Dienstag, 3. Mai 2016
Ich bin Kursleiter und gebe einen eintägigen Kurs
in einem schäbigen Schulungszentrum, das eigentlich nur ein alten Schulhaus ist
mit uralten Schulbänken und Wandtafeln. Ich bin schlecht oder besser gesagt gar
nicht vorbereitet, muss alles improvisieren, was aber die Kursteilnehmer kaum
bemerken. Sie sind eine zusammengewürfelte, nicht besonders interessierte
Gesellschaft, einige kommen aus der Verwaltung, andere aus der
Privatwirtschaft. Ich nehme an, dass man sie gegen ihren Willen zu dieser
Weiterbildung geschickt hat. Das Mittagessen findet im Kurslokal statt, wir holen
es uns aus einer nahen Kantine. Beim Essen unterhalte ich mich sehr angeregt
mit einem Kursteilnehmer, während die anderen still dasitzen und kaum ein Wort
sagen. Ich bemerke sodann, dass ich vergessen habe, den Leuten zu sagen, wann ich
am Nachmittag den Unterricht wieder aufnehmen werde. Da alle noch hier sind,
frage ich, ob es recht sei, den Kurs sofort weiterzuführen, wir könnten dann am
Nachmittag früher schliessen, so etwa um vier Uhr. Damit ist man sofort
einverstanden. Je früher wir zu einem Ende kommen, desto besser ist es
natürlich. Jetzt erweist es sich, dass noch ein zweiter Kurs im gleichen Raum
stattfindet. Das ist ein dummer Fehler der Leitung, stört aber weiter nicht,
weil die Teilnehmer gleichgültig sind und es offensichtlich ist, dass die
Inhalte der Kurse für sie nicht von grosser Bedeutung sind. Wichtig ist es
aber, das ist unbestritten, dass man solche Veranstaltungen besucht. Eine
Mitarbeiterin des Personaldienstes, die mithilft, den Kurs durchzuführen,
übergibt mir jetzt einen Haufen von Zettelchen, von Hand beschriftet, welche
die Kursteilnehmer in Gruppenarbeit in die richtige Reihenfolge zu bringen
haben. Auf jedem Zettel steht irgendein Arbeitsschritt oder eine
organisatorische Anweisung. Auch diesen Kursteil bewältigen wir ohne jede
Probleme, es gibt keine Diskussionen, und es ist schnell einmal vier Uhr. Jetzt
kommt der Schlussakt. Ich stelle, etwas unsicher, die Standardfrage, ob es
Bemerkungen oder Kritik gebe, am Kursinhalt oder an der Präsentation. Niemand
meldet sich zu Wort, alle wollen rasch aufbrechen. Ich sage noch ein paar
schöne Worte, jetzt wieder voller Sebstvertrauen, danke für die aktive
Mitarbeit, wünsche allen alles Gute und viel Erfolg, insbesondere für die
weitere berufliche Laufbahn, und verabschiede mich.
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