Dienstag, 31. März 2009

Später sind wir in einer noch viel schlimmeren Welt. Wir besuchen ein Gymnasium und werden von einem sehr strengen Französisch-Lehrer examiniert, der uns in einer mündlichen Prüfung ganz und gar unlösbare Fragen stellt. Wir wissen keine Antwort, ja verstehen nicht einmal die Frage. Wir werden im Französisch völlig ungenügend sein, das ist klar, und wir werden gewiss auch das Gymnasium nicht weiter besuchen können, gewiss nie die Matur bestehen, die noch in weiter Entfernung liegt. Das Ganze wird umrahmt von einem sehr unangenehmen paramilitärischem Betrieb, mit Antreten und Abtreten.

Samstag, 28. März 2009

Wir sind Kaiser, ein Kaiser der österreichischen Art, und wir müssen aus unserem Palast fliehen, weil dort ein hoher Würdenträger und mächtiger Herr, der Schneider gerufen wird, mit einem ebenso starken und gefährlichen Eindringling in einen schweren Konflikt gerät. Wir ziehen es vor, den Palast rechtzeitig zu verlassen, eilen an prächtig ausstaffierten Soldaten vorbei zu einer Kutsche, in der auch schon eine Bewachung, ein Husar, sitzt, der sofort zur Seite rückt und uns Platz macht. Wir sind also sehr behütet, lassen aber trotzdem vorsichtshalber noch alle Fenster schliessen, schwarze Vorhänge werden gezogen, wir sitzen also in einer ganz schwarzen Kutsche und fahren weg, nach einer anderen Residenz, einem Schloss, dessen Namen klingt wie Kayserling.

Dienstag, 24. März 2009

Später sind wir Jazzmusiker, Trompeter. Wir treten im Moment gerade zu zweit auf, zusammen mit einem Posaunisten. Kann man das, so auftreten, werden wir gefragt, in einem Konzertlokal. Ja, das geht gut, sagen wir, sehr gut sogar, es tönt phantastisch. Vielleicht reicht es nicht für ein volles Programm, gewiss aber für ein Vorprogramm, so eine halbe Stunde zum Beispiel. Nein, niemals, ruft eine Frau, die in einem Klub Konzerte veranstaltet, Dich nehmen wir doch nicht ins Vorprogramm! Es scheint, dass wir ein sehr gefragter, berühmter Musiker sind.

Mittwoch, 18. März 2009

Wir leben in einem alten Haus, die Küchen sind klein und werden von den Hausbewohnern gemeinsam benutzt. Auch die Kühlschränke werden gemeinsam benutzt, wir bewahren dort eine schon zur Hälfte verspiesene grosse und sehr feine Princess-Torte auf. Ein neuer Mitbewohner taucht auf, es ist der Mann, mit dem unser Lebensmensch früher einmal, vor vielen Jahren, verheiratet war. Wir haben ihn bisher nicht persönlich gekannt, sondern nur einiges von ihm gehört. Nicht viel Gutes natürlich. Wir sind aber nicht unglücklich, dass wir ihn nun vermutlich des öftern sehen werden, denn so erfahren wir von ihm vielleicht, wenn wir es geschickt anstellen, mehr über die sagenhaften und geheimnisvollen Jahre, die er mit unserem Lebensmenschen verbracht hat. Er scheint ein umgänglicher, ruhiger Mensch zu sein, der sogar die gleichen Vorlieben hat wie wir, er hat nämlich auch eine Princess-Torte bei sich, die er nun im Kühlschrank aufbewahren will. Damit es keine Verwechslungen und Missverständnisse gibt, und damit er nicht glaubt, seine Torte sei schon angeschnitten worden, nehmen wir unser Tortenstück wieder hinaus. Wir werden es nun natürlich aufessen müssen, aber das ist ja kein Unglück, und wir sind froh, einen Grund für diese Schlemmerei zu finden. Wir nehmen also unsere Schachtel mit und tragen sie durchaus glücklich und zufrieden in das obere Geschoss, in dem wir unser Zimmer haben. Der neue Mitbewohner lächelt und nimmt unsere Rücksichtnahme dankbar zur Kenntnis.

Samstag, 14. März 2009

Wir sind Radrennfahrer, haben heute noch die letzte Etappe einer längeren Tour vor uns, ein kleines harmloses Zeitfahren. Die Strecke führt durch eine Stadt, sie ist kurz, die Fahrzeit höchstens fünf Minuten. Es handelt sich nur noch um ein Spektakel für die vielen Zuschauer, auf die Rangliste haben die Resultate keinen Einfluss mehr, denn die Fahrer werden für die Strecke nur zwischen fünf und fünfeinhalb Minuten benötigen. Die Begeisterung in der Stadt ist gross, die Zuschauer drängen sich zu beiden Seiten der Strecke und kommen den Fahrern gefährlich nahe. Wir fahren los, es geht zunächst leicht bergauf, über eine Brücke, dann folgt eine scharfe Kurve nach links und ein steilerer Aufstieg, der aber auch mühelos und mit grosser Geschwindigkeit gefahren wird. Und schon sind wir oben, noch keineswegs müde oder auch nur ausser Atem, es folgt noch ein längeres flaches und schnurgerades Stück, auf einer mehrspurigen Strasse, die in ein Aussenquartier führt. Hier werden die Geschwindigkeiten gemessen, wir und auch alle anderen Fahrer erreichen rund siebzig Stundenkilometer.

Donnerstag, 12. März 2009

Paläologie im Wohnzimmer. Wir graben unter dem Stubentisch und finden nach kurzer Zeit sehr gut erhaltene Schildkröten aus der grauen Vorzeit. Sie sehen aus wie neu und werden sogar lebendig, erwachen aus ihrem Schlaf und bewegen sich ungeniert und können mit ihren fünffingrigen haftenden Füssen problemlos die Wände hinaufklettern. Die Sache war am Anfang sehr aufregend und spannend, wird aber jetzt lästig, zumal die Schildkröten auch die Katzennahrung entdecken und diese trotz ihrem Alter von vielen Hundert Millionen Jahren sofort zu essen beginnen.

Montag, 9. März 2009

Lange, sehr lange Geschichte, eine halbe Nacht lang dauert sie, erstaunlicherweise. Wir erwachen mehrmals und schlafen mehrmals wieder ein und träumen weiter. Es beginnt harmlos, wir befinden uns in einem Gasthof, der umgebaut wird. Wir sehen einem tüchtigen älteren Gipser bei der Arbeit zu und sprechen mit dem Wirt, der seinen Betrieb vorübergehend geschlossen hat. Plötzlich wird alles sehr lebendig, viele Leute treffen ein, Gäste, ein kleines Unternehmen, das offenbar soeben gegründet worden ist. Verschiedene Chefs tauchen auf, mit harten, undurchdringlichen Gesichtern, eine überforderte Sekretärin, die leidend aussieht, wie die Informationschefin der SAir Group, und viele junge Leute erscheinen, davon allein etwa zwanzig "Programmierer". Der Wirt hat seinen Gasthof nur für diese Tagung geöffnet, bekommt aber jetzt erhebliche Schwierigkeiten, weil zu viele Leute eintreffen und die Räume nur zum Teil bezogen werden können und Küche nicht in Betrieb ist und die Leute bereits ungeduldig auf das Mittagessen warten. Es soll jetzt auch nicht nur eine Tagung stattfinden, das Unternehmen will gleich einziehen und sich in den Räumlichkeiten des Gasthofs niederlassen. An einem langen Tisch sollen die Programmierer arbeiten, aber Notebooks sind nicht vorhanden. Wie soll das weitergehen? Wir sind erstaunt und denken, dass es doch wohl eine verrückte und schwierige Geschichte ist, die nur ein sehr kluger Autor weiterspinnen könnte. Wir können es jedenfalls nicht und sind dem Traum dankbar, dass er sich fortsetzt und uns eine Lösung präsentieren muss. Es mehren sich nun die Anzeichen, dass es irgendwie nicht mit rechten Dingen zu und her geht. Man redet davon, dass noch nie Löhne bezahlt worden seien, man bedrängt die Sekretärin, beklagt sich beim Wirt, der unvorbereitet ist und nur eine schäbige Mahlzeit zubereiten kann. Man weiss auch nicht recht, wo Arbeitsmittel und Arbeiten sind. Die Chefs werden unruhig und böse und drohen und sehen plötzlich wie Unterweltler aus. Am Ende eskaliert die Lage, manche "Programmierer" werden von den Chefs vor dem Haus mit einer Waffe auf einer Wiese im Kreise herumgejagt wie Kühe auf der Weide. Wir sind zum Glück nur unbeteiligter Zuschauer, müssen aber aufpassen, dass wir nicht auch plötzlich zu den Angestellten gerechnet werden. Das geschieht schlussendlich, und wir müssen fliehen, mit allen anderen rennen wir weg, in alle Richtungen, über eine Strasse und einen Fluss. Dort werden wir aber gestoppt, von Militärpersonen, das Unternehmen ist plötzlich im Bunde mit einer grossen Militärorganisation. Wir sehen auf einem Feld Soldaten, die ausgebildet werden. Die Geflohenen werden nun zum Militärdienst gezwungen, auch ich werde gleich aufgenommen, sehr ehrenvoll, als Offizier, man gibt mir eine Uniform und eine grosse goldene, geschwungene Nadel, das Offiziersabzeichen. Als Offizier muss ich mich nun gleich auch an der Ausbildung beteiligen, die sehr hart ist und von vielen Schlägen begleitet wird. Ich erhalte auch ein Schlaginstrument, eine Art von Holzkeule, die ich sofort ausprobieren will. Ich schlage einen der Ausbildner, einen Unteroffizier, mit voller Kraft von hinten gegen das Ohr. Der Kerl, ein älterer Haudegen, dreht sich um und lächelt. Er ist sich solche Sachen gewöhnt, spürt keinen Schmerz mehr, ihn kann man nicht aus der Ruhe bringen. Das und vieles weitere haben wir erlebt, und der Traum verschwand erst, als wir uns endlich, müde geworden, entschlossen, traumlos weiterzuschlafen.

Freitag, 6. März 2009

Wir haben, in unserem fortgeschrittenen Alter, unsere gute und sichere Stelle gekündigt und sind Informatiker geworden. Jetzt sitzen wir in einem Raum mit mehreren jungen Kollegen, Entwicklern, Projektleitern, Programmierern, und alle glauben, dass wir an einem vielversprechenden neuen Grossprojekt arbeiten. Ein junger Chef aber erklärt uns, dass gar nichts laufe, vor allem nicht in unserer Stadt, nein, hier ist nichts mehr los, es gibt keine Arbeit mehr, wir müssten mit der Entlassung rechnen. Wir überdenken unsere Lage mit einigem Schrecken, wir werden plötzlich kein Geld mehr haben, nur noch den Lohn der Gattin, aber dieser Lohn reicht nirgends hin. Also wohl Arbeitslosenunterstützung, die wird es geben, aber für wie lange, das ist die Frage. Oder sollen wir uns wieder bei unserem alten Arbeitgeber melden und hoffen, dass man uns wieder aufnimmt? Das wäre nicht undenkbar, vielleicht machen sie das, vielleicht sind sie uns wohlgesinnt genug. Haben wir nicht viele Verdienste, haben wir nicht über dreisig Dienstjahre? Das wäre nicht undenkbar, ist aber auch nicht sehr wahrscheinlich. So gutmütig sind sie dann doch auch wieder nicht.

Mittwoch, 4. März 2009

Ich bin im Spital, habe ein bequemes Bett mit grossen weissen Kissen. Ich bin in einem Dreierzimmer, zusammen mit zwei Frauen. Mein Bett steht längsseitig der Wand, ein weiteres Bett steht in der Mitte des Raumes, mit dem Kopf gegen das Fenster, und neben ihm, sehr nahe, steht ein weiteres Bett längsseitig an der Wand. Im mittleren Bett liegt unsere Göttin N., sie flüstert mit der mir unbekannten Zimmerkollegin. Es geht um medizinische oder familiäre Probleme, die mir, wie so vieles, was N. umgibt und betrifft, verschlossen sind. Ich liege regungslos, das eine Ohr in optimaler Lage. Ich möchte zuhören, die Geheimnisse erfahren, die Frauen sprechen aber zu leise, ich verstehe nichts. Später, in der Nacht, erwache ich und sollte auf die Toilette. Die Frauen haben mich zu stark abgelenkt, ich habe vergessen zu beachten, wo sich die Lichtschalter befinden. Jetzt erwache ich wirklich, glaube aber noch immer, mich im dunklen Krankenzimmer zu befinden. Ich denke über meine Lage nach, suche nach einem Ausweg und bemerke erst nach einigen bangen Augenblicken, dass ich im eigenen Zimmer bin.

Montag, 2. März 2009

Wir sind auf dem Weg nach Hause, zusammen mit einem uns unbekannten Kollegen. Wir haben beide Velos, benützen sie aber nicht, sondern stossen sie über die Fussgängerstreifen. Das ist schneller und sicherer, denn haben einen riesigen Verkehrsknoten zu überqueren, breite Strassen mit viel Autoverkehr. Wir kommen, den Signalen der Ampel folgend, sicher auf die andere Seite. Dort beginnt ein Aufstieg auf einer schmalen Strasse. Wir stossen die Velos weiterhin, sind im übrigen ganz unpassend angezogen, tragen nur ein kurzärmliges Hemd, und dabei ist es sehr kalt und windig. Wir werden uns gewiss erkälten, denken wir, wenn wir jetzt nicht schnell nach Hause kommen. Da springt meinem Kollegen die Kette weg, wir müssen anhalten und sie wieder neu einpassen, werden beide schmutzig dabei. Nach einigen weitern Metern wird aus dem Velo des Kollegen ein Auto, ein alter Karren, Jahrgang 1947, der aber den Dienst versagt. Der Kollege versucht eine Reparatur, füllt in mehrere dafür vorgesehene Löcher Motorenöl, was das ganze Auto verschmutzt. Auch wir haben Öl, geben von unserem Öl dazu, alles verschmiert greulich, auch unsere Hände werden ölig. Dann fahren wir weiter, mein Kollege mit dem Auto, ich auf dem Velo, kommen jetzt endlich vorwärts.