Ein
Manukript, ein Gedicht, ein ganzes Blatt, beschrieben mit einer kindlichen,
ungelenken Hand, mit einem Filzstift. Das Gedicht ist von Goethe eigenhändig so
niedergeschrieben worden, und das Blatt wird uns ausgehändigt, damit wir es
abschreiben können. Wir machen das und versuchen dabei, auch die Anordnung der
Zeilen und die Schrift zu kopieren, was uns sehr gut gelingt. In der letzten der
vier Strophen mehrmals die Aufforderung schreib,
es ist nicht ganz klar, ob es sich um eine Aufforderung handelt, etwas Eigenes
zu schreiben, eine Erzählung, einen Roman, oder ob es darum geht, dass die
Angesprochene ihm, Goethe, schreiben würde. Das wir in einer der letzten Zeilen
klar, wo es heisst, wortwörtlich, Schreib,
oh dass du/Sie schriebest.
Donnerstag, 27. Februar 2014
Mittwoch, 26. Februar 2014
Ich
habe mit einem alten Peugeot eine Panne, er verliert viel Öl und ist so
verschmutzt, dass auch meine Hände ganz schwarz und verschmiert sind. Ich
liefere das Auto in einer Garage in der Nähe des Escher-Wyss-Platzes ab und
suche nach einer Möglichkeit, meine Hände wieder sauber zu kriegen. Die Garage
selber bietet nichts an, verweist mich aber auf eine Gruppe von anderen Betroffenen,
die in der Nähe ihre Hände mit Terpentin reinigen. Sie geben mir bereitwillig
eine Flasche und einige Lappen, und es gelingt mir tatsächlich, die Hände zu
reinigen. Etwas Terpentin fliesst auch in eine kleine Wunde am Finger, was aber
nicht weiter stört. Die Leute sitzen und liegen herum, es scheinen Soldaten zu
sein, die auf irgendetwas warten müssen. Ihr Führer blättert in einem Büchlein
und sagt, dass wir uns hier an der vierzehnt-negativsten Strasse der Welt
befinden würden. Es ist tatsächlich eine sehr hässliche Strasse, und dies in
der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofes. In einem tiefen Graben liegen Abfälle,
alte Lumpen und Schnüre. Neben uns befindet sich eine hässliche Kirche, die
aber nicht mehr als Kirche dient, sondern umgebaut worden ist und ein
undefinierbares Gewerbe beherbergt, eine Art Vergnügungslokal. Wer hineingeht,
muss zwei Franken Eintrittsgeld bezahlen. Er wird dafür beim Eintreten geblitzt
und erhält beim Ausgang eine Photo. Wir suchen noch nach Wasser und einem
sauberen Handtuch, das allerdings steht nicht zur Verfügung. Die Hände riechen
nun stark nach Terpentin, sind aber immerhin sauber.
Freitag, 21. Februar 2014
Wir
träumen von Polo Hofer, er war sehr krank, erschien bleich und abgemagert in
einer Art Bar, die aber auch Wohnung war, mit Sofas, Büchergestellen, alten
Möbeln gefüllt. Wir waren dort, aus irgendeinem Grunde, lasen in einem alten
Dumont-Band über Rockmusik. Hofer bemerkte es, und wir sagten, wir wollten
schnell nachsehen im Index, ob er auch erwähnt werde. Er werde sicher nicht
erwähnt, sagte er, es sei ja ein Band über die amerikanische Rockmusik.
Donnerstag, 20. Februar 2014
Seltsame, grosse Versammlung. Etwas Wichtiges!
Etwas Feierliches! Aber warum nähert sich uns diese Frau? Was will sie? Sie ist
bäurisch, kräftig, unschön. Eine Priesterin, eine Schamanin! Sie presst sich
gegen uns. Wir werden sehr erregt, was uns sehr peinlich ist. Wir können uns am
Ende nicht mehr beherrschen und wollen uns erleichtern. Man wird es gewiss
nicht merken, denken wir, denn wir tragen weite Kleider, es muss jetzt sein,
wir lassen uns gehen, wollen es ganz diskret machen, uns also irgendwie
abtropfen lassen. Das gelingt aber leider nicht, der Samen spritzt weit, einen
halben Meter, in mehreren Stössen, und es werden mehrere Leute getroffen, auch
die Hände der Frau, die uns noch immer fest umfangen hält. Das ist nun aber ein
furchtbarer Skandal, ist unerhört, sie schreit: Du dumme dicke Sau du, jetzt
haben wir alles verdorben, jetzt kann nichts mehr erreicht werden! Und es hätte
doch etwas ganz Besonderes erreicht werden können!
Samstag, 15. Februar 2014
Komplizierter Weg zum Hauptbahnhof. Wir wollen
zunächst durch einen grossen Garten gehen, sehen aber, dass der schmale Weg
sofort unbegehbar wird, gehen dann aussen herum, der Strasse entlang, müssen
hier aber auf einem Mauervorsprung gehen, der immer schmaler wird, so schmal,
dass wir uns mit beiden Händen an der Mauer festhalten müssen. Am Ende stehen
wir einige Meter über Boden und haben, um sicheren Boden zu finden, zwei Meter
tiefer zu springen, auf einen weiteren Vorsprung, der nun aber breiter ist und
uns sicher zu einem Gebäude führt. Die Sache wird noch zusätzlich erschwert,
weil uns ein Mann entgegenkommt, wir müssen ihn durchlassen, finden dann einige
Meter hinter ihm einen grossen Schlüsselbund, den er verloren hat, wir rufen
ihm, er kommt zurück und nimmt die Schlüssel mit grossem Dank entgegen. Wir
kommen endlich dort an, wo wir offenbar hinwollten, wieso allerdings, ist nicht
klar, es ist ein Aufenthaltsraum für durchreisende Fahrende. Eine indische
Familie, so scheint es, ist da, die kleine Tochter, schon hübsch und kokett,
fragt die Mutter, ob sie Brot backen dürfe. Wir tun uns mit einer Inderin
zusammen, sie interessiert sich sehr für uns, umfasst uns, wir tanzen, eng
aneinandergepresst.
Samstag, 8. Februar 2014
Was
für Träume uns doch Morpheus diese Nacht schenkt, gleich zwei schöne Bilder
sind es, die aufeinander folgen. Zuerst von der Somma Sapienza. Ich sitze einsam irgendwo in einem Park auf einem
Mäuerchen und blicke hinaus in eine weite Landschaft, ohne grosse Hoffnungen.
Da nähert sie sich unerwartet, berührt mich leicht an der Schulter, ich bin
erstaunt und fasse ihre Hand. Sie lässt es geschehen, und ich verweile stumm bei
kleinen unschuldigen Zärtlichkeiten.
Dann
gleich darauf mit Frau von ***. Wir sind mit ihr an irgendeiner Tagung oder
Versammlung, in einem Elendsquartier, in welchem sich aber auch ein gutes Hotel
befindet. Wir selber sind in alten schmutzigen Hallen untergebracht, schlafen
in grossen Gruppen auf Matratzen. Wir spazieren abends noch ziellos herum,
kommen uns dabei plötzlich näher, suchen sogar eine dunkle Ecke, um unser
Zusammensein besser geniessen zu können. Wir sehen in allerlei Hauseingänge
hinein, in Schuppen und Hütten, finden eine mit Stroh gefüllte Höhle, in der
sich aber auch wie überall Leute befinden. Es ist schon Mitternacht.
Schliesslich sitzen wir in heftigem Petting begriffen auf einer Laderampe. Frau
von *** sagt, sie spüre das Tier in sich und würde Liebe machen, wenn es denn
nur ginge. Das bringt uns in eine gewisse Verlegenheit, denn wir sind ja alt
und haben unsere Altersbeschwerden, Verkehr ist uns nicht mehr ohne weiteres
möglich. Jetzt aber haben wir, wie man so schön sagt, einen Ständer und
fingerlen ungehindert zwischen ihren Beinen. Jetzt aber fährt ein Kamerateam
vorbei, auf dem Heimweg von Aufnahmen. Sie suchen aber offenbar noch weiteres
Material und filmen auch uns. Wir erstarren. Schliesslich geraten wir auf die
Idee, ein Hotelzimmer zu mieten. Das ist zwar teuer, aber angesichts der guten
und grossen Sache, auf die wir vergebens schon über zwanzig Jahre gewartet
haben, vertretbar. Wir trennen uns, damit ich das Zimmer alleine buchen kann.
Ich gerate aber vor dem riesigen Hotel auf Abwege, verirre mich, zusammen mit
TV-Leuten, vor dem Eingangsbereich. Ich gerate in Wasserbassins, die etwa einen
Meter tief sind, und muss diese durchqueren. Es ist nicht zu sehen, wie ich
jetzt zu einem Zimmer kommen könnte.
Donnerstag, 6. Februar 2014
Ich bin Soldat und übernachte mit meiner
Kompanie in einem Kantonnement. Wir haben unser Gepäck deponiert und richten
die Lagerstätten ein. Zwei sehr aggressive Kameraden bedrohen mich mit Scheren
und Messern. Ich habe keine Ahnung, warum sie so eklig tun, und fürchte mich,
denn es scheint, als würden sie keine Grenzen respektieren und mich verletzen.
Da erscheinen Unteroffiziere und greifen zu meinen Gunsten ein. Die zwei Kerle
werden in die Schranken gewiesen und dürfen fortan keine Dinge mehr anfassen,
mit denen sie mir etwas anhaben können. Ich sehe aber, dass sie weiter
Rachegedanken haben und überlegen, wie sie mir schaden könnten. Etwas
Erleichterung bringt ein Befehl, der einen der beiden sofort für Monate an
einen anderen Ort versetzt. Der andere Bösewicht allerdings schläft direkt
neben mir. Ich denke, dass ich in den nächsten Tagen versuchen werde, den
Schlafplatz zu wechseln. Es gibt weiter hinten sehr viel ruhigere Plätze, wo
brave gute Kameraden schlafen. Warum man hier auf mich so böse ist, ist mir
ganz unerklärlich. Jetzt erhalten wir noch Bettwäsche, einen Schlafsack aus
weissem Leinen, den man uns ans Kopfende legt und den wir, schon liegend, auf
eine komplizierte Weise ausrollen müssen. Man hilft mir, zeigt mir, wie das
geht. Dann kommen, weil wir keine Pijamas bei uns haben, auch noch Nachthemden,
ganz lächerliche Kleidungsstücke, mit einer Stickerei auf dem Oberteil, und
hinten offen, ganz wie in einem Spital. Lange finde ich keinen Schlaf, weil ich
weitere Anschläge befürchte. Man könnte mich, denken wir, mit einer langen
harten Nadel durch das Ohr erstechen. Ich erwache, glaube aber noch lange
Sekunden lang, noch immer Rücken an Rücken neben einem unversöhnlich bösen
Feind zu liegen.
Montag, 3. Februar 2014
Versammlung
auf dem Platz vor dem grossen Palast, die staatstragenden Schichten haben sich
in der Stunde der Gefahr zusammengefunden und demonstrieren stumm für den
weiteren Bestand des Staates. Dieser ist in Gefahr, es drohen vernichtende
Anschläge, wir denken, dass ein entführtes Grossflugzeug auf den Palast stürzen
könnte und wählen vorsichtigerweise einen Platz, der uns erlauben würde, durch
eine Seitenstrasse zu fliehen, wenn es denn überhaupt möglich ist, einem
anfliegenden Flugzeug zu entkommen. Es kommt aber kein Flugzeug, sondern ein
anderes Objekt, eine Art Eule aus Metall, die aussieht wie ein Scherzartikel
oder Kunstwerk, aber doch wohl auch gefährlich sein könnte. Es ist ein etwa
zwei Meter hoher Vogel, der, so hören wir, von Aktivisten in der Befreiten
Autonomen Zone hergestellt worden ist. Das Ding fliegt herbei, ohne mit den
Flügeln zu schlagen, sondern mit einer Art Raketenantrieb, und setzt sich auf
den Palastplatz, neben die Demonstranten, und etwas hebt wieder ab, ein
kleineres Metallteil, eine Art Lampe oder Brenner, es steigt in die Lüfte und
setzt sich auf den Kopf einer Frau. Es ist dies eine hohe Chefbeamtin, die nun
eine Art überdimensionierten Hut trägt, in welchem etwas brennt, eine starke
Flamme, eine Höllenflamme, denken wir und weichen zurück, in die Seitenstrasse,
wollen lieber nicht sehen, was da weiter geschieht, gewiss ist, dass der Staat
in grosser Gefahr oder doch wohl schon total verloren ist.
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