Dienstag, 30. Juni 2015


Waldige Gegend, Wildnis, wir machen allein Ferien irgendwo in einem Ferienheim, ganz abseits aller Zivilisation. Wir kennen die wenigen anderen Gäste nicht und sitzen am Abend bis spät in die Nacht weit draussen an einem Feuerchen. Und irgendwie haben wir Verbindung zu einem Konzert oder einer Aufzeichnung eines Konzertes, eine Art geistiges Youtube. Wir sehen Willie Nelson mit einer grossen Band, sie spielen Country Music, sehr sentimental, vier Geigen, Gitarren, Mundharmonika, ja, so denken wir, so fühlen die Amerikaner, wenn sie an ihren Lagerfeuern sitzen, weit draussen im Busch, verloren und müde träumen sie von einem Haus, einer Familie, einer Liebe. Eigentlich sollten wir zum Ferienheim zurück, wir fühlen uns nicht ganz wohl, denn die Gegend hier ist vielleicht nicht so sicher, wie es scheint. Kommt auch wirklich niemand? Wir gehen über die Wiesen zurück zum Weg, der zum Ferienheim führt. Dort begegnet uns ein langer Zug von Joggern, Hunderte, Tausende vielleicht. Sie rennen stumm und schnell dahin, alle im gleichen Rhythmus, sie scheinen fast leblos zu sein, wie Puppen, ihre Körper mitsamt den Köpfen stecken ganz in einer starken hellgrauen glänzenden Folie. Wir erfahren später von anderen Feriengästen, dass es die Seelen der am heutigen Tag Verstorbenen sind, die hier vorbeigezogen sind. Man dürfe sie auf keinen Fall ansprechen, weil sonst ihre negative Energie auf uns überspringe.

Samstag, 27. Juni 2015


Wir haben irgendein Treffen, viele Bekannte versammeln sich, hauptsächlich Kolleginnen meiner Gattin, aber auch Familienmitglieder. Ganz unerwartet taucht auch X. auf, die alte Freundin, mit der wir gebrochen und seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr haben. Sie hat ihre Haare schwarz gefärbt, sieht nach wie vor gut aus, und nimmt mich sofort in Beschlag, nach ihrer Art sehr draufgängerisch und provozierend. Ich sitze in einer Wohnküche, mitten unter anderen Leute, als sie sich auf mich stürzt und, da ich ihre Zudringlichkeiten und das Küssen abwehre, am Ende, da ihr nichts anderes übrig bleibt, auf meinen Knien einen Kopfstand macht. Jetzt kommt die Gattin herbei, wir erwarten eine üble Szene. Es wird ihr aber erklärt, dass es sich um eine Yogastellung handle, was dann zum Glück als Erklärung akzeptiert wird.

Donnerstag, 25. Juni 2015


Wir nehmen an einer Konferenz teil, unser Flugzeug landet auf einer Strasse mitten in der Grossstadt und fährt sodann zum Hotel. Es ist nicht ganz klar, ob das nun eine Notlandung war oder nicht, die meisten Passagiere sind jedenfalls sofort nach der Landung ausgestiegen und wollten die Fahrt zum Hotel nicht mitmachen. Wir aber fahren jetzt zum Hotel, gehen nach hinten, zum Heck, und beobachten durch das Heckfenster das Andocken. Es gibt tatsächlich beim Hotel Boxen für die Flugzeuge, die rückwärts zu einem Ring fahren, an welchem sie dann befestigt werden. Das Manöver gelingt, eine Hotelangestellte kettet das Flugzeug an und sagt uns, unsere Ankunft sei nicht erwartet worden und das Hotel sei voll besetzt. Es lassern sich aber doch noch Zimmer finden. Die Konferenz findet in einem historischen Theater statt, einem pompös verzierten, barocken Saal. Die Sitze sind unbequem, die Bestuhlung sehr eng. Auf Zettelchen, die kaum leserlich in Handschrift geschrieben worden sind, sind die Namen der Teilnehmer zu finden. Wir sehen mit Schrecken, dass unser Name in der Mitte einer Reihe steht, wir uns also während der Konferenz kaum werden bewegen können. Einige wichtige Persönlichkeiten ist nicht mit uns geflogen, sondern begrüssen uns nun zu Beginn der Konferenz. Wir sind durch eine lange Zusammenarbeit besonders mit einer älteren Dame verbunden, die bis vor kurzem eine hohe Stelle bekleidet hat. Wir würden sie nun gerne begrüssen, weil die Bekanntschaft und Vertrautheit mit ihr auch unsere unscheinbare Person aufwertet, können das aber nicht, weil sie einen älteren, etwas kränklichen Herrn nach der Begrüssung eng umschlungen hält und sich nur noch mit ihm befasst. Wir berühren sie kurz an der Schulter und gehen weiter. Es ist nicht klar, warum es diese bewegende Szene gibt. Ist es ein Trauerfall, ist dem Herrn die Frau gestorben, oder ist der Herr selber schwer krank und muss gestützt werden.

Mittwoch, 24. Juni 2015

Wir bewerben uns als Statist für eine Filmproduktion und denken, dass unser Typus des gepflegten älteren Herrn durchaus gefragt sein könnte. Wir müssen zunächst in einer grossen Vorhalle warten, wir setzen uns auf ein grosses Ledersofa. Gegenüber von uns wartet bereits eine Frau, eine auffällige Erscheinung, nicht mehr ganz jung, ziemlich aufgedonnert, mit blondem Lockenkopf, wohl eine Perücke. Eine zweite Frau erscheint, ähnliche Gestalt, wieder mit gewaltigem blondem Haar, sie redet ununterbrochen, zitiert, deklamiert wie eine Schauspielerin, ist wohl verrückt. Dann erscheinen zahlreiche weitere Interessenten, auch der Regisseur oder Produzent tritt auf, begrüsst uns, lässt uns antreten, verteilt Nummern. Wir erhalten die Nummer 3. Wir müssen in Einerkolonne in einem Hof marschieren, wir geben unser Bestes, laufen sehr elegant und dynamisch und haben die Hoffnung, engagiert zu werden, denn wir gehören zu den wenigen, von denen der Filmgewaltige Photos macht. Später müssen wir sogar rennen, was uns auch keinerlei Mühe macht, wir laufen beschwingt und munter und wieder macht der Regisseur oder Produzent Photos. Wir hoffen sogar, dass wir nicht nur eine Statistenrolle erhalten, sondern vielleicht sogar eine kleine Nebenrolle, wir haben ja eigentlich genau genommen einiges schauspielerische Talent. Ob es wohl eine Entschädigung gibt, das fragen wir uns, denn als Statist muss man ja unter Umständen tagelang herumstehen und auf den Einsatz warten. Langweilig wird es uns sicher nicht werden, wir stehen gerne einfach herum, können vielleicht mit den anderen Statisten schwatzen, und im übrigen haben wir ja Zeit, wir haben keine anderen Beschäftigungen.

Montag, 15. Juni 2015


Wir sind Kantonsschüler und stehen vor der Matura. Wir haben eine Prüfung in Geographie, die wichtig sein wird, weil wir in Geographie noch kein Ex hatten und dieses Ex demnach die Note massgebend bestimmen wird. Wir nehmen aber die Sache nicht ernst, nehmen an, dass wir uns problemlos eine gute Note sichern können und hören den Erklärungen der Lehrerin nicht zu. Sie verteilt nach längeren Ausführungen jedem eine Karte. Wir entfalten sie, sie zeigt uns unbekannte Gebiete, vermutlich Teile von Belgien, Holland oder Frankreich. Sie ist voller grüner, roter, blauer, gelber Punkte, deren Funktion die Lehrerin eben gerade erklärt hat, uns aber jetzt völlig unverständlich ist. Wir sollten diese Punkte interpretieren, irgendwelche Verbindungen aufzeigen, Wege, Strassen, Flüsse. Meine Kameraden beugen sich über die Karte und beginnen bereits fleissig zu schreiben. Die Zeit für die Lösung der Aufgabe ist im übrigen kurz bemessen, man muss seine Notizen demnächst schon abgeben. Wir aber haben nicht einmal Papier, nur lausige lächerliche Zettelchen, die ganz unbrauchbar sind. Wir suchen nun Papier, womit wir weiter Zeit verlieren. Wir finden einen Photokopierer, wollen dort einige Bögen Papier entnehmen, er ist aber mit einem dunklen, fast schwarzen Papier gefüllt. Schliesslich gibt uns ein Mitschüler unwillig ein Blatt von seinem Block, wir schreiben in der grössten Eile einfach einige der flämischen oder wallonischen Ortsnamen hin, in der Hoffnung, dass wir damit bei der Lehrerin irgendwelche Punkte holen und es nicht zu einer Eins kommt, was im Hinblick auf die bevorstehende Matura eine Katastrophe wäre. Zeit haben wir nur noch eine Minute! Und unter unseren Schulsachen herrscht die grösste Unordnung, wir haben uns eigentlich nie um die Schule gekümmert, sie war uns immer lästig. Jetzt aber herrscht ein Riesenchaos, in welchem wir nun auch noch das soeben beschriebene Blatt nicht mehr finden können. Wir können der Lehrerin nichts abgeben, rein gar nichts. Das führt uns in unserer Verzweiflung zu einer Ausrede, wir fragen, ob wir nicht vielleicht später noch etwas abgeben könnten. Die Lehrerin ist streng und ungeduldig, aber auch etwas zerstreut und nervös, sie sagt uns, ja, das sei schon möglich, vielleicht könnten wir ja „eine Alternative“ aufzeigen. Wir geben daher noch nicht alle Hoffnung auf und werden versuchen, ihr noch irgendetwas Schlaues abzugeben, unter Konsultation meiner Mitschüler, die mir wohl noch gnädig gesinnt sind und einige Hinweise geben. Jetzt gehen wir mit ihnen seufzend und erschöpft in die Pause, sagen, dass es gut sei, dass wenigstens der Franzlehrer nie eine Prüfung mache und allen eine genügende Note gebe, der Franzlehrer könnte uns ja mit dem Franz ganz schrecklich plagen und viel Aufwand verlangen.

Dienstag, 9. Juni 2015


Wir sind im berühmten und bekannten Konzertlokal der Mühle Hunziken. Wir haben etwas mitgebracht, ein Video von einer grossen alten Rockband aus den sechziger Jahren, das wir aber verändert haben, indem wir uns selber in den Hintergrund hineinkopierten, und zwar als Gitarrist. Obwohl dies gut zu erkennen ist und wir ungeschickt dastehen und keine Ahnung vom erforderlichen Gitarrenspiel haben, bemerkt dies das kleine Publikum nicht, das in der Mühle versammelt ist. Wir sind der brave junge Mann, das kaum lebensfähige melancholische Kind, eine Art Alan Wilson. Die Leute finden Gefallen am Video, das klassischen guten Rock zeigt, eine seltene Aufnahme, die jeden Kenner entzückt. Später, beim Gehen, verlangen wir die CD mit dem Video zurück. Man will uns die offensichtlich wertvolle Aufnahme aber nicht geben und verspricht uns eine Kopie, die nichts kosten würde. Dann folgt ein Gespräch mit einem der Besitzer, der im Prozess um die Auflösung des Konzerlokals heute vor Gericht insofern „gewonnen“ hat, als ihm das Mobiliar zugesprochen worden ist. Von Mobiliar kann aber keine Rede sein, die Mühle besteht eigentlich nur aus einem Schuppen mit Nebenräumen, in denen ausser einer Bühne kaum Mobiliar zu finden ist. Wie es hier weiter gehen soll, ist nicht zu sehen.

Donnerstag, 4. Juni 2015


Wir befinden uns auf einem längeren Flug in einem Grossraumflugzeug und wollen auf die Toilette. Wir sagen zu unserer Gattin, dass es doch seltsam sei, dass die Herren auf den Flugzeugen die gleichen Toiletten benutzen könnten wie die Damen, man achte doch sonst strengstens auf die Trennung der Geschlechter. Die Gattin sagt, dass es doch auch in diesem Flugzeug getrennte Toiletten gebe. Das überrascht uns, denn wir waren bereits einmal dort gewesen und hatten gar nicht auf die Beschriftung geachtet. Jetzt bemerken wir zu unserem Schrecken, dass wir offenbar bereits einmal die Damentoilette besucht haben. Diese befindet sich nicht auf der Höhe der Kabine, sondern auf einem Treppenabsatz einer Treppe, die in die unseren Regionen des Flugzeuges führt. Wir steigen weiter hinunter und finden in einem Untergeschoss eine grössere Herrentoilette mit Kabinen und Lavabos, ganz so, wie es sie auch auf den Flugplätzen gibt.