Montag, 30. September 2019


Ich fahre in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, mit dem Bus. Jemand ist bei mir, wir halten uns auf einem Trittbrett stehend fest. Der Bus fährt viel zu schnell. Wir erklären es damit, dass uns der Chauffeur gehört hat, als wir von einem Autorennen sprachen und von 160 oder 180 Stundenkilometern. Jetzt scheint es, will er auch mindestens 120 fahren, und das in der Innenstadt. Auf dem Bahnhofplatz, wo wir aussteigen und den Zug nehmen wollen, hält er gar nicht, sondern fährt hinunter in eine Tiefgarage, etwa sechs oder sieben Stockwerke in die Tiefe, noch immer mit schwindelerregender Geschwindigkeit. Unten angekommen steigen wir aus und suchen einen Weg nach oben. Mein Begleiter, ein geschickter, kräftiger Mann, will einen grossen Schacht benützen, in welchem er einen kleinen, für Lasten bestimmten Lift sieht. Wir steigen ein und fahren hoch. Er steht so, dass er keine Probleme hat, ich aber sehe, wie ein dickes Blechdach auf mich zukommt. Ich muss mich blitzschnell drehen und kann im letzten Moment auch noch die Füsse wegziehen. Sie wären eingeklemmt worden. Der Lift hält nun, mitten in der Wand. Es gibt aber weitere Ausbuchtungen und Betonträger, auf denen wir, wie mein Begleiter sagt, problemlos hinaufklettern können.

Dienstag, 24. September 2019

Wir träumen, dass uns ein grosses, waffenstarrendes Heer gegenübersteht, eine kompakte Masse aus Männern, Panzern, Speeren und Schwertern. Was uns betrifft, so sind wir nur eine kleine Gruppe von halbnackten Wilden, die dem Anmarsch des Feindes scheinbar nichts entgegensetzen kann. Das Heer nähert sich, seine vorderste Reihen lösen sich auf, und die dort plazierten, besonders furchterregenden Kriegshelden treten einzeln vor, sie tänzeln und schwingen kunstvoll ihre Waffen. Es sieht aus, als ob sie vor dem Angriff noch einen rituellen, die bevorstehende Abschlachtung einleitenden Tanz aufführen wollten. Wir stehen ihnen gegenüber, halbnackt und nur mit leichten Bogen bewaffnet, aber mit Bogen, die sich zu unserer Ueberraschung als äussert wirksam erweisen. Gleich der erste Pfeil, mehr versuchsweise abgeschossen, streckt einen der Schwerbewaffneten nieder, und auch ein zweiter und ein dritter Pfeil treffen genau die wenigen verletzlichen Stellen der Gepanzerten. Wir senden nun gelassen weitere Pfeile ab. Sie schlagen ein wie Lenkwaffen, die von ihren Zielen angezogen werden, und töten weitere Anführer. Unsicherheit verbreitet sich, der Tanz kommt zum Stillstand, man beugt sich über die Toten, während die Masse des Fussvolks schon Hals über Kopf flieht.

Freitag, 20. September 2019


Eine Volksabstimmung findet statt, über ein sehr wichtiges Thema, eine wissenschaftliche, biologische, medizinische Angelegenheit. Die Eliten sind siegesgewiss, aber auch sehr erregt, es geht um eine wichtige Zukunftsfrage. Opposition gibt es kaum, insgeheim aber dann doch. Wir zum Beispiel haben Bedenken und publizieren im Internet an entlegener Stelle einen kleinen Text, von dem dann aber offensichtlich eine grosse Wirkung ausgeht. Die Abstimmung bringt eine eklatante Niederlage des Establishments, man zählt 65 Prozent Nein-Stimmen. Grosse Nervosität verbreitet sich, Zorn, Rachegelüste, man befürchtet Gewalttaten. Unser Text kommt nicht ins Spiel und wäre auch nicht angreifbar, denn er ist, wie alles, was wir schreiben, unangreifbar ausgewogen. Man stürzt sich auf andere Verdächtige, die aber unschuldig sind und dies auch leicht beweisen können. Was uns betrifft, so sagen wir achselzuckend, dass man eben die Stimmung im Volk völlig falsch eingeschätzt habe. Das Volk wisse im übrigen eben vieles sehr viel besser, als die Herren oben glauben würden.

Mittwoch, 18. September 2019


Ich habe, für private Zwecke, aber über die Bibliothek an meinem Arbeitsort, aus einer deutschen Bibliothek ein dickes, zweibändiges Werk über den deutsch-russischen Krieg von 1942 bis 1945 bestellt. Dabei wurde der Band 2 irrtümlicherweise zweifach geliefert. Dies verursacht nun Probleme und Missverständnisse. Die Deutschen glauben, das Buch sei beschädigt worden und erscheinen mit einer sechsköpfigen Delegation in unserer Bibliothek, mit zwei Direktoren, zwei Bibliothekaren und zwei Spezialisten für Restaurierungen. Auch von unserer Seite sind die Mitglieder der Geschäftsleitung erschienen. Wir versammeln uns in der Bibliothek und stehen um die drei Bücher herum. Zuerst erklären die Deutschen, dass die Restaurierung auf jeden Fall in Deutschland erfolgen solle. Eine kurze Untersuchung zeigt aber, dass die Bände überhaupt nicht beschädigt sind. Ein Spezialist für die Wiederherstellung mittelalterlicher Handschriften aber findet eine Seite, auf welcher ein kleiner Falz zu sehen ist. Das sei ein kleiner Schaden, den er beheben werde. Alle blicken ernst, und keiner lächelt und gibt zu, dass die ganze Geschichte eine lächerliche und dumme Komödie ist. Man steht noch einige Zeit weiter herum und redet von anderen Dingen, allerlei grossen Projekten und Dienstreisen. Niemand fragt, warum ich das Buch ausgeliehen habe. Man geht selbstverständlich davon aus, dass es in meinem Dienst notwendig war, diese Bücher aus dienstlichen Gründen zu beziehen.

Dienstag, 10. September 2019

Opernbesuch. Eine feierliche Aufführung steht bevor, eine der grossen Wagner-Opern. Wir sind nicht etwa wieder zuspät und haben auch keine Probleme mit den Eintrittskarten, sondern stehen im prachtvollen Foyer und warten mit vielen Musikfreunden auf die Öffnung der Türen. Manche stehen, die höheren Kreise sitzen in langen Reihen auf einer Art von Kirchenbänken. Ich bin mit meiner Gattin da, und auch mit einem musikbegeisterten Arbeitskollegen und dessen Frau. Ihm allerdings fehlt eine Kravatte. Meine Frau hat glücklicherweise seidene Halstücher bei sich, die sie ihm anbieten kann. Sie sind natürlich zu gross, er sieht damit etwas abenteuerlich aus, irgendwie südamerikanisch, aber immerhin besser als ohne Krawatte. Auch seine Frau entschliesst sich, noch ein Tuch umzuwerfen. Jetzt sind Bläser zu hören, sie laden mit einem berühmten Wagnermotiv ein zum Besuch der Aufführung. Die Einlasstüren öffnen sich und die Besucher strömen in den weiten Konzertsaal. Wir sehen, wie gesagt, etwas komisch aus, fallen aber nicht weiter auf. Die vornehme Zürcher Gesellschaft, die jetzt von ihren Kirchenbänken aufsteht und die Gala-Vorstellung besuchen will, nimmt uns nicht wahr. Sie besteht aus sehr gewöhnlich aussehenden alten Damen und Herren, die ganz mit sich selber beschäftigt sind und wohl keine Ahnung davon haben, was sie erwartet.

Freitag, 6. September 2019


Sehr erotischer Traum, recht seltsam, in meinen alten Tagen. Ich bin im Militärdienst und teile in einer Kaserne ein recht komfortables Zimmer mit einem Kameraden. Dieser wird abdetachiert, für einige Tage, ein Fahrer holt ihn ab. Später bin ich in einem grösseren Aufenthaltsraum mit langen Kantinentischen, ich sitze unter Soldaten, aber auch unter Frauen. Alle naturgemäss unzugänglich. Zufällig habe ich dann aber Kontakt mit einer etwas weniger reservierten Frau. Schön ist sie nicht, interessant auch nicht, und doch schwatze ich mit ihr und mache auch Komplimente. Sie wird plötzlich sehr lebhaft und lässt ihre Freunde sitzen. Ich fasse sie an, sie lehnt sich an mich, meine Hände finden unter ihrem grauen Militärpullover die nackten Brüste. Ich streichle sie, was sie sehr erregt. Sehr diskret gelangen meine Hände auch unter den Tisch und dort an ihr Geschlecht. Jetzt deutet sie an, mit heftigem Züngeln, dass sie mich küssen will. Das geht aber nicht, unter den vielen Leuten, die sich im Raum befinden. Ich schlage ihr vor, wegzugehen, hinauf in eine kleine Mansarde, über die ich verfügen kann. Sie ist sofort einverstanden. Wir verständigen uns und gehen weg, getrennt, um nicht aufzufallen. Beim Hinaufgehen im Treppenhaus erinnere ich mich, dass ja auch mein Zimmer frei wäre. Dieses wäre sicher bequemer für unser Vorhaben, aber vielleicht doch nicht ganz störungsfrei. Aber wird es denn oben problemlosen Sex geben? Könnte sie nicht ein Kind bekommen, fällt mir plötzlich ein. Die Soldatin ist jung, sehr gesund und kräftig! Will sie nicht vielleicht ein Kind? Ein Präservativ wäre jetzt sehr wichtig, ich habe aber keines, ein solcher «Notfall» war in keiner Weise voraussehbar. Ich werde sehr vorsichtig sein und sie wohl enttäuschen müssen.  

Montag, 2. September 2019


Es findet eine von mir geleitete Sitzung einer interdepartementalen Arbeitsgruppe statt. Sie sollte von 17.00 bis 17.45 dauern, aber um 17.00 sind erst wenige Teilnehmer eingetroffen. Es sollten mindestens etwa dreissig sein, und die wenigsten sind mir bekannt. Sie sind auch nicht vorher angekündigt worden. Nach einer Viertelstunde kann ich die Sitzung noch immer nicht eröffnen. Um wenigstens die Teilnehmer festzuhalten, beauftrage ich einen Kollegen, doch mit einer Liste bei allen herumzugehen. Alle schwatzen und scheinen keinerlei Interesse an unserem Projekt zu haben. Mir ist diese Art von Geschäftserledigung hinreichend bekannt: es gibt überall Leute, die in den Departementen beschäftigungslos herumhängen, und die man dann jeweils in die Arbeitsgruppen schickt, an denen man kein grosses Interesse hat. Um 17.30 erscheinen nun sogar Vertreter des Departementes für Verteidigung und Bevölkerungsschutz (VBS). Unter ihnen ist jemand, der sehr alt Bundesrat Ogi gleicht. Ist es vielleicht sogar Ogi? Jemand fragt mich, wo Pontresina liegt. Und ein Beamter des VBS, das in solchen Fragen stets vorbildlich zu handeln pflegt, übergibt mir eine sauber verfasste, ausführliche Stellungnahme, die mir gewiss sehr hilfreich sein wird. Es ist nun 17.40, und einzelne Teilnehmer verlassen nun bereits wieder das Sitzungszimmer. Ich ergreife im allgemeinen Lärm mutig das Wort und schlage die Bildung eines kleinen dreiköpfigen Ausschusses vor, der die Arbeit machen soll. Ich würde den Vorsitz führen und die beiden anderen Mitglieder noch durch eine Umfrage zu finden versuchen. Alle sind sogleich einverstanden und eilen erleichtert weg.