Mittwoch, 16. November 2016


Wieder einmal bin ich Parteipräsident in einer kleinen Sektion. Man erwartet viel von mir, tut aber selber wenig. Also bin ich auch aufreizend untätig und habe seit längerer Zeit weder eine Vorstandssitzung noch eine Parteiversammlung einberufen. Sollte nicht sogar die jährliche Hauptversammlung stattfinden? Ich raffe mich also wieder einmal auf und gehe die Post durch. Da wir vor einiger Zeit zu freiwilligen Spenden aufgerufen haben, sind einige Spenden eingegangen, einmal zwanzig, einmal fünfzig Franken, was nicht weiter erwähnenswert ist. In einem Umschlag ohne Angabe des Absenders finde ich nun aber Tausendernoten, unordentlich zusammengefaltet. Ich ordne und zähle sie. Es sind sieben. Hinzu kommt noch eine Zweihunderternote. Alles in allem ein ganz ausserordentliches, noch nie dagewesenes Ereignis. Wer hat wohl diese 7200 Franken gespendet? Ich muss der Sache sofort nachgehen und die Spende gebührend verdanken. Einer von unseren edlen und hochgestellten Genossen kann es nicht sein, denn sie hätten es mir gewiss gesagt und auch niemals Tausendernoten in einem Kuvert geschickt. Eigentlich kommt nur eine Person in Frage, ein älterer Herr, der nie viel für die Partei tut, aber die Versammlungen fleissig besucht und dort mir und dem Vorstand immer mit viel Freundlichkeit und Wohlwollen begegnet. Seinen Namen habe ich vergessen, Käser heisst er vielleicht, Käser oder irgendwie ähnlich. Kessler oder Kaiser. Ich werde auf der Mitgliederliste nachsehen und ihm, möglichst in Begleitung des Vizepräsidenten, einen Besuch abstatten. Noch ganz offen ist die Frage, was wir mit dem vielen Geld anfangen sollen. Gewiss ist, dass wir es nicht einfach weiter spenden dürfen, dem Arbeiterhilfwerk oder den Médecins Sans Frontières. Unser Gönner wünscht gewiss, dass wir es für unsere Gemeinde ausgeben oder gar für unsere Sektion.

Keine Kommentare: