Ich
habe mich, als älterer Herr, weil dies gerade grosse Mode ist, für ein
Schwingfest angemeldet, und zwar in der Kategorie D, für die sich Frauen und
Männer meiner Altersgruppe anmelden können. Das Fest findet oberhalb Brienz
statt. Noch in Bern treffe ich auf einen richtigen Schwinger, einen zwei Meter
grossen Riesen, der sagt, dass ich in der ersten Runde mit einem Schwinger aus
der oberen Tabellenhälfte zusammentreffen würde, das seien Leute wie er. Ob
sich mit ihm trainieren wolle? Ich sage, das sei aussichtlos, er würde mich
doch sofort mit einem Schwung auf den Rücken werfen. Er lacht, ja, das werde
gewiss so sein. Ich befürchte, dass ich mich dabei verletzen könnte und weiche
ihm aus. Er möchte aber gerne seine Kräfte zeigen und packt mich. Ich lege mich
auf den Boden, auf den Bauch. Jetzt müsste er mich, wie es die Schwinger tun,
wenden und auf den Rücken legen. Das kann er aber interessanterweise nicht,
denn ich bin offenbar sehr schwer und hafte wie eine Muschel am Boden fest. Er
holt einen Kameraden, aber auch mit ihm geht es nicht. Dann werde man eben zu
viert kommen, sagt er Schwinger und holt weitere Kämpfer herbei. Ob ich mich
nicht doch abmelden sollte? Oder einfach nicht hingehen. Wie bin ich nur auf
die unsinnige Idee gekommen, an ein Schwingfest zu gehen? Kollegen haben mich
dazu verleitet, und die Aussicht, dass im Teilnehmerfeld Leute sein werden, die
ich sicher besiegen könnte. Eine ältere, häufig kranke Arbeitskollegin sagte
mir, dass sie gehen werden, ebenso ein gebrechlicher Nachbar, der schon über
achtzig Jahre alt ist.
Sonntag, 25. April 2021
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