Ein
grosser Marathon findet statt, mit vielen wenig trainierten Volksläufern. Wir
sind zu klug und zu vorsichtig, um angesichts unserer beschränkten Kräfte
selber mitzulaufen, beteiligen uns aber als Helfer. Viele Läufer, die am Ziel
eintreffen, haben grosse Wunden, insbesondere an den Beinen unter den Knien,
diese Stellen scheinen besonders stark beansprucht worden zu sein. Einer der
Helfer tut sich besonders hervor, behandelt die unzähligen Verwundeten mit
grösster Schnelligkeit, entfernt die verklebten blutigen Teile der Sportanzüge
und legt Wundverbände an. Solferino, rufen wir, Solferino, ein neuer Henri
Dunant! Dann gehen wir zurück zu unserer Wohnung, die aus sehr grossen, hellen
Räumen besteht. Wir haben sie für heute den Töchtern und ihren Freundinnen
überlassen, acht Mädchen seien sie, haben sie uns gesagt. Es sind aber jetzt
weit mehr gekommen, alle Zimmer sind mehrfach belegt. So kommen, denken wir,
bei der stets unverschlossenen Wohnung, wenigstens keine Einbrecher. Wir
erzählen vom Lauf und von den Verletzungen, es interessiert sich aber niemand
dafür. Man gibt uns zu trinken, reicht uns einen der Plastikbecher, die zu
Dutzenden auf den Tischen stehen, ganz wie bei den Verpflegungsständen beim
Marathon. Im Becher befindet sich eine undefinierbare, graue, aber offenbar
sehr gesunde und stärkende Flüssigkeit.
Sonntag, 19. August 2012
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