Ich
bin im Militärdienst. Es ist später Nachmittag, wir haben frei und stehen vor
der Kaserne herum. Bald werden wir wieder zum Dienst antreten müssen. Der
Kommandant erscheint persönlich und sorgt dafür, dass alle wieder in die Kaserne
zurückkehren. Ich gehöre zu einer anderen Einheit, muss also jetzt nicht
einrücken. Ein Bekannter von mir, mit dem ich ein interessantes Gespräch
geführt habe, sollte jetzt auch gehen. Oder könnte er auch draussen bleiben?
Wir stehen bei einem unübersichtlichen, seltsamen Gebäude, hinter dessen
Wänden man sich gut verbergen könnte, wenn man nur wollte. Mein Freund bleibt
stehen, der Kommandant geht herum und sieht ihn nicht. Noch könnte er
hervortreten und ohne weiteres zu seiner Truppe gehen. Der Kommandant kommt
jetzt näher, mein Freund duckt sich und versteckt sich nun wirklich, auch auf
meinen Wink hin. Der Offizier sieht mich, fragt mich, ob alle weg seien. Ich
lüge und sage ja. Da wird er misstrauisch, schaut genauer nach und entdeckt den
jungen Mann. Das ist jetzt ein gravierendes Ereignis, ein schwerwiegender Bruch
der Disziplin und des Vertrauens. Der Offizier, kein böser Mensch, ist schwer
enttäuscht und fast etwas erschüttert von unserem Verhalten. Er bedeutet uns,
ihm zu folgen. Was wird jetzt mit uns geschehen, welche Bestrafung ist denkbar?
Sie könnte streng sein. Auf der anderen Seite der Grenze, das wissen wir,
würden wir als Deserteure erschossen. Ich fühle mich sehr unbehaglich. Sollte
ich den Herrn Hauptmann bitten, mit uns zu reden und unsere Entschuldigungen
anzuhören? Eine böse Absicht hatten wir nicht. Ohne es wirklich zu wollen,
haben eine Riesendummheit begangen, die doch vielleicht nur mit einer milden
Strafe erledigt werden kann.
Montag, 5. Dezember 2022
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