Dienstag, 20. Oktober 2009

Wir sind auf einem Ausflug, versammeln uns in einem schmucklosen Raum eines einfachen Landgasthofes, wir sind Fremde hier, eine kleine Gruppe, Verwandte, Freunde, Mitschüler, Lehrer. Es ist nicht so ganz klar, warum wir überhaupt beisammen sind, irgendein Treffen, eine unschuldige Zusammenkunft. Plötzlich gibt es Lärm und Rufe, draussen auf der Strasse haben sich Leute versammelt. Sieg Heil! Sieg Heil! rufen sie. Wir erschrecken, erstarren. Was soll das? Sind etwa wir gemeint, will man uns angreifen? Wir sind uns keiner Schuld bewusst, denken aber plötzlich, dass es möglich sein könnte, dass der versammelte Mob vermutet, dass Schwule unter uns sind. Das wäre keine ganz abwegige Vermutung, es ist so, wir haben zwei Cousins, von denen man hinter vorgehaltener Hand sagt, sie seien schwul. Sieg Heil! Sieg Heil! Wir verharren unbeweglich und stumm, erwarten ängstlich das Kommende. Was wird man tun? Steine durch das Fenster werfen? Eine Brandbombe? Wir stehen auf, gehen zur Glastüre, die in den Gasthof führt, stellen fest, dass sich auch vor der Türe Menschen versammelt haben, die schweigend wartet. Pssstt, ruft man aus unserer Gruppe, als wir zur Türe gehen, die warten ja nur darauf, bis jemand herauskommt. Es bleibt so weiter alles still, wir wissen nicht, wie es weitergehen soll und was man von uns erwartet. Vielleicht sollten wir selber auch Sieg Heil rufen, vielleicht würde uns das helfen, vielleicht erwartet man nur darauf, dass wir das tun, und wird dann lachend auseinandergehen.

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