Man hat mir den Auftrag gegeben, Besucher zu
empfangen, eine kleine Delegation mit zwei Parlamentspräsidenten aus
irgendwelchen europäischen Staaten, die nicht von grosser Bedeutung sind. Auch
ich nehme den Auftrag nicht besonders ernst und bereite mich nicht vor,
verspäte mich sogar beim Empfang und komme um zehn Minuten zu spät. Die
Delegation traf um 7.30 Uhr ein und musste sich alleine zurechtfinden, was ihr
offensichtlich gelungen ist. Als ich in mein sehr grosses Büro komme, das für
einen Beamten ungewöhnlich und unbequem ist und aus einem Saal besteht, mit
Tischen und Stühlen, sitzen die Besucher schon dort. Es sind aber nicht die
angekündigten Politiker, sondern eine grosse Gruppe verschiedenster Leute, die
offenbar ohne mein Wissen zu Vorträgen und einer Schulung eingeladen worden
ist. Die Stimmung ist gut, die Leute lachen, als ich sie mit launigen Worten
begrüsse. Ich entschuldige mich für die Verspätung und sage, sie hätten ja das
Zimmer auch ohne mich gefunden. Es sei für einmal ganz gut, dass ich ein so
grosses Zimmer hätte. Die erwartete Delegation war mehrsprachig
zusammengesetzt, jetzt sehe ich aber, dass offenbar alle deutsch sprechen. Ich
frage, ob jemand nicht deutsch sprechen würde. Niemand antwortet. Was soll aber
jetzt geschehen? Ich habe nicht die geringste Ahnung und bin froh, als einige
aufstehen und erklären, es sei Zeit für eine Pause und einen mir nicht
bekannten Ausgang nehmen, der in die Stadt führt. Ich hätte Kaffee und Gipfeli
vorgesehen, aber für später und in einer internen Cafeteria. Jetzt strömt die
ganze Gruppe in die Cafés in der Stadt. Ein höherer Beamter, der sich sonst um
diese Delegationen kümmert, erscheint und geht gleich wieder, ohne zu helfen.
Auch ein anderes Geschäftsleitungsmitglied eilt vorbei, unzuverlässig und von
Geschäften überhäuft wie immer. Ich gehe
den Besuchern nach. Die Türe, die sie geöffnet hatten, führt durch eine immer
engere Gasse und schliesslich durch einen Tunnel, der am Ende so eng wird, dass
man sich auf die Erde legen und kriechen muss. Die vielen Leute haben diesen
Durchgang geschafft, mir ist er aber zu beschwerlich, ich bleibe stehen.
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