Samstag, 30. Juli 2022

Meine Frau und ich besuchen eine Lesung. Der alte Pater Ludwig Kaufmann liest in einem kleinen Saal mit freier Bestuhlung. Wir kommen spät und finden eben gerade noch Platz, ich in einiger Entfernung von meiner Frau. Der Jesuitenpater aber schläft ein, befallen von einem Unwohlsein. Er muss die Lesung abbrechen und nach Hause. Da er in unserer Nähe wohnt, kümmert sich meine Frau um ihn und begleitet ihn hinaus, zur Tramhaltestelle. Es ist aber später Abend, und die Trams fahren nur noch selten. Wir kennen den berühmten Pater Kaufmann nicht näher, sind aber jetzt glücklich, auf diese Weise seine Bekanntschaft zu machen. Wir warten mit ihm auf das Tram, das erst in einer Viertelstunde kommen wird. Ich mache auf dem weiten freien Platz einen kurzen Rundgang und sehe dabei, dass ein schmaler Kanal, der normalerweise abgedeckt ist, quer über den Platz führt. Auf dieser Wasserstrasse bewegt sich jetzt ein militärisches Objekt, ein grosses gepanzertes Boot, das genau die Breite des Kanals hat und lautlos vorübergleitet. Ich bestaune diese seltsame Erscheinung und werde von einem energischen, übereifrigen Wachsoldaten angesprochen, der mich fragt, was ich hier machen würde. Meine Antwort befriedigt ihn nicht, er erklärt, er müsse mich verhaften, ich sei ein Spion. Ich verteidige mich und sage, er mache sich lächerlich, ich sei doch ein ganz gewöhnlicher Passant. Er bleibt aber hartnäckig und zeigt auf einen kleinen alten Säbel, den ich bei mir habe. Wieso würde ich diese Waffe tragen? Ich sage, es sei ein Familienerbstück, das ich zum Spass bei einem Nachtmarsch mit alten Schulkameraden mitgeführt hätte. Er befiehlt mir, mitzukommen. Von meiner Frau kann ich mich nicht mehr verabschieden, ich sehe nur noch, wie sie mit dem Pater das Tram besteigt. Der Wachsoldat bringt mich zu einem Verwaltungsgebäude und befiehlt mir, im Eingangsbereich zu warten. Ich warte, alleingelassen, aber niemand zeigt sich. Ich bemerke eine in den Boden eingebaute Falltüre, die zu einer «Panzerhalle» führen soll, offenbar einer streng geheimen Anlage, die sich mitten in der Stadt befindet. Nach einer halben Stunde erscheinen endlich zwei elegante ältere Herren in Zivil, vertieft in ein juristisches Gespräch. Ich halte sie auf und erkläre ihnen meinen Fall. Sie sind erstaunt, besprechen sich auf französisch und erklären, es liege ja nichts gegen mich vor, man müsse mich auf jeden Fall sofort freilassen. Mein Wachsoldat ist verschwunden, es ist unklar, wie es jetzt weitergeht.

Dienstag, 26. Juli 2022

 

Wir erwarten Besuch, aus Amerika. Ein Freund meines kleinen Bruders, der in der Schweiz aufgewachsen ist, aber jetzt in Amerika lebt und sich dort verheiratet hat, kommt mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter in die Schweiz. Er wartet auf uns auf einem kleinen Bahnhof, er sitze auf einer Bank beim Tunnelausgang, sagt er uns am Telefon. Ich und mein Bruder kommen an, mit einem Zügli, und finden ihn tatsächlich. Ein junger Mann, mit Rucksack und Gepäck. Wir treffen ihn aber nur kurz, er geht sodann seine beiden Reisegefährtinnen holen und kommt mit ihnen mit einem Auto, das irgendjemand zur Verfügung gestellt hat, vor unserer Wohnung an. Es ist die Stadtwohnung, in der wir jetzt leben, vier Zimmer und eine kleine Mansarde. Ich lebe dort, mit meiner Frau und meinem Bruder, der aber sehr viel jünger ist als ich. Wie sollen wir nun den Besuch unterbringen? Wir empfangen die Leute herzlich, stehen jetzt aber unschlüssig im kleinen Gang. Die junge Frau ist eine «Bohnenstange», hager und fast etwas hässlich. Wirklich hässlich ist aber die Mutter, ein lebhaftes altes Weib mit grossen Zähnen. Wir haben nichts vorbereitet und dachten eigentlich, dass nur ein Gast kommen würde. Wir haben eigentlich nur drei Betten, die alle benützt werden, und ein kleineres Bett, das nur für ein Kind geeignet ist. Dort könnte allenfalls mein Bruder schlafen. Mindestens zwei Personen müssen demnach audf dem Boden schlafen, und gewiss alle Gäste in einem Zimmer. Wir gehen mehrere Varianten durch, und ich bitte meinen Bruder, der die Einladung zu verantworten hat, doch einer für ihn unbequemen Lösung zuzustimmen. Wie soll das gehen? Wir fragen, wie lange sie denn bleiben möchten. Sie sagen drei Wochen. Und ob sie viel reisen würden? Das wissen sie noch nicht. Das werden schwierige Wochen werden! Wir sind etwas entsetzt, denn die Weihnachtszeit steht ja bevor und wir haben zwei grössere Einladungen, die die ganze Wohnung in Anspruch nehmen werden. Wo sollten sie denn essen, wo frühstücken, wo sich aufhalten? Meine Gattin ist total überfordert, mein Bruder hat sich auch noch keine Gedanken gemacht. Ich zeige ihnen jetzt die Wohnung, um ihnen einen Begriff von ihrer Kleinheit zu geben, die sie wohl nicht erwartet haben. Ich zeige die beiden Toiletten und bitte sie, die eine nicht zu benützen, da es nach dem Spühlen sehr lange dauert, bis das Wasser für die nächste Spühlung wieder im Kasten ist. Diese Toilette ist aber stark verschmutzt, die Schüssel ganz verspritzt mit Gaggi. Der junge Mann sagt, er habe sie schon benutzt und leider Durchfall gehabt. Ich versuche, zu spühlen, verschlimmere aber die Sache nur noch, indem jetzt das braune Schmutzwasser überschwappt und auf den Boden läuft. Wer wird das putzen? Die Gäste sehen nicht so aus, als ob sie sich an solchen Hausarbeiten beteiligen könnten. Und ich sollte zur Arbeit gehen, bin schon verspätet und will jetzt gehen.

Mittwoch, 20. Juli 2022

Besuch in einer grossen Wohngemeinschaft, geführt von einer Bekannten. In einem alten Haus leben auf drei Etagen in grossen Wohnungen mehrere «Kommunen». Man will mir unter anderem eine Frau vorstellen, ein sehr scheues Mädchen, das selten ausgehe und etwas Gesellschaft brauchen würde. Dazu, so stellt man sich vor, könnte ich geeignet sein. Das Mädchen ist aber ausgerechnet heute nicht da. Man ist höflich mit mir, aber auch zurückhaltend. Man erwarte eine Spende, sagt mir meine Bekannte, worauf ich 200 Franken hervorhole. Das sei etwas viel, sagt sie, und gibt mir aus ihrer eigenen Tasche 50 Franken zurück. Das sei sie mir sowieso schuldig, von früher her. Ich kann mich nicht daran erinnern und nehme die 50 Franken etwas verlegen entgegen. Weiter will man aber nichts mit mir zu tun haben. Man lässt mich spüren, dass ich hier ein Fremdkörper bin und beachtet mich nicht weiter. Ich gehe daher wieder weg.

Montag, 11. Juli 2022

Ich bin mit einem alten Schulkameraden, dessen Name ich aber vergessen habe, in einer Art Ferien. Wir sitzen draussen, vor einem grossen Restaurant, am Strand. Es hat sehr viele Menschen, alle sitzen dicht gedrängt in mehreren Reihen, wir vor einem kleinen Brunnen. Neben uns nehmen sechs ältere Herren Platz, Schweizer, offenbar auch auf einer Reise, sehr gesetzte, vermutlich gutsituierte  Persönlichkeiten. Einer beugt sich zu mir herüber und sagt, wir würden uns doch kennen, aus der Pfadi. Er sei Pratzi. Ja, natürlich kenne ich ihn! Ich freue mich, ihn zu treffen und sage, ich hätte mit ihm noch einiges zu besprechen. Ja, gerne, sagt er, spricht aber wieder nur weiter in seinem Männerklub, wo es um juristische Fragen geht. Einer der Herren, offenbar ein hoher Richter, erklärt, dass er heute keine Hilfe mehr hätte bei der Auslegung von Gesetzen. Früher hätte er sich noch auf die Ratsprotokolle der eidgenössischen Räte stützen können, heute sei das unmöglich. Ich würde gerne dazu etwas sagen, wage es aber nicht, denn ich und mein Kamerad gehören nicht in diese Gesellschaftsschicht. Später geht die Gruppe ins Restaurant und fordert uns doch auf, mitzukommen, hier könnten auch Pratzi und ich miteinander reden. Wir gehen mit, bevor ich mich aber setzen kann, muss ich noch meine Perserkatze, die ich mitgeführt habe, aufs Hotelzimmer bringen. Ich trage sie weg, erwische aber auf dem Weg zum nahen Hotel noch die falsche Türe, gerate in die Küche des Restaurants und muss mich dort bei der Wirtin entschuldigen.

Freitag, 8. Juli 2022

Ich bin mit einer Reisegruppe, einem Weiterbildungs-Seminar, in einem osteuropäischen Land, es könnte Rumänien oder Bulgarien sein. Wir gehen durch eine Art Regierungsviertel, mit repräsentativen Bauten und Hochhäusern. Helikopter fliegen unablässig herum, es sind wohl Minister oder hohe Beamte. Wir lächeln über diese Unvernunft und sagen zueinander, dass dies in der Schweiz ganz unmöglich wäre. Zwischen den Gebäuden hat es grosse Baustellen mit Kranen und Gerüsten, auf denen sich die Bauarbeiter aber vergnügen. Wie Akrobaten schwingen sie an elastischen Seilen hin und her, hoch hinauf und wieder hinunter. Einer landet kopfvoran auf dem Boden und kann sich geschickt auf den ausgespreizten Fingern auffangen. Später werden wir in Gruppen aufgeteilt, und ich treffe unerwartet einen guten alten Bekannten, der in verschiedenen hohen Funktionen gearbeitet hat und jetzt offenbar als Dozent auftritt. Er ist überrascht, mich zu sehen, und fragt, in welcher Gruppe ich sei. Eins, sage ich. Um was geht es, was wird von uns verlangt? Es scheint, dass wir ausgebildet werden, um in Zukunft Kurse für das Top-Management zu leiten. Das ist attraktiv, sagt mein Bekannter, der Stundenlohn liege zwischen 500 und 7000 Franken. Ich bin irgendwie überrascht, dass ich in diese Gesellschaft geraten bin und nun solche Aufgaben erfüllen soll. Vom Stoff her dürfte das kein Problem sein, denn ich bin klug und selbstbewusst. Aber wie steht es mit meinem Auftreten? Mein Bekannter sagt, ich müsse auf jeden Fall noch zu einem Modeberater und mich besser anziehen. Jetzt bin ich, das sehe ich selber, schlecht angezogen. Ich trage einen älteren, schon etwas komisch wirkenden Anzug und eine gar nicht dazu passende Krawatte.