Donnerstag, 29. Oktober 2020

Dann bin ich, als älterer Herr, noch Student an einem ziemlich dubiosen Universitätsinstitut. Es ist 17 Uhr, alle gehen nach Hause, ich aber sollte bis morgen eine Seminararbeit abgeben über Altersfragen bei Michelangelo. Eine Kollegin, die mir wegen ihrer Dummheit nie sehr sympathisch war, spielt sehr aufdringlich und laut auf einem Klavier. Ich sage, dass sie hoffentlich nie während den Arbeitszeiten spielen werde, das würde sehr stören. Dass ich bis morgen eine Seminararbeit schreiben könnte, hält sie für ausgeschlossen. Ich sage ihr aber, der Professor habe gesagt, man könne sie in einem halben Tag schreiben. Ich trage jetzt noch etwas Literatur zusammen, alte Hefte, kaum brauchbar. Ich finde auch ein Porträt des alten Michelangelo, der darauf wirklich sehr greisenhaft erscheint, dabei aber ja gar nicht so alt ist, da er ja mit 64 gestorben ist. Es gebe ja auch Wikipedia, sage ich, ich würde alles einfach aus Wikipedia nehmen, der Professor würde das nicht merken oder tolerieren. Ich bin zuversuchtlich, irgendwie wird das schon gehen. Gestört werden diese Vorbereitungen durch eine junge schöne Assistentin, die ebenfalls eine Seminararbeit schreiben muss und der ich nun auch noch Ratschläge gebe. Wobei diese sofort zu einer grossen Nähe führen und zu Küssen. Sie nimmt dieses gewiss unzulässige Verhalten hin und Vergnügen daran. Da sie weiss, dass ich verheiratet bin, komme ich auf das Thema der Dreiecksverhältnisse zu sprechen und sage, solche Konstellationen seien nur dann schwierig, wenn sich die Dritte Hoffnungen auf eine Scheidung mache. Eine solche Scheidung und eine nachfolgende Heirat sei aber in unserem Fall wegen des grossen Altersunterschiedes undenkbar, unsere kleine Liebe daher ganz unproblematisch. Sie ist einverstanden. Man sieht verwundert unserem Treiben zu. Wir haben noch verschiedene Akten und Bücher, die wir heute nicht mehr brauchen und nicht mehr versorgen können. Wir legen sie einfach im Korridor auf den Boden und lachen. Es wird sie gewiss niemand stehlen, denn es ist handelt sich um total veraltete und ungeniessbare politikwissenschaftliche Arbeiten. Meine junge Freundin ist Politikwissenschaftlerin und sollte ihre Arbeit auch morgen abgeben. Ob sie damit zurechtkommt, weiss ich nicht. Sie redet von einem grossen Literaturverzeichnis, das sie noch machen müsse und das auch bei meiner Arbeit erforderlich sei. 

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