Donnerstag, 27. Oktober 2011

Es ist Winter und tiefe Nacht, und es herrscht eisige Kälte, gewiss zwanzig Grad unter Null, wir führen Kinder durch eine karge, verschneite Landschaft, sie sind in Lumpen gekleidet, sie hungern und frieren, wir werden es so nicht mehr lange aushalten, zumal wir verfolgt werden, von irgendwelchen kriegerischen Horden. Es ist das Schlimmste zu befürchten, als wir eine Unterkunft finden, ein verlassenes Schulhaus, bei dem die Tür zu einer Art Waschküche offen ist. Wir sind erleichtert, als wir am Boden dieses Raumes Pfützen bemerken, das bedeutet doch, dass es immerhin nicht mehr unter Null ist und wir uns vielleicht etwas erholen können. Noch erstaunter sind wir, als wir warmes Wasser finden, es gibt nämlich einen Wasserhahn, an dem ein kurzer Schlauch hängt. Wir drehen sofort auf und spritzen in der Not das warme Wasser über die halb erfrorenen Kinder, sie halten ihre steifen Glieder unter den Strahl, so wie sie sind, mitsamt den Kleidern, anders geht es nicht, denken wir, wenn wir sie retten wollen, und wenn wir hier wieder vertrieben werden sollten, finden wir ohnehin den sicheren Tod, ob die Kleider nun nass sind oder nicht. Die Spritzerei führt zu einem riesigen Geschrei, mit dem wir Nachbarn wecken, wir sehen, dass sich gleich nebenan ein weitläufiges Gebäude befindet, ein befestigter Palast in indischem Stil, wo es in einigen der kleinen Fenster plötzlich hell wird, sehr hell, und Diener auftauchen und uns stumm beobachten, feindselig, wie uns scheint. Und in der Ferne hören wir nun unsere Verfolger, wir sind gewiss entdeckt und können keine Hoffnung mehr auf Rettung haben, als man uns bedeutet, wir sollten doch in den Palast kommen. Man hat die Gefahr erkannt, in der wir waren und will uns nun retten, wir werden aufgenommen, in einen grossen Saal geführt, in dem sich weiche Polster befinden, auf denen wir uns niederlassen können, die Polster sind wie in einem Parlament in konzentrischen Kreisen um einen Mittelpunkt angeordnet. Die Hausherren sehen wir nicht, nur die geschäftigen Diener, die uns mit sorgenvollen Gesichtern betrachten und uns beruhigen, es kann uns nichts mehr geschehen, die Tore sind zu, und man wird niemals auf die Idee kommen, dass wir hier sind, hier wird uns niemand suchen, hier wagt niemand auch nur anzuklopfen, denn dieses Gebäude gehört einem mächtigen Maharadscha.

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