Gegner und Ungläubige und plagt sie. Gewiss wird es auch uns plagen, wenn es uns findet, und das ist keine Frage. Es riecht uns, denken wir. Es nähert sich in der Tat und steht schliesslich auf seinen riesigen Dinosaurierbeinen direkt über uns. Wir liegen wehrlos da, auf dem Rücken, und stellen uns schlafend, das Tier stampft daher unschlüssig hin und her und will sich wieder wegwenden. Jetzt erwachen wir und können uns lange nicht beruhigen.

Dienstag, 26. Februar 2019


Dann sind wir irgendwo in den Tropen zu Besuch bei einer zoologischen Station, wo Schildkröten gezüchtet und später ausgesetzt werden. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht und sollten wieder in der freien Natur heimisch werden. Wir sehen, mit Hilfe einer Infrarotkamera, wie die jungen Schildkröten der tropischen Sumpflandshchaft zustreben, sehen aber auch, dass Jugendliche unterwegs sind, die die Tiere einsammeln. Wir sehen, wie sie hilflos zappelnd weggetragen werden. Was wird wohl mit ihnen geschehen? Mit Schaudern denken wir an die verschiedenen gewiss grässlichen Möglichkeiten, wie sie zu Tode kommen könnten.

Montag, 25. Februar 2019

Eine Bühne, ein kleiner Platz, undefinierbares Vorstadtgebiet, Dylan soll auftreten, aber nicht als Musiker, als Schauspieler. Es stehen nur einige wenige Leute herum, es ist nicht klar, ob überhaupt etwas geboten wird. Die Vorstellung beginnt aber tatsächlich, vor wenigen Zuschauern, die allerdings alle grosse Experten sind, so wie wir ja auch. Wir stehen auf dem Bühnengerüst, weit oben, fast zehn Meter über dem Boden. Mitglieder der Schauspieltruppe kommen zu uns, schminken uns weiss, bedeuten uns, dass wir uns ganz still zu verhalten hätten, denn wir seien Bestandteil der Bühnendekoration. Dylan erscheint, in einem weiten schwarzen Zauberermantel, und beginnt zu deklamieren. Er ist der Kaufmann von Venedig. Das Stück entwickelt sich, die wenigen Zuschauer werden mit einbezogen, müssen sich verkleiden, es entsteht ein Maskenzug, der die Gesellschaft in unserem Land darstellen soll, viele lächerliche Gestalten ziehen vorbei, in der Art der Inszenierungen von Marthaler. Wir sind jetzt auch dabei, in dunklem Anzug, mit geschminktem weissem Gesicht, setzen uns aber auf eine Bank und machen auf einem grossen Notizblock Aufzeichnungen. Wir wollen diesen Traum festhalten, und das geht am besten, wenn wir gleich im Traum selber Notizen machen, wir vergessen ja unsere Träume immer wieder fast vollständig. Später entwickelt sich aus der Aufführung ein politisches Spiel. Plötzlich sind viele Politiker da, und es ist nicht klat zu sehen, ob es nun Posse ist oder ernsthafte Auseinandersetzung. Die Mäntel und Jacken stapelt sich in den Garderoben, wir stöbern darin, suchen unsere Jacke, weil wir unser Portemonnaie vermissen und glauben, dass wir es in der Jacke gelassen haben. Einige Herren beobachten uns misstrauisch, sie nehmen an, wir seien ein Taschendieb. Wir entschuldigen uns und können zu unserer Entlastung auch das Portemonnaie zeigen, das wir tatsächlich in der Jacke gefunden haben. Die Herren sehen sich das kleine dicke Portemonnaie an und lächeln. Ja, gut, in Ordnung, sagen sie, dieses Portemonnaie kennen wir ja, es gehört ihnen, es wurde doch in einer Szene der Aufführung von unsichtbaren Händen durch den Türspalt ins Zimmer geschoben und dann gleich wieder entfernt.

Dienstag, 19. Februar 2019

Wir sind Soldat, im Zweiten Weltkrieg, und wir werden von den Deutschen mit grosser Übermacht angegriffen, sind auf der Flucht, sollten uns verstecken, was uns aber nicht so recht gelingen will, einmal führen wir, mitten auf der Flucht, am Rande einer stark befahrenen Heeresstrasse unser Tagebuch, und dies versteckt unter einem grossen Packpapier. Dann erreichen wir das Kantonnement, wo wir wie schon so häufig defekten Toiletten begegnen, die Klosetts haben keinen Anschluss und rutschen in den überschwemmten Toiletten frei herum. Wir kommen zu spät zum Essen, erhalten aber von einem interessanterweise für einmal gutmütigen Küchenchef noch eine Portion, es hat noch viele Überreste.

Dienstag, 12. Februar 2019

Steilküste irgendwo in Italien, wir fahren mit dem Velo auf schmalen Küstenstrassen, suchen ein Hotel, wo wir mit einer allerdings sehr unzuverlässigen Freundin meiner Frau abgemacht haben. Wir fahren eine lange, sehr steile Strasse hinab und geraten in Schwierigkeiten, weil die Bremsen nicht genug wirken. Sie verlangsamen die rasche Fahrt nicht, verhindern aber immerhin eine Zunahme der Geschwindigkeit. Unten wird die Strasse flacher und wir können endlich anhalten. Wir finden kein Hotel, sondern eine Art Plantage, die von der schweizerischen Entwicklungshilfe betrieben wird. Verschiedene Beamte sind dort zu Besuch. Sie bestätigen uns, dass es hier kein Hotel gibt. Immerhin können wir telefonieren und erreichen unsere Freundin. Sie ist in Portugal, an der Algarve, und hat dort Zimmer reserviert. Für uns ist es jetzt natürlich nicht möglich, dorthin zu reisen, schon gar nicht mit dem Velo. Wir sagen in Gottes Namen das Treffen ab. Ich nehme den sehr mühsamen Rückweg in Angriff und stosse das Velo bergauf, was wahrscheinlich zwei Stunden dauern wird. Meiner Frau ist das viel zu anstrengend. Sie findet glücklicherweise eine Mitfahrgelegenheit bei den Beamten, die mit mehreren Autos unterwegs sind. 

Donnerstag, 31. Januar 2019


Uns träumte einiges, wie immer leicht Verrücktes, es blieb uns eine Weile präsent, wir dachten, wir müssten es nicht aufschreiben, wir würden es am Abend noch im Kopfe haben, aber es entfiel uns. Nein, es entfiel uns nicht ganz, wir hatten eine Prüfung zu bestehen, im Zivilschutz, und hatten aber den schönen Ordner mit dem Prüfungsstoff verlegt. Wir suchten ihn, aber es war ziemlich aussichtslos, jetzt noch etwas lernen zu wollen. Es war ja zwanzig vor Sieben, und um Sieben war die Prüfung, und zwar in einem Gebäude, das gut eine Viertelstunde weg war. Wir machten uns aber nicht weiter Sorgen, und als wir wieder auf die Uhr schauten, war es schon fünf vor Sieben. Es lief uns da also einiges schief, aber es schien uns nicht weiter schlimm zu sein, die Sache liess sich gewiss noch in Ordnung bringen. Der Zivilschutz war keine allmächtige Organisation, allerdings auch keine, die man total vernachlässigen konnte. Es war peinlich, wenn man die Prüfungen nicht bestand, und niemand würde das verstehen.

Dienstag, 22. Januar 2019


Wir fahren auf einer grossen Fähre, die Griechenland mit Rom verbindet, aus den Ferien zurück. W. bleibt noch etwas in Griechenland, zusammen mit den Kindern. Auf der Fähre trifft die Nachricht ein, dass eine andere Fähre gesunken sei, mit über tausend Menschen an Bord, unter ihnen seien auch 360 Schweizer Soldaten, die auf dem Weg zu einem Auslandeinsatz in der Türkei waren. Alle sind tot. Auf dem Schiff herrschen Trauer und Entsetzen. Mir fällt ein, dass auch ein Freund meiner Tochter eben auch für diesen Dienst einberufen worden war. Ich würde gerne die Familie benachrichtigen, sie werden das alles sicher erst in einigen Tagen erfahren. Die Fähre erreicht den Hafen und fährt mit geöffneter Ladefläche mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit durch ein enges Hafenportal. Ich habe kein Gepäck, sollte aber immerhin den Pass bei mir haben. Ich suche aufgeregt diesen Pass und finde ihn in der Hosentasche, an Land werde ich nun kommen, aber wie kann ich jetzt telefonieren.


Als wir erwachten, erholten wir uns lange nicht von diesem Schreck und glaubten, dass wirklich etwas passiert sei, vielleicht auch mit der Familie. Wir wären nicht erstaunt gewesen, wenn jetzt das Telefon geklingelt hätte mit einer bösen Nachricht, aber es klingelte nicht. Wir gingen ins Wohnzimmer und schauten uns alle fünfzig Sender an, aber auch dort war nichts Auffälliges zu sehen. Wir gingen wieder zu Bett, konnten aber nicht einschlafen und entwarfen noch eine Erklärung des Bundesrates für den Fall, dass 360 Soldaten bei einem Fährenunglück im Mittelmeer ums Leben kommen würden.

Samstag, 12. Januar 2019


In einem Buch, das ich gewiss seit vierzig Jahren nicht mehr geöffnet habe, finde ich Briefmarken und Banknoten, unter anderem eine Tausendernote. Hochbeglückt begrüsse ich diese Verbesserung meiner Finanzen, muss dann aber sehen, dass es sich um ausländisches Geld handelt, um praktisch wertlose Überbleibsel von Reisen. Und die Briefmarken sind zwar, wie alle alten Briefmarken, ehrwürdig und schön, aber auch von sehr kleinem Wert.