Donnerstag, 1. März 2012

Ich bin Parteipräsident und sollte eine Mitgliederversammlung leiten. Die Genossinnen und Genossen haben sich in einem grösseren Schulzimmer oder Hörsaal versammelt, es sind etwa vierzig Personen, von denen wir keine einzige kennen. Kurz vor Sitzungsbeginn meldet mir die Vorzimmerdame des Bundesrates, dass der sozialdemokratische Bundesrat und sein Generalsekretär, die beide an der Versammlung hätten teilnehmen sollen, krank seien. Ich bitte die Dame nachdrücklich, mir solche Sachen früher zu melden, weil ich dann die Versammlung noch rechtzeitig hätte absagen können. Auch jetzt will ich sie absagen, mit einiger Erleichertung, denn die Leitung der Sitzung liegt mir nicht und erfüllt mich mit Unbehagen. Aus der Teilnehmerschaft regt sich jedoch Widerstand. Man sagt, man hätte genügend Traktanden, die ohne das Beisein der beiden Erkrankten behandelt werden könnten, unter anderem verschiedene Berichterstattungen aus anderen Versammlungen und Seminaren, die schon das letzte Mal verschoben worden seien. Ja, gut, sage ich, dann halten wir selbstverständlich die Versammlung ab. Dumm ist, dass ich die Leute nicht kenne und sie nicht beim Namen nennen kann, wenn sie sich zu Wort melden. Ich überlege mir, wie ich noch innert nützlicher Frist zu einer Teilnehmerliste oder einem Sitzplan kommen könnte, finde aber keine Lösung, denn wenn ich eine Liste zirkulieren liesse, würde es bei der grossen Zahl der Versammelten viel zu lange dauern, bis sie wieder bei mir auftauchen würde. Der Beginn der Sitzung verzögert sich nun, weil einer der Teilnehmer nach zu mir gekommen ist und mir umständlich über die Organisation des Stimmausschusses berichtet, der am nächsten Abstimmungswochenende tätig sein wird. Ich höre ihm mit halbem Ohr zu und sage dann, er solle doch diese Mitteilungen auch an der heutigen Sitzung machen, sie seien gewiss für alle interessant. Der gute Mann sagt aber, das sei nicht nötig, er habe mir jetzt alles gesagt, und begibt sich wieder an seinen Platz.

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