Freitag, 26. Februar 2021

Ich sollte nach Saint-Evreux, mit dem Auto, um zwei Uhr sollte ich dort sein, zusammen mit einem Kollegen, der jetzt, um ein Uhr, vor dem Haus stehen sollte. Ich weiss allerdings nicht genau, wo Saint-Evreux liegt, irgendwo in der Nähe von Payerne. Genügt es, nach Payerne zu fahren und dort zu fragen? Oder sollte ich das Navigationsgerät verwenden, das aber alt und kompliziert ist und ich zuerst wieder studieren müsste? Ich will aus dem Haus, nach unten, auf die Strasse, wo mein Kollege wartet, finde aber den Ausgang nicht. Ich wohne nämlich in einem sehr verwinkelten, unübersichtlichen Haus mit vielen Wohungen und verirre mich jetzt beim Hinausgehen. Ich komme zu anderen Wohnungen, wo mir Leute erklären, dass es gar keinen Ausgang geben würde. Es ist schon zehn nach eins, und ich würde gerne den wartenden Kollegen orientieren. Die Fenster, die mir zugänglich sind, gehen aber alle in einen Innenhof.

Mittwoch, 24. Februar 2021

Wir sind zu Besuch, eingeladen bei einem reichen Freund, der in einer Villa am Meer lebt. Wie üblich kümmert er sich aber wenig um die Gäste und überlässt sie sich selber. Da ich niemanden kenne, stehe ich ziemlich hilflos herum. Ich könne doch baden, sagt ein Diener, und zeigt mir grosse Stapel von Badetüchern, die für alle bereitliegen. Ich nehme ein Tuch und gehe damit zum Strand, finde aber weiterhin keinen Anschluss. Jetzt allerdings nähert sich uns ein junger Mann, spöttisch und aggressiv, mit einem langen gerollten Papier in den Händen. Mit diesem „Schwert“ fordert er uns zum Kampf heraus und beginnt, lachend auf uns einzuschlagen. Wir halten die Hände vor den Kopf und können uns nicht wehren.

Montag, 22. Februar 2021

Wir wohnen in einem Dorf, in einem grossen älteren Haus, unterhalb einer kleinen Überbauung mit Wohnblocks. Wir bemerken ein kleines Rinnsal, das auf unser Haus zukommt und es umfliesst. Plötzlich aber verstärkt es sich und fliesst nicht mehr am Haus vorbei, sondern mit grosser Kraft durch die Haustür ins Haus. Irgendwo oben im Dorf muss wohl eine Wasserleitung gebrochen sein. Im Keller, der nun überschwemmt wird, höre ich die Schreckensschreie meiner Frau. Dort werden jetzt insbesondere die vielen vorbereiteten Weihnachtsgeschenke verdorben werden. Wir versuchen, gemeinsam mit herbeigeeilten Helfern, das Wasser umzuleiten, was am Ende mittels Gräben und Brettern gelingt, wobei ich kaum etwas dazu beitrage und mich ungeschickt verhalte. Eine Frau mittleren Alters, aber durchaus noch interessant und nicht unschön, geht mit ihrem schon erwachsenen Sohn an uns vorbei. Sie tragen drei Fahnen, jede in einer anderen Farbe. Sie bleiben stehen und sagen, die Fahnen seien für den Friedens-Umzug, der demnächst im Dorf stattfinde. Ob nicht der Gemeinderat die Kosten (150 Franken) übernehmen könnte? Wir überlegen. Ja, das wäre nicht unmöglich, sagen wir. Besser aber wäre es, wenn eine Sammlung durchgeführt und die Fahnen so bezahlt würden. Die Frau ist einverstanden und will gleich mit der Sammlung beginnen. Wir zücken alle unsere Portemonnaies, und ich denke, dass gleich ein gewisser Betrag zusammenkommen könnte. Es sind nämlich drei Gemeinderäte anwesend, und die werden sicher nicht knauserig sein und ein Zwanzigernötli geben. Aber wozu braucht es eigentlich diese drei eher etwas seltsamen Fahnen? Wer organisiert denn diesen Umzug?

Dienstag, 9. Februar 2021

Eine Operation steht bevor, in meinem Bauch ist etwas nicht in Ordnung, ein kleiner Lappen hat sich gebildet, der entfernt werden muss. Der Eingriff kann in der Praxis meines Hausarztes, einem jungen Mediziner, vorgenommen werden. Er hat mich aufgeboten, von 18 bis 21 Uhr. Die Praxis wird um 18 Uhr geschlossen, aber der Eingriff kann ohne weiteres noch vom Arzt allein durchgeführt werden. Die Vorbereitung beginnt, indem die Bauchflüssigkeit entfernt werden muss. Dazu wird ein kleiner Schlauch durch die Bauchdecke geführt. Der Arzt, der einen etwas zerstreuten Eindruck macht, sagt mir, ich solle die Pumpe betätigen und verschwindet darauf, er ist offensichtlich noch anderweitig beschäftigt. Ich presse nun die kleine Handpumpe, worauf die Flüssigkeit erscheint und in ein Gefäss fliesst. Dieses umfasst etwa einen Liter und ist rasch gefüllt. Um ein Überfliessen zu verhindern, höre ich mit dem pumpen auf. Jetzt erscheinen junge Leute, die erklären, sie wollten die Bibliothek besuchen. Der Raum, in dem ich operiert werden sollte, ist gross und hoch. An den Wänden befinden sich Bücherregale, die alle voll gefüllt sind. Der Arzt erscheint wieder und schiebt ein weiteres Bett in den Saal, das offensichtlich bereits gebraucht worden ist. Es ist nicht so recht klar, wo er mich operieren will. Ich sage, dass die jungen Leute stören würden und er mich doch jetzt nicht operieren könne. Da er sich nicht entschliessen kann, sie wegzuweisen, sage ich den Besuchern, dass dies eine private Arztpraxis sei und bitte sie, den Raum zu verlassen. Sie erklären, dass es sich hier um eine Bibliothek handle, die am Abend geöffnet sei und die sich besuchen wollten. Ich erwidere, dass es keine öffentliche Bibliothek sei und nur ein Archiv, in welchem Bücher gelagert, aber nicht ausgeliehen würden. Schliesslich bequemen sie sich, wieder zu verschwinden. Jetzt sollte dann aber doch langsam die Operation beginnen. Es ist schon 21 Uhr geworden und die Bauchflüssigkeit befindet sich seit gut einer Stunde im Glasgefäss. Jetzt erscheint aber noch eine Putzfrau, die um diese Stunde die Praxisräume reinigen will. Mir wird die Sache langsam etwas unheimlich. Es will mir scheinen, dass der junge Arzt von dieser Operation überfordert ist und sie womöglich zum ersten Mal durchführt. Es ist nicht zu sehen, wie es weitergehen soll.

Montag, 8. Februar 2021

Am Mittwoch sodann Seminar-Tag, ja, wirklich, ein Seminartag. Endlose Reihe von Vorträgen, wunderbar uninteressant, kein Inhalt, keine Gedanken. Wir dösen dahin, schweifen, machen uns unsere eigenen kleinen Überlegungen, schreiben einiges auf, notieren merkwürdige neue Worte, sitzen aber so eng, dass wir vorsichtig sein müssen und nicht auffallen dürfen. Neben uns sitzt eine verschlossene, dominante Schwedin, die aufpasst, dass kein männliches Wesen eine Geistestätigkeit entfaltet, die über dem im Norden erlaubten Niveau liegt. Uns will scheinen, dass es, damit die Welt ihren Lauf nehmen kann, immer auch Desinteressierte geben muss, und wir, als grosser Desinteressierter, einen schönen Beitrag dazu leisten. Vorne, wo die Vorsitzenden an ihren erhöhten Tischen sitzen, muss man es natürlich etwas genauer wissen, was vor sich geht. Hinten aber, wo wir auf Bänken sitzen, spielt es keine Rolle, wenn einer träumt und ganz anderswo ist. Wichtig ist, dass er sich nicht zu Wort meldet, denn sonst müsste ja die Pause mit Kaffee und Gebäck verkürzt werden und am Mittag gäbe es nicht Zeit genug für das Buffet und das Gruppenphoto. So will uns scheinen, war das schon immer gewesen, in den Stammesgesellschaften, in den Klöstern, in den Versammlungen der Fürsten, der Sitzungen der Kommunisten oder den neuen Eliten, zu denen wir gehören. Wir hören einen uralten Ton, den Palaverton, den Klosterton, in Millionen von Versammlungen haben wir gelernt, brav und anständig zu sein und die seltsamen Regeln eines undurchschaubaren Lebens zu befolgen, ein konsistentes System, universal und sehr wirkungsvoll, auch wenn es nur aus greulichem Aberglauben besteht. Am Mittag dann eben das Buffet, fein, reichhaltig, typische Gerichte des Gastlandes, gute Weine, dann Rückkehr in den Saal, keiner kann frömmer und andächtiger sein als wir es sind. 

Montag, 1. Februar 2021

Regierungsgebäude. Eine kleine, unbedeutende Besuchergruppe wird angekündigt, vor der ich einige kurze Bemerkungen über die Aufgaben der Finanzkommission machen sollte. Ich bereite mich nicht vor, weil es offensichtlich keine wichtigen Leute sind – sonst hätte man andere Mitarbeiter damit beauftragt. Es sind aber wichtige Leute, eine grosse Gruppe von ausländischen Spitzenbeamten, die jetzt erscheinen und sich in einem Saal versammeln. Sie stehen im Halbkreis um mich herum und erwarten interessante Ausführungen, für die 45 Minuten reserviert sind. Ich gerate in grosse Verlegenheit, weil ich wenig weiss und sich in der Gruppe auch der Sekretär der Finanzkommission befindet, der viel besser in der Lage wäre, Auskunft zu geben. Ausserdem ist mein bisheriger Chef erschienen, der mir sagt, dass auch mein neuer Chef hier sei, er werde ihn mir vorstellen. Ich beginne meine Ausführungen ruhig und selbstsicher, und finde mit Mühe und Not sogar einige Themen, über die ich sprechen kann. Ich rede über die Budgetberatungen durch die Finanzkommisson und das Parlament, die meistens viel Zeit in Anspruch nehmen, aber nur zu ganz geringfügigen Änderungen führen. Dann gelingt es mir glücklicherweise, einen Übergang zu finden, indem ich erkläre, dass der hier zufällig anwesende Sekretär gewiss noch Ergänzungen machen könnte. Dieser ergreift nur zu gerne das Wort und bestreitet in der Folge die restliche Zeit. Er kann auch die vielen Fragen beantworten, die gestellt werden und die ich nie hätte beantworten können. Ich bekomme so keine Schwierigkeiten und gelte weiterhin als wichtige und jederzeit für viele Ausgaben einsetzbare Person.