Donnerstag, 24. Dezember 2009

Wir verfehlten eine Ausfahrt, verirrten uns und hielten am Ende auf einer kleinen Landstrasse an. Wir hätten irgendwo ein Phantom beschaffen sollen, eines von diesen Geräten, mit denen die Samariter und die Sanitätssoldaten die Beatmung von Bewusstlosen üben, einen zusammensetzbaren Kopf aus Kunststoff, mit beweglichem Kiefer und einer auswechselbaren Mund- und Nasenpartie aus Gummi, in deren Löcher man blies, um damit eine „Lunge“ zu füllen, ein Plastiksäcklein, das sich hob und senkte und jeweils nach einiger Zeit ausgewechselt werden musste, weil sich Wasser in ihm ansammelte. Ein solches Phantom nun fehlte uns dringend, wir waren nämlich beauftragt worden, ein solches Gerät für die Parteiarbeit zu holen, die sozialdemokratische Partei des Dorfes, in dem wir lebten, wollte ein solches Gerät, nicht in Ausleihe, sondern als ständigen Besitz. In unserer Verlegenheit erklärten wir, wir könnten ein Phantom selber herstellen, das sei ganz leicht. Man war ziemlich erstaunt über diese Ansicht und fragte uns, wie wir denn das machen wollten. Mit etwas Lehm, sagten wir, mit Lehm würde das gehen. Man zeigte uns sodann einen Bauernhof, wo es vermutlich Lehm geben würde, wir waren uns aber am Ende nicht so sicher, ob wir damit tatsächlich ein Phantom fabrizieren könnten, und überlegten uns, wie wir uns am besten aus der Affäre ziehen könnten, vielleicht durch einen Austritt aus der Partei, dachten wir, und besahen uns nachdenklich ein grosses Buch, in welchem in schöner Blockschrift die Namen der Mitglieder verzeichnet waren, eine lange Liste voller ehrwürdiger Persönlichkeiten, aus deren Kreis wir uns doch wohl nicht einfach so verabschieden konnten.

Montag, 21. Dezember 2009

Später in einem Spital. Wir putzen freiwillig einen Gang, der seit langem geputzt werden sollte. Am anderen Ende des Ganges ist eine Putzequipe tätig, wir teilen ihr mit, dass wir den vorderen Teil geputzt hätten. Sie nehmen das gleichgültig zur Kenntnis, sagen, sie seien dort nicht zuständig. In den Zimmern liegen viele Kinder, sie tragen schwere Brandwunden, von einem schweren Unfall, der sich kürzlich ereignet hat. Manche Mütter sitzen bei ihnen, wir aber haben mit der ganzen Sache nichts zu tun, es ist nicht klar, wieso wir da sind und die Initiative zum Putzen ergriffen haben.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Wir sind auf einer Expedition, mit vier reiselustigen Kollegen, halb Beamte, halb Politiker, wir bereisen eine frühere Welt, eine Art Inka- oder Aztekenreich. Wir ziehen durch den Urwald, verfolgt von feindlichen Indianern, und finden uns am Ende eingesperrt in einem fast leeren Raum, ein Zimmer ohne abschliessbare Türe, wir stemmen uns gegen diese Türe, auf der anderen Seite schlagen die Indianer dagegen, die Lage scheint aussichtslos, wir überlegen uns, wie wir uns bewaffnen und verteidigen könnten, im Raum gibt nur es ein Bündel Bambusstauden und auf einem Gestell zwei Scheren. Was ist zu machen? Vielleicht liesse sich eine Flöte schnitzen, vielleicht könnten wir mit dem plötzlichen Lärm die Feinde verjagen, vielleicht könnten wir auch kleine Spiesschen anfertigen, die aber gewiss völlig wirkungslos wären, denn der Bambus ist weich und biegsam, auch die Scheren nützen uns kaum etwas, die Wilden sind nämlich mit Beilen, Messern und Spiessen bewaffnet. Wir sprechen davon, einen um den anderen einzulassen und zu töten, das wäre vielleicht eine Möglichkeit, die Türe nur für einen Moment öffnen, bis der erste Teufel im Zimmer ist, dann die Türe wieder schliessen und zu viert den Kerl überwältigen. Aber ob wir damit Erfolg haben würden, ist völlig offen, wir sind nämlich alle unsportliche Erscheinungen und würden wohl auch zu Viert im Kampf gegen einen einzelnen Krieger unterliegen. Da zeigt uns unser Delegationsleiter, es ist dies kein Geringerer als alt Ständerat N***, plötzlich einen Revolver, er hatte ihn in der Tasche mitgeführt, er nehme immer einen Revolver auf Reisen mit, sagt er lächelnd, wie wenn er sich entschuldigen müsste.

Freitag, 4. Dezember 2009

Grosser, stundenlanger Gleitschirmflug, nicht ohne Gefahren, einmal fliegen wir an einem riesigen Luftschiff vorbei, das in weitem Umkreis von Stacheldraht umgeben ist, wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit ihm in Berührung kommen. Unter uns Gewässer, wir sehen zu, wie ein gewaltiger Beton- und Stahlkoloss in der Elbe versenkt wird, es ist dies ein ausgedientes Atomkraftwerk, das man auf diese Art entsorgen will, dann sehen wir grosse Schiffe, die in niedrigen Gewässern auf Grund gefahren sind. Schliesslich kommt es zur Landung, wir kreisen über der Lagune von Venedig und landen sicher in der Nähe des Dogenpalastes auf den Riva degli Schiavoni, nicht ohne nochmals elegant einer letzten Gefahr, einer dahinrasenden langen Komposition aus Schnellbooten, einer Art ICE-Zug in Schiffsform, auszuweichen.

Samstag, 28. November 2009

Wir sind irgendwo in einer schäbigen Gegend, Strand, kleine Wege, Büsche, Badende. Wir müssen eine kleine Toilette benützen, ein kleines Häuschen mit einem Klosett ohne Deckel, stark verschmutzt, die Türe nicht abschliessbar. Wir ziehen sie zu und wollen pissen, da stösst ein älterer Herr die Türe auf. Wir bemerken, dass es besetzt sei, occupé, rufen wir, occupé, und wollen die Türe wieder zuziehen. Der Herr reagiert beleidigt, lässt das nicht zu, er setzt den Fuss in den Türspalt und hält so die Türe offen, ein böser und rücksichtloser Herr. Wir versuchen zu pissen, was aber angesichts der Umstände nicht mehr möglich ist.

Mittwoch, 18. November 2009

Wir sind etwas, haben in einem grösseren Gebäudekomplex zu tun, der „Einsteinstrasse“ heisst. Es gibt kleine Läden, Boutiquen, aber auch Büroräume für verschiedene kleinere und grössere Firmen. Wir haben Schwierigkeiten mit der Orientierung, wissen kaum, was wo ist, wissen auch nicht so recht, was wir überhaupt machen müssen. Viele Räume sind leer, Menschen sehen wir kaum. Die Firmen sind nicht gut zu erkennen, sie tragen keine Namen. Es gibt auch eine grössere freie Parzelle, auf welcher aus kleinen Holzbausteinen und Ästchen mehrere hohe und sehr schlanke Türme errichtet worden sind. Wir wissen nicht, um was es sich hier handelt. Vielleicht ist es eine Installation eines Künstlers, die hier vorübergehend aufgestellt werden konnte. Wir treffen einen sehr netten jungen Herr, unseren Tutor, der sehen will, zu welchen Resulaten wir schon gekommen sind. Wir betreten eine Boutique, der Herr redet auf uns ein, wir aber sind nicht bei der Sache, besehen uns die seltsamen Auslagen. Es gibt viele Dinge, die wir nicht kennen. Neben uns steht ein Stapel mit kleinen flachen elektronischen Geräten, es handelt sich um irgendetwas Literarisches, wohl um Hörbücher. Wir nehmen eines dieser gediegen verpackten Geräte in die Hand und studieren es, während unser lieber Tutor weiter mit uns spricht. Er nimmt uns mit in ein Sitzungszimmer und will dort unseren Ordner studieren. Wir reichen ihm diesen Ordner, es findet sich aber dort rein gar nichts, nur einige Kritzeleien und kaum lesbare private Notizen. Jetzt verliert der Herr die Geduld und ruft: „Sie wissen ja gar nicht, um was es geht! Sie haben ja überhaupt keine Ahnung!“ Er erläutert uns nun unsere Aufgabe. Wir sind ja Management-Berater, sollten eine der hier ansässigen Firmen beraten! Die Firma hat noch 20 Prozent Kapazitäten und sucht ein neues Geschäftsfeld und will dort gewinnbringend arbeiten! Und unsere Stellungnahme ist nun innert 24 Stunden abzugeben. Wir sind ziemlich hilflos. Der Tutor erklärt uns nun alles genauer anhand von Schemata. Er zeigt uns die bisherigen Geschäftsfelder der Firma auf einer Grafik, und die möglichen Erweiterungen auf einer anderen Grafik. Es handelt sich um eine Schulungs-Unterlage, die aber für den vorliegenden Fall durchaus verwendet werden kann. Also was schlagen Sie vor, sagt der junge Herr mit den rosigen Wangen. Wir sehen die Produkte durch, tippen auf „Getreide“. Das gefällt ihm nicht schlecht, es ist besser als vieles andere. Es scheint, dass es in der Unterlage sogar bewusst falsche Vorschläge hat, die die Kandidaten in die Irre führen sollten. So steht zum Beispiel bei den bisherigen Geschäftsfeldern „Granelen“ und den möglichen neuen „Garnelen“. Unser Tutor erwähnt diese Fälle und lächelt dabei. Er muss aber nun die Konsequenzen ziehen und aufgrund unserer ungenügenden Leistungen handeln. Entlassen will er uns nicht, das ist für ihn selber nicht so einfach, er muss uns aber per sofort das gute Salär um 20 Prozent kürzen. Wir sind damit einverstanden, obwohl wir uns nicht schuldig fühlen, Er hat uns ja gar nichts erklärt, hat uns einfach uns selber überlassen. Wir allerdings, das muss eingeräumt werden, hätten uns durchaus mehr anstrengen können, hätten die Unterlagen, die wir bei uns trugen, studieren können.
Wir sind Mitglied einer grösseren Gruppe, Dorfbewohner, undefinierbares Gemisch, irgendwo auf dem Lande. Man zieht aus, macht einen Ausflug zu einem Heiligtum, das auf einem kleinen Hügel liegt, eine schmale gewundene Strasse führt hinauf. Mit uns geht auch eine Frau, die schon als Hexe verurteilt ist und ein ungewisses Schicksal erwartet. Wir wissen, dass diese Verurteilung ganz unsinnig und ungerecht ist und zeigen dies auch durch eine gewisse, aber eigentlich kaum spürbare Distanz zu den Hexenjägern. Die Leute spüren aber, dass wir zweifeln, und einer sagt ganz offen, dass wir der nächste seien. Du bist der nächste, der an die Reihe kommt. Wir kommen ans Ziel, die Gesellschaft geht zunächst in die oberen Geschosse des Heiligtums, das aus hohen Mauern und Türmen besteht und einst ein Kloster gewesen ist. Wir sondern uns ab, gehen in die Krypta, die sehr weitläufig ist, eine lange, tiefe Halle, in der es Bänke gibt, auf denen sich Besucher niedergelassen haben. Ganz vorne gibt es breite Fenster, die eine schöne Aussicht bieten. Wir gehen zu diesen Fenstern, vorbei an Frauen mit Kindern, jemand hat ein grosses Radio aufgestellt, aus welchem unverschämt laut Popmusik dröhnt. Wir könnten jetzt eigentlich fliehen, könnten uns verabschieden von dieser düsteren beschränkten Gemeinschaft, in der wir leben und gefährdet sind. Wir bleiben aber, gehen in der Krypta herum, gehen an einem grossen Spiegel vorbei, in dem wir uns kurz erblicken. Was wir sehen, gefällt uns nicht. Wir machen einige Schritte zurück und sehen uns genauer an. Eine ziemlich verlotterte Erscheinung, klein, hässlich, eine widerliche Jacke, ein dickes Halstuch und fettige Haare, die bis auf die Schulter fallen. Wir sind entsetzt, wir hatten ein ganz anderes, besseres Bild von uns, glaubten uns eleganter und gediegener. Wenn wir so aussehen, wie wir hier im Spiegel erscheinen, müssen wir uns nicht wundern, wenn man uns ausgrenzt und verfolgt.

Freitag, 13. November 2009

Wir sind unterwegs, in unwegsamem Gebiet, möchten auf einer kleinen Strasse zu unserem Ziel kommen, die am Ende eines Tals in Kurven einen steilen Hang hinauf führt. Das geht am Anfang ganz gut, wir kommen vorwärts und es ist gar nicht mehr weit. Hinter uns kommen weitere Leuten, auch ein kleines Auto wagt sich die Strasse hinauf. Die Strasse wird aber schlechter, weist Löcher auf, ist bedeckt von Steinen und Schlamm. Am Ende wird es gefährlich, wir kommen zu einem Abhang, der ganz von dickem weichem Schlamm bedeckt ist. Wenn man hier weitergehen würde, würde man bis zu den Knien im Schlamm versinken und sehr wahrscheinlich ohne jeden Halt in die Tiefe rutschen. Niemand wagt sich vor. Wir müssen leider aufgeben, zusammen mit den anderen Leuten, und einen sicheren, aber sehr viel weiteren Weg gehen. Auch das Auto muss wenden und zurückfahren.

Donnerstag, 12. November 2009

Wir nehmen an einer Veranstaltung teil, Wissen auf dem Pausenplatz, die informieren will über interessante unbekannte Seiten der Jugendkultur. Das Fernsehen ist auch dabei, man ist bei den Vorbereitungen, eine Kamera wird aufgestellt, ein Jugendlicher probt für seine Vorstellung. Er benutzt für seine Künste ein sehr strapazierfähiges Gummiband, das hoch über dem Boden um eine Stange gewickelt ist, die unter dem Schulhausdach entlangführt und irgendwelchen anderen Zwecken dient. Er springt mit dem Band auf und ab. Wenn er es nicht verkürzt oder verdoppelt, berührt er fast den Boden. Er kann es aber, wenn er hinaufgezogen wird, beliebt verändern, kann Schlaufen bilden, Ringe, verschiedene Figuren, und sich dann in und mit diesen Figuren wieder fallen lassen. Er ist dabei sehr kreativ und kann die verrücktesten Sachen machen. Einmal wickelt er sich das Band vielfach um den Hals und fährt als Gehenkter in die Tiefe. Das weiche Band schneidet aber nicht ein, hält den Körper sicher und lässt ihn wieder hochspringen. Dann folgt dasselbe, die Bänder werden allerdings jetzt an seinem Hut befestigt, und es ist kaum zu sehen, wie er sich noch in der Luft halten kann. Die komplizierteste Vorstellung besteht darin, dass er zwei Hüte benützt, die im Fallen gegeneinanderklatschen und die Hauptattraktion bilden. Er selber schwebt dabei daneben in der Luft, es ist nicht zu sehen, wie er sich noch an den Bändern hält, es muss irgendwo eine versteckte Schleife geben. Das alles ist unglaublich und zeigt die Dynamik, das Können und den Erfindungsgeist der Jugendlichen, die vielleicht nicht so schlecht sind, wie die Gesellschaft denkt.

Dienstag, 10. November 2009

Wir haben eine Verabredung mit zwei Bekannten, wollen uns in einem Städtchen treffen, dass mit der Bahn in einer halben Stunde erreicht werden kann. Wir kommen zum Bahnhof, haben keine Zeit zu verlieren, müssen den Zug nehmen, der jetzt einfährt. Wir haben noch drei Velos mitzunehmen, eines für uns, zwei die Bekannten, die Velos stehen bereit, es fehlt uns aber die Zeit, sie einzuladen. Der Zug fährt am Ende ohne uns ab, die Türen haben sich in dem Augenblick geschlossen, als wir einsteigen wollten. Wir rufen, protestieren, der Stationsvorstand zuckt die Schultern, da ist anscheinend nichts zu machen, am Ende aber, als er unsere Verzweiflung sieht, entschliesst er sich doch, den Zug, der schon viel Fahrt aufgenommen hat, zu stoppen. Er hält nochmals, wir stehen sogleich beim Velowagen und können ein Velo verladen, damit hat es sich aber, mehr können wir nicht erwarten, wir müssen nun einsteigen und fahren. Zwei Velos bleiben nun am Bahnhof.

Sonntag, 8. November 2009

Wir haben ein kleines aufblasbares Kissen, mit welchem wir fliegen können. Es ist ein Strassenfest im Gang, wir fliegen auf der Höhe der Dächer und sehen unter uns Tänzer. Sie tanzen sehr schön, zu Rockmusik. Wir sehen genau zu, merken uns die Tanzfiguren, denn später sollten auch wir noch tanzen. Es sind einfache, aber sehr elegante Figuren, die wir uns leicht merken können. Dann bewegen wir uns weiter, wollen noch andere Strassen überfliegen, kommen dabei allerdings in eine etwas gefährliche Höhe, gelangen in einen riesigen, scheunenartigen Dachstock, dessen Estrichräume mit Stacheldrahlverhauen geschützt ist. Wir müssen sehr aufpassen, dass wir mit unserem Kissen nicht den Stacheldraht berühren. Es gelingt uns, wieder in tiefere Regionen zu sinken. Wir fliegen an einem Luxus-Restaurant vorbei, von welchem das Kissen stammt. Verschiedene Firmen haben die Flugkissen gesponsort, unser Kissen ist besonders schön und elegant und trägt das Wappen des Restaurants. Später landen wir auf dem Dach eines Bürogebäudes und treffen dort einen aufgeregten Mann in mittlerem Alter, der uns stolz und voller Freude erklärt, er habe soeben eine Beförderung erhalten und sei nun Rayonchef. Das tönt nicht nach einer hohen Stellung, wir nehmen an, dass es ein Pöstchen in einem der Warenhäuser der Altstadt ist. Das scheint aber doch nicht so zu sein, denn der Herr sagt, er müsse nun sofort nach Zürich fahren, dort würde ihm von der Migros Schweiz der neue Vertrag unterbreitet. Wir haben jetzt plötzlich Respekt vor dem Herrn Rayonchef, der gewiss einen wichtigen, gutbezahlten Job erhält. Wenn wir uns richtig erinnern, ist die Migros Schweiz in grosse Rayons aufgeteilt, wobei jeder Rayon mehrere Kantone umfassen kann.

Sonntag, 1. November 2009

Endloser Riesentraum, wir sind in einer Zauberwelt, überall gibt es Gefahren, lauern kleine und grosse Ungeheuer, man muss wachsam sein, aufpassen, sich immer wieder retten. Wir sind in der Nähe des Hauptsitzes einer Zauberin, die Fallen stellt und alles überwachen und kontrollieren will, aber offenbar doch nicht ganz überblicken kann. Eine Alte trägt einen schweren grossen Topf mit einer heissen Flüssigkeit und will damit Vorbeikommende begiessen. Wir kommen in Kontakt mit einer kleinen, zugänglichen Hexe, umarmen sie, wollen mit ihr verschwinden, es kommt aber nicht dazu, alles ist in Bewegung, wie in einem Computerspiel. Es ist eine bäurische, plumpe Breughel-Welt voller Winkel, Hütten, Tüchern, Gesichtern, Gestalten, Teufeln. Einmal sind wir sogar an einem Konzert, in einem kleinen Saal sitzt alles dicht gedrängt, als Warnungen kommen, es gebe vor dem Lokal Unruhen, es würden sich dort Gewalttäter zusammenrotten, die die Konzertbesucher verprügeln wollten. Wir wollen daher hinaus, durch einen anderen Ausgang. Das geht aber nicht, denn andere, die dies schon versucht haben, strömen zurück, alle nackt, willenlos ineinander verknotet. Sie sind allesamt von den übermachtigen Übeltätern vergewaltigt worden. Auch wir müssen auf eine Vergewaltigung gefasst sein, kommen aber am Ende ungeschoren davon, weil sich die Szene rasch wieder verändert, es geht weiter in diesem Stil, von Schauplatz zu Schauplatz, der Traum hört nie auf.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Wir sind auf einem Ausflug, versammeln uns in einem schmucklosen Raum eines einfachen Landgasthofes, wir sind Fremde hier, eine kleine Gruppe, Verwandte, Freunde, Mitschüler, Lehrer. Es ist nicht so ganz klar, warum wir überhaupt beisammen sind, irgendein Treffen, eine unschuldige Zusammenkunft. Plötzlich gibt es Lärm und Rufe, draussen auf der Strasse haben sich Leute versammelt. Sieg Heil! Sieg Heil! rufen sie. Wir erschrecken, erstarren. Was soll das? Sind etwa wir gemeint, will man uns angreifen? Wir sind uns keiner Schuld bewusst, denken aber plötzlich, dass es möglich sein könnte, dass der versammelte Mob vermutet, dass Schwule unter uns sind. Das wäre keine ganz abwegige Vermutung, es ist so, wir haben zwei Cousins, von denen man hinter vorgehaltener Hand sagt, sie seien schwul. Sieg Heil! Sieg Heil! Wir verharren unbeweglich und stumm, erwarten ängstlich das Kommende. Was wird man tun? Steine durch das Fenster werfen? Eine Brandbombe? Wir stehen auf, gehen zur Glastüre, die in den Gasthof führt, stellen fest, dass sich auch vor der Türe Menschen versammelt haben, die schweigend wartet. Pssstt, ruft man aus unserer Gruppe, als wir zur Türe gehen, die warten ja nur darauf, bis jemand herauskommt. Es bleibt so weiter alles still, wir wissen nicht, wie es weitergehen soll und was man von uns erwartet. Vielleicht sollten wir selber auch Sieg Heil rufen, vielleicht würde uns das helfen, vielleicht erwartet man nur darauf, dass wir das tun, und wird dann lachend auseinandergehen.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Dann sitze ich einer Mutter gegenüber, Alleinerziehende, schlank, nicht unschön, aber mit verbitterten und enttäuschten Zügen. Mit ihrem Sohn ist leider etwas ganz Unerfreuliches passiert, ich bin sein Klassenlehrer und muss den Fall nun mit der Mutter besprechen. Ich habe sie vor dem Schulhaus getroffen und sie zum Sitzen eingeladen, auf einer Parkbank, was sehr intim wirkt. Wir bilden fast ein Liebespaar, das spüren beide. Es geht aber leider um etwas sehr Ernstes. Soll ich zuerst meinen Standpunkt darlegen, sage ich. Ja, sagt sie. Ich bin gut vorbereitet und habe alles, was ich sagen will, genau im Kopf. Also zuerst, sage ich, möchte ich vorausschicken, dass ich die Klasse zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt übernommen habe, nämlich zwei Tage vor dem Klassenlager. Und dabei erst noch direkt vor der Matur, fügt sie bei. Ja, natürlich, direkt vor der Matur, sage ich und sehe ihr in die besorgten Augen. Und hinzu kommt auch, dass es zwei weitere Problemfälle gibt, die sogar noch grösser sind als der Fall mit ihrem Sohn. Sie schaut uns verständnisvoll an, das beruhigt uns, wir denken, dass nun das Gespräch doch wohl in guten Bahnen verlaufen wird, auch wenn wir eigentlich überhaupt nicht im Bild sind, was denn eigentlich passiert ist.

Freitag, 16. Oktober 2009

Wir erwachen durch einen heftigen Tritt, den wir gegen einen Banditen geführt haben. Wir waren als unbeteiligter Zuschauer dabei, als man Mitgliedern einer kriminellen Bande ein Erkennungszeichen in den Hals brannte. Man packte uns und erklärte, wir würden nun auch in die Bande aufgenommen. Unser Schreck und unsere Verzweiflung waren gross, denn die Aufnahme in die Bande ist unwiderruflich und bringt für das weitere Leben strenge Verpflichtungen. Wir wollten uns wehren, mit allen Mitteln, auch mit völlig unzureichenden, und stiessen deshalb den Kerl, der sich mit dem Brenneisen näherte, mit dem Bein zurück.

Freitag, 9. Oktober 2009

Wir sind eingeladen, zu einer Feier, irgendein Fest, Sylvester vielleicht, oder erster Mai, bei alten Bekannten, von denen wir nie erwartet hätten, dass sie uns noch einladen würden, bei Leuten, die wir seit zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr gesehen haben. Wir kommen viel zu früh, schon um halb sieben Uhr, es sind noch keine anderen Gäste da, es ist auch nicht klar, ob überhaupt noch jemand kommen wird, wer wollte denn da diesen alten Verein noch besuchen. Zunächst sind nur Kinder um uns, wir tollen mit ihnen herum, machen das Kalb, dazu sind wir noch gut, und aus einem Fenster des weitläufigen, alten Gebäudes, einer Art Bauernhaus, grüsst uns ein alter Knabe. Ja, ob wir uns denn nicht mehr erinnern würden, Paris, ja, Paris, irgendeine kleine harmlose Dummheit haben wir mit dieser auf eine verhältnismässig gemütliche Art verlotterten Figur gemacht, in Paris, vor fast vierzig Jahren. Er erinnert sich noch immer daran, wir uns nicht mehr, ganz vage fällt uns etwas ein, dann aber erscheinen doch plötzlich Gäste, und der Empfang nimmt Formen an. Eine kleine, seltsam gekleidete, noch junge Frau präsentiert sich als russische Adelige, von sehr altem Adel, Künstlerin, Prophetin. Wir stehen im Freien, auf einer Wiese in einem Obstgarten, Stühle stehen herum, Bänke, weitere Leute erscheinen, es wird auf einmal interessant, ganze Gruppen erscheinen nun, zwei Herren mit markanten Gesichtern, führende Architekten, sagt man mir, dann wieder rätselhafte Frauen, alle aus der Stadt, sagt man, und alle durchaus zugänglich, diese Abende seien bekannt dafür, dass man ganz zwanglos mit den grössten Berühmtheiten und den unzugänglichsten Dichtern und Denkern verkehren könne, wir sollen uns nur zu ihnen setzen, sagt man uns, sie würden gerne mit uns reden, wie wenn sie alte Freunde wären, jeder, der hier erscheine, würde diese Spielregeln beachten. Wir entscheiden uns für zwei schlanke, blonde junge Herren mit ganz vergeistigten Gesichtern, hochbegabte Pianisten sagt man uns, ganz ausserordentliche Menschen, wir setzen uns zu ihnen, in einem der hinteren Bereiche der Liegenschaft steht nämlich ein Flügel, auf dem sie nun eine ihrer Kompositionen darbieten wollen, nicht für die Gäste, sondern mehr nur für sich selber. Wir tun so, als ob wir sehr verständig wären und gebärden uns als Musikliebhaber, da findet uns unsere Gattin und setzt sich zu uns und will auch zuhören.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Und wir sind zum Tode verurteilt, werden geholt, aus der Todeszelle, und zur Hinrichtung durch die Giftspritze geführt, durch Gänge, Vorzimmer, Galerien. Wir haben keine Angst, es wird ja schon gehen, irgendwie werden wir erlöst werden von dieser Welt, auch wenn es vielleicht nicht ganz schmerzlos sein und einige Minuten dauern wird. Denn Pannen sind nicht auszuschliessen. Die Wärter, die uns führen, erwecken kein grosses Vertrauen, und die Verfahren der Hinrichtung sind scheinen veraltet. Ein Arzt ist auch erschienen, der uns eine grosse Spritze in den Oberarm verpasst. Sie werden so gar nichts spüren, sagt er, und pumpt aus einem altertümlichen Gerät einen halben Liter dubiose Flüssigkeit in unseren Arm, gruselige Militärmedizin. Wir aber hoffen, dass wir auch ohne diese Prozedur nichts spüren werden, beim heutigen Stand der Medizin sollte die Gefängnisindustrie doch in der Lage sein, einen Menschen schmerzlos hinzurichten. Man führt uns an einer dicken Glasscheibe vorbei, hinter welcher eben gerade eine Hinrichtung stattgefunden hat, ein Toter liegt dort auf einem Schragen, zusammengekrümmt. Es scheint, dass er nicht schmerzlos gestorben ist, aber gestorben ist er ja, immerhin, das ist die Hauptsache, und sterben werden jetzt auch wir. Wir haben keine Angst, auch nicht vor den Schmerzen, diese Schmerzen werden nicht ewig dauern, ewig können uns diese Idioten nicht plagen, einmal wird es vorbei sein, übrigens auch für sie.

Dienstag, 22. September 2009

Wir befinden uns in einer grösseren Gesellschaft, Reisegesellschaft, Kongress, kultureller Anlass, wir wissen nicht so recht, was es ist, auf jeden Fall herrschen gute Laune und lockere Sitten, es gibt verschiedene schöne Frauen, alle sehr zugänglich, es gibt Begegnungen, es bilden sich sofort Gruppen und Paare, wir werden begehrt, vor allen anderen. Einmal sitzen wir da, im Bademantel, eine grosse schöne blonde Frau neben uns. Sie sieht, dass wir einen Ständer haben, berührt die betreffende harte Stelle des Bademantels und spricht ihre grosse Bewunderung aus. Sie hat aber nicht gesehen, dass das, was sie für den Ständer hält, nur der unter dem Stoff sichtbare Teil des Gliedes ist. Der Ständer ist in Wirklichkeit ja noch viel grösser, wir greifen jetzt selber hin und zeigen es ihr, es ist ein Riesenständer. Sie lacht und will mit uns schlafen, es wird sofort ein Treffen abgemacht, um sieben Uhr. Später aber begegnen wir einer kleinen Schwarzen, die ebenfalls entzückt ist von uns und uns unbedingt sehen will, um fünf Uhr sagt sie, könne sie auf mein Zimmer kommen, wird würden dann zuerst duschen und nachher Liebe machen. Jetzt sind wir in Bedrängnis und wissen uns nicht mehr zu helfen, denn wir wissen sehr wohl um unsere Fähigkeiten, wir wissen, dass nicht beides geht, nicht zuerst um fünf und dann später noch um sieben Uhr.

Sonntag, 20. September 2009

Wir beziehen ein neues, noch ganz unfertiges Haus voller Bauschutt und Baumaterial, ein Anbau eines grossen Bauernhauses. Die Bauersleute sitzen müssig vor dem Haus und jödelen, wir aber wären verloren, wenn uns nicht der tüchtige Bruder mit acht kräftigen jungen Leuten zu Hilfe kommen würde. Ihr Anführer organisiert die nötigen Arbeiten und hilft, als Stärkster, selber mit. Mit einem Schrei zieht er die „Verteilzentrale“, einen fürchterlich schweren Klotz, einen Würfel mit einer Seitenlänge von etwa anderthalb Metern, an die richtige Stelle.

Mittwoch, 16. September 2009

Später bringen wir Kompost zu einer riesigen Kompostieranlage in B***, sie bedeckt das Areal der Gärtnerei Sch***. Die Abfälle, die wir bringen, werden zunächst in einer riesigen flachen Metallpfanne erhitzt und sodann auf den Kompost geschüttet. Der Energieaufwand für diese Art des Kompostierens muss enorm sein.

Sonntag, 6. September 2009

Ein Lauf findet statt, ein grosses Rennen über 15 Kilometer, das in heimatlichen Gefilden, auf einem ihm bestens bekannten, sehr angenehmen Waldparcours ausgetragen wird. Er ist schlecht vorbereitet, weiss aber, dass er sich nicht zu beunruhigen braucht. Seine Freunde und Bekannten werden ihn der Menge der Läufer ohnehin nicht sehen. Dennoch ist er Stunden vor dem Start schon heftig erregt und geht viel zu früh von zuhause weg. Er macht sich wie immer grosse Sorgen und befürchtet, nicht rechtzeitig zum Start zu kommen. Der Weg ist tatsächlich schwierig, Autos stehen im Weg, das Publikum drängt sich, Bekannte halten ihn auf, darunter auch Kameraden von den Pfadfindern. Am Ende verpasst er tatsächlich die Startzeit und kommt hoffnungslos zu spät und dabei erst noch nicht umgekleidet zum Start. Es ist halb acht Uhr. Jetzt erfährt er aber von einer allgemeinen riesenhaften Verspätung. Das Rennen hat eben erst begonnen, und zwar mit einem der unzähligen Vorläufe. Die Kategorie Soldaten ist soeben auf den Weg geschickt worden. Man erklärt ihm, dass das Hauptrennen, das er so sehnlichst erwartet hat, nicht vor morgens drei Uhr gestartet werden wird.

Sonntag, 30. August 2009

Wir sind auf dem Nachhauseweg, in einer grösseren Stadt, aber wo ist denn das Zuhause, wir haben es vergessen und wandern ziellos herum. Auf einem riesigen, verschneiten Platz fahren Trams, wir stapfen durch den Schnee, verlieren unseren Schirm, er fällt auf ein Geleise. Es gelingt uns, in einer etwas waghalsigen Aktion, ihn vor dem heranfahrenden Tram aufzuheben, und wir winken dem Tramführer mit dem Schirm entschuldigend zu. Dann kommen wir in die Innenstadt, zu einem kleinen, hässlichen Platz. Durch eine Pforte, die durch einen schweren Vorhang abgedeckt wird, gelangt man weiter, in eine enge Gasse. Die Passanten müssen den Vorhang aufhalten und sich durch den sich bildenden Spalt drängen, was zu Stockungen führt, weil von beiden Seiten Leute den Durchgang benützen wollen. Es kommt nun zu einem Zwischenfall. Aus dem Vorhang hervor tritt ein sehr böser, aggressiver Kerl, ein richtiger kleiner Teufel. Er packt den erstbesten Menschen, der ihm im Weg steht und schlägt und bedroht ihn. Ein gutes Dutzend Menschen sieht tatenlos zu. Der Bösewicht trägt auch ein kleines Beil bei sich, mit dem er nun seinem Opfer ein Ohr abschlägt. Wir ziehen uns zurück, wollen unauffällig verschwinden, was aber nicht gelingt. Der Kerl bemerkt uns und droht uns, bedeutet uns, dass wir sein nächstes Opfer sein werden. Jetzt allerdings wendet er sich wieder seinem ersten Opfer zu und schlägt mit dem Beil auf dessen Kopf ein. Wir ziehen uns vorsichtig weiter zurück. Der Platz hat keinen Ausgang, aber bei einer Mauer hat es Gerüste, über die wir auf einen höher gelegenen Platz klettern können. Die ersten Sprossen des Gerüstes befinden sich auf Kopfhöhe, wir brauchen demnach Kraft, müssen uns hinaufschwingen, gelangen aber tatsächlich hinauf und stehen nun etwa fünf Meter über dem unteren Platz, wo sich die schreckliche Gestalt noch immer mit seinem ersten Opfer befasst. Wir könnten jetzt verschwinden, verpassen aber den richtigen Moment, denn nun klettert der Plaggeist blitzschnell hinauf. Schon ist er oben. Wir stehen hilflos unter den Passanten, er sucht uns, übersieht uns aber, mustert dann aber alle ein zweites Mal und sieht uns nun. Jetzt hilft uns nichts mehr, wir kommen in seine Gewalt. Er nähert sich uns und sagt zu uns in bösestem Ton: Willkommen in Drangheim. Es scheint, dass uns ein schlimmes Schicksal erwartet.

Freitag, 14. August 2009

Wir sind in schwere militärische Auseinandersetzungen verwickelt. Wir besitzen, so wie auch unser Feind, Waffen, die über eine Distanz von zwei Kilometern das Leben im Umkreis von gegen hundert Metern auslöschen. Wir müssen uns daher sehr vorsichtig bewegen und dürfen unseren Standort niemals verraten, sonst werden wir sofort mit einem Feuerbrand überzogen. Auch der Feind bewegt sich so, es findet ein gegenseitiges Belauern und Beobachten statt, immer über eine grosse Distanz. In unseren Reihe gibt es allerdings Verräterinnen. Es sind dies Frauen, die unserer Armee angehören, aber offensichtlich für den Feind arbeiten und dafür in ihrer ideologischen Verblendung auch ihr Leben einsetzen. Sie richten sich plötzlich auf, verraten so den Standort, ziehen sofort den Feuerschlag auf sich und gehen mit ihrer ganzen Einheit unter. Wir haben glücklicherweise keine solchen Teufelinnen in unserer Kompanie. Und in zwei anderen Kompanien hat man sie noch rechtzeitig entdeckt, bevor sie ihr Vorhaben haben ausführen können. Wir sehen sie am Abend im Lager, man hat sie in drei Metern Höhe gefesselt an einen Pfahl gebunden, sie erwartet ein grausamer Tod.

Dienstag, 11. August 2009

Unweit unseres Hauses, das sich in einer nur wenig überbauten Gegend auf einem leicht abfallenden Gelände befindet, findet ein grosses Konzert statt, ein chinesischer Männerchor mit 150 Mitgliedern soll auftreten. Wir sehen, wie die Sänger und der Begleittross zu Fuss auf der nahe gelegenen Strasse zur vorbereiteten Bühne gehen wollen. Sie werden aber schlecht geführt und verpassen eine Seitenstrasse, die sie hätten nehmen müssen. Wir treten aus dem Haus und zeigen ihnen den richtigen Weg. Es ist eine gehobene Gesellschaft, es sind Diplomaten, hohe Beamte und Parlamentarier dabei. Wir hatten etwas Wichtiges vor, verschieben es nun aber und gehen mit den möchten nun das Konzert auch hören und gehen mit der ganzen Gesellschaft hinauf zum Ort, der für das Konzert vorbereitet worden ist. Auf dem Weg kommen uns sonderbare Fahrzeuge entgegen, es sind Wagen eines Zirkus, der gerade an einen neuen Ort zieht. Die Wagen bestehen aus sehr leichtem Material, nur aus Dachlatten und Papier, sie sind auch ganz schlecht gebaut, schief und instabil, es wäre ein Wunder, wenn sie ihr Ziel erreichen würden.

Donnerstag, 6. August 2009

Wir sind irgendwo versammelt, es ist nicht ganz klar wieso, Ende der Ferien oder eine Büroangelegenheit. Wir sollten nach Hause fliegen, es gibt aber eine sehr ernste Unwetterwarnung. Eine Arbeitskollegin, die stets für allerlei alarmierende Geschichten zuständig ist, erscheint und sagt, unter diesen Umständen könnten wir sicher nicht fliegen. Es türmen sich bereits Wolken auf, die rasch näher kommen, eine gelbe Wand, von Blitzen erfüllt. An einen Flugbetrieb ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Im Gegenteil, es gibt furchtbare, für unsere Verhältnisse ganz ungewöhnliche Verwüstungen. Ein Hurrikan! Aus Häusern wird Kleinholz, das wirbelnd durch die Luft fliegt. Auch unser Häuschen, das wissen wir nun, ist zerstört worden. Wir können mit Mühe und Not dem Unwetter entkommen und befinden uns plötzlich in einem Gebiet, das verschont worden ist. Wir treiben uns ziellos umher, geraten in einen gepflegten, umzäunten Garten mit Salaten. Die Besitzerin schreit, wir hätten hier nichts zu suchen und würden ihr alles Gemüse kaputt machen. Wir sind tatsächlich in einem Salatbeet, haben aber aufgepasst auf die Salate und keinen beschädigt. Wir sagen das auch, können die Besitzerin aber nicht beruhigen. Sie reisst wütend drei grosse Salate aus und reicht sie uns, wir könnten sie mitnehmen, sie seien ja ohnehin nicht mehr zu verwenden. Wir nehmen die Salatköpfe dankend entgegen, sagen, wir seien ein Opfer des Unwetters und hätten alles verloren und jetzt wenigstens etwas zum Essen. Die Besitzerin beruhigt sich und führt uns aus dem Garten auf einen Weg, über den wir möglicherweise unser Dorf erreichen können.

Montag, 3. August 2009

Wieder einmal sind wir im Militär, ein Kamerad ist gestorben, und wir sollten mit dem gesamten Verein auf einem Lastwagen zur Beerdigung fahren. Wir sind spät und sollten uns sehr beeilen, die Abfahrt verzögert sich aber, unter anderem auch, weil man uns noch eine Aufgabe zuweist, bei welcher wir uns stark mit Erde beschmutzen. Die Erde ist aufgeweicht, die Strassen kaum passierbar, wir sind im Schlamm ausgeglitten und nun an den Beinen und der Hüfte ganz mit Schlamm bedeckt. Wir nehmen an, dass man uns in diesem Aufzug von der Teilnahme dispensiert, aber man zieht uns trotzdem noch auf den Lastwagen. Das Gefährt braust nun los und kollidiert in einer engen Dorfstrasse mit einem Pferdefuhrwerk. Das Pferd gerät unter die Räder, und wir sehen mit Entsetzen, dass der Lastwagen dem Pferd den Kopf ausgerissen hat und ihn nun am Vorderrad mitschleppt. Wir müssen anhalten und den Kopf entfernen. Da erscheint der Bauer, der das Fuhrwerk geführt hat. Er gibt uns die Schuld und ist so wütend, dass er einen wilden Stier mit langen Hörnern auf uns hetzt. Wir stehen um den Lastwagen herum und müssen uns nun sofort in Sicherheit bringen. Der Stier rast auf uns zu, die Hörner wirbeln wie scharfe Schwerter. Es ist für uns zum Glück nicht unmöglich, uns in Sicherheit zu bringen. Der Dorfplatz weist eine Umzäunung aus, es sind schwere, gebogene Eisenrohre, die wir nun überspringen. Einigen gelingt der Sprung über diese Schranken, ich aber bin noch einige Meter von ihr entfernt, als der Stier bereits auf mich zukommt.

Montag, 27. Juli 2009

Wir befinden uns in Warschau, in einer harten Zeit, vieles ist zerstört, die Strassen aufgerissen und von breiten Fahrrinnen durchfurcht. Zunächst stossen wir auf eine riesige Zeltstadt, alles kleine, eng nebeneinander stehende Häuschen aus Plastik. Wir photografieren, unter anderem verschleierte Frauen, die sich in diesem Lager aufhalten. Dann geht es weiter, wir wollen zurück zu unserem Hotel, es ist ein modernes, erstklassiges Haus in der Nähe des Bahnhofes, wo wir durchaus sicher und bequem untergebracht sind, aber wir finden den Weg nicht gleich, wir geraten in grosse Vorstädte, gehen Tramlinien entlang, die, wie wir annehmen, zum Zentrum führen sollten, aber nicht zum Zentrum führen, sondern irgendwohin, endlich zu einem grossen Soldatenfriedhof, vor dessen Eingang Taxis stehen, mit denen wir nun gewiss unser Ziel wieder erreichen können. Wir steigen ein, haben aber den Namen unseres Hotels vergessen, wir sagen deshalb, er solle uns zum Bahnhof führen. Ugefragt steigen noch zwei Soldaten ein, in hässlichen braunen Uniformen, ob ich das wolle, sagt der Taxichauffeur, er frage mich, weil man das heute zu fragen pflege.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Die Gattin hat, als die drei neuen Katzen kamen, die zwei alten weggegeben, die lieben Tiere sind verschwunden, sind weg, und es wird mir nicht gesagt, wo sie sind. Zwei Tage dränge ich darauf, dass man es mir sagt. Man weicht aus, sagt, sie seien beim Tierarzt, seien bei einer Frau, die sich um sie kümmere. Am Ende erhalte ich die Telephonnummer dieser Frau, die auch der Gattin nicht näher bekannt ist, eine Handynummer. Ich will ihr nun anrufen, aber es ist wohl zu spät, die lieben Tiere sind sicher schon tot.
– Ich erzähle den Traum der Gattin, die entsetzt ist, und entschuldige mich gleichzeitig dafür, dass ich so böse Sachen träume.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Frau S. kommt zu uns ins Büro. Sie schliesst die Türe hinter sich, bleibt aber vor der geschlossen Türe stehen, wie um zu zeigen, dass sie jederzeit bereit ist, wieder zu verschwinden, falls ich das wünschen sollte. Sie will mir nämlich etwas Heikles sagen, sie ist der Auffassung, dass es nicht recht ist von mir, mit Frau von N. so viele Male essen zu gehen und dabei immer zu bezahlen. Das bringe eine Frau durcheinander, meint sie mit gedämpfter Stimme, und Frau von N. sei bereits durcheinander. Ob ich nicht wisse, dass sie von Zeit zu Zeit in Bern übernachte, fragt sie. Ja, das wüsste ich, sage ich, das sei doch nichts besonderes, sie habe eben viele Bekannte in Bern. Nein, sagt Frau S., sie übernachte nicht bei Bekannten, sie übernachte in der Waldau, sie gehe freiwillig dorthin, zur Therapie.

Freitag, 10. Juli 2009

Wir sind Soldat bei den Gebirgstruppen, befinden uns im Hochgebirge. Wir müssen uns ausrüsten für eine Übung, die uns hinausführt, in eine eisige Hochgebirgslandschaft. Ein feindliches Biwak ist in der Nähe, wir sollten es überfallen. Alle rüsten sich aus, sehr routiniert, ziehen dicke Pullover an, Kappen, besondere Jacken, die gegen die Kälte schützen. Wir kennen uns nicht so gut aus, haben nicht die gleichen Ausrüstungsgegenstände, wissen nicht, ob wir uns hinreichend schützen können. Insbesondere macht uns eine grosse Gasmaske zu schaffen, die wir mitnehmen müssen. Warum es auf dieser Höhe und bei diesem Einsatz eine Gasmaske braucht, kann uns niemand beantworten. Dann geht es hinaus. Vor uns liegt ein schmaler Grat, der so spitz zuläuft, dass man ihn nicht begehen kann. Wir müssen Zweierseilschaften bilden. Ein Mann wird sich links und ein Mann rechts des Grates bewegen, auf einer Steilwand, die Hunderte von Metern in die Tiefe führt. Es ist nicht so recht zu sehen, wie wir hier vorankommen sollen.

Freitag, 3. Juli 2009

Die Revolution ist vorbei, die alten Gewalten sind wieder an der Macht. Das Schloss Versailles ist allerdings geplündert worden und muss nun neu eingerichtet werden. Wir haben den Auftrag, die Gedecke einzukaufen, Teller, Schüsseln, Silberbesteck, Tafelaufsätze, alle diese kostbaren Sachen, die für grosse Essen nötig sind. Wir betreten das vornehmste Geschäft von Paris, man empfängt uns mit grossen Ehren, hofft auf einen Neuanfang mit den Verkäufen. Mehrere Herren, in Hofkleidung, umringen uns. Für welchen Ort wünschen sie eine Ausstattung, sagen sie. Für Versailles, sagen wir. Wir setzen uns, und man bringt uns als erstes einen kostbaren, bestickten, sehr grossen Tischset aus Damast, mit Ausmassen für einen gtossen Herrn, für einen Vorsitzenden, einen Tischherrn, der gleich meterweise Tischfläche in Anspruch nimmt. Er koste, sagt man uns, 200 000 Francs. Das ist eine Unsumme, die uns aber nicht in Verlegenheit bringt, denn unser Kredit ist ja unbegrenzt. Wenn wir uns richtig erinnern, hat man uns am Hofe bedeutet, dass 22 Millionen Francs zur Verfügung stehen würden. Wir kaufen also diesen Tischset und lassen uns weitere Gegenstände bringen. Und wie haben Sie denn die Revolution überlebt, fragt man uns. Versteckt, sagen wir, bei einem Adeligen, ganz in der Nähe von Versailles. Und ernährt haben wir uns von der Jagd in den königlichen Wäldern.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Wir werden gesucht, man will uns ergreifen und bestrafen. Wir haben uns als Anführer einer Truppe grosser Vergehen schuldig gemacht und haben mit dem sofortigen Tode zu rechnen, wenn man uns findet. Jetzt stecken wir in einer Kelleranlage, deren Zugänge bewacht werden. Man lässt uns noch für eine Nacht gewähren, wir können nicht entweichen, der Zugriff ist für den Morgen vorgesehen. In der Nacht zeigt man uns aber noch einen Ausgang, und es wird uns auch ein Fluchtplan unterbreitet. Wir könnten uns durch ein Kellerfenster retten, und eine alte, alleinstehende, völlig unverdächtige Dame würde uns aufnehmen und verstecken. Wir verwerfen aber den Plan, wollen nicht an seinen Erfolg glauben, warten den Morgen ab. Der Morgen kommt herauf, wir treten vor den Ausgang, aber es erscheinen keine Feinde, es scheint, als sei man plötzlich abgezogen und habe uns vergessen.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Wie Proust, denken wir, stehen wir da und verehren die exklusivsten Menschen, die es gibt. Der Prince of Wales sitzt mit seiner Familie vor dem Fernseher, mit der Königin und seinen zwei Kindern. Wir bilden seine Gesellschaft, sind auserwählt für diesen Abend. Wir dürfen uns einige Meter hinter ihnen an der Wand aufstellen und still zusehen. Wie Proust, denken wir, Proust würde dieses stumme Dastehen als äussserstes Glück beschreiben, als höchsten Aufstieg. Aber unser Glück wird getrübt, mein Vater und meine Mutter sind nämlich auch noch da, man weiss nicht wie, sie sitzen sogar, auf einem Sofa hinter der Königsfamilie, ebenfalls ganz still, wenigstens zunächst ganz still. Jetzt hat mein Vater zu meinem Entsetzen ein Zigarettli angezündet und zu rauchen begonnen, verrückterweise, und die schlechten Zigaretten, die er stets raucht, verursachen grosse Wolken von beissendem Rauch, die nun langsam gegen die ahnungslos dasitzenden königlichen Herrschaften ziehen, es ist entsetzlich, es ist ganz unerhört und unerträglich.

Montag, 22. Juni 2009

Wir besuchen mit einer hochrangigen Schweizer Delegation China, während eines Empfangs im Kaiserpalast kommt Mao Tse Tung zu uns, let’s go to bed, sagt er, und da alles, was er sagt, heiliges Gesetz ist, dem niemand widersprechen kann, auch eine Schweizer Delegation nicht, auch wenn sie das, was geschieht, in keiner Weise versteht und billigt, gehen wir mit, er führt uns in einen angrenzenden Saal, der ein riesiges Bett enthält, ein Staatsbett, ein Herrschaftsbett, und legt sich mit uns hin, ein dickes grosses rätselhaftes Wesen, halb Frau, oder ganz Frau, wie wir bald merken. Er beginnt unser Glied zu reiben, das natürlich unter diesen Umständen in keiner Weise erregt werden kann. Wir haben Angst, wir denken, dass es uns unmöglich sein wird, mit ihm Verkehr zu haben, denn das ist es doch wohl, was er will. Wir versuchen, uns zu behelfen, indem wir ihm auch zwischen die Beine greifen, es ist dort alles flach, er ist eine Frau, wir berühren seine grossen Unterhosen und reiben ihn, worauf er sich sofort sehr erregt und einen mächtigen Orgasmus bekommt. Er schreit laut, so laut, dass es die im Empfangssaal versammelten Gäste alle hören müssen. Wir verstehen unsere Tat nicht, wissen nicht, ob sie nun gut oder schlecht war, es deutet einiges darauf hin, dass sie sehr gut war, von einer ausserordentlichen Bedeutung, es scheint, dass Mao befriedigt ist und zu seinen Gästen zurückkehren will. Er beordert aber auch eine vielköpfige Musikkapelle an die Türe des Saales und lässt sie dort sehr laut und aufdringlich spielen, vielleicht wird es noch weitere Laute geben, die nun aber übertont werden sollen, weil das Ganze möglicherweise doch etwas unschicklich sein könnte.

Samstag, 13. Juni 2009

Wir leben an einem weiten flachen Strand, in einem grösseren Gebäude, das aus Hallen und Hütten mit offenen Seitenwänden besteht, vieles ist aus Holz, alles sehr ökologisch, es gibt keine Böden, sondern nur Gras und Sand. Es herrscht eine grosse Unordung, überall liegen Kleider herum, wir sollten, für irgendeinen Aufbruch, schon lange gepackt haben, es ist schon fast Mitternacht, und der letzte Bus, der die Küste bedient, schon abgefahren. Wir erreichen unser Ziel nicht mehr, zumal wir nun auch noch der Frau N. zu Hilfe kommen müssen, Frau N. von der Cafeteria in unserem Dienstgebäude, sie führt auch hier eine Strandbar, die sie nun vor einem Sturm schützen will. Bei Sturmwarnung wird ein mannshoher Zaun zugezogen, eine über hundert Meter lange Wand aus Glas oder Plastic, wir schliessen diese Wand, die nun verhindert, dass Wasser und Sand in die Siedlung eindringen. Weiter helfen wir auch mit, die vielen Stühle zusammenzutragen, die über den ganzen Strand verteilt sind, an eine Abreise ist nicht mehr zu denken. Als wir zum Haus zurückkehren, finden wir überall Schnecken, rote Nacktschnecken. Meine Mutter ist da und sammelt sie in einem Eimer, steht aber beim Einsammeln auf einzelne Tiere, etwas, das wir gar nicht ausstehen können, auf Schnecken zu treten ist uns einer der grössten Greuel, die diese Welt bietet, wir sagen ihr, dass sie besser aufpassen soll und sammeln selber auch, wie Mutti haben auch wir rasch ein Gefäss gefüllt, Mutti will sie in einen Kehrrichtsack werfen und der Abfuhr mitgeben, wir aber wollen sie nicht töten, sondern aussetzen. Wir gehen mit den Eimern wieder zum Meer, hier hat es aber nur Sand und Wasser, was passiert mit Schnecken, die hier ausgesetzt werden, werden sie sich fortbewegen können, werden sie nicht von der steigenden Flut erreicht, werden sie nicht ertrinken, das sind die schweren Probleme, die uns beschäftigen.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Wir sind eingeladen, zu einer Feier, irgendein Fest, Sylvester vielleicht, oder erster Mai, bei alten Bekannten, von denen wir nie erwartet hätten, dass sie uns noch einladen würden, von Leuten, die wir seit zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr gesehen haben. Wir kommen viel zu früh, schon um halb sieben Uhr, es ist noch gar niemand da, es ist auch nicht klar, ob überhaupt noch jemand kommen wird. Wer könnte denn da noch diesen alten Verein besuchen. Zunächst sind nur Kinder um uns, wir tollen mit ihnen herum, machen das Kalb, dazu sind wir noch gut, und aus einem Fenster des weitläufigen, alten Gebäudes, einer Art Bauernhaus, grüsst uns ein alter Knabe. Ja, ob wir uns denn nicht mehr erinnern würden, Paris, ja, Paris, irgendeine kleine harmlose Dummheit haben wir mit dieser auf eine verhältnismässig gemütliche Art verlotterten Figur gemacht, in Paris, vor fast vierzig Jahren, er erinnert sich noch immer daran, wir uns nicht mehr, ganz vage fällt uns etwas ein, dann erscheinen doch plötzlich Gäste, und der Empfang nimmt Formen an. Eine kleine, seltsam gekleidete, noch junge Frau präsentiert sich als russische Adelige, von sehr altem Adel, Künstlerin, Prophetin, wir stehen im Freien, auf einer Wiese in einem Obstgarten, Stühle stehen herum, Bänke, weitere Leute erscheinen, es wird auf einmal interessant, ganze Gruppen erscheinen nun, zwei Herren mit markanten Gesichtern, führende Architekten, sagt man mir, dann wieder rätselhafte Frauen, alle aus der Stadt, sagt man, und alle durchaus zugänglich, diese Abende seien bekannt dafür, dass man ganz zwanglos mit den grössten Berühmtheiten und den unzugänglichsten Dichtern und Denkern verkehren könne. Wir sollen uns nur zu ihnen setzen, sagt man uns, sie würden gerne mit uns reden, wie wenn sie alte Freunde wären, jeder, der hier erscheine, würde diese Spielregeln beachten. Wir entscheiden uns für zwei schlanke, blonde junge Herren mit ganz vergeistigten Gesichtern, hochbegabte Pianisten sagt man uns, ganz ausserordentliche Menschen. Wir setzen uns zu ihnen, in einem der hinteren Bereiche der Liegenschaft steht nämlich ein Flügel, auf dem sie nun eine ihrer Kompositionen darbieten wollen, nicht für die Gäste, sondern mehr nur für sie selber. Wir tun so, als ob wir sehr sachkundig wären und gebärden uns als Musikliebhaber, da findet uns unsere Gattin und setzt sich zu uns und will auch zuhören.

Freitag, 29. Mai 2009

Wir rasen, auf der Autobahn, fahren zunächst voraus, und B., die Nationalrätin, hinter uns. wie abgemacht. B. wird aber ungeduldig, überholt uns, und fährt nun auf der zweispurigen Autobahn im schmalen Raum zwischen den beiden Kolonnen davon, mit 160. Neben uns bleiben die Autos nahezu stehen, B. ist so schnell und so tollkühn, dass wir sie am Ende verlieren, sie hat wohl eine Ausfahrt benützt, die wir nicht gesehen haben. Wir rasen noch immer dahin, es ereignet sich nun aber eine gewaltige Kollision, wir fahren in einen Haufen von miteinander verkeilten Autos hinein und finden uns wieder, schwer verletzt, im Spital. Die Lage sind hoffnungslos, die Ärzte schütteln den Kopf, des lässt sich nichts mehr machen, der ganze Unterleib ist wie Brei, alle Organe sind zerstört, es gibt keine Möglichkeit mehr, einzugreifen. Wir haben starke Schmerzen, die wir aber im Traum nicht fühlen, wohl aber als Verletzter im Spital glauben fühlen zu müssen, wir verlangen wenigstens Morphium, eine grosse Dosis, sagen wir, und man gibt uns bereitwillig eine grosse Dosis, es ist am besten so, sagen die Blicke. Damit es schneller wirkt, führt man es sogar am Hals ein, in die Halsschlagader, die man mit einer grossen Nadel ansticht, uns macht das nichts weiter aus, auch wenn wir uns vorstellen könnten, angenehmer zu sterben. Dann aber erholen wir uns doch plötzlich, auf einmal sind wir in den Ferien, im Tessin, allein, wir fahren mit dem Velo im sonnigen Süden und suchen ein Hotel, im übrigen sollten wir auch an den Hafen, dort hat uns Nationalrat H. zu einer Segelpartie eingeladen, wir kommen aber zuspät, H. ist bereits auf dem Schiffchen, er hat, weil wir nicht erschienen sind, nun ein kleines Boot gewählt, das nur einer Person Platz bietet, er entschuldigt sich, wir aber sind in Verlegenheit, wollen nichts von einer Entschuldigung wissen, sondern entschuldigen uns selber, und meinen, dass es ja keine Rolle für uns spielt, ob wir nun segeln dürfen oder nicht, wir sind nicht so bedeutend, dass er sich speziell wegen uns besondere Mühe machen müsste.

Dienstag, 26. Mai 2009

Wir lesen in der Zeitung, dass in einem Zirkus ein Elefant verbrannt ist, und weil wir uns wundern, dass solche Dinge geschehen können, erleben wir den Brand gleich mit, aus einem kleinen Zelt dringen Rauch und kleine Flämmchen. Falls es da einen Elefanten geben sollte, denken wir, wird er sich doch sicher retten können, jetzt rettet er sich auch, er steigt, das Zeltdach zerreissend, hoch empor, auf die Hinterbeine, und rennt sodann aus dem zerfetzten Zelt. Wir sehen, dass er auf dem Rücken und dem ganzen Hinterteil schwere tiefe Brandwunden hat, das Tier kommt nicht mehr weit, es bricht, gegen Bäume gelehnt, zusammen, seine Kräfte schwinden, es streckt sich, zerfliesst gleichsam, und stirbt lautlos.

Sonntag, 24. Mai 2009

Wir übernachten für eine Nacht im Haus der Schwester in N****, wir hüten das Haus, weil sie in die Ferien gefahren ist. Wir wollen am nächsten Morgen aber auch selber in die Ferien fahren. Im Dorf gibt es eine unruhige Nacht, es ist eine Art Fest, gleichzeitig aber auch Demonstration. Wir hören das Geschrei von Skinheads und Rechtsextremisten, schlafen endlich ein, werden aber wieder geweckt. Jetzt hat es überall Polizei und auch Truppen, alles wird grossräumig abgesperrt, es findet eine Razzia statt, die auch unser Haus erfasst, lächerlicherweise, wir haben ja nichts zu verbergen und sind nur zufällig hier. Oder etwa nicht, gibt es einen Verdacht auch gegen uns? Wir sehen, wie Mobiliar weggetragen wird, was uns noch nicht aus der Ruhe zu bringen vermag, schlimmer ist, dass jetzt auch unser Feriengepäck weggetragen wird, darunter ein Bügelbrett, das unsere Gattin eigens in die Ferien mitgenommen hat. Sie schläft zunächst, steht aber dann auch auf und verhält sich angesichts dieser Umstände bemerkenswert ruhig. Ich gehe mit den Polizisten durch das Haus und sehe ihnen spöttisch zu, sie öffnen Tür um Tür in dem sehr weitläufigen Haus und kommen so plötzlich auch zu einer Tür, die in einen Saal führt, gross wie eine Turnhalle. An den Wänden hängen zahllose schwarze und rote Fahnen, drohende Embleme, prächtige Standarten und auch schimmernde Waffen, Gewehre, Abzeichen, Ehrenurkunden, alles dicht gedrängt. Es ist ein geheimer Versammlungsraum von Neonazis. Jetzt wird der Zweck der Polizeiaktion langsam verständlich, ich gehe zur Gattin und erzähle ihr von dieser Entdeckung, sie ist aber nicht überrascht. Sie hat es gewusst, dass es einen solchen Saal gab, sie scheint sogar auf irgendeine Art mit diesen Leuten verbunden. Ich will nun aber energisch unseren Standpunkt vertreten und einen schriftlichen Untersuchungsbefehl sehen und Quittungen erhalten für die abtransportierten Sachen. Ich frage nach dem Kommandanten, er kommt, nach längerem Warten, ein seltsamer Herr, ein Zwitter, halb Frau, halb Mann, der kein Wort spricht, sondern mich nur mürrisch mustert. Ich stelle mich vor, G***, sage ich. Er scheint es nicht zu verstehen, ich wiederhole es und erkläre, dass dies ein Appenzeller Familienname sei, wie wenn das unsere Unschuld unterstreichen könnte. G*** also würden wir heissen, und wir seien nur für eine Nacht hier, wir hätten nur das Haus gehütet und würden nun eigentlich gerne in die Ferien fahren, aber unsere Sachen würden ja gerade verladen. Wir sehen das im Hintergrund, ein ganzer Lastwagen ist schon vollgepackt, der Kommandant sieht uns an, vielsagend, mit einem kaum merklichen bösen Lächeln. Er ist beleidigt, dass wir ihn für so dumm halten, dass wir ihm diese Geschichte auftischen, und ärgerlich, dass wir ihn hergerufen und seine Zeit in Anspruch genommen haben. Er brummt etwas, das wir nicht recht verstehen, es scheint, dass er uns für einen gefährlichen Drahtzieher hält, und dass eben gerade der Umstand, dass wir nur eine Nacht hier sind, unsere Schuld beweist. Er wendet sich rasch ab und geht weiter, umringt von Untersuchungsbeamten und Kommissaren, seiner Arbeit nach.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Ich träume, ich hätte die Weltformel gefunden, die alles erklärt. Sie ist, wie schon viele Wissenschafter vermutet haben, sehr einfach:n = 3. Das ist ja sehr einfach, zu einfach, und auch billig, sagen die Kritiker, es hängt doch jetzt alles von diesem n ab, was bedeutet das n, werde ich gefragt. Das n kann leicht erklärt werden, n steht für Gott, und die Weltformel n = 3 bedeutet demnach, dass es drei Gottheiten gibt.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Wir reisen, am späteren Abend, mit drei anderen Personen, eine Art Dienstkollegen, von Winterthur nach Küsnacht am Albis, es hat nur wenige Reisende, und wir finden für uns einen ganzen Wagen, den letzten des kleinen Zuges. Wir haben genug Zeit, die Fahrt dauert fast eine Stunde, wir richten uns daher gemütlich ein, breiten alle unsere Sachen aus und haben sogar einen kleinen Imbiss bereit, Sandwiches und Kaffee. Der Zug fährt an, und sogleich erscheint der Kondukteur, es zeigt sich, dass meine drei Begleiter alle Generalabonnemente haben, ich allein aber kein Billet, ich muss jetzt eines im Zug lösen, was umständlich ist und zu Erklärungen des Kondukteurs führt. Er redet zunächst französisch und sagt, wir müssten gleich bei der nächsten Station umsteigen, dann redet er englisch und erklärt uns anhand einer Karte die Streckenführung, die nicht über den Bahnhof Zürich führt, sondern über Vorortsbahnhöfe, und eben mit einem Umsteigen verbunden ist. Kaum habe ich bezahlt, verlangsamt der Zug schon die Fahrt, wir müssen schnell zusammenpacken, was besonders beim Imbiss beschwerlich ist, den Kaffee müssen wir sogar stehen lassen.

Sonntag, 10. Mai 2009

Mit dem Auto fahren wir in Bern zum Bärengraben, wir nehmen an einer Lagerwoche teil, etwas Militärisches, Beschwerliches, Stumpfsinniges. Es handelt sich um eine Küchenwoche, bei der die Teilnehmer vorwiegend in der Küche tätig sind, und zwar als Hilfspersonal beim Abwaschen. Wir haben eine solche Lagerwoche schon einmal besucht und besuchen sie jetzt ein zweites Mal freiwillig, irgendwie wegen den Kameraden, die wir nicht im Stich lassen wollen und die auch wieder freiwillig gehen. Diese Kameraden stehen bereits um einen alten Reisecar herum, ein Modell etwa aus den fünfziger Jahren, und sind sehr erstaunt, dass wir auch mitkommen wollen. Das haben sie gewiss nicht erwartet, und sie sind auch gar nicht besonders erfreut darüber, dass wir erscheinen. Wir sind ihnen ja doch eigentlich wohl lästig, sind nicht von ihrer Art und drängen uns nun auf. Ein Problem entsteht, weil wir mit dem Auto zum Sammelplatz gefahren sind und nun merken, dass wir das Auto hier nicht parkieren können. Wir vereinbaren daher, nicht ohne Schwierigkeiten, mit dem Chauffeur, einem brummligen komischen Menschen, dass er uns später auf der Muristrasse aufnimmt, auf der Höhe des Egelsees, wo wir versuchen werden, das Auto zu parkieren. Wir beginnen also die Woche so richtig auf unsere Art, indem man für uns gleich eine Ausnahme machen muss.

Sonntag, 3. Mai 2009

Langer Traum, uns bleiben nur zwei kleine Szenen im Kopf, weil wir in der Nacht nichts aufgezeichnet haben. - Wir sind jung, rennen in unserer kräftigen Art in hohem Tempo über eine leicht abschüssige Wiese, auf welcher Badegäste liegen, ein anderer Läufer kommt von der Seite her auf uns zu. Er weicht uns nicht aus, wir ihm auch nicht. Es kommt zu einem Zusammenstoss, der uns beide in hohem Tempo in eine andere Richtung zwingt, entsprechend den Kräften, die hier wirksam sind. Wir rennen beide ineinander verhakt längere Zeit in diese Richtung, gezwungenermassen, fassen uns aber dann und vereinbaren, uns nun doch wieder voneinander zu lösen, was allerdings nur möglich wird, nachdem wir beide das Tempo gedrosselt haben.

Zweite Szene, wiederum grosse Wiese, mit vielen Leuten, die bei schönem Sommerwetter im Gras oder in einer riesigen nahegelegenen Festwirtschaft sitzen. Eine Kellnerin eilt mit einem gewaltigen Tablett durch die Menge. Es sind wohl mindestens sechzig Bestellungen, die sie da mit sich herumträgt, allerlei Getränke, Fruchtsäfte, Tassen, Kännchen, dann aber auch Eis, verschiedenste Eiskreationen und Kuchenstücke. Wir rennen in vollem Lauf an ihr vorbei, berühren sie nicht, lenken sie aber soweit ab, dass sie zu Fall kommt. Ein Teil der bestellten Sachen rutscht vom Tablett und fällt zu Boden, die restlichen Kostbarkeiten bleiben unversehrt und können weiter zu den Gästen getragen werden. Die Kellnerin ist uns nicht böse, sie gibt uns keine Schuld an diesem Missgeschick, und geht sofort wieder ihrer Arbeit nach.

Freitag, 1. Mai 2009

Ich habe einen neuen Arbeitsplatz zugewiesen bekommen, im zentralen Sekretariat, in einem Zweier-Büro bei einem sehr tüchtigen pedantischen älteren Herrn, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Dienstlich haben wir keine Berührungspunkte, wir stören einander nur. Der Herr hat viele Besucher und Telefonate, und es ist nicht zu sehen, wie ich hier arbeiten könnte. Neben uns am Fenster hat es Holzstösse, es sind armdicke Rundhölzer aufgeschichtet, die nun dummerweise, durch eine Kerze, die in der Nähe stand, in Brand geraten. Die Hölzer mussten schon längere Zeit geglüht haben, es ist ein Schwelbrand vorhanden, der jetzt umschlägt in lodernde Flammen. Der Kollege gerät ausser sich und weiss sich nicht zu helfen, er will der Feuerwehr anrufen. Ich schreie: Feuerlöscher, Feuerlöscher, nehmen Sie doch den Feuerlöscher. Es hat tatsächlich in unserem Büro einen ganz ordentlichen Feuerlöscher, mein Kollege holt ihn aus dem Schrank, weiss ihn zu bedienen und richtet den Schaumstrahl gegen den Brand. Es entsteht ein wüstes Chaos, es zischt und raucht, knallt und spritzt. Es gelingt aber, die Flammen einzudämmen. Als der Feuerlöscher keine Löschmittel mehr hergibt, züngeln nur noch einzelne Flämmchen inmitten von grossen Schaummassen.

Donnerstag, 30. April 2009

Wir sind irgendwo, wohnen in einem alten Hotel, einem Haus mit verschiedenen Flügeln und Türmen, das an einer kleinen Strasse liegt, die steil ansteigt. Wir kommen von einem Rundgang zurück und wollen wieder in unser Zimmer, das gleich unten im ersten Turm liegt. Weiter oben, beim Haupteingang, sitzt noch immer die Malerin, die uns schon beim Weggehen aufgefallen ist, eine attraktive Frau mit grossem Busen. Was macht sie wohl? Malt sie, oder tut sie nur so? Wir würden gerne zum Haupteingang gehen und so vielleicht ihre Bekanntschaft machen, haben aber dort nichts zu besorgen und scheuen uns, so zu tun, als ob wir irgendetwas zu besorgen hätten, wir wollen nicht lächerlich erscheinen. Als wir schon im Flur sind und die alte Eingangstüre hinter uns geschlossen haben, merken wir, dass wir ja den Schlüssel bei der Reception abgegeben haben und nun doch zur herumhängenden Künstlerin hinaufgehen müssen, das ist uns nun auch etwas peinlich, jetzt sieht es so aus, also ob wir uns nach einigem Zögern nun doch noch herbeizaubern lassen würden. Jetzt wird die Lage unklar, wolkig, unübersichtlich. Wir kommen mit der Dame rasch ins Gespräch, werden schnell vertraut mit ihr, sie gesteht uns, dass sie hier in den Ferien sei und sich furchtbar langweile. Wir bemerken lächelnd, dass wir ihr gerne etwas zur Verfügung stehen würden. Mit uns würde sich niemand langweilen, sagen wir, wohl wissend, dass wir ein grosser Schwätzer sind. Sie freut sich und sagt, dass wir den ganzen Tag mit ihr verbringen könnten, wenn wir wollten. Wieder verschwimmt und vergeht der Traum. Andere Hotelgäste erscheinen, unter anderem ein Doktor Garasso, wir schlafen, träumen im Traum, dass wir wieder mit Garasso zu tun haben, dass wir ihm aber den Namen Grimasso gegeben hätten, dieser neue Namen gefällt uns sehr, wir freuen uns über diese Erfindung, sind stolz darauf und wollen sie bei nächster Gelegenheit in einer neuen Erzählung verwenden, und diese neue Erzählung wird gut werden, wir brauchen nur unsere seltsamen Erlebnisse in diesem Hotel aufzuzeichnen. Wir sind nämlich Schriftsteller! Und Schriftsteller sind glücklich, wenn sie Neues sagen können, Unerhörtes, noch nicht hundertmal Gesagtes. Die schönen Sachen, die im Hotel geschehen, tauchen aber wieder weg, bleiben nicht in der Erinnerung. Nur ein Erlebnis kommt wieder hoch, eine sonderbare Ejakulation. Als wir nämlich auf die Toilette gehen, stellen wir fest, dass wir ejakuliert haben. Wir wundern uns sehr, sind auch ein bisschen beunruhigt, denn wir erinnern uns an keinen Erguss, auch nicht an eine Sitation, die zu einem Erguss hätte führen können. Wir denken lange darüber nach und versuchen uns zu erklären, wie das hat geschehen können. So etwas ist uns noch nie passiert, und wir hätten uns nie vorstellen können, dass so etwas geschehen kann. Ist es ein Krankheitszeichen? Hängt es mit unserem Alter zusammen?

Samstag, 25. April 2009

Wir kommen, nach einer längeren Reise, in Zürich an, mit einer Gruppe von Politikern, die in irgendeinem Auftrag unterwegs waren, etwas halbwegs Militärisches, will uns scheinen. Jetzt verabschieden wir uns, ich sage dabei dem freisinnigen Parteipräsidenten Franz Steinegger ungeschickterweise Paul, das ist eine grosse Dummheit, aber vielleicht hat er ja nicht so genau hingehört oder vergisst diese Verwechslung sofort wieder, von diesen untergeordneten dienstbaren Geistern soll und kann man nichts anderes erwarten. Jetzt sucht jeder seinen Anschluss, wir müssen nach Winterthur, entschliessen uns aber, trotz grosser Müdigkeit, noch für einen kleinen Ausflug in eine anrüchige Gegend, in der wir selbstverständlich schon des öftern waren, in der Realität und im Traum, es ist ein Viertel nicht weit vom Bahnhof. Wir nehmen aber nicht den direkten Weg, das würde gewiss auffallen, es haben am Ende vielleicht sogar andere auch dieses Ziel, also gehen wir durch die Stadt und kommen durch einen Stadtteil, der ganz italienisch aussieht, auf beiden Seiten der Strasse hohe Häuserzeilen, vornehme Häuser, Paläste, und unten Arkaden oder breite Trottoirs, die noch von den mächtigen Dächern zur Hälfte überdeckt werden. Wir sind dankbar dafür, denn es regnet und wir kommen trocken durch die ganze Stadt, eine sehr schöne Strasse tut sich uns auf, an ihrem Ende steht eine barocke Kirche, wir sind nicht weit von unserem Viertel, müssen jetzt einfach nach rechts, ein paar Strassen noch und wir sind dort.

Mittwoch, 15. April 2009

Wir verfolgen mit einer Gruppe von Leuten ein gefährliches Wesen. Wir wissen nicht genau, um was es sich handelt, bärenartig soll es sein, aber auch menschliche Züge aufweisen. Wir kommen in eine kleine Ortschaft, die sich auf einem Berg befindet. Viele Leute stehen herum, aber helfen kann niemand. Es gibt in dieser Gemeinde nur einen einzigen Polizisten, und dieser hat keine Waffen. Wir aber haben eine Waffe, eine altertümliche Schrotflinte mit einem trichterförmigen Lauf, in den man das Schrot in Form eines Stabes hineinstopft. Ob das losgeht, ob das funktioniert, das fragen wir uns. Der magische Bär taucht am Ende auf, er hat sich festgebissen in ein grosses fliehendes Tier, eine Art von Giraffe, das Tier zieht den Bären direkt vor unsere Flinte, wir drücken ab, das Untier wird schwer getroffen und stürzt zu Boden. Wir sehen jetzt, dass es eigentlich ein riesiger Mann ist. Er liegt auf dem Bauch und lebt noch, wird aber festgehalten von mehreren Männern, die auf ihm knien. Jemand bringt eine dreizackige Gabel, ein Gartengerät, die man ihm nun auf Schulterhöhe in den Rücken stösst. Dadurch wird das Untier getötet. Es entsteht ein grosser Menschauflauf, der den Verkehr behindert.

Freitag, 10. April 2009

Wir sitzen bei alt Bundeskanzler Kohl in seiner Stube. Er redet mit uns, träge und langweilig, und gibt uns dann mit einer gewissen Feierlichkeit eine Zündholzschachtel als Andenken, es ist eine Art von Notvorrat, den er, wie er sagt, während seiner Amtszeit immer bei sich gehabt hat. Wir öffnen sie und sehen Büroklammern, Gummibänder und weitere Utensilien für den Bürogebrauch. Auch ein Knopf befindet sich dabei. Kohl erklärt mit dem Stolz des Hausvaters, dass er immer einen Knopf bei sich gehabt habe, denn ein Knopf sei etwas, das nie erhältlich sei, wenn man ihn brauche. Wir denken, dass diese Schachtel eigentlich in ein historisches Museum gehören müsste.
Und wieder ist geträumt worden. Wir sind mit zwei kleinen Dinosauriern unterwegs, Typus Raptor, blitzschnelle Wesen, äusserst aggressiv und gefährlich. Sie sind aus einer Art Kaserne ausgebrochen und wollen sich nun an einer Schule rächen, die ihnen die Matura nicht hatte verleihen wollen. Wir begleiten sie, ziemlich ratlos, haben kaum Einfluss auf sie, können sie aber immerhin davon abhalten, Passanten zu töten. Sie fallen einen Mann an, dem innert Zehntelssekunden die gesamte Kleidung total zerfetzt wird, ohne dass er dabei verletzt wird. Der Mann beklagt sich bei uns, wir sagen ihm, dass er froh sein könne, dass weiter nichts passiert sei. Später treffen wir auf dem Bahnhofplatz einen von unseren Vorgesetzten. Wir tun so, als ob es die einfachste Sache der Welt wäre, mit zwei Dinos unterwegs zu sein. Sie schweifen herum, ziehen weite Kreise, rasen durch die Menge der Passanten. Wir rufen sie herbei, sie kommen und gehorchen uns, wie Hunde. Der Vorgesetzte weiss nichts zu sagen, dass wir solche Aufgaben haben und mit solchen Wesen unterwegs sind, erstaunt und erschreckt ihn. Er ist froh, dass er sich verabschieden kann und geht schnell weg, sein Zug fährt ab. Die Dinos werden nun wieder unberechenbar, sie scheinen es nicht eilig zu haben mit dem Besuch im Schulhaus, sie dringen zunächst in das Postgebäude ein, das dem Bahnhof gegenüberliegt und das sofort in Flammen aufgeht.

Dienstag, 7. April 2009

Traum von einer Matura. Die Tochter hat die Prüfung schon bestanden, mit Ach und Krach, aber mir steht sie noch bevor. In fast allen Fächern fehlt die Vorbereitung total, nur im Deutsch kann ich einigermassen davon ausgehen, dass ich eine genügende Note erhalte. Sicher aber ist das nicht, man weiss ja nie, wie der Deutschlehrer den Aufsatz bewertet. Je nach dem Thema, das er uns aufgeben wird, weiss ich vielleicht rein gar nichts zu schreiben. Ich zähle mit dem Kalender die Wochen, die mir noch bleiben, es sind mehr als ich dachte, es sind sechs oder sieben Wochen, aber was nützt mir das, es fehlt mir an allem und jedem. Ich gehe alle Prüfungsfächer durch, Latein ist darunter, da liesse sich vielleicht noch einiges machen, aber was ist zu tun im Fach Russisch, hier kann ich jede Hoffnung auf etwas anderes als die tiefste Note aufgeben. Was kann getan werden für das Französische, für die Physik, die Mathematik. Ich treffe einen Lehrer, einen von der guten alten Art, sehr streng, aber korrekt. Er sagt mir, dass es mir mit Sicherheit nicht reichen werde, ich würde eben ein Jahr wiederholen müssen, und er werde mir dann beistehen. Er werde mir helfen, in diesem Jahr den Rückstand wenn möglich aufzuholen.

Sonntag, 5. April 2009

Wir nehmen an einem Kampfspiel teil, in dem sich zwei Gruppen bekriegen. Wir sind sehr beweglich und erfolgreich, die anderen haben sich aber jetzt aufgefangen und besonders gute Pfeilbögen gemacht, mit denen sie uns Verluste zufügen. Die Pfeile kommen sehr schnell daher, man sieht sie kaum und kann ihnen nicht ausweichen. Viele werden getroffen und scheiden aus. An der Spitze der Gegner steht eine erfinderische Frau mit langen blonden gezöpfelten Haaren. Wir bleiben aber im Spiel und denken über neue Kampfmethoden nach, unter anderem über einen Hohlweg, in dem wir die Feinde überraschen und mit Steinen bewerfen könnten.

Dienstag, 31. März 2009

Später sind wir in einer noch viel schlimmeren Welt. Wir besuchen ein Gymnasium und werden von einem sehr strengen Französisch-Lehrer examiniert, der uns in einer mündlichen Prüfung ganz und gar unlösbare Fragen stellt. Wir wissen keine Antwort, ja verstehen nicht einmal die Frage. Wir werden im Französisch völlig ungenügend sein, das ist klar, und wir werden gewiss auch das Gymnasium nicht weiter besuchen können, gewiss nie die Matur bestehen, die noch in weiter Entfernung liegt. Das Ganze wird umrahmt von einem sehr unangenehmen paramilitärischem Betrieb, mit Antreten und Abtreten.

Samstag, 28. März 2009

Wir sind Kaiser, ein Kaiser der österreichischen Art, und wir müssen aus unserem Palast fliehen, weil dort ein hoher Würdenträger und mächtiger Herr, der Schneider gerufen wird, mit einem ebenso starken und gefährlichen Eindringling in einen schweren Konflikt gerät. Wir ziehen es vor, den Palast rechtzeitig zu verlassen, eilen an prächtig ausstaffierten Soldaten vorbei zu einer Kutsche, in der auch schon eine Bewachung, ein Husar, sitzt, der sofort zur Seite rückt und uns Platz macht. Wir sind also sehr behütet, lassen aber trotzdem vorsichtshalber noch alle Fenster schliessen, schwarze Vorhänge werden gezogen, wir sitzen also in einer ganz schwarzen Kutsche und fahren weg, nach einer anderen Residenz, einem Schloss, dessen Namen klingt wie Kayserling.

Dienstag, 24. März 2009

Später sind wir Jazzmusiker, Trompeter. Wir treten im Moment gerade zu zweit auf, zusammen mit einem Posaunisten. Kann man das, so auftreten, werden wir gefragt, in einem Konzertlokal. Ja, das geht gut, sagen wir, sehr gut sogar, es tönt phantastisch. Vielleicht reicht es nicht für ein volles Programm, gewiss aber für ein Vorprogramm, so eine halbe Stunde zum Beispiel. Nein, niemals, ruft eine Frau, die in einem Klub Konzerte veranstaltet, Dich nehmen wir doch nicht ins Vorprogramm! Es scheint, dass wir ein sehr gefragter, berühmter Musiker sind.

Mittwoch, 18. März 2009

Wir leben in einem alten Haus, die Küchen sind klein und werden von den Hausbewohnern gemeinsam benutzt. Auch die Kühlschränke werden gemeinsam benutzt, wir bewahren dort eine schon zur Hälfte verspiesene grosse und sehr feine Princess-Torte auf. Ein neuer Mitbewohner taucht auf, es ist der Mann, mit dem unser Lebensmensch früher einmal, vor vielen Jahren, verheiratet war. Wir haben ihn bisher nicht persönlich gekannt, sondern nur einiges von ihm gehört. Nicht viel Gutes natürlich. Wir sind aber nicht unglücklich, dass wir ihn nun vermutlich des öftern sehen werden, denn so erfahren wir von ihm vielleicht, wenn wir es geschickt anstellen, mehr über die sagenhaften und geheimnisvollen Jahre, die er mit unserem Lebensmenschen verbracht hat. Er scheint ein umgänglicher, ruhiger Mensch zu sein, der sogar die gleichen Vorlieben hat wie wir, er hat nämlich auch eine Princess-Torte bei sich, die er nun im Kühlschrank aufbewahren will. Damit es keine Verwechslungen und Missverständnisse gibt, und damit er nicht glaubt, seine Torte sei schon angeschnitten worden, nehmen wir unser Tortenstück wieder hinaus. Wir werden es nun natürlich aufessen müssen, aber das ist ja kein Unglück, und wir sind froh, einen Grund für diese Schlemmerei zu finden. Wir nehmen also unsere Schachtel mit und tragen sie durchaus glücklich und zufrieden in das obere Geschoss, in dem wir unser Zimmer haben. Der neue Mitbewohner lächelt und nimmt unsere Rücksichtnahme dankbar zur Kenntnis.

Samstag, 14. März 2009

Wir sind Radrennfahrer, haben heute noch die letzte Etappe einer längeren Tour vor uns, ein kleines harmloses Zeitfahren. Die Strecke führt durch eine Stadt, sie ist kurz, die Fahrzeit höchstens fünf Minuten. Es handelt sich nur noch um ein Spektakel für die vielen Zuschauer, auf die Rangliste haben die Resultate keinen Einfluss mehr, denn die Fahrer werden für die Strecke nur zwischen fünf und fünfeinhalb Minuten benötigen. Die Begeisterung in der Stadt ist gross, die Zuschauer drängen sich zu beiden Seiten der Strecke und kommen den Fahrern gefährlich nahe. Wir fahren los, es geht zunächst leicht bergauf, über eine Brücke, dann folgt eine scharfe Kurve nach links und ein steilerer Aufstieg, der aber auch mühelos und mit grosser Geschwindigkeit gefahren wird. Und schon sind wir oben, noch keineswegs müde oder auch nur ausser Atem, es folgt noch ein längeres flaches und schnurgerades Stück, auf einer mehrspurigen Strasse, die in ein Aussenquartier führt. Hier werden die Geschwindigkeiten gemessen, wir und auch alle anderen Fahrer erreichen rund siebzig Stundenkilometer.

Donnerstag, 12. März 2009

Paläologie im Wohnzimmer. Wir graben unter dem Stubentisch und finden nach kurzer Zeit sehr gut erhaltene Schildkröten aus der grauen Vorzeit. Sie sehen aus wie neu und werden sogar lebendig, erwachen aus ihrem Schlaf und bewegen sich ungeniert und können mit ihren fünffingrigen haftenden Füssen problemlos die Wände hinaufklettern. Die Sache war am Anfang sehr aufregend und spannend, wird aber jetzt lästig, zumal die Schildkröten auch die Katzennahrung entdecken und diese trotz ihrem Alter von vielen Hundert Millionen Jahren sofort zu essen beginnen.

Montag, 9. März 2009

Lange, sehr lange Geschichte, eine halbe Nacht lang dauert sie, erstaunlicherweise. Wir erwachen mehrmals und schlafen mehrmals wieder ein und träumen weiter. Es beginnt harmlos, wir befinden uns in einem Gasthof, der umgebaut wird. Wir sehen einem tüchtigen älteren Gipser bei der Arbeit zu und sprechen mit dem Wirt, der seinen Betrieb vorübergehend geschlossen hat. Plötzlich wird alles sehr lebendig, viele Leute treffen ein, Gäste, ein kleines Unternehmen, das offenbar soeben gegründet worden ist. Verschiedene Chefs tauchen auf, mit harten, undurchdringlichen Gesichtern, eine überforderte Sekretärin, die leidend aussieht, wie die Informationschefin der SAir Group, und viele junge Leute erscheinen, davon allein etwa zwanzig "Programmierer". Der Wirt hat seinen Gasthof nur für diese Tagung geöffnet, bekommt aber jetzt erhebliche Schwierigkeiten, weil zu viele Leute eintreffen und die Räume nur zum Teil bezogen werden können und Küche nicht in Betrieb ist und die Leute bereits ungeduldig auf das Mittagessen warten. Es soll jetzt auch nicht nur eine Tagung stattfinden, das Unternehmen will gleich einziehen und sich in den Räumlichkeiten des Gasthofs niederlassen. An einem langen Tisch sollen die Programmierer arbeiten, aber Notebooks sind nicht vorhanden. Wie soll das weitergehen? Wir sind erstaunt und denken, dass es doch wohl eine verrückte und schwierige Geschichte ist, die nur ein sehr kluger Autor weiterspinnen könnte. Wir können es jedenfalls nicht und sind dem Traum dankbar, dass er sich fortsetzt und uns eine Lösung präsentieren muss. Es mehren sich nun die Anzeichen, dass es irgendwie nicht mit rechten Dingen zu und her geht. Man redet davon, dass noch nie Löhne bezahlt worden seien, man bedrängt die Sekretärin, beklagt sich beim Wirt, der unvorbereitet ist und nur eine schäbige Mahlzeit zubereiten kann. Man weiss auch nicht recht, wo Arbeitsmittel und Arbeiten sind. Die Chefs werden unruhig und böse und drohen und sehen plötzlich wie Unterweltler aus. Am Ende eskaliert die Lage, manche "Programmierer" werden von den Chefs vor dem Haus mit einer Waffe auf einer Wiese im Kreise herumgejagt wie Kühe auf der Weide. Wir sind zum Glück nur unbeteiligter Zuschauer, müssen aber aufpassen, dass wir nicht auch plötzlich zu den Angestellten gerechnet werden. Das geschieht schlussendlich, und wir müssen fliehen, mit allen anderen rennen wir weg, in alle Richtungen, über eine Strasse und einen Fluss. Dort werden wir aber gestoppt, von Militärpersonen, das Unternehmen ist plötzlich im Bunde mit einer grossen Militärorganisation. Wir sehen auf einem Feld Soldaten, die ausgebildet werden. Die Geflohenen werden nun zum Militärdienst gezwungen, auch ich werde gleich aufgenommen, sehr ehrenvoll, als Offizier, man gibt mir eine Uniform und eine grosse goldene, geschwungene Nadel, das Offiziersabzeichen. Als Offizier muss ich mich nun gleich auch an der Ausbildung beteiligen, die sehr hart ist und von vielen Schlägen begleitet wird. Ich erhalte auch ein Schlaginstrument, eine Art von Holzkeule, die ich sofort ausprobieren will. Ich schlage einen der Ausbildner, einen Unteroffizier, mit voller Kraft von hinten gegen das Ohr. Der Kerl, ein älterer Haudegen, dreht sich um und lächelt. Er ist sich solche Sachen gewöhnt, spürt keinen Schmerz mehr, ihn kann man nicht aus der Ruhe bringen. Das und vieles weitere haben wir erlebt, und der Traum verschwand erst, als wir uns endlich, müde geworden, entschlossen, traumlos weiterzuschlafen.

Freitag, 6. März 2009

Wir haben, in unserem fortgeschrittenen Alter, unsere gute und sichere Stelle gekündigt und sind Informatiker geworden. Jetzt sitzen wir in einem Raum mit mehreren jungen Kollegen, Entwicklern, Projektleitern, Programmierern, und alle glauben, dass wir an einem vielversprechenden neuen Grossprojekt arbeiten. Ein junger Chef aber erklärt uns, dass gar nichts laufe, vor allem nicht in unserer Stadt, nein, hier ist nichts mehr los, es gibt keine Arbeit mehr, wir müssten mit der Entlassung rechnen. Wir überdenken unsere Lage mit einigem Schrecken, wir werden plötzlich kein Geld mehr haben, nur noch den Lohn der Gattin, aber dieser Lohn reicht nirgends hin. Also wohl Arbeitslosenunterstützung, die wird es geben, aber für wie lange, das ist die Frage. Oder sollen wir uns wieder bei unserem alten Arbeitgeber melden und hoffen, dass man uns wieder aufnimmt? Das wäre nicht undenkbar, vielleicht machen sie das, vielleicht sind sie uns wohlgesinnt genug. Haben wir nicht viele Verdienste, haben wir nicht über dreisig Dienstjahre? Das wäre nicht undenkbar, ist aber auch nicht sehr wahrscheinlich. So gutmütig sind sie dann doch auch wieder nicht.

Mittwoch, 4. März 2009

Ich bin im Spital, habe ein bequemes Bett mit grossen weissen Kissen. Ich bin in einem Dreierzimmer, zusammen mit zwei Frauen. Mein Bett steht längsseitig der Wand, ein weiteres Bett steht in der Mitte des Raumes, mit dem Kopf gegen das Fenster, und neben ihm, sehr nahe, steht ein weiteres Bett längsseitig an der Wand. Im mittleren Bett liegt unsere Göttin N., sie flüstert mit der mir unbekannten Zimmerkollegin. Es geht um medizinische oder familiäre Probleme, die mir, wie so vieles, was N. umgibt und betrifft, verschlossen sind. Ich liege regungslos, das eine Ohr in optimaler Lage. Ich möchte zuhören, die Geheimnisse erfahren, die Frauen sprechen aber zu leise, ich verstehe nichts. Später, in der Nacht, erwache ich und sollte auf die Toilette. Die Frauen haben mich zu stark abgelenkt, ich habe vergessen zu beachten, wo sich die Lichtschalter befinden. Jetzt erwache ich wirklich, glaube aber noch immer, mich im dunklen Krankenzimmer zu befinden. Ich denke über meine Lage nach, suche nach einem Ausweg und bemerke erst nach einigen bangen Augenblicken, dass ich im eigenen Zimmer bin.

Montag, 2. März 2009

Wir sind auf dem Weg nach Hause, zusammen mit einem uns unbekannten Kollegen. Wir haben beide Velos, benützen sie aber nicht, sondern stossen sie über die Fussgängerstreifen. Das ist schneller und sicherer, denn haben einen riesigen Verkehrsknoten zu überqueren, breite Strassen mit viel Autoverkehr. Wir kommen, den Signalen der Ampel folgend, sicher auf die andere Seite. Dort beginnt ein Aufstieg auf einer schmalen Strasse. Wir stossen die Velos weiterhin, sind im übrigen ganz unpassend angezogen, tragen nur ein kurzärmliges Hemd, und dabei ist es sehr kalt und windig. Wir werden uns gewiss erkälten, denken wir, wenn wir jetzt nicht schnell nach Hause kommen. Da springt meinem Kollegen die Kette weg, wir müssen anhalten und sie wieder neu einpassen, werden beide schmutzig dabei. Nach einigen weitern Metern wird aus dem Velo des Kollegen ein Auto, ein alter Karren, Jahrgang 1947, der aber den Dienst versagt. Der Kollege versucht eine Reparatur, füllt in mehrere dafür vorgesehene Löcher Motorenöl, was das ganze Auto verschmutzt. Auch wir haben Öl, geben von unserem Öl dazu, alles verschmiert greulich, auch unsere Hände werden ölig. Dann fahren wir weiter, mein Kollege mit dem Auto, ich auf dem Velo, kommen jetzt endlich vorwärts.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Wir sind jung, bilden mit anderen jungen Leuten eine Gruppe, machen dabei aber etwas falsch. Was genau wir falsch gemacht haben, ist uns nicht klar, es scheint, dass wir irrtümlicherweise für kurze Zeit die Hosen eines Kollegen angezogen hatten. Das ist aber eine schreckliche Beleidigung, der entsprechende junge Mann wird sehr böse, droht uns, will uns bestrafen, geht mit den Fäusten auf uns los. Wir sind viel schwächer, können uns nicht verteidigen, versuchen daher, ihn zu beruhigen, erklären ihm, dass er uns verletzen werde, dass er uns Zähne aus dem Mund schlage, dass er unsere Brille kaputt machen werde. Der Ausgang bleibt offen, wir erwachen.

Sonntag, 22. Februar 2009

Wir sind in den Bergen, mit den Skis, wir stehen an der Mittelstation auf den Geleisen einer grossen Bergbahn. Es ist später Nachmittag, aber wir möchten doch noch einmal hinauf, für eine letzte Abfahrt. Der Zug erscheint, eine mächtige, schwere Komposition, die einen besonderen Antrieb besitzt und neben den Geleisen daherbraust und vor uns stoppt. Es gibt keine Bergfahrt mehr, wir müssen, wenn wir noch etwas skifahren wollen, selber bergauf marschieren. Wir entschliessen uns dazu und gehen auf den Geleisen hinauf. Wir haben starken Durst und essen etwas nassen Schnee, gleich von den Geleisen. Das ist aber keine gute Idee, der Schnee schmeckt grässlich, nach Motorenöl. Wir vergiften uns am Ende noch, denken wir, spucken alles aus, machen einige Schritte in den Tiefschnee hinaus und nehmen von dort eine Handvoll Schnee.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Wir leben in einem Polizeistaat, einer Art von DDR. Ein Doktor Hohn verfolgt Oppositionelle. Wir sehen, wie er mit einer Horde von dressierten jungen Wölfen einen jungen Oppositionellen jagt. Die Wölfe holen ihn ein, er flüchtet auf einen Baum, die Wölfe klettern ihm aber ohne Schwierigkeiten nach und beissen ihn in die Beine. Er wird verletzt abgeführt. Wir aber wollen lesen, suchen uns ein ruhiges Plätzchen, finden es, im Wiesland, im hohen Gras. Ein schmaler Streifen ist gemäht worden, hier können wir uns hinlegen, und niemand wird uns je stören oder finden. Den ganzen Sommer werden wir nun wohl so verbringen.

Freitag, 13. Februar 2009

Wir nehmen an einem grossen Feierlichkeit teil, es geht um etwas Kulturelles, was es genau ist, wissen wir nicht, weil wir ganz kurzfristig in die grosse schweizerische Delegation aufgenommen worden sind. Wir kennen niemanden ausser eine Kollegin von der Bildungs-Kommission, die wir kurz sehen, die aber keine Zeit findet, uns zu erklären, um was es geht. Es lohnt sich wohl auch nicht, das zu sagen, es geht nämlich um nichts, es gibt kein richtiges Programm, man kann machen, was man will. Wir kommen in einen hohen, prächtigen Saal, in welchem eine Preisverleihung stattfindet, es werden Dichter ausgezeichnet oder Künstler, es sind dies alles weit über zwei Meter grosse Riesen, zum teil Schwarze. Ihre Werke werden auch ausgestellt, es sind ebenfalls riesige Porträts von riesigen Menschen, gewaltige Gesichter mit sehr hohen, überhöhten Denker-Stirnen. Es ist sehr warm, sommerlich, und wir sind nur im kurzärmligen Hemd, das macht aber nichts, es gibt auch andere Herren, die so erschienen sind, andere Gäste tragen aber dunkle Anzüge und festliche Kleidung. Alles bewegt sich, geht treppauf, treppab, strömt ins Freie, auf riesige Plätze, wo viele Leute auf Treppenstufen und Mäuerchen sitzen. Irgendwo gibt es auch grosse Buffets, aber wir wissen nicht wo, haben auch keine Lust, hinzugehen. Wir unternehmen einen kleinen Rundgang in der nahen Altstadt, in der es blumengeschmückte Strassen und Paläste gibt, kommen dann zurück, der Himmel wird nämlich dunkel, es kündigt sich Regen an, und es ist noch ein weiter und komplizierter Weg zu unserem Hotel. Wir haben übrigens irgendwo unsere kleine schwarze Mappe liegengelassen, das ist nicht schlimm, es wird hier sicher ein Fundbüro geben, wir werden sie dort wieder finden.

Dienstag, 10. Februar 2009

Wir sind unterwegs, mit einer Reisegruppe, auf bescheidene, einfache Art, wir haben kleine, schmuddelige Hotels, besuchen hässliche Gebiete, haben seltsame Ziele, grosse leer stehende Schulgebäude, verlotterte Anlagen, vertrocknete Gärten. Zur Gruppe gehören nur ältere Männer, manche machen einen guten Eindruck, haben irgendeinen akademischen Hintergrund, andere sind völlig unscheinbare subalterne Beamtenfiguren, eine Person allerdings fällt auf, ein dicker, schwerer, ausserordentlich kräftiger Kerl, der immer um uns ist und uns plagt und bedroht, ein richtiges Ekel. Wir alle fühlen, dass die Reise mit diesem Menschen sehr ungemütlich werden wird und schneiden ihn. Da er uns aber ausgewählt hat und uns nachstellt, schlagen wir ihm vor, doch Freunde zu werden. Können wir denn nicht Freunde sein? Er umarmt uns. Ja! Freunde! Das ist es! Jetzt werden wir immer beisammen sein, sagt er, uns nie mehr trennen, auch an den Abenden nicht, beim Essen, da wird es immer eine Bombenstimmung geben, ruft er. Wir würden gerne ausspucken und unseren Mund spühlen, können aber nicht einmal das alleine tun, finden auch keinen Platz, um auszuspucken, es hat überall Beton, überall Leute. Am Ende kommen wir zu einem grossen, aber vernachlässigten Garten, wo es wie auf einer Viehweide Brünnen gibt mit Wasser, sauber sieht es nicht aus, aber trinkbar ist es wohl schon, wir trinken Wasser aus einem Schlauch, es ist lauwarm, und man macht uns aufmerksam darauf, dass es nicht aus einer Quelle kommt, sondern aus einer Küche, es ist Abwasser, kondensierter Dampf von einem Kochkessel. Wir spucken alles aus und hoffen, wenigstens nicht krank zu werden. Man kann sich auch hinlegen, wir haben eine kleine Pause bei unseren Besichtigungen und legen uns hin, auf den trockenen harten Boden, neben uns immer unser neuer Freund. Eine Gruppe wilder Gestalten kommt vorbei, mit einem grossen Hund, der sich sofort auf unseren Freund stürzt und ihn (er liegt auf dem Bauch) am Hosenboden packt und hochzieht. Die Gruppe kennt offenbar unseren Freund, der eine dunkle Vergangenheit zu haben scheint, und hat noch offene Rechnungen zu begleichen. Unser Freund steht auf und stürzt sich wie ein Tier auf die Gruppe, es gibt eine wilde Schlägerei, man springt sich an und schlägt sich mit den Köpfen. Der Kampf verlagert sich, wir sehen nicht alles, können selbstverständlich auch nicht helfen, sehen unseren Freund erst später wieder, als er gebracht wird, auf einem Veloanhänger, ganz zerschlagen, gealtert und verletzt. Es ist nicht sicher, ob er mit uns die Reise fortsetzen kann.

Dienstag, 3. Februar 2009

Wir stehen im Bahnhof Oerlikon und warten auf den Zug nach Zürich. Es gibt offenbar Verspätungen, die Strecke ist unterbrochen. Eine Information durch den Lautsprecher ist nur für die Lokomotivführer bestimmt, es heisst, es gebe in den Depots Wartezeiten von 25-50 Minuten. Plötzlich erscheinen weissgekleidete Aktivisten, die in grosser Zahl in allen Richtungen über die Geleise springen. Sie nähern sich uns, schauen uns mit wilden, geschminkten Gesichtern an. „Wir sind der letzte Dreck“, rufen sie. Es sieht aber nicht so aus, denn sie sind sorgfältig kostümiert und könnten auch zu einer Theatertruppe gehören. Wir machen uns davon, gehen ins Hotel zurück. Der Weg führt uns über eine lange Rolltreppe, auf welcher sich die Menschen stauen. Wir werden gegen eine Dame gestossen, eine ältere Dame, gepflegt, nicht unhübsch, die sich mit zwei anderen Damen unterhält. Sie entsetzt sich über uns, denn wir tragen ja nur Unterhosen, und diese sind altmodisch und so weit, dass sie uns heruntergerutscht sind. Wir entschuldigen uns, die Dame beruhigt sich und nimmt nicht weiter von uns Notiz. Wir werden nun sogar gegen sie gepresst, was sie nicht zu stören scheint.

Sonntag, 1. Februar 2009

Wir wohnen in der obersten Station einer Zahnradbahn, die über mehrere Stationen an einem Berg hinaufführt. Unten, bei der Talstation, liegen unbeaufsichtigt Gepäckstücke und Kleider, die wir in unsere Wohnung transportieren sollten. Das ist eine schwierige Operation, weil die kleine Kabine nach einem komplizierten Fahrplan fährt, den wir nicht verstehen. Wir wären daher froh, wenn sich alle Familienmitglieder an der Bergung beteiligen würden, auch die kleine Tochter, die in der Ecke ihres Zimmers sitzt und sagt, sie könne nicht helfen, sie müsse jetzt die Goa-Spielsachen ordnen und verräumen, was gewiss niemand verlangt hat und niemand jemals verlangen wird.

Freitag, 23. Januar 2009

Wir nehmen an einem grossen Fest teil, eine Art von Sechseläuten. Viele Gruppen sind in historischen Kleidungen, wollen etwas darstellen, eine Zunft, eine Volksgruppe, einen Stand. Es gibt eine Jury, welche die Gruppen bewertet und auszeichnet. Wir selber nehmen auch teil, als Handwerker, sind aber nicht gut kostümiert, tragen die normalen Alltagshosen, darüber einen einfachen weissen Kittel, zusammen mit vier oder fünf Kollegen, die wir aber nicht kennen. Man drängt uns vorwärts zur Jurierung, dort allerdings will man nur grosse Gruppen bewerten. Man bedeutet uns daher, uns mit einer sehr fein herausgeputzten Gruppe von vornehmen Gesellen zu vereinigen. Die Gesellen lassen das widerstrebend zu. Man will uns photographieren, wir bilden einen Kreis und müssen uns die Arme über die Schultern legen. Die Gesellen zögern, die Jury merkt, dass etwas nicht stimmt, jemand bemerkt in abschätzigem Ton, dass wir, im Gegensatz zu den Gesellen, keine Handschuhe tragen würden. Man ist dann aber bereit, eine Ausnahme zu machen, wir bilden, etwas zwanzig Leute, einen Kreis und werden in einem grossen Gedränge und von einem Gerüst aus photographiert.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Wir sind unterwegs, in einer fremden Stadtlandschaft, es hat Strassen, Siedlungen, unverbaute ungepflegte Flächen. Wir haben ein Velo, unsere Gattin geht zu Fuss. Wir nehmen einen anderen Weg, verlieren uns. Wir kennen aber ein Haus, zu dem wir schon auf einer früheren Wanderung kamen. Wir suchen es auf, die Türe ist nicht verschlossen, seine Bewohner sind womöglich in den Ferien. Wir gehen hinein, wollen warten, denken, dass unsere Gattin vielleicht auch hieher kommt und uns hier zu finden hofft. Wir müssen lange warten, legen uns auf ein Bett und schlafen ein. Später erscheint die Gattin tatsächlich, wir legen uns beide hin, schauen zur Decke, dort sind am Rande Kindernamen hingeschrieben, verbunden mit seltsamen Zeichen. Es sind englische Namen. Vielleicht wohnen hier Amerikaner, sagen wir, das würde erklären, warum die Türen nicht verschlossen sind, Amerikaner lassen die Haustüre immer offen. Jetzt fährt ein Auto vor, wir hören die laute Musik des Radios, es kommt aber niemand, es sind wohl Nachbarn. Was würden wir denn sagen, wenn man uns hier entdecken würde. Wir schlafen beide ein. Als wir aus dem Traum erwachen, haben wir grosse Mühe, uns zurechtzufinden, wir glauben zunächst, noch immer in diesem fremden Haus und diesem fremden Bett zu liegen.

Dienstag, 20. Januar 2009

Wir sind mit einer Gesellschaft auf Reisen und stehen kurz vor einem Aufbruch. Mein Bruder und ich wollen aber an diesem Morgen noch jemanden vergiften. Wir haben den Kaffee präpariert, mit Arsen, trinken aber ungeschickterweise auch davon, es schmeckt bitter, wir erschrecken, spühlen uns sofort den Mund, wir sind aber nicht sicher, ob das wirklich hilft. Wir sollten womöglich schnellstens einen Arzt aufsuchen. Aber was dem Arzt sagen! Wir sind unschlüssig, wissen nicht, was wir tun sollen, zum Arzt gehen und die Reise nicht mehr fortsetzen, oder nicht zum Arzt gehen und die Reise fortsetzen.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Wir wollen in den Keller gehen, öffnen die Türe, die zur Kellertreppe führt und prallen dabei mit dem Gesicht gegen ein Spinnennetz. Dieses ist sehr fest gesponnen und bleibt an unserem Kopf kleben. Wir wollen es loslösen, das geht aber nicht, die Nachbarn, die gerade aus dem Keller kommen, müssen uns helfen. Das alte Paar weiss nicht, was tun, sie schütteln den Kopf, ihr Sohn aber kann helfen, er ist Arzt und kümmert sich nun um uns. Er löst das Netz vorsichtig ab und hängt es wieder auf. Es ist noch intakt, auch die Spinne sitzt noch darin, mit einigen kleinen Speisen, die sich sich präpariert hat.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Wir sind Mitglied einer Operntruppe, haben eine kleine Rolle, stehen auf der Bühne, eine Aufführung ist im Gang. Es erfolgt der erste Auftritt des Helden, er erscheint auf der Bühne, trägt aber das falsche Kostüm. Er sollte einen Kapitän spielen, keinen wohlhabenden Bürger. Der Hauptdarsteller bemerkt sofort, dass es nicht die Aufführung ist, die er erwartet hat. Er zieht in aller Ruhe seinen Mantel aus, wendet ihn und zieht ihn wieder an. Der gewendete Mantel ist ein Kapitänsmantel, blau, mit weissen Tressen. Die Aufführung geht weiter, das Missgeschick wird kaum bemerkt, und der sehr erfahrene Sänger kann problemlos von einer Oper zur anderen wechseln.

Samstag, 10. Januar 2009

Wir besuchen in Frankreich ein Zimmerchen, in dem ein Genie als Kind und Knabe gelebt hat, eine Mischung aus Proust und Glenn Gould. Wir sehen in einer Ecke einen Flügel, der allerdings wegen der Enge der Verhältnisse senkrecht gestellt ist, mit waagrechter Klaviatur, und vor den weissen Tasten steht das berühmte kleine Stühlchen, auf dem Glenn sein ganzes Leben lang gespielt hat. Wir betrachten es mit grosser Rührung und Ehrfurcht. Im weiteren herrscht grosse Unordnung, die Möbelchen stehen zum Teil aufeinander und ineinander. Unter diesen Möbeln entdecken wir auch ein grosses Schachbrett mit seltsamen, schönen Figuren. Als wir versuchen, die verschobenen Figuren an ihren Platz zu rücken, fällt uns alles zu Boden. Da erscheint in der Türe die Besitzerfamilie, es ist ja ein Privathaus, kein Museum. Wir erschrecken sehr und suchen Gründe, mit denen wir unsere Anwesenheit erklären könnten.

Freitag, 9. Januar 2009

Rom. Wir sind Gladiator, Moriturus, gehören zu einer Gruppe, die in einem kleinen Raum beisammen sitzt und nicht weiss, was mit ihr geschehen wird. Gewiss ist, dass Spiele unmittelbar bevorstehen, bei denen wir alle sterben werden, und gewiss auf eine für die Zuschauer interessante Art. Man klärt uns nicht auf, überlässt uns aber gewisse Entscheide. Wollen wir zum Beispiel jene sein, die in der Grube knien? Wollen wir eingemauert werden? Uns gefällt das alles gar nicht, wir fliehen, über Mauern und Strassen und Plätze an den Hafen, wir springen ins Wasser, schwimmend werden wir uns retten können, das ist klar. Wir können uns nämlich an kleinen Schiffen festhalten, die uns fortziehen, ohne uns zu bemerken, und so kommen wir schnell aus der gefährlichen Zone heraus, geraten aber weiterhin in undurchschaubare Zustände. In einem benachbarten Hafen, zu dem wir uns ziehen lassen, wird ein grosses Schauspiel aufgeführt. Wir geraten mitten in die riesige Aufführung hinein, Hunderte von wilden Gestalten fuchteln mit Lanzen, man schreit, man droht. Es sieht am Ende eher nach Aufstand aus als nach Theater. Vielleicht ist es ja ein Aufstand, der als Theateraufführung getarnt worden ist. Wir jedenfalls wollen nichts mit der Sache zu tun haben und versuchen, aus der Gefahrenzone zu kommen. Wir eilen weg, hinter die Kulissen. Es gibt hier weitläufige Anlagen, in denen die Schauspieler eingekleidet und vorbereitet worden sind. Dort steht uns plötzlich eine Frau gegenüber, keine unbekannte, so will es uns scheinen. Wir sehen sie genauer an, sie lächelt ernst, es ist unsere erste und einzige Liebe, die wir vor Jahren in der weiten römischen Welt verloren haben und nie wieder zu finden glaubten. Sie ist kein junges Mädchen mehr, sondern eine schöne starke Frau mit ausdrucksvollem festem Gesicht. Sie sieht uns an und eilt weg, wir finden keine Zeit für uns, es bewegt sich alles, es scheinen grosse Umwälzungen bevorzustehen.