Mittwoch, 27. Juni 2007

Ich bin auf dem Weg zu einer Theateraufführung. Eine Amateur-Truppe soll ein komisches langweiliges langes Stück aufführen, in einem grossern Saal, in dem sich bereits erwartungsvoll viel Publikum versammelt hat. Auch ich habe eine Rolle. Ich muss als alter Narr auftreten und in einem Zwischenspiel etwa zehn Minuten in Versen reden. Ich habe aber noch gar nichts vorbereitet, habe kein Kostüm und die Verse noch gar nicht angesehen. Das einzige, das ich habe, sind einige Schachteln aus Metall, die ich vor mir hertrage und für meinen Auftritt verwenden sollte. Sie haben verschiedene Grössen und sind so locker verschlossen, dass sie, wenn ich sie fallen lasse, einen grossen Lärm und eine Riesenunordnung verursachen werden. Ich begegne auf dem Vorplatz zum Theaterhaus einem anderen Schauspieler, der verwundert meine Schachteln besieht. Ich habe sogar noch ein weiteres Requisit, ein kleines Album mit Museumsstücken. Es enthält Münzen und kleine bestickte Stoffresten mit alten Wappen und anderen Darstellungen, die in Plastikfolien eingefasst sind. Auch über dieses Album sollte ich bei meinem Auftritt schön gereimt reden. Die Vorstellung wird bald beginnen! Ich bin ganz ruhig und zuversichtlich und gehe davon aus, dass ich eben irgendwetwas improvisieren muss, einen Kabarettauftritt, der die Leute zum Lachen bringen wird. Ich werde wohl so auftreten, wie ich jetzt daherkomme, ganz alltäglich, und sagen, dass ich nicht vorbereitet sei, nichts auswendig gelernt habe und diese Schachteln fallen lassen und über das komische Album Witze machen sollte. Es fallen mir einige humorvolle Bemerkungen ein, die ich aber nicht aufschreiben kann und wohl wieder vergesse bis zu meinem Auftritt. Wird das Publikum auf diese Witze reagieren? Es könnte sein, dass es über jeden Satz und jedes Wort schallend lacht, auch darüber, dass ich die Schachteln ständig herumtrage, aber nicht fallen lasse. Es könnte aber auch sein, dass alle peinlich berührt sind und schweigen, und auch meine Theatertruppe entsetzt ist über mein unmögliches Verhalten.

Freitag, 22. Juni 2007

Er hat sich, vollkommen davon überzeugt, dass ein weiteres Leben keinen Sinn mehr machen würde, die Pulsadern aufgeschnitten. Ein scharfer hellroter Strahl schiesst heraus. Er beobachtet sich, möchte genau verfolgen, wie er stirbt. Er fühlt, wie die Glieder kalt werden, wartet auf den ewigen Schlaf, der da kommen sollte. Aber der Tod kommt nicht, sondern die Angst vor dem Tod. Die Tat reut ihn plötzlich, er möchte doch noch leben, erzittert vor dem ungeheuren Ereignis, das jetzt in wenigen Sekunden bevorsteht. Es graust ihn, er blickt auf sein Handgelenk, wo das Blut noch immer herausschiesst, und fühlt nun wirklich den Tod kommen. Er erwacht, fühlt aber noch immer die Kälte in allen Gliedern und ist nicht ganz sicher, ob er nicht doch tot ist. Nur langsam geht es wieder ins Leben zurück.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Wir kommen in die Ostschweiz, in den Kanton Thurgau, wo wir zu einem Volksfest eingeladen worden sind. Es ist nicht nur ein Volksfest, sondern auch eine festliche Zusammenkunft von bürgerlichen Politikern und Unternehmern, eine ziemlich gehobene Gesellschaft. Auch junger geschniegelter Nachwuchs ist da und tut wichtig. Wir fallen nicht ab, tragen Anzug und Kravatte, haben allerdings auch das Velo bei uns, wir haben die Absicht, am Abend nach Hause zu radeln. Man kennt uns, bittet uns, teilzunehmen, auch wenn wir, was deutlich zu spüren ist, nicht zu diesem Club gehören. Man grüsst uns freundlich, nennt uns aber nicht beim Namen und gerät in Verlegenheit, wenn wir ein Gespräch beginnen wollen. Die Einladung aber war sehr freundlich ausgesprochen worden, es wäre unhöflich, vorzeitig zu gehen. Wir bleiben daher viel länger als wir beabsichtigten, bleiben den ganzen Nachmittag, gehen auf dem Gelände des Sportplatzes herum, auf dem das Fest stattfindet, erleben einen gewaltigen kurzen Wolkenbruch, sehen einer Gruppe von elegant gekleideten Damen zu, die für die Abendveranstaltung einen Tanz einübt. Gegen acht Uhr verabschieden wir uns, jetzt ist es aber viel zu spät geworden, an eine Fahrt mit dem Velo ist nicht mehr zu denken, es sind ja auch zweihundert Kilometer bis nach Hause. Wir würden gerne die Gattin benachrichtigen, haben aber kein Handy und kein Telefon. Wir gehen zum Bahnhof und versuchen, einen Zug zu finden und auch das Velo mit dem Zug mitzunehmen. Es ist nicht sicher, ob uns die Fahrt noch möglich ist oder ob wir nicht in dieser kleinen Thurgauer Ortschaft eine Möglichkeit zum Übernachten suchen müssen.

Freitag, 15. Juni 2007

Montag, 11. Juni 2007

Wir sind im Militärdienst, mit unserem grossen grauen Lieblingskater, in einem riesigen Schlafraum, der viele meterhohe Fenster aufweist, die sich nicht schliessen lassen. Es ist nicht zu sehen, wie wir hier mit dem Kater, der gerne ins Freie entweicht, hausen können. Er entwischt auch sofort, wir eilen ihm nach und kommen, wenn wir aus dem Fenster steigen, in eine sanft abfallende, dunkelgraue Landschaft aus flachen Felsen, Kies und Sand. Der Kater springt auf seine Art davon, er verschwindet dabei nie ganz, sondern bleibt immer in unserem Gesichtsfeld. Jetzt ist er aber unvorsichtig und rutscht und fällt einen steilen Abhang hinunter in ein kleines Tal. Wir steigen ebenfalls hinunter und zeigen vorwurfsvoll nach oben. Siehst du, wo du jetzt bist? Er scheint seine Ungeschicklichkeit einzusehen und lässt sich fangen und tragen. Wir gehen mit ihm das Tal hinauf, es ist nicht weit bis zur Strasse, die wieder zur Kaserne führt. Wir reden auf ihn ein und hoffen, dass er sich in Zukunft klüger verhält und das Areal nicht mehr verlässt. Das ist im übrigen sehr ratsam, denn einer meiner Kameraden hat ein Gewehr und würde gerne auf die Tiere schiessen, die sich hier in dieser Wüstenlandschaft herumtreiben könnten. Wir zeigen ihm unsere Katze und erklären ihm ihr Verhalten.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Wir, meine Frau und ich, befinden uns auf einem Parkplatz am Stadtrand, haben eine Auseinandersetzung mit unserem Chef. Er bedroht uns mit einem Messer, erklärt aber, es sei einfach nur so in seiner Hand. Er wirft es auch, um seine alles in allem nicht gefährlichen Absichten zu zeigen, demonstrativ auf den Boden, ergreift es dann aber immer wieder schnell. Wir gehen einer Strasse entlang hinauf, zur Stadt. Der Chef hantiert noch immer mit dem Messer, wirft es aber wieder zu Boden und kickt es mit einem Tritt weg. Es fliegt den Abhang hinunter. Kinder springen ihm nach, heben es auf und bringen stolz es dem Besitzer zurück. Wir besichtigen das Münster der Stadt, es ist ein kleiner, aber kunsthistorisch sehr interessanter Bau, der fast ausschliesslich aus bemalten Holzfiguren besteht, aus Heiligen, Engeln, Propheten, Aposteln. Vor uns ein sitzender Heiliger, dessen Füsse auf zwei Ebenen dargestellt werden. Direkt vor uns klobige Schuhe, glänzend, poliert, dann, um ein weniges höher und zurück gesetzt, die gleichen Füsse, aber nur als Skelett dargestellt. Es hat viele Besucher, und wir haben Mühe, einen Blick auf die Figuren zu erhalten. Eine Kunsthistorikerin erklärt einer Gruppe die Bildwerke, ist aber selber mit ihrem fein ausgearbeiteten Faltenkleid ein Teil einer Skulptur.

Samstag, 2. Juni 2007

Wir kommen am Hauptbahnhof an und möchten mit dem Taxi nach Hause fahren, ausnahmsweise, weil die Busse nur selten in die Vorortsgemeinde fahren, in der wir wohnen. Es ist nicht besonders weit, höchstens zehn Kilometer. Den Namen des Wohnortes haben wir dummerweise vergessen, wir zeigen aber dem Fahrer einfach nur den Weg. Bei einem Coop wollen wir noch etwas einkaufen und fragen den Fahrer, ob er ein paar Minuten warten könne. Er aber sagt, er habe viel zu tun und könne nicht warten. Da es gewiss schwierig für uns ist, jetzt ein anderes Taxi zu finden, sagt er, er könne uns helfen, er habe hier einen Freund, der uns nach Hause bringen könnte, er müsse in die gleiche Richtung fahren. Dieser Freund steht mit seinem Wagen gerade vor dem Coop. Wir sind einverstanden und sagen, wir würden dem Freund gerne ein Trinkgeld von zwanzig Franken geben. Zwanzig Franken, sagt der Taxifahrer, das gehe doch nicht. Die Fahrt koste alles zusammen zweihundert Franken. Wie bitte, sagen wir, das gehe doch nicht, das könnten wir gar nicht bezahlen. Dann müssten wir ihm eben die Fahrt bis zum Coop bezahlen, diese Fahrt koste 57 Franken. Auch dieser Preis ist absurd hoch, den sie dauerte nur ein paar Minuten. Wir denken, dass hier betrogen wird, werden böse und sagen, wir würden die Polizei holen. Er solle uns auf eine Quittung geben. Er geht zum Auto zurück.