Mittwoch, 18. September 2019


Ich habe, für private Zwecke, aber über die Bibliothek an meinem Arbeitsort, aus einer deutschen Bibliothek ein dickes, zweibändiges Werk über den deutsch-russischen Krieg von 1942 bis 1945 bestellt. Dabei wurde der Band 2 irrtümlicherweise zweifach geliefert. Dies verursacht nun Probleme und Missverständnisse. Die Deutschen glauben, das Buch sei beschädigt worden und erscheinen mit einer sechsköpfigen Delegation in unserer Bibliothek, mit zwei Direktoren, zwei Bibliothekaren und zwei Spezialisten für Restaurierungen. Auch von unserer Seite sind die Mitglieder der Geschäftsleitung erschienen. Wir versammeln uns in der Bibliothek und stehen um die drei Bücher herum. Zuerst erklären die Deutschen, dass die Restaurierung auf jeden Fall in Deutschland erfolgen solle. Eine kurze Untersuchung zeigt aber, dass die Bände überhaupt nicht beschädigt sind. Ein Spezialist für die Wiederherstellung mittelalterlicher Handschriften aber findet eine Seite, auf welcher ein kleiner Falz zu sehen ist. Das sei ein kleiner Schaden, den er beheben werde. Alle blicken ernst, und keiner lächelt und gibt zu, dass die ganze Geschichte eine lächerliche und dumme Komödie ist. Man steht noch einige Zeit weiter herum und redet von anderen Dingen, allerlei grossen Projekten und Dienstreisen. Niemand fragt, warum ich das Buch ausgeliehen habe. Man geht selbstverständlich davon aus, dass es in meinem Dienst notwendig war, diese Bücher aus dienstlichen Gründen zu beziehen.

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