Wir
werden mit einer grossen Zahl Menschen in einem Flugzeug entführt. Oder sind
wir die Entführer? Jedenfalls halten wir uns vor der geschlossenen Cockpit-Türe
auf und verhandeln mit den Piloten. Sie erklären, sie würden die Türe nicht
öffnen. Wir aber wissen, dass es einen geheimen Code gibt, um sie zu öffnen und
erhalten ihn von den Flugbegleitern. Wir erhalten Zugang zu den Piloten und
bringen so das Flugzeug in unsere Gewalt. Wir befinden uns an der
Schweizergrenze, und die Piloten sagen, sie hätten nur noch «Sprit» für 800
Kilometer, wir müssten demnach bald einmal landen. Das sei uns egal, sagen wir,
denn wir haben ja unsere eigenen Ziele. Neben uns tauchen jetzt Kampfflugzeuge
auf, wir werden beobachtet und müssen wohl auch mit einem Angriff rechnen. Dann
ein Zeitsprung. Wir sind plötzlich wieder die Entführten, haben aber, auf
wunderbare Weise, das Flugzeug verlassen können und schweben nun mit bequemen
Fallschirmen über schönen grünen Landschaften. Eigentlich dürften wir nicht
landen, die Geiselnehmer haben uns das verboten. Und wir täten gut daran, uns
an diese Gebote zu halten, denn sie sind mächtig und wollen uns alle weiterhin
gefangen halten. Wir glauben aber doch, ihnen entfliehen zu können und landen.
Sofort aber erhebt sich grosses Geschrei. Rosafarbene geflügelte grosse
Insekten, eine Art Schmetterlinge, die eben gerade neu entwickelt worden ist,
tauchen auf und greifen uns an. Sie bilden eine tödliche Gefahr. Sofort werden
viele von uns getötet. Wir rennen weg und wollen uns in einem grossen Gebäude
einschliessen, was uns aber nicht gelingt, weil wir wegen den nachdrängenden
Passagieren die Türe nicht schliessen können. Jetzt umschwirren auch uns diese
Insekten.
Mittwoch, 31. März 2021
Dienstag, 30. März 2021
Ich
möchte Kontakt aufnehmen mit einem alten Bekannten aus der Jugendzeit, der
Schriftsteller geworden ist. Ich besuche daher in unserer alten katholischen
Kirche eine Messe, an der er auch stets teilzunehmen pflegt. Er hat offenbar im
Alter die Kirche, von der er sich ja mit achtzehn Jahren losgesagt hatte,
wieder entdeckt und nimmt sie sehr ernst. Ich treffe ihn nach dem Gottesdienst,
und er lädt mich ein, ihn in seiner unweit gelegenen Wohnung zu besuchen. Er
bewohnt eine Schriftstellerklause, randvoll mit Büchern und Papieren, die sich
am Boden und auf hohen Büchergestellen stapeln. Ich frage ihn, ob ich ihm etwas
helfen könnte beim Schreiben seiner Jugenderinnerungen. Ich hätte ja auch sehr
viele Erinnerungen an diese alten Zeiten. Er geht aber nicht darauf ein,
sondern übergibt mir handschriftliche Notizen. Es sind Exzerpte aus den
«Sudelbüchern» von Lichtenberg, von dem er offensichtlich sehr viel hält. Er
habe Lichtenberg erst kürzlich entdeckt und möchte dessen Texte für seine
Arbeit verwenden. Ich solle sie doch bitte ins Reine schreiben, damit wäre ihm
geholfen. Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. Er hat wohl keine Ahnung
davon, dass alles von Lichtenberg im Internet zu finden ist. Dass ich mich selber
seit langem mit Lichtenberg beschäftige, wage ich gar nicht zu
sagen, von der Beschäftigung mit Goethe, Proust, Schopenhauer,
Kierkegaard, La Bruyère, Chamfort und Nietzsche gar nicht zu reden.
Sonntag, 28. März 2021
Die
Tour kommt, die Tour de France, ein Megaereignis. Wir sitzen auf einem felsigen
Vorsprung und sehen aus grosser Höhe, wie sich das riesige Feld mit grosser
Geschwindigkeit nähert. Es ist in die Länge gezogen, hat aber auch breitere
Abschnitte, in der Mitte fahren gewiss zwanzig Fahrer nebeneinander. Das
Peloton umfasst gewiss tausend Fahrer! Sie kommen von rechts und fahren unter
uns auf eine engere Stelle zu, bei welcher auch eine andere breite Strasse
einmündet. Auf dieser Strasse nähert sich ein anderes, unbekanntes Feld. Es
kommt zu einem überaus heftigen Zusammenstoss. Von oben sieht es aus, wie wenn
zwei Fischschwärme aufeinandertreffen würden. Teile der Rennvelos und offenbar
auch Körperteile fliegen in weitem Umkreis durch die Luft. Es gibt wohl sehr viele Tote und Verletzte. Das
Rennen wird aber nicht unterbrochen, man hat mit solchen Zwischenfällen
gerechnet und hält sie für unvermeidlich. Man sagt uns, dass jetzt die
Italiener profitieren würden. Ihre Mannschaften befinden sich am Ende des
Feldes und können nun rechtzeitig das Tempo drosseln und an der grossen
Unfallstelle vorbeifahren.
Mittwoch, 24. März 2021
Ich
sitze in einem wenig attraktiven Restaurant in den Voralpen mit einem Kollegen
und einer uns unbekannten Frau. Sie ist noch nicht alt, vielleicht 45, aber
offensichtlich krank. Sie hat verlebte, müde Züge, ist aber irgendwie doch
nicht uninteressant und lebt hier in der Nähe in einem Heim. Mein Kollege kennt
sie und spricht mit ihr, ich höre nicht zu und langweile mich. Schliesslich
sage ich, ich müsse jetzt gehen und will mich verabschieden und zu meinem Velo
gehen. Die Frau und mein Kollege sind erleichtert, dass ich das Signal zum
Aufbruch gebe und wollen sofort auch gehen. Mein Kollege ist mit dem Auto da.
Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er doch die Frau vielleicht noch zu ihrem
Heim fahren könnte. Kann ich Sie mitnehmen, fragt mein Kollege. Ja, sagt sie
seufzend, sie wäre froh, wenn sie gefahren würde. Wie weit ist es denn, frage
ich etwas besorgt, weil ich meinem Kollegen nicht einen grossen Umweg zumuten
möchte. Vierhundert Meter, sagt sie.
Samstag, 20. März 2021
Wir
haben mit einem Hochhaus Sorgen, das in schlechtem Zustand ist. Es ist sehr
schmal und lang und hat 10 oder 12 Stockwerke. Sollen wir es renovieren oder
verkaufen? Renovieren wäre vermutlich ganz ausserordentlich teuer, ein Verkauf
aber wäre nur zu einem geringen Preis möglich. Wir könnten dabei übervorteilt
werden, weil wir hören, dass die interessierten Käufer dann wohl noch dank
ihren guten Beziehungen zur Baudirektion noch drei weitere Stockwerke
hinzufügen könnten und so eine Lösung finden würden, die ihnen einiges Geld
bringt.
Dienstag, 16. März 2021
Regierungsgebäude.
Ein hoher und ausserordentlicher Besuch wird erwartet, eine grosse
Überraschung. Eine berühmte Frau soll es sein, dem Vernehmen nach. In unserem
kleinen Dienst am Ende eines Korridors diskutieren wir aufgeregt die
Angelegenheit. Ich sage zum Spass, dass es vielleicht Brigitte Bardot sein
könnte, die komme. Wir spähen zum Hauptdurchgang, wo die Dame bald vorübergehen
wird. Sie kommt, und es ist tatsächlich Brigitte Bardot, trotz ihres Alters
noch immer von unglaublicher Schönheit. Sie kommt sogar in unseren Korridor, wo
ich sie anzusprechen und zu begrüssen wage. Sie erweist sich als sehr
zugänglich und neugierig, ergreift mit bei der Hand und will, ganz ausserhalb
des Protokolls, unsere Dienststelle besuchen. Es entsteht sofort eine grosse
Vertrautheit. Ich sage ihr, dass wir von ihr gesprochen hätten und ich ihren
Besuch vorausgesagt hätte. Was aber wollen wir jetzt mit ihr anfangen? Sie
redet nicht, lächelt nur verträumt. Vielleicht sollten wir Fotos machen! Sollte
sie sich setzen? Wir haben nur unbequeme Bürostühle, aber daneben auch ein
grosses Bett. Am besten wäre es doch, denken wir, wenn sie sich ins Bett legen
würde und wir sie dort fotografieren könnten. Hatte sie nicht viele grosse
Szenen in Betten? Zum Beispiel in La vérité? Brigitte Bardot steht gütig
lächelnd da und hält mich immer noch an der Hand, offenbar froh, für einige
Zeit dem offiziellen Rummel entflohen zu sein. Meine Kollegen staunen, und
besonders eine schöne Kollegin, mit der ich mich immer sehr lebhaft und lange
unterhalte, ist überwältigt und völlig überfordert und ratlos.
Mittwoch, 10. März 2021
Gemeinderat.
Als für Friedhofsangelegenheiten zuständiger Gemeinderat wird mir ein
Bauprojekt zugewiesen, das im Friedhof einer anderen Gemeinde ausgeführt werden
muss. Unsere Gemeinde besitzt dort offenbar ein kleines Stück Land mit einem
Loch, das saniert werden muss. Ich gerate in Verlegenheit, weil ich nicht
weiss, um was es geht und auch nicht die nötigen Fachkenntnisse besitze. Auf
einem Ausflug mit den anderen Gemeinderäten kommt diese Angelegenheit zur
Sprache. Ich bin sehr erleichtert, dass der Bauvorsteher erklärt, das sei doch
ein Bauprojekt, er würde dieses Dossier übernehmen. Er ist ein gemütlicher
alter Herr, der selber in einer Baufirma tätig ist und gerne die unter den
Leuten vom Bau üblichen groben Witze macht. Er sagt, die Sache sei für ihn
leicht zu erledigen. Ich bin froh, dass ich damit nichts mehr zu tun habe,
obwohl ich alles in allem weniger Aufgaben habe als die anderen.
Freitag, 5. März 2021
Ein
altertümliches Frankfurt, irgendein kleiner Ausflug. Ich habe noch eine Stunde
Aufenthalt und gehe vom Bahnhof in den gleich beim Bahnhof liegenden grossen
Stadtteil mit weiten Plätzen und verschiedenen alten Kirchen. Eigentlich möchte
ich das grösste dieser Bauwerke besuchen, einen Dom, der aus mehreren einzelnen
Kirchen besteht. Ich komme aber zunächst zu einer kleinen Kapelle, in die ich
eintrete, obwohl eine hinter mir gehende Italienerin laut telefoniert. Die
Kapelle ist nicht interessant, es gibt eine einzelne Ikone, die neueren Datums
zu sein scheint. Dann gehe ich zum Bahnhof zurück, komme aber noch durch enge
Gassen und einen Slum, in viele Arme vor ihren Behausungen sitzen und ein sehr
trauriges, aber schönes Lied singen.
Montag, 1. März 2021
Ich
bin mit einer Reisegesellschaft im sozialistischen Bulgarien. Es ist Mittag,
und wir würden gerne irgendwo essen. Ich führe die jungen Leute in ein
Selbstbedienungsrestaurant, das mir bekannt ist und das, wie ich sage, sehr gut
sei. Es hat aber, wie wir bemerken müssen, nur Kaffee und Kuchen, keine Auswahl
an Essen. Die Kuchen allerdings sehen sehr gut aus, entsprechen aber nicht
unseren Wünschen. Ich nehme nur ein Brötchen. Später haben wir, auf einem nahen
Feld, eine kleine Turnstunde. Ich mache am Schluss noch selber einige kleine
Übungen und verspäte mich dadurch. Ich sehe, dass auch draussen noch Körbe mit
Backwaren stehen und nehme daraus eine Süssigkeit in der Meinung, dass ich sie
später an der Kasse bezahlen kann. Ich
habe aber Pech und werde wegen Zechprellerei verhaftet. Das ist sehr unangenehm
und lästig, wird aber doch wohl schnell wieder zu einer Freilassung führen. Ich
werde mit anderen Gefangenen abgeführt, verliere aber dabei meine Gruppe, die
aus Ausländern besteht, die wohl nur kleine Vergehen begangen haben. Ein langer
Zug von Jugendlichen zieht an mir vorbei, festlich gekleidet, mit Fähnchen.
Sind das wirklich auch Gefangene? Ich bin dann plötzlich allein in einer
hässlichen, verwahrlosten Lagerwelt. Ich finde einen Ausgang, der zufällig
offensteht, er führt in die Stadt. Man winkt mir, bedeutet mir, dass ich doch
fliehen solle. Das will ich aber nicht, weil ich dadurch ja einen neuen, viel
schwereren Tatbestand erfülle, nämlich den Tatbestand einer Flucht, der wohl zu
dreissig Jahren Haft führen könnte. Und finden wird man mich ja, spätestens am
Flughafen, bei der Ausreise. Ich bleibe also im Lager und bekomme dort Probleme
mit zwei wilden Stieren, die herumstreunen und mich verfolgen. Ich versuche,
mich über Zäune und durch Stacheldrahtverhaue zu retten, was mir auch gelingt.
Die Tiere rennen weiter und spielen miteinander. Jetzt werde ich entdeckt und von
einer Gruppe von sehr dubiosen Wachleuten grinsend umkreist. Es sind
zweifelhafte Erscheinungen, denen ich nun hilflos ausgeliefert bin. Ich habe
Angst, misshandelt zu werden. Wir kommen an einer schäbigen Toilette vorbei, wo
wir Halt machen und alle ihr Bedürfnis erledigen. Auch ich warte, bis das
Holzhäuschen frei wird. Beim Warten befragt mich einer der Schergen über die
Schweiz. Trotz seines bösen Aussehens scheint er ein kluger und netter Mensch
zu sein. Er stellt Fragen zu Uri. Ich erzähle ihm von den alten Schweizern, er
aber erklärt, Uri sei ihm bekannt als sehr fortschrittlicher Kanton. Ich bin
überfragt, nehme aber an, dass er mehr weiss als ich. Möglicherweise gibt es in
Uri nur Frauen in der Regierung oder sonst irgendeinen Umstand, der zu weltweiter
Bekannschaft geführt hat. Man führt mich schliesslich zu meiner Gruppe zurück
und entlässt mich. Ich komme wieder in zivilisierte Gesellschaft, man hat sich
auf einer Wiese versammelt und darf dort sogar tanzen.