Dienstag, 10. September 2019

Opernbesuch. Eine feierliche Aufführung steht bevor, eine der grossen Wagner-Opern. Wir sind nicht etwa wieder zuspät und haben auch keine Probleme mit den Eintrittskarten, sondern stehen im prachtvollen Foyer und warten mit vielen Musikfreunden auf die Öffnung der Türen. Manche stehen, die höheren Kreise sitzen in langen Reihen auf einer Art von Kirchenbänken. Ich bin mit meiner Gattin da, und auch mit einem musikbegeisterten Arbeitskollegen und dessen Frau. Ihm allerdings fehlt eine Kravatte. Meine Frau hat glücklicherweise seidene Halstücher bei sich, die sie ihm anbieten kann. Sie sind natürlich zu gross, er sieht damit etwas abenteuerlich aus, irgendwie südamerikanisch, aber immerhin besser als ohne Krawatte. Auch seine Frau entschliesst sich, noch ein Tuch umzuwerfen. Jetzt sind Bläser zu hören, sie laden mit einem berühmten Wagnermotiv ein zum Besuch der Aufführung. Die Einlasstüren öffnen sich und die Besucher strömen in den weiten Konzertsaal. Wir sehen, wie gesagt, etwas komisch aus, fallen aber nicht weiter auf. Die vornehme Zürcher Gesellschaft, die jetzt von ihren Kirchenbänken aufsteht und die Gala-Vorstellung besuchen will, nimmt uns nicht wahr. Sie besteht aus sehr gewöhnlich aussehenden alten Damen und Herren, die ganz mit sich selber beschäftigt sind und wohl keine Ahnung davon haben, was sie erwartet.

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