Montag, 31. Juli 2023

Wir sind mit unserer Familie in England, unter Leuten. Meine achtjährige Enkelin, stets zu allerlei Scherzen aufgelegt, imitiert die Engländer, vor allem Menschen aus der Unterschicht. Sie macht grobe Karikaturen aus ihnen, was allgemeine Heiterkeit hervorruft. Sie kneift sie Augen zu engen Schlitzen zusammen und schwatzt drauflos. Ich befürchte aber, dass nicht alle diese Spässe verstehen und beleidigt sein könnten.

Mittwoch, 26. Juli 2023

Totale Desorganisation, beruflich wie privat. Ich bin in Räumlichkeiten, die gleichzeitig Büro und Wohnung sind. Vieles sollte erledigt werden, ich unternehme aber wie immer wenig bis nichts, sitze herum und bin auch gar nicht richtig angezogen. Der Gemeindepräsident erscheint und sagt, er müsse mit mir reden. Er gehe schon in den «Bären» und warte dort auf mich. Ich bin besorgt darüber und frage mich, was er mir wohl sagen wird. Habe ich meine Pflichten verletzt? Wird er mir Fehler vorwerfen? Das kann sehr wohl möglich sein, denn ich habe mir bei meinen Tätigkeiten immer viele Freiheiten herausgenommen. Besprochen werden könnte vielleicht auch eine neue Stelle, die ich bei einem Architekten antreten könnte. Dieser ist bekannt dafür, dass er sehr viel fordert, vor allem auch viele Überstunden, die er jeweils nicht ausbezahlt. Ich ziehe mich rasch an und gehe hinaus. Es regnet stark, ich nehme aber keinen Regenmantel oder Schirm, denn der «Bären» ist ja gleich gegenüber. Oder doch nicht? Ich finde ihn nicht und renne auf der Suche durch die engen mittelalterlichen Strassen einer fremden Stadt, wobei ich ganz durchnässt werde. Schliesslich kehre ich zurück und sehe den meinen Ratskollegen vor dem «Bären» stehen, der sich wirklich nur wenige Meter von meiner Haustür befindet, von mir aber nicht erkannt worden ist, weil er sein Aussehen verändert hat. Der Gemeindepräsident hat den «Bären» bereits wieder verlassen, ist aber keineswegs ungehalten über meine Verspätung. Es stellt sich heraus, dass es um eine Kleinigkeit geht. Die Wirtin hat in zwei Fällen die Preise erhöht. Ein Kaffee soll jetzt nicht mehr 4.20 Franken, sondern 4.50 Franken kosten, und auch beim Bier gibt es einen Aufschlag. Man könne nichts dagegen machen, sagt der Gemeindepräsident, müsse es aber im Dorf entsprechend kommunizieren. Das kann ich problemlos übernehmen. Ich bin erleichtert, dass die vielen anderen Probleme nicht zur Sprache kommen und wohl auch gar nicht wahrgenommen worden sind.

Sonntag, 23. Juli 2023

Es ist zwei Uhr am Morgen. Ich sollte, mit meinem Auto, von Zürich aus zwei Kollegen nach Hause bringen. Der eine, blind, wohnt in Genf und sollte nach Genf, der andere will mitkommen und kann bei der Rückkehr in der Nähe von Zürich abgesetzt werden. Die Fahrt nach Genf wird natürlich mindestens zwei Stunden dauern, und die Rückfahrt wird sich verzögern, weil in einem Genfer Spital, der Miséricorde, noch unbedingt ein Medikament abgeholt werden muss. Ich fahre los, in der Hoffnung, trotz fehlendem Schlaf heil wieder nach Hause zu kommen. Ich sollte nun die Autobahn erreichen, fahre aber bei der Auffahrt falsch und gerade auf einen Weg, der der Autobahn entlang führt und immer schmaler wird. Links von mir hat es zunächst Gebüsch, dann eine Mauer. Der Weg wird nun fast unpassierbar für ein Auto und ist zudem schief geneigt. Auf der rechten Seite hat gibt es keine Ausweichmöglichkeit, eine Mauer von zwei Metern Höhe stützt den Weg. Schliesslich hat dieser ein Ende, wir stehen still auf einem Mauervorsprung. Rückwärts zu fahren ist unmöglich. Wir müssen jetzt warten, bis wir von einem Kran oder Helikopter befreit werden. Wir steigen aus und klettern über die Mauer hinunter auf eine Wiese, wobei wir dem blinden Kollegen helfen müssen.

Sonntag, 16. Juli 2023

Ich muss mithelfen bei medizinischen Tests. Eine Ärztin bringt, in kleinen Spritzen, Blutproben, die sie in Vertiefungen auf rechteckigen Plättchen tropfenweise deponiert. Ich sollte diese Plättchen mittels Klebeetiketten kennzeichnen. Es geht jeweils nur um kleine, fünfstellige Zahlenfolgen, die ich von einer Vorlage abschreiben und auf die Etiketten übertragen muss. Die beiden ersten Ziffern werden von den folgenden drei durch einen Leerschlag abgetrennt. Auf jede Etikette kommen zwei solche Zahlenfolgen, die aber doppelt hingeschrieben werden müssen. Ich bin ungeschickt und schreibe zuerst eine Zahl nur einmal, die zweite dann dreimal. Die Ärztin wird nicht ungeduldig, sondern sagt ganz ruhig, ich solle doch einfach eine der dreifach hingeschriebenen Zahlen durchstreichen und die erste Zahl nochmals hinsetzen.

Dienstag, 11. Juli 2023

Für einmal ein Alptraum. Eine Frau mit einem Pfeilbogen schiesst aus etwa fünfzig Metern Distanz auf mich. Ich bewege mich aber schnell hin und her, vor einer Holzwand. Die Pfeile schlagen dort ein und bleiben stecken. Ein Pfeil schlägt genau dort ein, wo ich vor einer halben Sekunde noch stand. Nun taucht ein junger Mann auf, der ebenfalls beschossen wird, ganz aus der Nähe. Er hat einen kleinen Knallkörper in den Händen und wirft ihn, auf meine Aufforderung hin, der Schützin in ihr weites Kleid, wo er explodiert. Das macht die Frau erst recht böse. Auf Schweizerdeutsch schreit sie, dass ich jetzt an der Reihe sei. Sie kommt näher und zielt aus wenigen Metern Distanz auf mich. Ich kann nicht mehr ausweichen und wehre mich mit einem Fusstritt. Ich protestiere: Das isch e Hiirichtig! Ich erwache, den Fuss gegen die Wand gestellt, und weiss zunächst nicht, wo ich bin. Dann aber wird dies klar, und ich bin glücklich, mich wiederzufinden, zuhause, im Schlafzimmer.

Montag, 10. Juli 2023

Cosima ist unerwartet zurückgekehrt und wird nun nochmals ein Jahr bei mir arbeiten. Wir tun so, als ob alles in bester Ordnung wäre und reden nicht über die alten Zeiten, die zehn Jahre zurückliegen. Ich verhalte mich völlig korrekt, sie ist schüchterner als je zuvor. Dann aber genügt ein Blick, um klar zu zeigen, dass die alten Verhältnisse noch keineswegs vergessen, sondern noch sehr lebendig sind. Eine Veranstaltung findet statt, an der auch Soldaten aus der Schweiz und aus Frankreich teilnehmen. Sie sind in schönen Paradeuniformen. Auch ein Kollege, ein junger Mann, den ich im Verdacht habe, dass er versucht, sich Cosima anzunähern, erscheint in einer ihm für diese Veranstaltung offenbar bewilligten, sehr pompösen Uniform mit goldigen Tressen und Epauletten. Dies erstaunt mich, da er doch gegenüber dem Militär sehr kritisch eingestellt ist. Warum erscheint er jetzt als eine Art von Kriegsheld? Dann wird die Marseillaise gesungen, mit grosser Inbrunst. Allons enfants de la Patrie, le jour de gloire est arrivé! Ich äussere mich kritisch und sage, das töne ja sehr schön, aber wenn sie einen Schweizer Soldaten sehen würden, würden sie davonrennen.