Ich
bin auf dem Weg zu einer Theateraufführung. Eine Amateur-Truppe soll ein
komisches langweiliges langes Stück aufführen, in einem grossern Saal, in dem
sich bereits erwartungsvoll viel Publikum versammelt hat. Auch ich habe eine
Rolle. Ich muss als alter Narr auftreten und in einem Zwischenspiel etwa zehn
Minuten in Versen reden. Ich habe aber noch gar nichts vorbereitet, habe kein
Kostüm und die Verse noch gar nicht angesehen. Das einzige, das ich habe, sind
einige Schachteln aus Metall, die ich vor mir hertrage und für meinen Auftritt
verwenden sollte. Sie haben verschiedene Grössen und sind so locker
verschlossen, dass sie, wenn ich sie fallen lasse, einen grossen Lärm und eine
Riesenunordnung verursachen werden. Ich begegne auf dem Vorplatz zum Theaterhaus
einem anderen Schauspieler, der verwundert meine Schachteln besieht. Ich habe
sogar noch ein weiteres Requisit, ein kleines Album mit Museumsstücken. Es
enthält Münzen und kleine bestickte Stoffresten mit alten Wappen und anderen
Darstellungen, die in Plastikfolien eingefasst sind. Auch über dieses Album
sollte ich bei meinem Auftritt schön gereimt reden. Die Vorstellung wird bald
beginnen! Ich bin ganz ruhig und zuversichtlich und gehe davon aus, dass ich
eben irgendwetwas improvisieren muss, einen Kabarettauftritt, der die Leute zum
Lachen bringen wird. Ich werde wohl so auftreten, wie ich jetzt daherkomme,
ganz alltäglich, und sagen, dass ich nicht vorbereitet sei, nichts auswendig
gelernt habe und diese Schachteln fallen lassen und über das komische Album
Witze machen sollte. Es fallen mir einige humorvolle Bemerkungen ein, die ich
aber nicht aufschreiben kann und wohl wieder vergesse bis zu meinem Auftritt.
Wird das Publikum auf diese Witze reagieren? Es könnte sein, dass es über jeden
Satz und jedes Wort schallend lacht, auch darüber, dass ich die Schachteln
ständig herumtrage, aber nicht fallen lasse. Es könnte aber auch sein, dass
alle peinlich berührt sind und schweigen, und auch meine Theatertruppe entsetzt
ist über mein unmögliches Verhalten.
Mittwoch, 27. Juni 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen