Sonntag, 19. August 2012


Ein grosser Marathon findet statt, mit vielen wenig trainierten Volksläufern. Wir sind zu klug und zu vorsichtig, um angesichts unserer beschränkten Kräfte selber mitzulaufen, beteiligen uns aber als Helfer. Viele Läufer, die am Ziel eintreffen, haben grosse Wunden, insbesondere an den Beinen unter den Knien, diese Stellen scheinen besonders stark beansprucht worden zu sein. Einer der Helfer tut sich besonders hervor, behandelt die unzähligen Verwundeten mit grösster Schnelligkeit, entfernt die verklebten blutigen Teile der Sportanzüge und legt Wundverbände an. Solferino, rufen wir, Solferino, ein neuer Henri Dunant! Dann gehen wir zurück zu unserer Wohnung, die aus sehr grossen, hellen Räumen besteht. Wir haben sie für heute den Töchtern und ihren Freundinnen überlassen, acht Mädchen seien sie, haben sie uns gesagt. Es sind aber jetzt weit mehr gekommen, alle Zimmer sind mehrfach belegt. So kommen, denken wir, bei der stets unverschlossenen Wohnung, wenigstens keine Einbrecher. Wir erzählen vom Lauf und von den Verletzungen, es interessiert sich aber niemand dafür. Man gibt uns zu trinken, reicht uns einen der Plastikbecher, die zu Dutzenden auf den Tischen stehen, ganz wie bei den Verpflegungsständen beim Marathon. Im Becher befindet sich eine undefinierbare, graue, aber offenbar sehr gesunde und stärkende Flüssigkeit.

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