Samstag, 24. Oktober 2020

Durch eine überraschende, sonderbare Konstellation bin ich Schah von Persien geworden. Ich bin, mit anderen Schweizern, als einfacher Mitarbeiter einer Hilfsorganisation im Iran, als mir diese Mitteilung gemacht wird. Ich muss mich jetzt sofort, so wie ich bin, einfach gekleidet, mit Weste und Hemd, einer unübersehbaren Menschenmenge präsentieren und auch gleich eine Ansprache halten. Ich habe keine Zeit zur Vorbereitung und zerbreche mir jetzt den Kopf, was ich hier sagen könnte. Dabei werde ich gestört durch eine Kollegin, die mit ihrer Familie zu Besuch gekommen ist und einen Korb mit Brotschnitten und Salami vorbreitet hat, die nun gegessen werden müssen, denn diese Freigiebigkeit ist beim bekannten Geiz dieser Frau nicht selbstverständlich und muss gewürdigt werden. Sie verteilt also die Brote, wobei ich keines nehme. Sie hat keine Ahnung davon, welche Aufgaben ich jetzt übernehmen muss. Was also könnte ich nun sagen? Da ich auf deutsch reden werde, muss gewiss alles übersetzt werden, und ich kann hoffen, dass kluge Übersetzer schöne Worte finden werden. In meiner Rede werde ich sicher von Freiheit reden, von Sicherheit und Frieden. Auch auf die Freundschaft mit der Schweiz werde ich hinweisen und sagen, Persien habe grosse Ähnlichkeit mit der Schweiz, geschichtlich, wirtschaftlich und sozial. Gestört werde ich jetzt noch durch Kinder, die in einer Vorhalle spielen. Wird man mich vielleicht noch einkleiden, in irgendein Prachtgewand? Es ist die Rede von einer Krönung, was doch nicht ohne schöne Kleider gehen kann. Angst oder auch nur Bedenken habe ich keine, denn meine Berufung zum Schah ist unbestreitbar und entspricht höherem Willen, die Akzeptanz ist vorhanden, Freude herrscht überall.  

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