Dienstag, 26. Juli 2022

 

Wir erwarten Besuch, aus Amerika. Ein Freund meines kleinen Bruders, der in der Schweiz aufgewachsen ist, aber jetzt in Amerika lebt und sich dort verheiratet hat, kommt mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter in die Schweiz. Er wartet auf uns auf einem kleinen Bahnhof, er sitze auf einer Bank beim Tunnelausgang, sagt er uns am Telefon. Ich und mein Bruder kommen an, mit einem Zügli, und finden ihn tatsächlich. Ein junger Mann, mit Rucksack und Gepäck. Wir treffen ihn aber nur kurz, er geht sodann seine beiden Reisegefährtinnen holen und kommt mit ihnen mit einem Auto, das irgendjemand zur Verfügung gestellt hat, vor unserer Wohnung an. Es ist die Stadtwohnung, in der wir jetzt leben, vier Zimmer und eine kleine Mansarde. Ich lebe dort, mit meiner Frau und meinem Bruder, der aber sehr viel jünger ist als ich. Wie sollen wir nun den Besuch unterbringen? Wir empfangen die Leute herzlich, stehen jetzt aber unschlüssig im kleinen Gang. Die junge Frau ist eine «Bohnenstange», hager und fast etwas hässlich. Wirklich hässlich ist aber die Mutter, ein lebhaftes altes Weib mit grossen Zähnen. Wir haben nichts vorbereitet und dachten eigentlich, dass nur ein Gast kommen würde. Wir haben eigentlich nur drei Betten, die alle benützt werden, und ein kleineres Bett, das nur für ein Kind geeignet ist. Dort könnte allenfalls mein Bruder schlafen. Mindestens zwei Personen müssen demnach audf dem Boden schlafen, und gewiss alle Gäste in einem Zimmer. Wir gehen mehrere Varianten durch, und ich bitte meinen Bruder, der die Einladung zu verantworten hat, doch einer für ihn unbequemen Lösung zuzustimmen. Wie soll das gehen? Wir fragen, wie lange sie denn bleiben möchten. Sie sagen drei Wochen. Und ob sie viel reisen würden? Das wissen sie noch nicht. Das werden schwierige Wochen werden! Wir sind etwas entsetzt, denn die Weihnachtszeit steht ja bevor und wir haben zwei grössere Einladungen, die die ganze Wohnung in Anspruch nehmen werden. Wo sollten sie denn essen, wo frühstücken, wo sich aufhalten? Meine Gattin ist total überfordert, mein Bruder hat sich auch noch keine Gedanken gemacht. Ich zeige ihnen jetzt die Wohnung, um ihnen einen Begriff von ihrer Kleinheit zu geben, die sie wohl nicht erwartet haben. Ich zeige die beiden Toiletten und bitte sie, die eine nicht zu benützen, da es nach dem Spühlen sehr lange dauert, bis das Wasser für die nächste Spühlung wieder im Kasten ist. Diese Toilette ist aber stark verschmutzt, die Schüssel ganz verspritzt mit Gaggi. Der junge Mann sagt, er habe sie schon benutzt und leider Durchfall gehabt. Ich versuche, zu spühlen, verschlimmere aber die Sache nur noch, indem jetzt das braune Schmutzwasser überschwappt und auf den Boden läuft. Wer wird das putzen? Die Gäste sehen nicht so aus, als ob sie sich an solchen Hausarbeiten beteiligen könnten. Und ich sollte zur Arbeit gehen, bin schon verspätet und will jetzt gehen.

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