Wir sind dabei bei einer Ersatzwahl in
den Bundesrat. Sie findet in einem Hotel statt, das über mehrere Säle verfügt.
Es ist kein besonders schönes Hotel, die Gänge zwischen den Sälen sind eng, die
Säle selber schmucklos und wenig ansprechend. In einem ersten Wahlgang wird
Herr Eisenring gewählt. Der Gewählte bleibt regungslos und ernst und fast etwas
ärgerlich an seinem Platz sitzen. Er hätte es wohl lieber anders gehabt, nimmt
aber schliesslich die Wahl an. Ich wundere mich, dass mit Herrn Eisenring ein
Politiker gewählt worden ist, der bereits seit etwa zehn Jahren im Ruhestand
lebt. Später werde ich aber belehrt, dass es sich nicht um alt Nationalrat
Eisenring handelt, sondern um einen anderen, jüngeren Eisenring, der aus der
Privatwirtschaft kommt und irgendwo Direktor war. Die zweite Ersatzwahl findet
in einem anderen Saal statt, die ganze Versammlung drängt sich die Treppen hoch.
Ich treffe auf der Treppe eine Arbeitskollegin, wechsle ein paar unverbindliche
Worte, wie es immer in solchen Fällen geschieht, und ziehe meine Brille aus der
Tasche, deren Bügel ganz ungewöhnlich verformt worden sind. Es kann unmöglich
im Gedränge passiert sein, es müssen andere Kräfte darauf gewirkt haben. Meine
Arbeitskollegin lacht ihr altjüngferliches Lachen, ich ärgere mich, denn ich
werde wohl eine neue Brille brauchen.
Montag, 4. April 2016
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen