Wir sind zu Besuch, bei einem hohen Kirchenmann.
Er lebt zurückgezogen in einer Kleinstadt in Bayern und hat uns zu seiner
Schwester geführt, die uns freundlich aufnimmt, in einem modernen
Einfamilienhaus am Stadtrand. Wir haben sofort guten Kontakt, es wird gescherzt
und gelacht. Es ist nämlich ein „Wunder“ geschehen! Wir hatten eine Kirche
besucht und dort ein Altartuch gestreift, das verrutschte und neu befestigt
werden musste. Es war aber angeklebt gewesen und liess sich nun nicht mehr so
ohne weiteres befestigen. Wir versuchten allerlei und hatten am Ende Erfolg,
das Altartuch war wieder an der alten Stelle. Das wurde beobachtet,
weitererzählt, ausgeschmückt, von der Presse aufgenommen und schliesslich so
entstellt, dass von einem wirklichen Wunder die Rede war. Die bayrische Kirche
liess dies geschehen, und auch der Kardinal und Professor, bei dem wir zu
Besuch sind, will den Leuten ihr Wunder lassen, er lacht darüber, will aber
nicht dagegen Stellung nehmen. Wenn er demnächst in Wien sei, werde er mal
sehen, ob er wieder einmal einen Termin bekomme beim Papst, sagt er. Wir wissen,
dass er ein enger Vertrauter des Papstes ist und witzeln weiter. Ist der Papst
nicht vielleicht im Nebenzimmer, fragen wir.
Montag, 20. Juni 2016
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