Dienstag, 3. August 2010

Wir haben, obwohl wir nicht Klavier spielen können, ein Konzert angekündigt. Wir wollen ein höchste Ansprüche stellendes Klavierkonzert von Alexander Skrjabin aufführen. Ein Saal ist bereit, die Aufführung soll am frühen Morgen stattfinden, an einem Werktag, vor Beginn der Arbeitszeit. Wir wissen, dass wir kläglich versagen werden, halten aber doch an der Ankündigung fest, in der vagen Hoffnung, dass uns vielleicht doch die entsprechenden Fähigkeiten noch geschenkt werden. Wir halten die Noten ständig in den Händen, können sie aber wegen ihrer Komplexität in keiner Weise verstehen. Am Tag des Konzertes versammeln sich viele Leute, vor allem auch Bekannte und Arbeitskollegen. Einige haben schon Platz genommen, andere drängen sich vor dem Eingang. Da entschliessen wir uns nun doch, die Aufführung ohne Begründung abzusagen. Das führt interessanterweise nicht zu grosser Unruhe oder Klagen, auch nicht zu hämischen Bemerkungen. Man nimmt die Absage hin und geht zur Arbeit. Wir hören nur von einer einzigen negativen Bemerkung. Eine Arbeitskollegin, von der wir nie vermutet hätten, dass sie sich für Musik interessieren würde, habe, als sie von der Ankündigung gehört habe, sehr negativ reagiert, habe gelacht und erklärt, das sei grosser Unfug. Jetzt aber erfüllt uns ein gewisser Stolz, dass wir so etwas Dummes haben machen und veranstalten können und dass viele Menschen offenbar auch geglaubt haben, es würde ein Konzert geben.

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