Mittwoch, 21. Oktober 2020

Dann erwachen wir, in einem grossen Bett in einer Wohnung mit grossen Zimmern, in der eine grosse Unordnung herrscht. Gleich neben dem Bett sitzt, an einem Tisch, der Journalist Roger de Weck. Er schreibt an einem Artikel, zu dem er sich das Material in unserer Wohnung hat geben lassen müssen. Es ist, so stellen wir mit Schrecken fest, 10.30 Uhr. Wir haben verschlafen! Wir hätten doch um diese Zeit schon in Wien sein sollen, an einem Seminar. Wir stehen auf, gehen zur Gattin, die in einem anderen Zimmer ihren Beschäftigungen nachgeht. Es ist unverständlich, denken wir, dass man uns nicht geweckt hat, machen aber klugerweise keine Bemerkungen oder gar Vorwürfe. Jetzt ist es zuspät, jetzt haben wir einen freien Tag. Sollen wir ins Büro? Sollen wir überhaupt sagen, dass wir nicht geflogen sind? Sie würden es gewiss nicht merken, dass wir nicht in Wien gewesen sind. Solche Reisen werden nie kontrolliert, und man fragt auch nicht nach den Resultaten. Wir gehen zurück zu Roger de Weck, der von seinem Tisch aus direkt auf unser Bett sieht. Wir fragen ihn, ob er denn gut habe arbeiten können, mit einem Schlafenden vor sich. Ja, ja, sagt er, in seine Arbeit vertieft, kein Problem, alles in Ordnung. Wir würden ihn gerne fragen, an was er denn arbeite, wagen es aber nicht, ihn zu stören, er will offensichtlich seine Ruhe haben. Am Nachmittag gehen wir dann aber doch ins Büro, in den grossen Raum, in dem wir viele Jahre gearbeitet haben, zeitweise auch mit mehreren anderen Kollegen. Auch hier herrscht ein Durcheinander, es ist nicht klar, ob hier uns was hier gearbeitet wird. Auf einem Pult liegt ein dickes Portemonnaie, mit Geld und vielen Kreditkarten. Im Nebenzimmer schwatzen Kollegen. Werden wir fehlen in Wien? Eigentlich werden wir in Wien nicht fehlen, es ist nicht so wichtig, ob wir dort sind oder nicht, denn wir haben ein Papier abgeliefert, nach unserer Art ein gutes Papier, das alles enthält, was wir hätten sagen wollen. Wer sich für unsere Erfahrungen interessiert, wenn es denn jemanden gibt, der sich für diese Erfahrungen interessiert, kann sich an dieses Papier halten.

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