Samstag, 14. August 2021

Ich bin erwacht, liege im Bett neben meiner Frau, in der zweistöckigen Wohnung, die wir vor fünfundzwanzig Jahren aufgegeben haben. Unser Schlafzimmer liegt auf der Seite, die dem Wald zugewandt ist und hat links von mir ein Fenster. Das Bett ist klein, und meine Frau breitet sich im Schlaf so aus, dass ich nicht mehr einschlafen kann. Ich entschliesse mich, nach unten, ins Wohnzimmer zu gehen. Es ist bald zwei Uhr, draussen aber höre ich laute Musik und Gesang. Ich gehe hinunter, zur Haustür, und sehe, dass Nachbarn auf der kleinen Böschung, die hinauf zu den Parkplätzen führt, irgendetwas üben, offenbar für eine Werbeshow mit Musik und Gesang. Alles ist hell erleuchtet, und einige Mädchen singen und tanzen. Von Schlaf kann aber jetzt keine Rede sein. Auch ein Nachbar ist vor die Türe getreten, brummt etwas und bleibt wie immer verschlossen, redet nicht mit mir. Ein anderer Nachbar sitzt draussen und arbeitet, ist mit Plänen und Zeichungen beschäftigt. Neben ihm liegen zwei Bücher am Boden, schmale Bände, dunkelrot eingebunden, Bibliotheksexemplare. Ich hebe sie auf und sehe, dass es Bände sind, die ich bestellt hatte. Warum sie hier am Boden liegen, ist unerklärlich. Ich frage meinen Nachbar, ob sie etwa ihm gehören würden. Nein, sagt er. Ich nehme sie daher mit und gehe nach oben, wo mittlerweile auch meine Frau wach geworden ist. Ich sage ihr, dass auf der Böschung vor unserem Schlafzimmerfenster auch eine Anlage des Elektrizitätswerkes errichtet worden ist, mit vielen Masten und Leitungen. Um was er hier geht, wissen wir nicht. Es könnte eine Versuchsanlage sein, gewiss auch mit Hochspannung und entsprechenden Strahlungen. Uns betrifft das glücklicherweise nicht mehr, denn wir werden in wenigen Tagen wegziehen. Jetzt schlafen wir am Ende doch noch ein. Ich erwache später wieder und finde meine Frau nicht mehr neben mir. Dann erwache ich wirklich, bin aber noch in Traumrealität, sehe wieder links von mir das Fenster und glaube, noch am alten Wohnort zu sein. Erst nach bangen Momenten der Unsicherheit merke ich, wo ich bin, nämlich am neuen Wohnort, wo ich seit fünfundzwanzig Jahren allein schlafe und allein ein Zimmer habe.

Keine Kommentare: