Wieder
einmal bin ich Parteipräsident in einer kleinen Sektion. Man erwartet viel von
mir, tut aber selber wenig. Also bin ich auch aufreizend untätig und habe seit
längerer Zeit weder eine Vorstandssitzung noch eine Parteiversammlung
einberufen. Sollte nicht sogar die jährliche Hauptversammlung stattfinden? Ich
raffe mich also wieder einmal auf und gehe die Post durch. Da wir vor einiger
Zeit zu freiwilligen Spenden aufgerufen haben, sind einige Spenden eingegangen,
einmal zwanzig, einmal fünfzig Franken, was nicht weiter erwähnenswert ist. In
einem Umschlag ohne Angabe des Absenders finde ich nun aber Tausendernoten,
unordentlich zusammengefaltet. Ich ordne und zähle sie. Es sind sieben. Hinzu
kommt noch eine Zweihunderternote. Alles in allem ein ganz ausserordentliches,
noch nie dagewesenes Ereignis. Wer hat wohl diese 7200 Franken gespendet? Ich
muss der Sache sofort nachgehen und die Spende gebührend verdanken. Einer von
unseren edlen und hochgestellten Genossen kann es nicht sein, denn sie hätten
es mir gewiss gesagt und auch niemals Tausendernoten in einem Kuvert geschickt.
Eigentlich kommt nur eine Person in Frage, ein älterer Herr, der nie viel für
die Partei tut, aber die Versammlungen fleissig besucht und dort mir und dem
Vorstand immer mit viel Freundlichkeit und Wohlwollen begegnet. Seinen Namen
habe ich vergessen, Käser heisst er vielleicht, Käser oder irgendwie ähnlich.
Kessler oder Kaiser. Ich werde auf der Mitgliederliste nachsehen und ihm, möglichst in Begleitung
des Vizepräsidenten, einen Besuch abstatten. Noch ganz offen ist die Frage, was
wir mit dem vielen Geld anfangen sollen. Gewiss ist, dass wir es nicht einfach
weiter spenden dürfen, dem Arbeiterhilfwerk oder den Médecins Sans Frontières.
Unser Gönner wünscht gewiss, dass wir es für unsere Gemeinde ausgeben oder gar
für unsere Sektion.
Mittwoch, 16. November 2016
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