Donnerstag, 29. April 2021

Wir besuchen den Kunstmaler Dickerhof, von dessen Werken wir einst, vor rund fünfzig Jahren, beeindruckt waren. Heute malt er nicht mehr, sondern führt ein Geschäft mit Antiquitäten. Er zeigt uns einen berühmten Stuhl, der 1500 Franken kostet. Wir sagen, wir hätten auch so einen zuhause. Wirklich, sagt er, der Stuhl sei sehr selten. Ob wir ihn vielleicht verkaufen würden? Ja, sagen wir, wir wären froh, wenn er wegkäme. Er solle doch bei uns gelegentlich vorbeikommen und ihn ansehen. Obwohl wir in einer anderen Stadt wohnen, kommt er schon am nächsten Tag in Begleitung von zwei Angestellten vorbei. Er besieht sich den Stuhl und ist sehr daran interessiert. Wieviel wir denn verlangen würden? 4 Franken 20, sagt meine Frau. Man lächelt. Ich protestiere und sage, sie solle doch viel höher gehen. Dann 200 Franken! Dickerhof ist sofort einverstanden und macht wohl jetzt ein gutes Geschäft. Er wirkt dynamisch und jugendlich und ist noch keineswegs ein alter Herr, obwohl er vermutlich gleich alt ist wie ich. Was machst du jetzt mit den 200 Franken? Frage ich meine Frau. Einen neuen Stuhl kaufen, sagt sie, was grosse Heiterkeit auslöst. Als sich Dickerhof mit seinen Gefährten und dem Stuhl verabschiedet, frage ich ihn noch nach seinen Bildern. Ich hätte vor fünfzig Jahren einmal in einer Galerie Bilder von ihm gesehen, mit Fussballszenen. Ja, sagt er, das sei möglich, scheint sich aber mehr daran zu erinnern und will sich nicht dazu äussern.

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