Waldige Gegend,
Wildnis, wir machen allein Ferien irgendwo in einem Ferienheim, ganz abseits
aller Zivilisation. Wir kennen die wenigen anderen Gäste nicht und sitzen am
Abend bis spät in die Nacht weit draussen an einem Feuerchen. Und irgendwie
haben wir Verbindung zu einem Konzert oder einer Aufzeichnung eines Konzertes,
eine Art geistiges Youtube. Wir sehen Willie Nelson mit einer grossen Band, sie
spielen Country Music, sehr sentimental, vier Geigen, Gitarren, Mundharmonika,
ja, so denken wir, so fühlen die Amerikaner, wenn sie an ihren Lagerfeuern
sitzen, weit draussen im Busch, verloren und müde träumen sie von einem Haus,
einer Familie, einer Liebe. Eigentlich sollten wir zum Ferienheim zurück, wir
fühlen uns nicht ganz wohl, denn die Gegend hier ist vielleicht nicht so
sicher, wie es scheint. Kommt auch wirklich niemand? Wir gehen über die Wiesen
zurück zum Weg, der zum Ferienheim führt. Dort begegnet uns ein langer Zug von
Joggern, Hunderte, Tausende vielleicht. Sie rennen stumm und schnell dahin,
alle im gleichen Rhythmus, sie scheinen fast leblos zu sein, wie Puppen, ihre
Körper mitsamt den Köpfen stecken ganz in einer starken hellgrauen glänzenden
Folie. Wir erfahren später von anderen Feriengästen, dass es die Seelen der am
heutigen Tag Verstorbenen sind, die hier vorbeigezogen sind. Man dürfe sie auf
keinen Fall ansprechen, weil sonst ihre negative Energie auf uns überspringe.
Dienstag, 30. Juni 2015
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