Donnerstag, 29. Juli 2010

Wir waren in China, im kaiserlichen Palast, zunächst nur zu einer gewöhnlichen Besichtigung, wie sie für Touristen möglich ist. Wir bewunderten den kunstvollen Aufbau der riesigen Säle, die alle einen spiegelglatten, leicht abfallenden Holzboden besassen, der so angelegt war, dass man von einem bestimmten Punkt des Palastes auf einem Rollbrett oder mit Rollschuhen mühelos und mit Notfall sehr schnell die längsten Wege zurücklegen konnte. Wir erwarteten nicht, dass man uns zur kaiserlichen Familie führen würde, wir dachten, dass es diese doch gar nicht mehr geben würde, wurden nun aber plötzlich in die Ecke eines riesigen Saales geführt, in wel-cher auf einem Altar neben vielerlei Fläschchen, Kerzen, Kreuzen und Vasen auch allerlei unheimliche Kinder- und Tierfiguren standen, die zu leben schienen. Man deutete auf eine kleine Kröte mit flachem, breitem Maul und sagte, dass dies der Kaiser sei. Wir schreckten zurück, und die seltsame Besichtigung ging weiter, man zeigte uns gleich neben dem Altar eine kleine Türe, die in eine Kellerwohnung hinunterführte, in welchem, wie in einem armseligen Irrenhaus, einige in weisse Tücher gekleidete ältere Männer und Frauen her¬umgeisterten. Dies sei in Wahrheit die kaiserliche Familie, sagte man uns, die Ausstellungsstücke nebenan seien nur für die Verehrung durch das Volk bestimmt.

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