Waldige Gegend,
Wildnis, wir machen allein Ferien irgendwo in einem Ferienheim, ganz abseits
aller Zivilisation. Wir kennen die wenigen anderen Gäste nicht und sitzen am
Abend bis spät in die Nacht weit draussen an einem Feuerchen. Und irgendwie
haben wir Verbindung zu einem Konzert oder einer Aufzeichnung eines Konzertes,
eine Art geistiges Youtube. Wir sehen Willie Nelson mit einer grossen Band, sie
spielen Country Music, sehr sentimental, vier Geigen, Gitarren, Mundharmonika,
ja, so denken wir, so fühlen die Amerikaner, wenn sie an ihren Lagerfeuern
sitzen, weit draussen im Busch, verloren und müde träumen sie von einem Haus,
einer Familie, einer Liebe. Eigentlich sollten wir zum Ferienheim zurück, wir
fühlen uns nicht ganz wohl, denn die Gegend hier ist vielleicht nicht so
sicher, wie es scheint. Kommt auch wirklich niemand? Wir gehen über die Wiesen
zurück zum Weg, der zum Ferienheim führt. Dort begegnet uns ein langer Zug von
Joggern, Hunderte, Tausende vielleicht. Sie rennen stumm und schnell dahin,
alle im gleichen Rhythmus, sie scheinen fast leblos zu sein, wie Puppen, ihre
Körper mitsamt den Köpfen stecken ganz in einer starken hellgrauen glänzenden
Folie. Wir erfahren später von anderen Feriengästen, dass es die Seelen der am
heutigen Tag Verstorbenen sind, die hier vorbeigezogen sind. Man dürfe sie auf
keinen Fall ansprechen, weil sonst ihre negative Energie auf uns überspringe.
Dienstag, 30. Juni 2015
Samstag, 27. Juni 2015
Wir
haben irgendein Treffen, viele Bekannte versammeln sich, hauptsächlich
Kolleginnen meiner Gattin, aber auch Familienmitglieder. Ganz unerwartet taucht
auch X. auf, die alte Freundin, mit der wir gebrochen und seit vielen Jahren
keinen Kontakt mehr haben. Sie hat ihre Haare schwarz gefärbt, sieht nach wie
vor gut aus, und nimmt mich sofort in Beschlag, nach ihrer Art sehr
draufgängerisch und provozierend. Ich sitze in einer Wohnküche, mitten unter
anderen Leute, als sie sich auf mich stürzt und, da ich ihre Zudringlichkeiten
und das Küssen abwehre, am Ende, da ihr nichts anderes übrig bleibt, auf meinen
Knien einen Kopfstand macht. Jetzt kommt die Gattin herbei, wir erwarten eine
üble Szene. Es wird ihr aber erklärt, dass es sich um eine Yogastellung handle,
was dann zum Glück als Erklärung akzeptiert wird.
Donnerstag, 25. Juni 2015
Wir nehmen an einer
Konferenz teil, unser Flugzeug landet auf einer Strasse mitten in der
Grossstadt und fährt sodann zum Hotel. Es ist nicht ganz klar, ob das nun eine
Notlandung war oder nicht, die meisten Passagiere sind jedenfalls sofort nach
der Landung ausgestiegen und wollten die Fahrt zum Hotel nicht mitmachen. Wir
aber fahren jetzt zum Hotel, gehen nach hinten, zum Heck, und beobachten durch
das Heckfenster das Andocken. Es gibt tatsächlich beim Hotel Boxen für die
Flugzeuge, die rückwärts zu einem Ring fahren, an welchem sie dann befestigt
werden. Das Manöver gelingt, eine Hotelangestellte kettet das Flugzeug an und
sagt uns, unsere Ankunft sei nicht erwartet worden und das Hotel sei voll
besetzt. Es lassern sich aber doch noch Zimmer finden. Die Konferenz findet in
einem historischen Theater statt, einem pompös verzierten, barocken Saal. Die
Sitze sind unbequem, die Bestuhlung sehr eng. Auf Zettelchen, die kaum
leserlich in Handschrift geschrieben worden sind, sind die Namen der Teilnehmer
zu finden. Wir sehen mit Schrecken, dass unser Name in der Mitte einer Reihe
steht, wir uns also während der Konferenz kaum werden bewegen können. Einige
wichtige Persönlichkeiten ist nicht mit uns geflogen, sondern begrüssen uns nun
zu Beginn der Konferenz. Wir sind durch eine lange Zusammenarbeit besonders mit
einer älteren Dame verbunden, die bis vor kurzem eine hohe Stelle bekleidet
hat. Wir würden sie nun gerne begrüssen, weil die Bekanntschaft und
Vertrautheit mit ihr auch unsere unscheinbare Person aufwertet, können das aber
nicht, weil sie einen älteren, etwas kränklichen Herrn nach der Begrüssung eng
umschlungen hält und sich nur noch mit ihm befasst. Wir berühren sie kurz an
der Schulter und gehen weiter. Es ist nicht klar, warum es diese bewegende
Szene gibt. Ist es ein Trauerfall, ist dem Herrn die Frau gestorben, oder ist
der Herr selber schwer krank und muss gestützt werden.
Mittwoch, 24. Juni 2015
Wir bewerben uns als Statist für eine
Filmproduktion und denken, dass unser Typus des gepflegten älteren Herrn
durchaus gefragt sein könnte. Wir müssen zunächst in einer grossen Vorhalle
warten, wir setzen uns auf ein grosses Ledersofa. Gegenüber von uns wartet
bereits eine Frau, eine auffällige Erscheinung, nicht mehr ganz jung, ziemlich
aufgedonnert, mit blondem Lockenkopf, wohl eine Perücke. Eine zweite Frau
erscheint, ähnliche Gestalt, wieder mit gewaltigem blondem Haar, sie redet
ununterbrochen, zitiert, deklamiert wie eine Schauspielerin, ist wohl verrückt.
Dann erscheinen zahlreiche weitere Interessenten, auch der Regisseur oder
Produzent tritt auf, begrüsst uns, lässt uns antreten, verteilt Nummern. Wir
erhalten die Nummer 3. Wir müssen in Einerkolonne in einem Hof marschieren, wir
geben unser Bestes, laufen sehr elegant und dynamisch und haben die Hoffnung,
engagiert zu werden, denn wir gehören zu den wenigen, von denen der
Filmgewaltige Photos macht. Später müssen wir sogar rennen, was uns auch
keinerlei Mühe macht, wir laufen beschwingt und munter und wieder macht der
Regisseur oder Produzent Photos. Wir hoffen sogar, dass wir nicht nur eine
Statistenrolle erhalten, sondern vielleicht sogar eine kleine Nebenrolle, wir
haben ja eigentlich genau genommen einiges schauspielerische Talent. Ob es wohl
eine Entschädigung gibt, das fragen wir uns, denn als Statist muss man ja unter
Umständen tagelang herumstehen und auf den Einsatz warten. Langweilig wird es
uns sicher nicht werden, wir stehen gerne einfach herum, können vielleicht mit
den anderen Statisten schwatzen, und im übrigen haben wir ja Zeit, wir haben
keine anderen Beschäftigungen.
Montag, 15. Juni 2015
Wir sind
Kantonsschüler und stehen vor der Matura. Wir haben eine Prüfung in Geographie,
die wichtig sein wird, weil wir in Geographie noch kein Ex hatten und dieses Ex
demnach die Note massgebend bestimmen wird. Wir nehmen aber die Sache nicht
ernst, nehmen an, dass wir uns problemlos eine gute Note sichern können und
hören den Erklärungen der Lehrerin nicht zu. Sie verteilt nach längeren
Ausführungen jedem eine Karte. Wir entfalten sie, sie zeigt uns unbekannte
Gebiete, vermutlich Teile von Belgien, Holland oder Frankreich. Sie ist voller
grüner, roter, blauer, gelber Punkte, deren Funktion die Lehrerin eben gerade
erklärt hat, uns aber jetzt völlig unverständlich ist. Wir sollten diese Punkte
interpretieren, irgendwelche Verbindungen aufzeigen, Wege, Strassen, Flüsse.
Meine Kameraden beugen sich über die Karte und beginnen bereits fleissig zu
schreiben. Die Zeit für die Lösung der Aufgabe ist im übrigen kurz bemessen,
man muss seine Notizen demnächst schon abgeben. Wir aber haben nicht einmal
Papier, nur lausige lächerliche Zettelchen, die ganz unbrauchbar sind. Wir
suchen nun Papier, womit wir weiter Zeit verlieren. Wir finden einen
Photokopierer, wollen dort einige Bögen Papier entnehmen, er ist aber mit einem
dunklen, fast schwarzen Papier gefüllt. Schliesslich gibt uns ein Mitschüler
unwillig ein Blatt von seinem Block, wir schreiben in der grössten Eile einfach
einige der flämischen oder wallonischen Ortsnamen hin, in der Hoffnung, dass
wir damit bei der Lehrerin irgendwelche Punkte holen und es nicht zu einer Eins
kommt, was im Hinblick auf die bevorstehende Matura eine Katastrophe wäre. Zeit
haben wir nur noch eine Minute! Und unter unseren Schulsachen herrscht die
grösste Unordnung, wir haben uns eigentlich nie um die Schule gekümmert, sie
war uns immer lästig. Jetzt aber herrscht ein Riesenchaos, in welchem wir nun
auch noch das soeben beschriebene Blatt nicht mehr finden können. Wir können
der Lehrerin nichts abgeben, rein gar nichts. Das führt uns in unserer
Verzweiflung zu einer Ausrede, wir fragen, ob wir nicht vielleicht später noch
etwas abgeben könnten. Die Lehrerin ist streng und ungeduldig, aber auch etwas
zerstreut und nervös, sie sagt uns, ja, das sei schon möglich, vielleicht
könnten wir ja „eine Alternative“ aufzeigen. Wir geben daher noch nicht alle
Hoffnung auf und werden versuchen, ihr noch irgendetwas Schlaues abzugeben,
unter Konsultation meiner Mitschüler, die mir wohl noch gnädig gesinnt sind und
einige Hinweise geben. Jetzt gehen wir mit ihnen seufzend und erschöpft in die
Pause, sagen, dass es gut sei, dass wenigstens der Franzlehrer nie eine Prüfung
mache und allen eine genügende Note gebe, der Franzlehrer könnte uns ja mit dem
Franz ganz schrecklich plagen und viel Aufwand verlangen.
Dienstag, 9. Juni 2015
Wir
sind im berühmten und bekannten Konzertlokal der Mühle Hunziken. Wir haben
etwas mitgebracht, ein Video von einer grossen alten Rockband aus den sechziger
Jahren, das wir aber verändert haben, indem wir uns selber in den Hintergrund
hineinkopierten, und zwar als Gitarrist. Obwohl dies gut zu erkennen ist und
wir ungeschickt dastehen und keine Ahnung vom erforderlichen Gitarrenspiel
haben, bemerkt dies das kleine Publikum nicht, das in der Mühle versammelt ist.
Wir sind der brave junge Mann, das kaum lebensfähige melancholische Kind, eine
Art Alan Wilson. Die Leute finden Gefallen am Video, das klassischen guten Rock
zeigt, eine seltene Aufnahme, die jeden Kenner entzückt. Später, beim Gehen,
verlangen wir die CD mit dem Video zurück. Man will uns die offensichtlich
wertvolle Aufnahme aber nicht geben und verspricht uns eine Kopie, die nichts
kosten würde. Dann folgt ein Gespräch mit einem der Besitzer, der im Prozess um
die Auflösung des Konzerlokals heute vor Gericht insofern „gewonnen“ hat, als
ihm das Mobiliar zugesprochen worden ist. Von Mobiliar kann aber keine Rede
sein, die Mühle besteht eigentlich nur aus einem Schuppen mit Nebenräumen, in
denen ausser einer Bühne kaum Mobiliar zu finden ist. Wie es hier weiter gehen
soll, ist nicht zu sehen.
Donnerstag, 4. Juni 2015
Wir
befinden uns auf einem längeren Flug in einem Grossraumflugzeug und wollen auf
die Toilette. Wir sagen zu unserer Gattin, dass es doch seltsam sei, dass die
Herren auf den Flugzeugen die gleichen Toiletten benutzen könnten wie die
Damen, man achte doch sonst strengstens auf die Trennung der Geschlechter. Die
Gattin sagt, dass es doch auch in diesem Flugzeug getrennte Toiletten gebe. Das
überrascht uns, denn wir waren bereits einmal dort gewesen und hatten gar nicht
auf die Beschriftung geachtet. Jetzt bemerken wir zu unserem Schrecken, dass
wir offenbar bereits einmal die Damentoilette besucht haben. Diese befindet
sich nicht auf der Höhe der Kabine, sondern auf einem Treppenabsatz einer
Treppe, die in die unseren Regionen des Flugzeuges führt. Wir steigen weiter
hinunter und finden in einem Untergeschoss eine grössere Herrentoilette mit
Kabinen und Lavabos, ganz so, wie es sie auch auf den Flugplätzen gibt.
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