Ich
habe, für private Zwecke, aber über die Bibliothek an meinem Arbeitsort, aus
einer deutschen Bibliothek ein dickes, zweibändiges Werk über den
deutsch-russischen Krieg von 1942 bis 1945 bestellt. Dabei wurde der Band 2
irrtümlicherweise zweifach geliefert. Dies verursacht nun Probleme und
Missverständnisse. Die Deutschen glauben, das Buch sei beschädigt worden und
erscheinen mit einer sechsköpfigen Delegation in unserer Bibliothek, mit zwei
Direktoren, zwei Bibliothekaren und zwei Spezialisten für Restaurierungen. Auch
von unserer Seite sind die Mitglieder der Geschäftsleitung erschienen. Wir
versammeln uns in der Bibliothek und stehen um die drei Bücher herum. Zuerst
erklären die Deutschen, dass die Restaurierung auf jeden Fall in Deutschland
erfolgen solle. Eine kurze Untersuchung zeigt aber, dass die Bände überhaupt nicht
beschädigt sind. Ein Spezialist für die Wiederherstellung mittelalterlicher
Handschriften aber findet eine Seite, auf welcher ein kleiner Falz zu sehen
ist. Das sei ein kleiner Schaden, den er beheben werde. Alle blicken ernst, und
keiner lächelt und gibt zu, dass die ganze Geschichte eine lächerliche und
dumme Komödie ist. Man steht noch einige Zeit weiter herum und redet von
anderen Dingen, allerlei grossen Projekten und Dienstreisen. Niemand fragt,
warum ich das Buch ausgeliehen habe. Man geht selbstverständlich davon aus,
dass es in meinem Dienst notwendig war, diese Bücher aus dienstlichen Gründen
zu beziehen.
Mittwoch, 18. September 2019
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