Zweiter
Weltkrieg. Wir wohnen mit unserer Familie auf dem Land irgendwo in Deutschland,
in einem grossen Haus, in dem verschiedene Familien einquartiert sind. In den
Zimmern gleich neben uns lebt eine vielköpfige Familie, die berühmten Kennedys,
die aus uns unbekannten Gründen hier einquartiert worden sind. In der Nacht
erwachen wir um drei Uhr, und sind beunruhigt, weil alles ganz still ist. Dabei
ist doch, wie wir wissen, die Flucht geplant. Alles ist genauestens
vorbereitet, es stehen Autos und Schiffe bereit, die Flucht soll zur englischen
Küste führen, wo sonderbarerweise auch der deutsche Geheimdienst mitwirkt und
bei Falmouth Landungsmöglichgkeiten abgeklärt hat. Jetzt ist es doch gewiss
höchste Zeit zum Aufbruch, denken wir, und überlegen, ob wir die Familie wecken
sollten. Wir sind unsicher und haben keine Ahnung, was los ist. Warum ist die
Familie überhaupt hier? Sind es Gefangene, sind es Geiseln? Und gibt es eine
wirklich ernsthafte gefährliche Flucht, oder ist es eine vom deutschen
Geheimdienst unter Billigung der höchsten Stellen geplante Reise? Gibt es
vielleicht sogar, wie uns jemand sagte, eine offizielle Übergabe der Familie
und einen Gefangenenaustausch unter Teilnahme der höchsten Chefs der Geheimdienste?
Für uns könnte die Lage aber unangenehm werden, wenn bekannt würde, dass wir
Mitwisser sind. Wir beschliessen daher, nichts zu unternehmen und auf unserem
Zimmer zu bleiben.
Samstag, 31. Dezember 2016
Sonntag, 25. Dezember 2016
Wir machen mit unseren Arbeitskollegen einen
Ausflug nach Konstanz, dort findet ein grosses Volksfest statt. Wir sitzen
mitten unter der Menge im Freien an einem langen Tisch. Direkt neben uns findet
eine Diskussionsrunde des Fernsehens statt, mit einem Moderator, den wir nicht
kennen, der aber sehr erfolgreich und bekannt sein soll. Seine
Diskussionssendung heisst Flash und
findet häufig mitten in anderen Veranstaltungen statt. Wir verfolgen die
Diskussion, es wird kritisiert, gewitzelt, gelächelt, der Moderator ist
gescheit und sehr geistreich, kein Schwätzer, sondern ein Intellektueller,
weisshaarig und mit Brille. Er ist bekannt dafür, dass er nicht nur seine
eingeladenen hochkarätigen Gäste reden lässt, sondern auch Leute aus dem Volk
in seine Diskussionsrunden einzubezieht. Als einer seiner Gäste aufsteht und
weggeht, fällt sein Blick auf mich. Ich lächle und sehe offenbar so aus, als ob
ich etwas hergeben könnte. Und schon ist das Mikrophon vor mir und sind die
Kameras auch mich gerichtet. Aber wir können oder wollen doch nichts sagen, das
wäre bestimmt nicht gut, wenn wir etwas sagen würden. Der bekannte Showmaster
fordert uns aber nachdrücklich auf, doch etwas zu sagen. Benützen Sie diese
Chance, das Mikro ist offen, drei Millionen Menschen hören ihnen zu. Ich aber
bringe kein Wort heraus und benehme mich blöd. Der Moderator gerät nach
längerem Warten selber in Verlegenheit über diesen dummen Menschen, er findet
am Ende einen eleganten Ausweg und wendet sich wieder seiner Runde zu. Das
alles war aber live, und ich bin nun vermutlich als grosser Trottel berühmt
geworden. Das zeigt sich am nächsten Tag, als wir in der Pause in der Kantine
Kaffee trinken. Die Bundespräsidentin eilt vorbei, sieht mich, begrüsst mich
dann lächelnd und sagt, dein Auftritt gestern im Flash war nicht eben heavy.
Sie duzt mich, obwohl sie mich kaum kennt. Dann eilt sie weiter. Ich tröste
mich mit dem Gedanken, dass auch das Leben weiter geht und diese dummen Momente
wohl bald in Vergessenheit geraten werden. Gerne würde ich aber noch eine
Aufzeichung der Sendung sehen, wenn dies möglich wäre.
Donnerstag, 15. Dezember 2016
Wir werden geprüft und haben bei dieser Prüfung eine Filmkritik abzuliefern. Wir haben uns zu äussern zum Aufbau des Werkes und zu seinen Hauptmerkmalen. Das Hauptmerkmal, so schreiben wir, ist die blinde Zusammenarbeit der drei Kräfte. Es geht nämlich um komplizierteste Geheimdienstoperationen in einer bösartigen, magischen Welt. Zwei Männer arbeiten mit einem sehr klugen Elephanten zusammen, wir sehen sie bei einer Aktion, in welcher der Elephant seinen Rüssel aus einem kleinen Fenster streckt und mit feinsten Bewegungen etwas erreichen soll. Der Rüssel wird zusätzlich durch die die beiden Agenten bewegt, die ihre Arme ebenfalls aus Fensterluken strecken. Die Operation gelingt wunderbarerweise, einer der Männer verletzt sich aber, er verbrennt sich die Hand am Fenster, das glügend heiss ist. Das wäre noch nicht so schlimm, schlimmer ist, dass er auch stark blutet, und zwar in der Leistengegend. Wir sind plötzlich selber im Filmgeschehen drin, sorgen uns um den Mann, versuchen, seine Blutung zu stillen mit Tüchern, die wir auf seinen Unterleib pressen. Es ist nicht klar, ob das gelingt, das Blut fliesst jedenfalls weiter, es muss eine Arterie verletzt worden sein, die schwierig zu finden ist.
Montag, 5. Dezember 2016
Traum
von einer Verhaftung, in einem engen, langen Tunnel. Nicht wir werden
verhaftet, sondern ein uns nicht bekannter, unschuldiger Mensch, dem wir den
Rat gegeben haben, doch durch diesen Tunnel den grossen Bürokomplex zu
verlassen, in dem er den Ausgang gesucht hatte. Wir bieten ihm sogar eine
Taschenlampe an, weil es fast komplett dunkel ist. Er will sie aber nicht
nehmen und sagt, es gehe ja alles geradeaus und er könne den Weg gut sehen. Es
kommen ihm aber schwer bewaffnete Polizeikräfte entgegen, mit denen nicht zu
spassen ist. Er wird verhaftet und weggeführt.
Dienstag, 29. November 2016
Wir wurden, mitsamt der Katze,
vorübergehend in einer fremden Wohnung einquartiert, die Bekannten gehörte. Für
die Katze gab es natürlich keinen Ort, an dem sie ihre Bedürfnisse hätte
verrichten können, aber da sie sich, auch wenn es einen solchen Ort gegeben
hätte, gewiss nicht darum gekümmert hätte, liessen wir der Sache ihren Lauf und
warteten gelassen auf die Bescherung. Die Katze nahm sich viel Zeit dafür und
suchte sich schliesslich einen Ort aus, den auch wir für sie hätten wählen
können, nämlich eine Ecke, in der es nur Parkettboden gab und keine Teppiche
oder Möbel. Es entstand ein sehr grosser, hoch gewölbter See, dessen Beseitigung
uns einige Mühe kostete. Da wir nirgends einen geeigneten Lappen oder
saugfähiges Papier finden konnten, kamen wir auf die Idee, Toilettenpapier zu
verwenden, wobei wir gleich eine ganze Rolle verbrauchten, ohne dass wir die
Sache abschliessend hätten beseitigen können. Hilflos hantierten wir mit den
durchnässten Papieren, die tropften, wenn man sie aufhob.
Samstag, 26. November 2016
Wir haben es diesmal mit einem Mordkommando
zu tun, das hinter uns her ist, gedungene Mörder, wir hören sie, wie sie sich
an der Balkontüre zu schaffen machen. Wir schleichen weg, über Treppen, Keller,
andere Wohnungen (wir befinden uns in einer Siedlung mit mehrstöckigen
Reihenhäusern). Es gelingt uns, wie immer, zu entkommen, wir können uns aus der
Gefahrenzone entfernen und stehen schliesslich auf einem Parkplatz, der bei der
Autowaschanlage im Dorfzentrum errichtet worden ist. Dort steigen die Rolling
Stones aus einem Auto, bizarr verkleidet, es sind aber, wie sich herausstellt,
nicht die Originale, sondern Schauspieler, die in einem Film mitwirken. Es ist
nicht ganz klar, ob der Film erst gedreht werden soll oder ob er bereits läuft
und wir Figuren des Films sind. Es könnte sein, dass alles ein Film ist. Jetzt
aber knallt es dumpf aus der Richtung, aus der wir gekommen sind. Es scheint,
dass unsere Feinde in einer von ihnen selber verursachten Explosion in die Luft
geflogen sind.
Donnerstag, 17. November 2016
Wir
sind in der Romandie, in einem Club voller junger Leute. Im Hintergrund spielt,
ohne dass ich sie sehen kann, eine Band. Im Vordergrund, auf der Bühne, werden
auf einer Leinwand allerlei Bilder und Texte eingespielt, vor allem
Kontaktanzeigen. Die Songs der Band nehmen, soweit wir es verstehen können, auf
diese Kontaktanzeigen bezug. Als am Ende eines Stücks eine kleine Pause
eintritt, ruft das Publikum: April, April! Es gibt offenbar einen beliebten
Song, der diesen Titel trägt. Um uns hat es viel Raum. In einiger Entfernung sitzt
eine junge Frau, die zerstreut eine Zeitung liest, interessanter dunkler Typus,
wie wir ihn lieben. Nach einer Weile fragen wir die Schöne, sehr bescheiden und
etwas verlegen, weil wir ja alt sind, ob sie vielleicht etwas schwatzen wolle.
Sie lächelt und sagt ja, wir wissen nun aber dummerweise nicht, was wir sagen
könnten, und suchen vergeblich nach einem Thema.
Mittwoch, 16. November 2016
Wieder
einmal bin ich Parteipräsident in einer kleinen Sektion. Man erwartet viel von
mir, tut aber selber wenig. Also bin ich auch aufreizend untätig und habe seit
längerer Zeit weder eine Vorstandssitzung noch eine Parteiversammlung
einberufen. Sollte nicht sogar die jährliche Hauptversammlung stattfinden? Ich
raffe mich also wieder einmal auf und gehe die Post durch. Da wir vor einiger
Zeit zu freiwilligen Spenden aufgerufen haben, sind einige Spenden eingegangen,
einmal zwanzig, einmal fünfzig Franken, was nicht weiter erwähnenswert ist. In
einem Umschlag ohne Angabe des Absenders finde ich nun aber Tausendernoten,
unordentlich zusammengefaltet. Ich ordne und zähle sie. Es sind sieben. Hinzu
kommt noch eine Zweihunderternote. Alles in allem ein ganz ausserordentliches,
noch nie dagewesenes Ereignis. Wer hat wohl diese 7200 Franken gespendet? Ich
muss der Sache sofort nachgehen und die Spende gebührend verdanken. Einer von
unseren edlen und hochgestellten Genossen kann es nicht sein, denn sie hätten
es mir gewiss gesagt und auch niemals Tausendernoten in einem Kuvert geschickt.
Eigentlich kommt nur eine Person in Frage, ein älterer Herr, der nie viel für
die Partei tut, aber die Versammlungen fleissig besucht und dort mir und dem
Vorstand immer mit viel Freundlichkeit und Wohlwollen begegnet. Seinen Namen
habe ich vergessen, Käser heisst er vielleicht, Käser oder irgendwie ähnlich.
Kessler oder Kaiser. Ich werde auf der Mitgliederliste nachsehen und ihm, möglichst in Begleitung
des Vizepräsidenten, einen Besuch abstatten. Noch ganz offen ist die Frage, was
wir mit dem vielen Geld anfangen sollen. Gewiss ist, dass wir es nicht einfach
weiter spenden dürfen, dem Arbeiterhilfwerk oder den Médecins Sans Frontières.
Unser Gönner wünscht gewiss, dass wir es für unsere Gemeinde ausgeben oder gar
für unsere Sektion.
Sonntag, 6. November 2016
Man überrascht uns mit der Meldung, dass wir in den Grossen Rat gewählt worden sind. Wir glauben es zunächst nicht, sagen, dass wir doch gar nicht Kandidat gewesen wären und dass, wer nicht kandidiert habe, auch nicht gewählt werden könne. Man lacht und erklärt uns, dass wir doch Kandidat gewesen seien, man zeigt uns sogar die Liste und die Wahlpropaganda, wir haben unseren Namen übersehen, auch unser Bild, es ist eine ganz alte Photo, wir sehen ziemlich wild aus, ungekämmt, die Haare stehen nach allen Richtungen. Wir haben nicht am Wahlkampf teilgenommen, haben keinen Finger gerührt, und man hat uns trotzdem gewählt, wir sind im Wahlkreis Bern-Land sogar auf den ersten Platz gekommen. Jetzt müssen wir sehen, wie wir den Erwartungen der Wählerschaft gerecht werden. Wir können ihr wohl ganz und gar nicht gerecht werden, denn man hat uns gewiss aufgrund des radikalen, revolutionären Aussehens gewählt, das gar nicht unseren bürgerlichen Überzeugungen entspricht. Wir überlegen uns eine Erklärung, die wir vor der Fraktion abgeben wollen, vor der Fraktion, zu der wir überhaupt nicht passen, wir sind ja ganz konservativ, gehören eigentlich in die Schweizerische Volkspartei.
Mittwoch, 26. Oktober 2016
Oberprojektleitungssitzung oder Projektoberleitungssitzung. Der Direktor
nimmt höchstpersönlich teil, daneben sind Informatiker und externe Berater
dabei, die üblichen grossspurigen Schlaumeier. Zum Anfang erteilt der Direktor
mir das Wort, ich solle über den Stand des Projektes informieren. Ich bin nicht
vorbereitet und auch nicht genügend informiert. Ich trage daher nur einige
allgemeine Floskeln vor, dies in einer vielleicht etwas pessimistischen Art.
Das Projekt ist nämlich sehr ehrgeizig und aus meiner Sicht viel zu teuer und eigentlich
ganz unmöglich. Ich sage das nicht direkt, sondern betone lediglich die
Schwierigkeiten, die sich ergeben haben. Ich rede wie immer gut, aber viel zu
lange. Der Direktor entzieht mir schliesslich das Wort und ordnet leicht
genervt eine Kaffeepause an, in welcher er mir erklärt, dass ich die Sache viel
zu negativ sehen würde. Nach der Pause erläutern andere Mitarbeiter das Projekt
und erklären, ein Probebetrieb im vergangenen Sommer sei erfolgreich
durchgeführt worden, was mir gar nicht bekannt war. Dann kommt die
Mittagspause. Der Direktor geht mit den externen Berater essen und fragt mich
gnädig, ob ich auch mitkommen wolle. Sie würden ins Gotham gehen. Das Gotham,
sage ich, sei aber sehr gediegen. Ja, natürlich, sagt der Direktor, und lächelt
belustigt über meine Einfalt. Das Gotham
ist doch eben gerade recht für uns, mit weniger geben wir uns nicht
zufrieden, sagt mir seine Haltung.
Sonntag, 16. Oktober 2016
Wir nehmen an einem Laufwettbewerb
teil, einem durch viele unter einander verbundene Wohnungen führenden Rennen.
In einem endlos langen Häuserblock sind Wohnräume, Gänge, Treppen, Küchen
geöffnet worden, und das Rennen führt über sechzehn Runden, sechzehn Mal rennen
wir in einem der oberen Stockwerke von Zimmer zu Zimmer, springen dann noch
einen Stock höher und kehren auf dem oberen Stockwerk, allerdings nicht auf dem
gleichen Parcours, sondern durch anders gelegene Räumlichkeiten, zurück. Wir
sind von Anfang an in der Spitzengruppe, und es gelingt uns bald einmal, uns an
die Spitze zu setzen, mühelos und sehr geschickt rennen wir um die vielen
verwinkelten Zimmer, dann aber wissen wir nicht mehr, in welcher Runde wir uns
befinden. Das ist fatal, es gibt nirgends Hinweise auf den Stand des Rennens,
ausser im Internet, unter einer bestimmten Adresse, die uns genannt wird, werde
der Lauf live übertragen. Wir suchen daher einen PC, wir schauen uns um, ob es
in einem der Wohnungen einen PC gibt, es gibt aber keinen, es scheinen alles
arme Leute zu sein, die hier leben. Es ist auch kaum je ein Mensch zu sehen,
wir stürmen weiter, ganz alleine, von Zimmer zu Zimmer, schliesslich holen wir
einen grossen plumpen bärenhaften Wettkämpfer ein, die erste Überrundung, wir
überholen ihn aber nicht gleich, sondern folgen ihm eine Weile, was gar keine
gute Idee ist, denn er führt uns falsch, dort, wo es wieder auf das untere
Stockwerk geht, rennt er nicht nur eine Treppe hinunter, sondern gleich
mehrere, wir verlieren uns, rennen auf einem unteren Stockwerk weiter, kommen
dort aber in ganz andere Räumlichkeiten, in grosse Schulzimmer, und haben dort
neue, ganz andersartige Abenteuer.
Montag, 10. Oktober 2016
In einer Anstalt werden chinesische
Verbrecher bestraft, in dem sie mit Gabeln, die ihren Hals umschliessen, in die
Höhe gehoben und gewürgt werden. Wenn sie bewusstlos sind, lässt man sie wieder
zur Erde, dort aber hat man weissen ungelöschten Kalk um sie gestreut, so dass
sie sich, erwachend, verbrennen. Wir hören ihr Geschrei, machen uns aber davon,
in einer aus weissen Zimmern bestehenden Welt arbeiten wir uns vorwärts, von
Zimmer zu Zimmer, man findet jeweils in jedem Zimmer eine an einem bestimmten
Ort unter der Tapete versteckte Tür, die man eindrücken muss, es geht dies ganz
leicht, es ist alles aus Papier, wir kommen unserem Ziel immer näher und sind
schon fast in B., wir finden nämlich einen Brief, der an den Gemeinderat von B.
adressiert ist.
Sonntag, 2. Oktober 2016
Erotischer Traum! Wir sind mit vielen
anderen Leuten an einem Essen, man sitzt an langen Tischen, es scheint eine Art
Fest zu sein, man schwatzt, man trinkt, man ist in guter Stimmung, und uns
gegenüber sitzt eine junge Frau, nicht besonders hübsch, aber ziemlich
draufgängerisch. Unsere Füsse treffen sich unter dem Tisch und bleiben sofort
in engem Kontakt, man macht alles, was Füsse machen können, und das ist viel,
man stösst sich, man reibt sich, man gibt sich die grössten Zeichen und
Versprechungen. Man steht später auf und geht weg, tu veux me voir, sagt die junge Frau und will sich entkleiden. Wir
suchen in grosser Unruhe einen geeigneten Ort, finden aber keinen, im
Gegenteil, wir kommen nur zu einem grossen Gebäude, einem Schulhaus oder
Ministerium, aus dem ständig viele Leute treten, es ist nichts zu machen, wir
kommen zu keinem Schluss.
Freitag, 23. September 2016
Wir
sind mit Arbeitskollegen irgendwo draussen auf einem Feld oder in einem Park.
Vor uns haben wir eine kleine offene Bühne, ein Podium aus Holz, in einiger
Entfernung steht das grosse Gebäude, in dem wir unseren Arbeitsplatz haben. Auf
dem Podium kämpfen zwei Japanerinnen mit viel Geschrei und Gestöhn einen
grausamen Schaukampf. Eine kleine sehr kräftige Frau hält eine grössere
umklammert, schlägt deren Kopf an die Wand, verdreht ihre Arme, zieht ihren
Kopf nach hinten. Die grosse Frau reisst ihren grossen Mund auf, schreit und
wehrt sich verzweifelt, wird aber schliesslich besiegt. Sie wird hinter die
Bühne geschleppt, worauf nach kurzer Zeit ein Haufen weisser Knochen auf die
Bühne geschüttet wird, der von Schakalen umkreist wird. Das ist also von ihr
übrig geblieben, will uns die Show sagen. Solche Knochenhaufen, denken wir,
gehören wohl zum Standard dieser asiatischen Darbietungen. Meine braven Arbeitskollegen
haben die Show nicht beachtet und gehen jetzt mit mir wieder zur Arbeit, an der
Bühne vorbei über das Feld, auf welchem die Schakale frei herumlaufen, vor uns
aber scheu zurückweichen.
Donnerstag, 22. September 2016
Wir
werden in der Arztpraxis von der Arztgehilfin untersucht. Sie nimmt Blut und
gibt es in einen Laborautomaten, der sofort verschiedene Zahlen liefert. Die
junge Frau tut wichtig, studiert diese Zahlen, weiss aber vermutlich selber
nicht so recht, was sie mit ihnen anfangen soll. Es scheint, dass alles in
Ordnung ist, was ihr aber nicht behagt. Sie meint, ich solle in zehn Tagen
nochmals vorbeikommen, man wolle dann das Blut ein zweites Mal untersuchen. Wir
fahren aber gleich in die Ferien und können in zehn Tagen nicht erscheinen. Auf
meine Fragen, was denn bedenklich sei und ob ich etwas an meiner Lebensweise
ändern müsse, antwortet sie nicht. Klar ist nur, dass das Blut nochmals
untersucht werden muss.
Freitag, 2. September 2016
Ich
muss ins Militär und bin voll ausgerüstet mit schwerem Gepäck unterwegs. Ich
komme an einem billigen Konzertlokal vorbei, eigentlich nur eine Bar. Ich
stelle mich in eine Ecke. Im Hintergrund hat gerade eine Band aufgehört zu
spielen. Da entdecke ich gerade neben mir einen Musiker, der jetzt zum Einsatz
kommt. Ein junger Mann imitiert auf eine lächerliche Art Dylan. Er sieht ihm entfernt
ähnlich und will auch auf seine Art singen oder besser krächzen. Das gelingt
ihm aber nicht, auch nicht, als er Musik vom Vorbild einspielt. Wenn er nur
Lippenbewegungen ausführen würde, wäre seine Darbietung erträglich. Neben ihm
steht ein Schreibtisch, den ich und andere vorübergehend als Ablage benützen.
Ich lege dort eine kleine Büchse aus Plastik hin, die Filzstifte enthält. Der
Vortragende, den niemand beachtet, steigert sich immer mehr, wird lauter und
gerät in Ekstase und Zorn. Er steht am Ende auf, wirft Stühle und den
Schreibtisch um und beendet seine jämmerliche Darbietung. Die Barbesucher, die
etwas auf dem Schreibtisch abgelegt hatten, eilen nun herbei und lesen ihre
Sachen auf. Auch ich nehme meine am Boden verstreuten Filzstifte wieder zu mir.
Dann schultere ich meinen schweren Rucksack und ziehe ab.
Sonntag, 28. August 2016
Unsere
Freundin, eine grosse, stolze, aber auch sehr brave und gefügige Frau, ist zum
Tod verurteilt worden. Sie soll durch einen Henker erschossen werden und stellt
sich jetzt vor ihn hin. Er sieht ihr aus nächster Nähe in die schönen Augen,
was ihn aber nicht von seinem Auftrag ablenkt. Er hält ihr die Pistole an die
Schläfe und drückt ab. Die Pistole versagt. Unsere Freundin lässt sich dadurch
nicht aus der Ruhe bringen. Sie ist gut erzogen und stellt sich einfach ein
zweites Mal hin. Es gehört sich so! Jetzt kommt es zu einem zweiten Versuch, es
wird eine andere Waffe verwendet. Wir wenden uns ab, können nicht hinsehen,
wenn ihr schöner Körper zu Boden sinkt.
Freitag, 26. August 2016
Ich
sitze mit ehemaligen Arbeitskollegen unter vielen Touristen in einem billigen
Café. Ein Dienstchef erscheint und ist sehr heiter und zufrieden, obwohl ein
unfähiger Mitarbeiter gerade einen riesigen Schaden angerichtet hat. Ich
erhalte ein Geschenk, weil ich jemandem bei der Dissertation einige Ratsschläge
gegeben habe, was aber nicht der Rede wert ist. Man überreicht mir einen
grossen tragbaren Kofferradio, der ganz besondere Möglichkeiten bieten soll. Er
besitzt seltsame Rollen mit Bildchen, ganz wie ein Spielautomat, ausserdem
altmodische Abspielmöglichkeiten für CD und Tapes. Ich werde ihn sicher nie
verwenden, das steht sofort fest. Man führt ihn mir vor, wobei er in Brand
gerät. Ich weiche sofort zurück, andere aber bleiben stehen und geraten ins Feuer.
Ein Kollege, den ich nicht kenne, steckt mit dem Kopf in einer Feuerwolke. Die
Feuerwehr muss kommen. Sie ist zum Glück schon in der Nähe und löscht nun den
Brand. Wir sitzen ratlos herum und reden über diese dumme Sache. Der verbrannte
Kollege erscheint und meint, es sei alles nicht so schlimm. Er hat aber am
ganzen Kopf grosse weisse Brandblasen. Wir sagen ihm, dass er sofort in den
Notfall gehen sollte, was er dann, als er sich in einem Spiegel sieht, auch
macht.
Donnerstag, 11. August 2016
Später
sind wir alleine zuhause, in einem grösseren Einfamilienhaus. Mit uns am Tisch
sitzt aber eine sehr attraktive Schwarze. Ich stosse nach einer ungeschickten
Bewegung mit den Füssen gegen ihr Bein. Sie wird böse und ich muss ihr
hinhalten, als sie mir zur Strafe auch einige Tritte versetzt. Ich sage aber,
dass man sich unter dem Tisch nicht nur Stösse versetzen könne und berühre sie
erneut. Sie lässt dies geschehen, und wir füsseln eine kleine Weile. Dann sagt
sie, erregt, dass wir auch Sex haben sollten, wir seien ja allein zuhause. Ich
gebe nach, werde selber sehr erregt und dringe sofort in sie ein. Ich spüre,
dass es nur noch Sekunden geht, bis es mir kommen wird und errege sie
zusätzlich mit dem Finger, ängstlich um ihr Wohl besorgt. Bevor nun aber
weiteres geschieht, kommt es zu einem klassischen coitus interruptus. Wir müssen wir unsere Aktivitäten blitzartig
beenden, denn draussen hören wir jemanden von der Familie kommen. Gleich wird
diese Person eintreten, wir fahren auseinander und versuchen unsere Blössen so
zu bedecken, dass man nicht merkt, was los war.
Donnerstag, 4. August 2016
Ich
bin in einem riesigen Gebirge unterwegs, marschiere allein durch baumlose
Weiten. Einmal begegne ich einem anderen Menschen, nicht ohne etwas Angst, denn
es sind unsichere Gebiete und der Fremde könnte mich ohne weiteres ermorden.
Ich gehe schnell weiter, es geht jetzt stundenlang bergab. Schliesslich
erscheint ein Fluss oder doch eher ein Kanal. Er ist tief und schnurgerade und
etwa fünfzig Meter breit. Das Wasser fliesst ruhig aber sehr rasch dahin. Jetzt
stosse ich auf weitere Menschen, jüngere Leute, die Schweizerdeutsch sprechen.
Ich sage, ich sei einfach so ohne Karte hier im Altaigebrige unterwegs und
hätte mich verirrt. Wo ich jetzt hier sei. Sie sagen mir, dass ich, wenn ich
dem Kanal folgen würde, nach Charkow komme.
Dienstag, 2. August 2016
Ich bin Parlamentarier, Mitglied des Nationalrates, ein ganz unscheinbarer, nahezu unbekannter Abgeordneter, der bisher nie im Plenum gesprochen hat. Ich muss auch davon ausgehen, dass mich die meisten anderen Parlamentarier gar nicht kennen oder jedenfalls kaum beachten. Da kommt am Mittwoch nachmittag, nach Schluss der Sitzung, die Meldung, dass ich morgen Donnerstag, um 8.00 Uhr, die nächste Sitzung präsidieren sollte. Aufgrund verschiedener Abwesenheiten und wohl auch politischer Spiele ist die Wahl auf mich gefallen. Wie das gehen soll, ist mir schleierhaft. Ich kennen zwar den Ratsbetrieb gut, habe aber keine Ahnung von der Arbeit des Ratspräsidenten. Ich denke sofort daran, dass ich morgen gewiss meinen dunklen Anzug anziehen muss. Was aber sagt man am Morgen, zur Begrüssung? Ich habe schon gehört, dass es ein Drehbuch gibt, in welchem alles, was gesagt werden muss, enthalten ist. Aber ist wirklich alles enthalten? Ich sehe einen Mitarbeiter des Generalsekretärs, den ich gut kenne, und winke ihn zu mir. Er ist in Eile und sagt, alles sei wie immer vorbereitet, man werde mir helfen. Es werde sicher keine Probleme geben. Wann ich dann am morgen kommen solle, frage ich ihn. Um sieben Uhr, sagt er, um sieben Uhr finde immer eine Vorbesprechung statt. Wenn er mir das nicht gesagt hätte, hätte ich es nicht gewusst. Nun muss ich also auch noch früher aufstehen. Ich sehe noch meine Mutter und rufe ihr stolz und erregt zu, morgen sei ich Ratspräsident! Dann erwache ich, bleibe aber noch längere Zeit im Traum gefangen und überlege mir, wie ich mich noch vorbereiten könnte. Was geschieht bei Abstimmungen? Was bei komplizierten Abstimmungen, mit Mehrheiten und Minderheiten? Wie werden die einzelnen Geschäfte und die Berichterstatter und die Redner aufgerufen? Was geschieht, wenn ich die vielen Namen nicht kenne? Wie ist das Präsidentenpult eingerichtet? Auf welche Knöpfe muss ich drücken, welche Anzeigen lesen? Am besten wäre es, wenn ständig ein Mitarbeiter des Präsidiums neben mir stehen würde. Das aber wäre dann wieder ziemlich lächerlich und würde meinen schlechten Ruf als weitgehend unfähigen Parlamentarier noch weiter verstärken. Mit Mühe und Not kann ich mich wieder in mein gutes altes Leben zurückretten.
Sonntag, 24. Juli 2016
Und wir geraten in eine seltsame Gesellschaft, in eine verhexte, verzauberte Welt. Bösartige, hinterhältige Gesellen empfangen uns, freuen sich, dass wir da sind, unter ihnen. Sie nehmen uns in ihre Mitte, es ist ihnen natürlich nicht zu trauen, sie lachen alle unverschämt und triumphierend, ja, es hat ihn erwischt, er ist nicht mehr in seiner besseren Existenz, seiner behüteten Welt, jetzt muss er lernen, was das Leben ist. Wir kennen einen von diesen Kerlen von früheren Zeiten her, er erinnert uns an unsere alte Bekanntschaft und sagt uns etwas Abschätziges, das wir damals über ihn gesagt haben. Ja, das haben wir tatsächlich gesagt, vor zwanzig Jahren, wir haben ja über viele Leute Abschätziges gesagt. Sie seien dem Teufel vom Karren gefallen, das haben wir gesagt, es würde nichts Ordentliches aus ihnen werden, das haben wir angedeutet, mit einem einzigen treffenden Wort, und wir haben damit am Ende recht behalten. Es ist ja wirklich nichts Ordentliches aus ihnen geworden, nur etwas Unordentliches. Unser Bekannter war ein Schlaumeier und Gauner und hat sich nun in der Tat als Schlaumeier und Gauner bewährt, unser Urteil war insofern korrekt, das deutet er nun an, grinsend, wir sind ein kluger Kopf, gibt er uns zu verstehen, aber nun nicht klug genug, um uns aus der Falle zu befreien, von dieser Welt hier kommt keiner mehr weg. Sie haben alle Schreckliches erlebt, das sieht man ihnen an, sie haben wüste, verstümmelte Gesichter, und eine besondere Art von Unholden lebt mit ihnen. Sie sind sehr klein, reichen uns nur bis zu den Knien, sind aber sehr gefährlich, man muss ihnen aus dem Weg gehen, wenn sie erscheinen, denn sie können uns die Beine zerfetzen. Man führt uns zu einer Felswand, bei der es Hunderte von Metern steil in die Tiefe geht, und stürzt sich hier auf Brettern äusserst waghalsig hinunter, wir sehen, wie sich unsere neuen Kumpane in freiem Fall überschlagen, sie fallen und würden zerschmettert, wenn sie nicht im letzten Moment wieder auf die Beine kämen und sicher zum Stehen kommen. Es ist Magie im Spiel, das ist ganz klar, aber was ist mit uns, man lädt uns ein, das Treiben mitzumachen, wir aber zögern, sind nicht sicher, ob uns die Magie auch helfen würde. Wir versuchen, uns zu entschuldigen und die tödliche Fahrt zu vermeiden, was uns auch gelingt, man lässt uns, interessanterweise lässt man uns, wir gehen weg, leben soweit unbehelligt weiter mit diesem traurigen Volk, das im übrigen bedroht ist, es muss sich schützen, zieht an den Abenden eine breite hohe Wand auf, es ist ein dicker alter Teppich, der den urzeitlichen Komplex, in dem wir leben, abschliesst, viel Schutz ist davon nicht zu erwarten. Man sieht ja nun auch gar nicht, ob etwas kommt und was kommt. Und wenn etwas kommt, ist dieser Vorhang mit einem kräftigen Keulenschlag niedergerissen. Wir leben genau genommen nur auf Steinhaufen, und unter den Halbmenschen, mit denen wir leben, gibt es einen Unschuldigen, einen Reinen, Gerechten, es ist dies ein Bürokollege, ein stiller Mensch, der hier abseits von den anderen und unbehelligt sein eigenes Leben lebt. Er zeigt mir einen Schatz, den er vergraben hat, es sind riesige Edelsteine, gross wie Grabsteine, so schwer, dass sie ein einzelner Mann nicht abtransportieren kann. Er sagt mir, er möchte weg und die Steine mitnehmen, nach Brasilien, sagt er, aber er findet dazu natürlich keine Gelegenheit, es ist unmöglich, hier wegzukommen, ohne Hilfe sowieso nicht. Gestalten nähern sich, er muss die Steine schnell wieder vergraben.
Freitag, 22. Juli 2016
Es ist
Silvesternacht. Wir sind im Militärdienst und haben in einer kleinen Stadt, in
der ein grosses Fest stattfindet, irgendwelche Sicherheitsaufgaben zu erfüllen.
Es ist ein unnötiger Aufwand, es gibt nichts zu tun. Wir langweilen uns und
würden gerne schlafen gehen. Es muss aber das Ende des Festes abgewartet
werden, und dieses Ende kommt erst in den frühen Morgenstunden. Wir sind
beunruhigt, denn unser Dienst beginnt am Morgen neu, und es zeigt sich mehr und
mehr, dass wir zu keinem Schlaf kommen werden. Gegen fünf Uhr wird die Weisung
erteilt, dass wir uns in die Kaserne zurückziehen können. Mir sagt man, dass
ich noch die Posten einziehen solle. Es gibt sieben Posten, die über die ganze
Stadt verteilt sind. Ich will den ersten Posten besuchen, und ihm den Auftrag
geben, zum zweiten Posten zu gehen und die Weisung so von Posten zu Posten
weiter zu geben. Der erste Posten ist aber schon verschwunden. Es scheint, dass
ich nun der ganzen Kette nachgehen muss, was sehr viel Zeit kosten wird. Jetzt
ist nicht mehr an Schlaf zu denken. Wir hoffen aber, dass man eine Ausnahme
machen wird und uns ausschlafen lässt, denn es ist nun Sonntag, und unser
Dienstbetrieb ist an sich eher locker.
Freitag, 15. Juli 2016
Militär.
Ich stehe mit einer grossen Gruppe von Soldaten auf einem Platz. Jeder hat vor
sich sein Gepäck ausgebreitet, ein ziemliches Durcheinander von Tragtaschen,
Rucksäcken und Koffern. Ein Hauptmann geht durch die Reihen und ruft, wir
könnten alle viel besser packen und würden dann sicher keinen Koffer brauchen.
In meinem Gepäck befinden sich noch kleine Bonbons. Der Hauptmann sieht das und
ist verärgert. Ich sage, es seien nur fünf, und ich hätte sie beim Packen
gefunden. Ich habe mich im übrigen für eine Sonderaufgabe gemeldet, in der
Hoffnung, es so vielleicht leichter zu haben als die anderen. Der Hauptmann hat
das bemerkt und sagt jetzt, ich hätte mich verrechnet, ich hätte keinerlei
Erleichterung, sondern eher einen schwereren Dienst. Ich müsste nämlich dreimal
in der Woche eine Stunde früher aufstehen und am Abend länger arbeiten als die
anderen. So könne es kommen, wenn man es leichter haben wolle.
Donnerstag, 7. Juli 2016
Römische
Welt. Ich werde als alter Mann mit einer Gruppe von etwa fünfzehn Personen von
römischen Soldaten in einer fensterlosen, leeren Kammer festgehalten. Aus einem
mir unerklärlichen Grund werden drei von uns zum Tode verurteilt, wobei das Los
entscheiden soll. Wir erhalten kleine farbige Fetzen aus Stoff, ich eine kleine
grüne Banane. Ein Centurio zieht Lose von der gleichen Art aus einem Tongefäss.
Gleich das erste Todesurteil betrifft den Besitzer der grünen Banane. In zehn
Tagen soll ich um 6.30 Uhr geköpft werden. Ich nehme das Urteil gelassen hin
und sage zur Gruppe, das sei ja eigentlich ganz gut, denn ich sei der Älteste
und hätte ohnehin nicht mehr lange zu leben. Auch vor der Enthauptung habe ich
keine Angst. Dann dürfen wir uns relativ frei bewegen. Im Laufe der zehn Tage
wechseln aber die Bewacher und überhaupt die politischen Umstände, und es
scheint, als ob man uns und die Urteile vergessen hätte. Es ist gut möglich,
dass wir jetzt alle davonkommen. – Ich erwache. Es ist 6 Uhr, und ich befürchte,
dass jetzt um 6.30 Uhr etwas passiert, keine Hinrichtung, aber ein Herzschlag.
Ich gehe den Traum nochmals durch und komme zum Schluss, dass das Urteil
vielleicht um 5.30 Uhr hätte vollstreckt werden sollen. Das beruhigt mich und
ich schlafe nochmals ein.
Sonntag, 26. Juni 2016
Wir hatten, als kleine Gruppe einfacher Soldaten, sieben Gefangene zu bewachen. Sie wurden in einem Keller festgehalten, wobei es genügte, an dessen Eingang Wache zu halten. Obwohl es also nicht nötig war, selber in den Keller zu steigen, schickten wir doch einen von uns hinunter, wir waren sieben und schickten einen hinunter, wohl wissend, dass es gefährlich war, dass dieser Siebente womöglich überwältigt werden könnte und dass wir uns nachher zu sechst wehren müssten. Es kam genau so, wie wir dachten, dass es kommen müsste, es schien fast, als ob wir den sieben Gefangenen eigentlich gerne die Flucht hätten ermöglichen wollen. Unser Kamerad im Keller wurde überwältigt, und wir sahen uns nun ausserstande, der Übermacht der gefährlichen und gut ausgebildeten Gefangenen stand zu halten und zerstreuten uns sofort, wir wurden aber noch verfolgt. Man holte mich ein und wollte mich töten. Es kam zu einem kurzen Gespräch, wobei es mir am Ende halbwegs gelang, die Befreiten davon zu überzeugen, dass sie ihre Befreiung eigentlich uns zu verdanken hätten. Wir hätten uns absichtlich geschwächt und hätten nichts dagegen, wenn sie abziehen würden. Sie liessen diese Erklärungen halbwegs gelten und verschonten uns, wir suchten unsere an einem anderen Ort verstauten Gepäckstücke zusammen und machten uns davon, wobei mich eine Frau abzulenken begann, eine Frau, bei der man schon von weitem an kühnen Wölbungen erkennen konnte, dass sie einen sehr grossen Busen haben musste.
Montag, 20. Juni 2016
Wir sind zu Besuch, bei einem hohen Kirchenmann.
Er lebt zurückgezogen in einer Kleinstadt in Bayern und hat uns zu seiner
Schwester geführt, die uns freundlich aufnimmt, in einem modernen
Einfamilienhaus am Stadtrand. Wir haben sofort guten Kontakt, es wird gescherzt
und gelacht. Es ist nämlich ein „Wunder“ geschehen! Wir hatten eine Kirche
besucht und dort ein Altartuch gestreift, das verrutschte und neu befestigt
werden musste. Es war aber angeklebt gewesen und liess sich nun nicht mehr so
ohne weiteres befestigen. Wir versuchten allerlei und hatten am Ende Erfolg,
das Altartuch war wieder an der alten Stelle. Das wurde beobachtet,
weitererzählt, ausgeschmückt, von der Presse aufgenommen und schliesslich so
entstellt, dass von einem wirklichen Wunder die Rede war. Die bayrische Kirche
liess dies geschehen, und auch der Kardinal und Professor, bei dem wir zu
Besuch sind, will den Leuten ihr Wunder lassen, er lacht darüber, will aber
nicht dagegen Stellung nehmen. Wenn er demnächst in Wien sei, werde er mal
sehen, ob er wieder einmal einen Termin bekomme beim Papst, sagt er. Wir wissen,
dass er ein enger Vertrauter des Papstes ist und witzeln weiter. Ist der Papst
nicht vielleicht im Nebenzimmer, fragen wir.
Samstag, 11. Juni 2016
Unsere
Tochter wird heiraten, und zwar einen Adeligen. Ein grosses Fest wird vorbereitet.
Der Aufwand ist riesig, und die Vorbereitungen dauern schon fast ein Jahr.
Unter anderem studieren wir ein Theaterstück ein, in dem wir selber eine Rolle
übernommen haben. Wir müssen sehr viel auswendig lernen, was uns grosse
Schwierigkeiten bereitet. Nachdem sich die Familie des Bräutigams lange
desinteressiert gezeigt und sich nicht um die Vorbereitungen gekümmert hat,
wird uns mitten in den Proben plötzlich eine umfangreiche Liste mit
Feierlichkeiten präsentiert, die gewünscht werden. Eine Theateraufführung ist
nicht dabei, dafür soll unter anderem eine realistische Belagerung einer Burg
gezeigt werden. Wir werden sehr wütend, zerschlagen Requisiten, stossen schwere
Beleidigungen aus und rennen weg. Draussen treffen wir die Gattin, am Rande
eines Teichs. Sie ist mit den Nerven am Ende und will sich ins Wasser werfen.
Wir hindern sie daran, reden mit ihr, beruhigen sie und uns. Da machen wir
jetzt nicht mehr mit, sagen wir, wissen dabei aber, dass wir weiter mitmachen
werden.
Freitag, 10. Juni 2016
Ich spiele, seltsamerweise, mit in der Schweizer Fussballnationalmannschaft. Ich bin dabei, bewege mich mit, so gut es eben geht in meinem fortgeschrittenen Alter, komme aber nie an einen Ball, weil die anderen Spieler, die alle unvergleichlich viel stärker spielen, keinen Sinn darin sehen, mich anzuspielen. Sie spielen lieber mit zehn Mann, es ist ein zu grosses Risiko, mich mit ins Spiel einzubeziehen. Im Anschluss an einen Corner rollt mir der Ball dann aber doch vor die Füsse, und jetzt kommt der Moment, wo ich doch etwas leisten kann, man erwartet von mir einen Flankenball, ich hole aus, will den langsam rollenden Ball treffen, schlage aber mit aller Kraft daneben. Ich erwache und spüre noch deutlich die heftige Bewegung, die ich soeben ausgeführt habe.
Sonntag, 5. Juni 2016
Wir sind eine Art Biber oder Murmeltier und werden verfolgt. In der Ferne zeigen sich irgendwelche Soldaten, die uns mit modernem Kriegsgerät zu Leibe rücken wollen. Wir können uns aber, in hügeligem Gelände, der Suchoptik der Verfolger entziehen, indem wir in einer Mulde verschwinden, dann mühelos einen Wald erreichen und schliesslich sogar über die Grenze des Landes gelangen, zu dem die Soldaten gehören. Wir gelangen in ein anderes Land, kommen auf eine Art Sport-Parcours, auf welchem viele unterwegs sind, Kinder, Erwachsene, und auch Tiere und Mischwesen wie wir es sind. Es hat im Gelände einige sehr gefährliche Punkte, wo grosse Energien wirksam sind. Wer sich diesen Punkten nähert, kleine weissglühende Kästchen, fängt Feuer und verglüht sofort. Wir sehen aus der Ferne zu und warnen die Vorüberkommenden, was aber wenig nützt, denn es gibt noch immer weitere Opfer.
Montag, 30. Mai 2016
Ich
bin eine Art von Sekuritasmann oder Nachtwächter, der seine Runden machen soll.
Ich werde in meine Aufgaben eingeführt, von einem ruhigen älteren Herrn, der
mir zunächst erklärt, wie ich in einem Innenhof die zahlreichen Kerzen anzünden
kann. Dies geschieht seltsamerweise mit einem dieser kleinen Kerzenlöscher, bei
denen mit einem kleinen Trichter die Flammen überdeckt und erstickt werden.
Durch eine mir unverständliche Technik wird aber in diesem Fall die Kerze nicht
gelöscht, sondern angezündet. Zu Beginn jedes Kontrollganges müssen nun also
die Kerzen angezündet werden. Dann erfolgt der Kontrollgang durch viele
Fabrikräume und Lagerhallen. Ich dürfe ohne weiteres auch hie und da ein Käsli
nehmen, sagt mein Begleiter. Ich sehe aber nirgends Käsli oder andere Esswaren.
Ich könne auch eine Matratze haben, zum Ausruhen oder für einen kurzen Schlaf,
sagt der Herr, eine solche Matratze koste 15 Franken. Ich bin etwas ungeduldig,
denn ich sollte mich umziehen und längst woanders sein, bei wichtigen Wahlen.
Dienstag, 24. Mai 2016
Ich
bin mit den Kleinen im Kinderzimmer. Es ist grosser Betrieb, es wird gespielt
und Wägeli werden herumgestossen. Mit dabei ist auch ein kleines Schweinchen,
das wir als Haustier halten. Es rennt munter herum, versteckt sich, spielt mit,
lässt sich streicheln. Einmal, wir wissen nicht, ob es Zufall ist, dass es
gerade so klappt, zieht es ein Wägeli mit einem Kindli drin an einer Schnur im
Zimmer herum. Später kommt Besuch, eine ehemalige Mitarbeiterin erscheint und
wirft vom Gang her einen Blick ins Zimmer. Ich bin etwas verlegen, weil ich
noch im Pijama bin, was aber, wie die Besucherin sagt, doch kein Problem sei.
Sie ist erstaunt, dass auch ein Schweinchen herumrennt. Ich sage ihr, dass
Schweine vermutlich die klügsten Tiere seien, die es geben würde. Unser
Schweinchen würde sogar die Kinder im Wägelchen herumziehen. Sie glaube das
nicht, sagt sie. Ich will es ihr jetzt zeigen und stelle das Wägeli hin. Das
Schweinchen merkt schon, um was es geht und hüpft vor Freude lustig im Zimmer
herum. Dann stellt es sich hin und wirft die Hinterbeinchen in die Luft, als
wollte es mit ihnen die Leine packen und halten. Das geht aber doch wohl nicht!
Ich lege ihm die Schnur um den Hals. Da sie sich dort nicht befestigen lässt,
erfordert es einige Geschicklichkeit des Tierchens, um den Wagen ziehen zu
können. Das geht aber, und zur grössten Freude aller fährt nun das Kleinkind,
das seit kurzem gehen gelernt hat, im Wagen durch das Zimmer.
Freitag, 20. Mai 2016
Es
findet eine Art von Ehrung oder Preisverleihung statt. Wir sitzen in einem Saal
unter vielen Gästen, neben uns der berühmte Autor, der ein bedeutendes,
800-seitiges Werk geschrieben hat. Das Buch liegt vor uns, auf einem Tisch. Ein
Ehrengast, ein grosser Philosoph, sollte nun über das Buch reden. Er erhält das
Wort, schweigt aber. Es entsteht eine peinliche Stille. Es stellt sich heraus,
dass er das Buch nicht gelesen und keine Ahnung davon hat. Man sagt uns, er sei
als Philosoph nur darauf vorbereitet, auf Fragen und Stichworte zu reden, was
er als grosser Geist jederzeit könne. Jetzt aber scheut man sich, Fragen zu
stellen. Niemand ist darauf vorbereitet und will sich exponieren.
Montag, 16. Mai 2016
Wir
bereiten einen Schwarztee zu und giessen heisses Wasser in die Kanne, in der
auch ein Siebchen mit dem Teekraut hängt. Nach einigen Minuten wollen wir den
Tee in die Tasse giessen, sehen aber, dass nur Wasser aus der Kanne fliesst.
Wir schauen nach und bemerken, dass wir vergessen hatten, Teekraut in das Sieb
zu tun.
Dienstag, 3. Mai 2016
Ich bin Kursleiter und gebe einen eintägigen Kurs
in einem schäbigen Schulungszentrum, das eigentlich nur ein alten Schulhaus ist
mit uralten Schulbänken und Wandtafeln. Ich bin schlecht oder besser gesagt gar
nicht vorbereitet, muss alles improvisieren, was aber die Kursteilnehmer kaum
bemerken. Sie sind eine zusammengewürfelte, nicht besonders interessierte
Gesellschaft, einige kommen aus der Verwaltung, andere aus der
Privatwirtschaft. Ich nehme an, dass man sie gegen ihren Willen zu dieser
Weiterbildung geschickt hat. Das Mittagessen findet im Kurslokal statt, wir holen
es uns aus einer nahen Kantine. Beim Essen unterhalte ich mich sehr angeregt
mit einem Kursteilnehmer, während die anderen still dasitzen und kaum ein Wort
sagen. Ich bemerke sodann, dass ich vergessen habe, den Leuten zu sagen, wann ich
am Nachmittag den Unterricht wieder aufnehmen werde. Da alle noch hier sind,
frage ich, ob es recht sei, den Kurs sofort weiterzuführen, wir könnten dann am
Nachmittag früher schliessen, so etwa um vier Uhr. Damit ist man sofort
einverstanden. Je früher wir zu einem Ende kommen, desto besser ist es
natürlich. Jetzt erweist es sich, dass noch ein zweiter Kurs im gleichen Raum
stattfindet. Das ist ein dummer Fehler der Leitung, stört aber weiter nicht,
weil die Teilnehmer gleichgültig sind und es offensichtlich ist, dass die
Inhalte der Kurse für sie nicht von grosser Bedeutung sind. Wichtig ist es
aber, das ist unbestritten, dass man solche Veranstaltungen besucht. Eine
Mitarbeiterin des Personaldienstes, die mithilft, den Kurs durchzuführen,
übergibt mir jetzt einen Haufen von Zettelchen, von Hand beschriftet, welche
die Kursteilnehmer in Gruppenarbeit in die richtige Reihenfolge zu bringen
haben. Auf jedem Zettel steht irgendein Arbeitsschritt oder eine
organisatorische Anweisung. Auch diesen Kursteil bewältigen wir ohne jede
Probleme, es gibt keine Diskussionen, und es ist schnell einmal vier Uhr. Jetzt
kommt der Schlussakt. Ich stelle, etwas unsicher, die Standardfrage, ob es
Bemerkungen oder Kritik gebe, am Kursinhalt oder an der Präsentation. Niemand
meldet sich zu Wort, alle wollen rasch aufbrechen. Ich sage noch ein paar
schöne Worte, jetzt wieder voller Sebstvertrauen, danke für die aktive
Mitarbeit, wünsche allen alles Gute und viel Erfolg, insbesondere für die
weitere berufliche Laufbahn, und verabschiede mich.
Montag, 2. Mai 2016
Wir nehmen an einem
Laufwettbewerb teil, ein Strassenlauf, bei welchem wir lange und sicher in der
zweiten Position laufen. Im letzten Streckenabschnitt aber schiebt sich noch
ein ehemaliger Arbeitskollege an uns vorbei, wir bleiben gelassen, sind
ziemlich sicher, dass wir ihn wieder überholen und auch gleich noch den Läufer
an der Spitze. Kurz vor dem Ziel führt der Lauf noch durch ein Schwimmbad, wir
übernehmen mühelos den Spitzenplatz, verlieren aber zwischen den verschiedenen
Schwimmbecken den Weg und geraten in ein Hallenbad für Kinder, aus dem es nur
einen Ausgang gibt, einen niedrigen Durchgang im Schwimmbecken selber, der zu
einem anderen Becken führt.
Samstag, 30. April 2016
Mitten
in Europa ist ein neues Nazi-Reich im Entstehen. Wir hätten, zusammen mit einem
Freund, die Möglichkeit, auf ein Schiff zu gehen, dass in der Folge tatsächlich
noch den Weg nach Amerika findet. Wir glauben aber nicht so recht an einen Sieg
der Nazis und beschliessen, in Europa zu bleiben. Das erweist sich als grosser
Irrtum, denn jetzt sind wir auf der Flucht. Wir haben durch unsere Fluchtpläne
die Möglichkeit verwirkt, uns mit dem neuen Regime zu arrangieren. Die neuen
Machthaber lassen nämlich alle, die sich anpassen und 6000 Euro bezahlen, in
Ruhe. Jetzt sind wir vogelfrei und auf der Flucht. Unser Weg führt durch
verschiedene Wohnquartiere ans Ufer eines breiten Flusses. Dort werden wir auf
dem Uferweg von einem einzelnen Nazi-Polizisten gestellt. Er packt zuerst mich
und will mich an eine Stange ketten. Er ruft, er werde uns jetzt zeigen, was
Bewegung heisst. Er hat einen Bohrer und will in meinen Gelenken Löcher bohren,
um dort kleine Stäbe einzuführen, an denen ich dann eben bewegt werden könnte.
Ich reisse mich aber los und renne davon, in der Erwartung, erschossen zu
werden. Das aber geschieht nicht, der Polizist will mich offenbar lebend. Ich
springe in den Fluss. Wenn ich tief Luft hole und dann so lange wie möglich
unter Wasser bleibe, denke ich, habe ich eine Chance, davonzukommen.
Donnerstag, 21. April 2016
Ich
liege im Bett. Ein junger Fuchs, der offenbar mit uns in der kleinen Wohnung
lebt – es ist die Wohnung, in welcher ich als Knabe und junger Mann zwölf Jahre
lang gelebt habe -, springt auf mich und will gestreichelt werden. Dann zeigt
es sich aber, dass er doch kein richtiges Haustier ist. Er beisst mich mit
seinen scharfen Zähnen, und ich jage ihn weg. Draussen im Gang wird er von den
Katzen angegriffen. Die vierfarbige Hauskatze wirft sich auf ihn und reisst ihm
mit den Hinterpfoten den Bauch auf. Ich greife ein, die Katzen lassen den Fuchs
los, er kann aber nicht mehr aufstehen und liegt schwer atmend am Boden. Aus
seiner Brust quillt hellrotes Fleisch, wohl die Lunge. Was sollen wir jetzt
machen? Die Mutter arbeitet in der Küche, wir hoffen, dass sie einen Rat geben
kann.
Freitag, 15. April 2016
London,
sehr gutes Hotel, vornehmes Klubzimmer. Unsere kleine Reisegesellschaft (meine
Gattin und zwei undefinierbare Verwandte) sitzt beim Tee. Im ehrwürdigen Raum
findet nun aber auch ein delikates Interview mit einem berühmten Londoner
statt. Zwei Stars von einem TV-Sender, ein Mann und eine Frau, nehmen in einem
kleinen skurrilen Sessel Platz, der aussieht wie ein Kinderwagen. Der Mann ist
klein und sieht so bizarr und verschroben aus, als wäre er der Interviewte. Die
Londoner Grösse erscheint nun, sieht verhältnismässig normal aus und setzt sich
auf eines der schönen Ledersofas. Mit grosser Ehrfurcht wird ihm immer wieder
die gleiche Frage gestellt: Do you feel pain? Er antwortet mit leiser und
trauriger Stimme: Yes, I feel pain. Wir sehen zu und haben dabei dumme Gedanken
voller Spott und Hohn. Es könnte sein, dass man das auch bemerkt, vielleicht an
unserem respektlosen Gesichtsausdruck. Der Gepeinigte muss sehr reich sein,
trägt aber einen uralten und ganz gewöhnlichen gestrickten Pullover, in welchem
sich mitten auf seiner Brust ein grosses Loch befindet. Ich mache meine Gattin,
die bei mir keine solche Verwahrlosung dulden würde, darauf aufmerksam. Jetzt
ist es aber genug! Einer der anderen Hotelgäste, die im Klubzimmer sitzen und
sich sehr diskret verhalten, steht auf und beschimpft mich. Wir würden ja die
ganze Zeit den berühmten Herrn anstarren! Das gehört sich nicht und ist
offenbar eine grosse Beleidigung. Wir können uns nicht verteidigen und wollen
unseren guten Willen zeigen, indem wir sofort den Raum verlassen. Unser
Vergehen ist aber so gross, dass sich die Engländer nicht beruhigen können.
Zwei Herren stehen auf und kommen mit uns in den Gang hinaus. Einer packt mich
und hält mich fest, der andere holt mit der Hand zu einem Schlag auf meinen
Hintern aus. Do you want to spank me? rufe ich entsetzt aus. Ja, sagen die
Herren, es braucht eine Strafe. Ich wehre mich, drehe mich weg und sage, ich
würde die Polizei rufen, sie hätten kein Recht, mich festzuhalten und zu
bestrafen. Das beeindruckt aber nicht. Es scheint, als würde es in den hohen
Sphären, in die wir geraten sind, besondere Gesetze geben, nach denen ich nun
bestraft werden muss.
Montag, 4. April 2016
Wir
sind Soldat und befinden uns in einer Art Dschungelkrieg, und dies mitten in
einer Schweizer Mittelland-Landschaft. Mit einem kleinen Trupp haben wir in
einem lichten Wald unser Lager aufgeschlagen. Zu zweit gehen wir auf eine
Erkundungs-Patrouille. Auf dem Rückweg begegnen wir einem schrecklichen Bild.
Einer unserer Kameraden hängt an einem Baum, mit dem Kopf nach unten, tot. Wir
untersuchen ihn nicht, sondern gegen rasch zum Lager zurück. Dort erwartet uns
ein noch grauenvolleres Bild. Unsere Kameraden, etwa ein Dutzend Soldaten,
haben das gleiche Schicksal erlitten. Sie hängen tot an Bäumen. Was soll das
bedeuten? Was ist zu tun? Sicher müssen wir hier weg, und zwar rasch und
möglichst weit. Wir brechen sofort auf und folgen einem schmalen Pfad. Wer kontrolliert
hier das Land, hat die Macht, wem gehorcht die Bevölkerung, was werden die
Bauern tun, die hier leben, wenn sie uns sehen? Und sollen wir unser
Sturmgewehr weiter mit uns tragen, oder ist es besser, es wegzuwerfen? Mein
Kamerad meint, wir sollten es behalten, wir würden es noch brauchen. Wir
marschieren jedenfalls, und damit beginnt, wie jetzt klar wird, ein Spielfilm.
Wir befinden uns plötzlich in einem Filmteam, und treffen auch auf eine Frau,
die für die Drehorte verantwortlich ist. Sie sagt uns, dass sie das Gebiet um
Kirchlindach gewählt habe, weil es hier gute Strassen gebe, die schweizweit am
wenigsten Verkehr aufweisen würden.
Wir sind dabei bei einer Ersatzwahl in
den Bundesrat. Sie findet in einem Hotel statt, das über mehrere Säle verfügt.
Es ist kein besonders schönes Hotel, die Gänge zwischen den Sälen sind eng, die
Säle selber schmucklos und wenig ansprechend. In einem ersten Wahlgang wird
Herr Eisenring gewählt. Der Gewählte bleibt regungslos und ernst und fast etwas
ärgerlich an seinem Platz sitzen. Er hätte es wohl lieber anders gehabt, nimmt
aber schliesslich die Wahl an. Ich wundere mich, dass mit Herrn Eisenring ein
Politiker gewählt worden ist, der bereits seit etwa zehn Jahren im Ruhestand
lebt. Später werde ich aber belehrt, dass es sich nicht um alt Nationalrat
Eisenring handelt, sondern um einen anderen, jüngeren Eisenring, der aus der
Privatwirtschaft kommt und irgendwo Direktor war. Die zweite Ersatzwahl findet
in einem anderen Saal statt, die ganze Versammlung drängt sich die Treppen hoch.
Ich treffe auf der Treppe eine Arbeitskollegin, wechsle ein paar unverbindliche
Worte, wie es immer in solchen Fällen geschieht, und ziehe meine Brille aus der
Tasche, deren Bügel ganz ungewöhnlich verformt worden sind. Es kann unmöglich
im Gedränge passiert sein, es müssen andere Kräfte darauf gewirkt haben. Meine
Arbeitskollegin lacht ihr altjüngferliches Lachen, ich ärgere mich, denn ich
werde wohl eine neue Brille brauchen.
Mittwoch, 30. März 2016
Ich komme in einen Saal, eine Boxveranstaltung ist im Gang, mehrere Kämpfe sind angesagt. Man freut sich, dass ich erscheine, als einer der besten Boxer der Welt, und will mir zu Ehren sogleich einen Schaukampf organisieren, auf fünf Uhr setzt man ihn fest. Einer der Trainer und Manager geht auf die Suche nach einem einigermassen akzeptablen Partner, was nicht einfach ist, denn ich bin allen haushoch überlegen. Aber der Manager findet einen Kandidaten, einen grossen Boxer mit Armen wie aus Stahl, er ist einen Kopf grösser als ich, gewiss auch viel kräftiger, denke ich, ich bin ja ein ganz gewöhnlicher Mensch und weiss gar nicht, dass ich auch ein grosser Boxer sein soll. Ich habe kein Ahnung vom Boxen, muss aber zweifellos ein grosser Champion sein, denn alle begegnen mir mit Respekt, auch mein Gegner. Ich nehme nun an, dass die für ein hervorragendes Boxen nötigen Programme alle vorhanden sind und gewiss abgerufen werden können, ich werde also boxen und mit grosser Sicherheit auch gewinnen. Ich studiere noch etwas den Gegner, es gibt Informationen über ihn, in einer Art Datenbank sind die Daten zu finden, auch die meinen sind vorhanden, es steht, dass ich ganz hervorragende Qualitäten in der Defensive besitze, ein Boxer bin, der fast alle Schläge problemlos einstecken kann und so den Gegner zunehmend schwächt und zermürbt. Und gerade die Ausdauer ist nun keine Stärke meines Gegners, er wird gewaltige Schläge austeilen, ich werde sie aber mühelos abfangen, mit den hochgehaltenen Fäusten, es wird mir kein Härchen gekrümmt werden, rein gar nichts wird mir geschehen, und ich werde später angreifen, nach fünf oder sechs Runden, wenn der Hüne müde wird, dann wird er meine Rechte zu spüren bekommen, die Rechte ist meine absolute Stärke, lese ich, ich werde mit dieser unwiderstehlichen Rechten kommen und den Kampf sehr wahrscheinlich vorzeitig beenden.
Samstag, 26. März 2016
Dann eine komplizierte Bahnfahrt,
wieder in der Ostschweiz. Der Fahrplan gilt nicht, es fahren nur wenig Züge,
und nicht in die Richtung, die wir wünschen. Schliesslich finden wir Platz in
einem stark überfüllten Zug, der plötzlich sehr hoch ist. Wir stehen am
äussersten Rand einer Plattform etwa fünfzig Meter über dem Boden und sehen
unter uns die Dächer der höchsten Häuser und enge Strassenschluchten. Wir
halten uns mit der Rechten an einer Haltestange fest, mit der Linken halten wir
eine fremde Frau umschlungen, die fast ganz über der Tiefe schwebt und
hinunterstürzen würde, wenn wir sie nicht hielten. Die Frau erkennt die Gefahr
aber gar nicht und bemerkt sie erst, als wir es ihr sagen.
Donnerstag, 24. März 2016
Wir haben
einen Gast, einen berühmten modernen Maler, de Jongk. Er ist bei uns aus
unerfindlichen Gründen zu Besuch, feiert mit uns ein kleines Fest. Ohne dass
wir es erwartet hätten, schmiert er auf eine grosse Leinwand mit wenigen
Strichen etwas hin, er benutzt dazu zusammengefaltetes Zeitungspapier, das er
in einen Farbkübel getaucht hat. Es ist tatsächlich am Ende etwas zu sehen, de
Jongk hat einen sitzenden Elefanten gemalt, ziemlich dilettantisch wie uns
dünkt. Der Künstler beginnt mit Verbesserungen, die das Bild sofort viel
schöner machen, hält aber dann wieder inne. Er brummt etwas von Preis vor sich hin,
der Preis für ein solches Bild sei hoch, wir könnten uns das gar nicht
vorstellen. Wir denken darüber nach und fragen uns, was uns das bringt.
Verkaufen können wir das Bild doch wohl niemals sofort, es ist ja eine Art
Gastgeschenk. Der Künstler bezahlt ja seinen Aufenthalt bei uns nicht, isst und
trinkt aber ganz ungeniert sehr viel. Könnten wir ihn vielleicht dazu bewegen,
weiter am Bild zu arbeiten? Wir wagen es nicht, ihn darauf anzusprechen und
hoffen auf gute Momente, die ihn wieder an die Leinwand treten lassen.
Donnerstag, 10. März 2016
Wir
sind auf einer längeren Wanderung, in einer Art von Appenzellerland, kleine
Dörfer, enge Gässchen, eine unübersichtliche Gegend, in einer Gruppe, Schüler,
Pfadfinder, Wanderfreunde, es ist dies nicht so klar. Wir haben Mühe, den
Heimweg zu finden, werden mehrfach durch Häusergruppen und Strassenzüge
getäuscht, die wir zu kennen glauben, uns dann aber doch unbekannt sind. Am
Ende finden wir aber doch den richtigen Weg, es geht steil bergab, zuerst über
Treppen, dann auf einem breiten sehr glitschigen Weg, der zu einem
Höhleneingang führt. Dort steht ein kräftiger dicker Kerl, eine Art Türhüter,
der uns ruft und den Weg zeigen will. Wenn wir durch die Höhle nach unten
gehen, sei es viel weniger schwierig. Was uns betrifft, so treten wir ganz
vorsichtig auf und erreichen mühelos den Eingang, alle anderen aber gleiten aus
und schlittern in die Tiefe, rutschen auf dem Hintern gut hundert Meter in die
Tiefe. Gefährlich ist es nicht, nur sehr unangenehm. Wir wissen nun nicht so
recht, wie es weiter gehen soll. Der Wächter tritt vor die Höhle und ruft nach
unten, sie sollten nun weitergehen, sie würden den Höhlenausgang auf diesem Weg
auch erreichen. Wir aber bleiben oben und sehen mit Grausen, dass der Wächter
mit seinen schweren Schuhen eine dicke Weinbergschnecke zertreten hat.
Sonntag, 6. März 2016
Ich
bin einigermassen überraschend in den Berner Grossen Rat gewählt worden,
zusammen mit zwei mir bekannten Parteikollegen. Ich sehe sie am Vortag der
ersten Sitzung fleissig an der Arbeit. Sie sitzen in einer Art Bibliothek,
Stellwände trennen die vielen Studierenden. Ich gehe am ersten Kollegen
nachlässig grüssend vorbei. Er ist nicht so wichtig, weil er erst in einem zweiten
Wahlgang gewählt worden ist, und dies auch nur, weil mein anderer Kollege, im
bürgerlichen Arbeitsleben mein Chef, ausnahmsweise auch noch seine Stimme
abgegeben hat, obwohl dies für ihn nicht nötig gewesen wäre und Mehrarbeit
bedeutet hatte. Mit meinem Chef unterhalte ich mich freundschaftlich und kurz,
wobei er mir zu verstehen gibt, dass auch mein Eintritt in den Rat für ihn eine
Überraschung ist und er sich nicht vorstellen kann, dass ich dort etwas leisten
würde. Am nächsten Tag gehe ich in den Rat zur ersten Sitzung. Ich habe bereits
ein Votum bei mir, in meinem Aktenkoffer müsste ich es aber zuerst einmal
suchen. Ich sollte reden zur Legislaturplanung. Alles ist notiert, ich habe
aber keine Ahnung mehr davon, was in meinem Papier steht. Der Saal weist eine
komplizierte altertümliche Anordnung der Sitze auf. Die Damen und Herren, viele
sind neu, sitzen in langen Bänken wie in Kirchenstühlen, wobei die Bänke alle
gegen einen kleinen rechteckigen Mittelpunkt gerichtet sind, so ungefähr wie im
englischen Unterhaus. Ich finde meinen Platz aber nicht in einer der Reihen,
sondern ausserhalb des Gevierts, mit Blickrichtung gegen die Wand, von der uns
ein Durchgang trennt. Viele andere sitzen auch so, neben mir ein erfahrener
alter Parteikollege, der sofort in seiner bekannten lästigen Art zu schwatzen
beginnt und viele Witzchen macht. Aus meinem Köfferchen fällt, als ich es
öffne, viel Papiergeld, das von einem Spiel stammt, das ich mit Kindern
spielte. Mein geschwätziger Kollege sammelt es belustigt auf und macht sofort
wieder viele Sprüche. Daneben läuft aber der Ratsbetrieb, und ich sehe, wie die
Versammlung brav und interessiert den Rednern zuhört. Wo aber die Redner
stehen, und wo der Präsident sitzt, ist mir nicht klar. Aber bald sollte auch
ich reden, wann das aber ist, weiss ich nicht. Der Präsident ist französischer
Muttersprache und kann die Namen der Deutschschweizer nur schlecht aussprechen.
Jetzt hören wir, dass er einen Herrn Uh-rec aufruft. Dieser Uh-rec ist aber
nicht da, und etwas ungehalten ruft der Vorsitzende den nächsten Redner auf.
Waren wir vielleicht dieser Uh-rec? Unser Name ist für einen Romand schwer
auszusprechen und könnte ungefähr so tönen! Wir sind beunruhigt, weil es sehr
unhöflich wäre, schon beim ersten Votum nicht zu erscheinen. Aber unser Kollege
hat Erfahrung, er weiss, wie der Karren läuft und meint, wir könnten auch
später noch sprechen, wir sollten uns einfach beim Präsidenten melden.
Sonntag, 21. Februar 2016
Wir
fahren mit einem kleinen Touristen-Bähnchen durch den Lötschberg-Tunnel. Der
Tunnel ist nicht ausgebaut, sondern relativ schmal, mit grob behauenen
Felswänden, und auf dem Naturboden gibt es keine Geleise. Das Züglein fährt mit
halsbrecherischer Geschwindigkeit, ganz im Dunkel, teilweise auch auf einer
kurvigen Strecke. Das sieht zimelich gefährlich aus, und ich bin sehr
erleichert, vorne ein winziges Licht zu sehen, offensichtlich ist das der
Tunnelausgang. Ich zeige einer Touristin, die vermutlich aus Südamerika stammt,
den Tunnelausgang. Sie ist entzückt über meinen Hinweis und ist ganz begeistert
von diesem Abenteuer. Ich aber bin froh, dass die Sache bald ein Ende nimmt.
Freitag, 12. Februar 2016
Wir
sind im Militär, haben strenge Befehle auszuführen. Ein solcher Befehl führt
uns hinab in ein Kellergeschoss, dort ist es sehr schmutzig, auf dem Boden
liegen verstreut Kohlen und grosse Glasscherben. Durch eine Türe kommen zwei
andere Soldaten in den Raum, die uns befehlen, den Raum zu putzen. Wie bitte?
Wir lehnen ab, sagen, wir hätten andere Befehle und sie hätten im übrigen als
Soldaten keinerlei Befehlsgewalt über uns. Das beeindruckt sie allerdings
nicht. Einer der beiden erklärt, er sei Fahrer und könne jetzt nach zwölf
Stunden Dienst nicht noch putzen. Wir müssen weg, sie aber versperren uns den
Weg und bedrohen uns mit grossen Glasscherben. Wir wollen und müssen weg,
wehren uns mit den Füssen, wollen uns den Weg freikämpfen und stossen mit den
schweren Schuhen gegen die zwei. Wir erwachen kickend und die Beine verwerfend.
Mittwoch, 10. Februar 2016
Turmzimmer
des Protokollierungsdienstes, es ist Session, alle sind an der Arbeit. Da
erscheint Frau Rickenmann, eine Daktylografin, die den Mut hat, ins Zimmer der
Redaktoren einzudringen, und sagt, ich solle doch bitte die Anweisung geben,
dass sich in den Mäppchen, in denen die Redaktoren die Turnusse abgeben, nur
die Folie mit der Aufnahme und der Begleitzettel befinden, und nicht noch weitere,
private Sachen oder Zeitungsausschnitte. Ich nehme die Anregung gerne entgegen
und sage, dass dies doch wohl Einzelfälle sind, die nur bei Erasmus vorkommen.
Oder vielleicht auch bei Roderick? Dieser Herr sitzt in der Nähe und blickt
unwillig auf.
Mittwoch, 27. Januar 2016
Wir sind eingeladen, bei einem etwas vornehmen,
wohlhabenden Bekannten, der uns gnädig in sein Ferienhaus aufnehmen will. Es
befindet sich auf einer Alp, schon oberhalb der Baumgrenze, hoch oben am
Berghang, über einigen wenigen anderen Häusern oder Hütten. Das Anwesen besteht
aus zwei Häusern, einem grossen, älteren, bereits etwas baufälligem Ferienhaus
mit vielen Zimmern, und einem kleineren, sehr luxuriösen Chalet. Im Chalet sind
bereits junge Engländer einquartiert, wir hören sie schwatzen und lachen. Der
Hausherr grüsst uns nachlässig aus einem der Fenster des zweiten Stockwerks und
zeigt sich nicht weiter. Wir aber versuchen, ins Haus zu gelangen, was sich als
sehr schwierig erweist, denn der Eingang liegt über einem steilen Bord, und
anstelle der defekten Treppe sind einige wackelige Holzstühle hingestellt
worden. Es gelingt uns, zur Türe zu gelangen, aber einer der Stühle fällt
einige Meter den Abhang hinunter, und ohne ihn kommt kein weiterer Gast mehr
zur Türe. Wir machen uns Sorgen um unsere Gattin, die auch noch kommen sollte
und hier gewiss schwer stürzen könnte. Wir klettern also hinab und holen den
Stuhl, wobei wir aber einen Teppichklopfer, der beim Eingang lag, berühren, so
dass er ebenfalls hinabsaust, dieses Mal noch weiter als der Stuhl, über die
steile Wiese in eine Schlucht, wo man ihn gewiss nicht mehr finden kann. Wir
gehen hinein, finden dort andere Bekannte, eine seltsame, erstaunliche
Kombination, wir wissen nicht, nach welchen Kriterien unser Gastfreund die
Besucher ausgewählt hat und was ihn an uns interessiert. Auch unsere
Seelenfreundin erscheint, in bester Laune, aber unangemeldet. Wir hatten mit
ihr über diese Einladung gesprochen, durften sie aber natürlich nicht selber
einladen, schon gar nicht, weil ja auch unsere Ehefrau erscheint. Sie aber
sagt, sie sei zufällig frei an diesem Wochenende und habe auch kommen wollen.
Das stört nicht weiter und fällt auch nicht auf, denn es gibt eine grosse
Gesellschaft, und das Haus hat viele Zimmer, und gewiss wird sich auch für sie
ein Bett finden. Dann erscheint unsere Gattin, auch sie hat den nicht
ungefährlichen Einstieg ins Haus geschafft. Und jetzt geht der Traum über in
einen Operntraum. Wir wollten ja eigentlich in die Oper, ins Zürcher Opernhaus,
wir haben Karten in der ersten Reihe, für eine Wagner-Aufführung, die bald
beginnt. Für uns ist es zuspät, wir sind ganz falsch angezogen, sind aber sogar
für einige Minuten im Operhaus, in einem roten Schlafanzug. Wir stellten uns
tatsächlich vor, dass es möglich sei, in einem Pijama zu dieser Aufführung zu
gehen, es zeigt sich dann aber an Ort und Stelle sofort, dass das nicht geht
und ganz furchtbar wäre. Es sind bereits erste Besucher da, Herren im dunklen
Abendanzug und Damen in grosser Toilette. Wir eilen im Opernhaus herum,
besuchen die Toiletten, finden auch vornehme Umkleideräume, in denen sich die
Besucher für die Vorstellung vorbereiten können. Wir sehen uns sogar unsere Plätze
an, sie befinden sich in der ersten Reihe in der Nähe des Dirigenten, wobei die
beiden Plätze einander gegenüberliegen, vom Platz meiner Gattin aus sieht man
ganz normal die Bühne, auf unserem Platz aber sitzen wir mit dem Rücken zur
Bühne und sehen den Zuschauerraum. Wir verschwinden nun und sind zurück im
Ferienhaus. Da es möglich ist, noch rechtzeitig nach Zürich zu gelangen, suchen
wir nun dort noch nach einem Begleiter oder einer Begleiterin für unsere
Gattin, die auf jeden Fall die Vorstellung besuchen will. Wir fragen die
anderen Gäste, jemand geht auch zu den jungen Engländern, und auch die
Seelenfreundin schliesst eine Begleitung nicht aus, obwohl ihre Kleidung und
ihre ganze Erscheinung wohl noch schlechter zum Opernhaus passen würde als
unser Schlafanzug.
Donnerstag, 21. Januar 2016
Langer
Traum. Wir retten uns nach einem grossen Fährunglück auf das Festland. Die
Fähre ist im Sturm gekentert, die vielen Passagiere können zwar alle noch auf Schlauchboote steigen, die
aber in den haushohen Wellen umgeworfen werden. Fast alle ertrinken, nur wir
und eine kleine Gruppe erreichen wie durch ein Wunder das Ufer. Dort kommen wir
zu einer Art Hotel oder Heim, in welchem Jugendliche untergebracht sind. Bald
wir das Abendessen ausgegeben, wir aber wollen vorher noch einen Spaziergang
machen, gehen hinaus, zu einem Waldweg, der uns bekannt ist und den wir oft zum
Lauftraining benutzen. Ein Knabe, den wir uns immer als Freund gewünscht
hätten, der aber nie unser Freund geworden ist, legt und die Hand auf die
Schulter und will uns begleiten. Hier joggen wir viel, sagen wir, und spazieren
auf dem weichen, mit Tannennadeln bedeckten Weg. Er führt an zwei Bergseen
entlang und weiter in eine hochalpine Landschaft mit gewaltigen Gipfeln. Über
breite Hänge strömt viel Wasser in die Tiefe. Wir selber durchqueren auch
Bäche, stehen bis zu den Knien im strömenden Wasser, die guten Schuhe, die wir
tragen, werden aber dabei nicht nass. Vor uns nun ein weiter Ausblick in eine
grossartige Berglandschaft mit herrlichen farbigen Gesteinen. Wir bleiben lange
stehen, in die Betrachtung versunken, und sagen zu unserem Begleiter, es sei
doch gut, dass wir unsere Augen in der Malschule geschult hätten, wir könnten
diese Schönheiten jetzt viel besser wahrnehmen. Wir kehren um, und kommen auf
dem Rückweg an einer Schneehütte vorbei. Obwohl wir nirgends Schnee gesehen
haben, gibt es hier, offenbar als Überbleibsel aus schneereichen Zeiten, eine
Hütte, die kleine Schiessscharten aufweist. Wird hier auch geschossen, fragen
wir. Dann müssen wir „einstehen“ auf zwei Gliedern, nach der Grösse. Ich gehöre
zu den Grösseren und stelle mich vorne hin, dort gibt es aber ein Gedränge,
während hinten bei den Kleinen das Glied schon geordnet ist. Ich finde zunächst
keinen Platz und will mich schon nach hinten begeben, was durchaus möglich
wäre, denn es ist kein offizieller Anlass, sondern nur eine Besammlung der
Schüler. Man ordnet aber die Reihe neu, und ich finde am Ende doch einen Platz
bei den Grossen. Dann noch ein Witzchen, bei Weggehen zum Abendessen. Ich bin
noch zum Chef einer Gruppe ernannt worden, die eine Hirnklinik eröffnen will.
Andere Schüler scheinen das eher skeptisch zu beurteilen, sie fragen mich
provozierend, ob ich der Chef der Hirnleute sei. Ja, sage ich, ich bin Chef der
Hirnpatienten. Einer kichert lange über diesen Ausspruch, er findet ihn gut.
Mittwoch, 13. Januar 2016
Dann
auf einer Baustelle. Hoch oben auf einem luftigen Gerüst lösen wir die
einzelnen Rundhölzer aus ihren Verankerungen und werfen die langen Stangen in
die Tiefe. Schliesslich stehen wir noch ganz allein auf wenigen Balken, etwa
zwanzig Meter über dem Erdboden. Es ist nicht zu sehen, wie es jetzt
weitergehen kann.
Montag, 11. Januar 2016
Dann haben wir eine zweistündige Vorlesung, die in zwei Tagen
stattfinden soll. Bekannte sagen uns, dass sie auch erscheinen würden und sehr
interessiert seien an unserem Vortrag. Wir haben aber nichts vorbereitet und
nicht die geringste Ahnung von einem Thema, über das wir reden könnten.
Vielleicht über die Wassergeschwindigkeiten auf dem grossen See vor unserer
Stadt, dessen Abfluss direkt zu einem gewaltigen Wasserfall führt, einer Art
Niagara-Fall. Das hat zur Folge, dass die Schiffe und die Schwimmenden immer
sehr vorsichtig sein müssen. Nur in den Uferbereichen kann man sich gefahrlos
auf dem See bewegen. Weiter draussen gibt es Strömungen, die alles mitreissen
und gegen den tosenden Wasserfall führen. Wir selber haben das ausprobiert und
nur mit grösster Mühe wieder das Ufer erreichen können. Wir befanden uns damals
am Rande einer grossen Seetang-Fläche, die wir anschoben und so in Bewegung
versetzen konnten, dass sie uns etwas Schutz bot und uns erlaubte, im letzten
Moment noch von ihr weg zu kommen und das Ufer zu erreichen.
Freitag, 1. Januar 2016
Wir werden wieder einmal verfolgt,
diesmal in einer weit fortgeschrittenen Zivilisation, in der grosse und
gefährliche technische Systeme im Einsatz sind, die ständig vor Staatsfeinden
geschützt werden müssen. Obwohl wir uns nicht zu den Oppositionellen zählen,
werden auch wir verfolgt, weil wir uns dummerweise in einem verbotenen Bezirk
aufhalten. Wir fliehen in einen Bereich, der sicherheitsmässig weniger stark
beaufsichtigt wird, werden aber auch dort gejagt. An der Decke einer Halle
befindet sich eine Sprinkleranlage, die sehr gezielt Flüssigkeit verspritzen
kann. Sie macht Personen ausfindig, die sich in der Halle befinden, und
schiesst dann einen scharfen Strahl in Richtung der Verfolgten ab. Auch wir
werden bespritzt. Die Flüssigkeit erweist sich aber, zumindest für uns, als
harmlos, und wir können aus der Halle entkommen und ins Freie gelangen und uns
retten.
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