Mittwoch, 15. Januar 2020


Ich bin an einem Anlass, es geht um nicht viel, unbedeutende Leute sind versammelt, Unbekannte, aber auch einige alte Kameraden. Da trifft die Nachricht ein, ich sei in den Nationalrat gewählt worden. Wie ist das möglich? Ich habe doch gar nicht kandidiert und keinen Wahlkampf geführt. Man klärt mich auf und sagt, dass ich auf einer Liste im Wahlkreis Belp aufgestellt und dort gewählt worden sei. Wer hat mich denn dort aufgestellt? Ich kenne niemanden, der dort wohnt. Diese unerwartete Wahl ist natürlich eine kleine Sensation, und schon stehen vor dem Raum, in dem ich mit den anderen Teilnehmern sitze, Medienleute bereit, mit Kameras und Mikrophonen. Kann das gut gehen? Was soll ich denn nun sagen? Mir fallen zunächst nur ganz dumme Floskeln ein. Ich würde mich freuen über diese Wahl und alles tun, um den Menschen in diesem Land zu dienen! Dann aber fällt mir innerhalb von Sekunden doch ein profiliertes Programm ein. Ein Linker sei ich gewesen, könnte ich sagen, heute aber eher ein konservativer Sozialdemokrat, vermutlich auf dem rechten Flügel. Konservativ vor allem in ökologischen Fragen, ökologisches Verhalten sei nur möglich durch Verzicht. Mein Alter sei gewiss kein Hindernis, meine Altersklasse sei ja im Rat gar nicht mehr vertreten, und man sehe im Ausland an vielen Beispielen, dass alte Politiker noch sehr viel leisten könnten. Für die Rentner aber würde ich mich nicht unbedingt einsetzen, mein Ziel sei die Generationengerechtigkeit. Alles in allem freue ich mich wirklich über diese Wahl und habe ich den Eindruck, dass ich einiges bewirken könnte.

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