Sonntag, 15. November 2020

Grosser Traum. Akademische Versammlung, grosser Saal, alles bis auf den letzten Platz gefüllt. Man behandelt einen aufsehenerregenden, schweren, unklaren Fall. Der Fall bin ich. Dinge, die ich getan habe, sind aufgeflogen. Eine Frau Dr. Lüscher, Privatdozentin, erläutert den Fall. Ihre Ausführungen sind sehr sachlich und ohne jede Wertung. Es scheint, als ob gegen mich nichts vorliegt, das man strafrechtlich verfolgen könnte. Was ich getan habe, ist sehr ungewöhnlich, aber keine Verfehlung im strafrechtlichen Sinn. Nach der Sitzung kommt aber ihr berühmter Kollege, ein Professor, auf mich zu und bittet mich, mitzukommen. Ich wundere mich, warum er mich kennt. Hat er sich so genau mit meinem Fall befasst? Er führt mich in einen Vorraum, wo ein Assistent auf einem schneller Printer verschiedenste Dokumente ausdruckt. «Das ist für den Sonntag», sagt der Professor, recht unfreundlich. Ich sehe, dass es amtliche Verfügungen sind, Strafbefehle, Ermächtigungen zu  Beschlagnamungen sowie Schuldanerkennungen. Es scheint nun doch ein sehr gravierender Fall zu sein, jedenfalls nach der Auffassung der Behörden, die den berühmten Professor mit der Verfolgung ihrer Interessen beauftragt haben. Dass die Dokumente «für den Sonntag» sind, ist ein schlechtes Zeichen. Man will offenbar schnell handeln und hat Verhandlungen auf den nächsten Sonntag festgesetzt. Was soll ich unternehmen? Ich fühle mich völlig unschuldig, sollte aber doch wohl sofort einen guten Anwalt nehmen. Zur Last legen könnte man mir womöglich eine Falschaussage. Ich habe gesagt, dass ich bei der Verarbeitung von Wörtern auf einem Papier, auf dem sich die Wörter verschieben liessen, einen kleinen Kamm verwendet hätte, wobei ich in Wirklichkeit neben dem Kamm auch ein Rasiermesser benutzt habe. Wird diese Angelegenheit nun doch ein sehr böses Ende nehmen? Ich wache auf und kann mich lange nicht erholen.       


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