Wir
erwarten Besuch, aus Amerika. Ein Freund meines kleinen Bruders, der in der
Schweiz aufgewachsen ist, aber jetzt in Amerika lebt und sich dort verheiratet
hat, kommt mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter in die Schweiz. Er wartet
auf uns auf einem kleinen Bahnhof, er sitze auf einer Bank beim Tunnelausgang,
sagt er uns am Telefon. Ich und mein Bruder kommen an, mit einem Zügli, und
finden ihn tatsächlich. Ein junger Mann, mit Rucksack und Gepäck. Wir treffen
ihn aber nur kurz, er geht sodann seine beiden Reisegefährtinnen holen und
kommt mit ihnen mit einem Auto, das irgendjemand zur Verfügung gestellt hat,
vor unserer Wohnung an. Es ist die Stadtwohnung, in der wir jetzt leben, vier
Zimmer und eine kleine Mansarde. Ich lebe dort, mit meiner Frau und meinem Bruder,
der aber sehr viel jünger ist als ich. Wie sollen wir nun den Besuch
unterbringen? Wir empfangen die Leute herzlich, stehen jetzt aber unschlüssig
im kleinen Gang. Die junge Frau ist eine «Bohnenstange», hager und fast etwas
hässlich. Wirklich hässlich ist aber die Mutter, ein lebhaftes altes Weib mit
grossen Zähnen. Wir haben nichts vorbereitet und dachten eigentlich, dass nur
ein Gast kommen würde. Wir haben eigentlich nur drei Betten, die alle benützt
werden, und ein kleineres Bett, das nur für ein Kind geeignet ist. Dort könnte
allenfalls mein Bruder schlafen. Mindestens zwei Personen müssen demnach audf
dem Boden schlafen, und gewiss alle Gäste in einem Zimmer. Wir gehen mehrere
Varianten durch, und ich bitte meinen Bruder, der die Einladung zu verantworten
hat, doch einer für ihn unbequemen Lösung zuzustimmen. Wie soll das gehen? Wir
fragen, wie lange sie denn bleiben möchten. Sie sagen drei Wochen. Und ob sie
viel reisen würden? Das wissen sie noch nicht. Das werden schwierige Wochen
werden! Wir sind etwas entsetzt, denn die Weihnachtszeit steht ja bevor und wir
haben zwei grössere Einladungen, die die ganze Wohnung in Anspruch nehmen
werden. Wo sollten sie denn essen, wo frühstücken, wo sich aufhalten? Meine
Gattin ist total überfordert, mein Bruder hat sich auch noch keine Gedanken
gemacht. Ich zeige ihnen jetzt die Wohnung, um ihnen einen Begriff von ihrer
Kleinheit zu geben, die sie wohl nicht erwartet haben. Ich zeige die beiden
Toiletten und bitte sie, die eine nicht zu benützen, da es nach dem Spühlen
sehr lange dauert, bis das Wasser für die nächste Spühlung wieder im Kasten
ist. Diese Toilette ist aber stark verschmutzt, die Schüssel ganz verspritzt
mit Gaggi. Der junge Mann sagt, er habe sie schon benutzt und leider Durchfall
gehabt. Ich versuche, zu spühlen, verschlimmere aber die Sache nur noch, indem
jetzt das braune Schmutzwasser überschwappt und auf den Boden läuft. Wer wird
das putzen? Die Gäste sehen nicht so aus, als ob sie sich an solchen
Hausarbeiten beteiligen könnten. Und ich sollte zur Arbeit gehen, bin schon
verspätet und will jetzt gehen.
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