Ein
Bekannter von mir, ein grosser fester Herr, ein Intellektueller, wird von einem
jungen Burschen verfolgt und belästigt. Schon monatelang gehe das so, sagt er,
als wir wieder mal mit einer Gruppe anderer Bekannter (Freunde sind es nicht,
aber durchaus bessere Gesellschaft) in einem Restaurant gediegen speisen. Der
dicke kleine Kerl erscheint auch hier und wirft die Gewürzdosen herum, die auf
den Tischen stehen. Die Sache artet aus, es kommt zu einem Handgemenge, in
welchem wir gemeinsam den Störefried zu Boden werfen und fesseln. Ich gehe zur
Wirtin und sage, sie solle der Polizei anrufen. Wie lange das wohl gehe, frage
ich, weil ich weiss, dass kein Polizeiposten in der Nähe ist. Sie wird sofort
kommen, sagt die Wirtin, und hat recht. Nach wenigen Minuten erscheint ein Polizist,
gut ausgerüstet, freundlich, korrekt, absolute Sicherheit verbreitend. Er nimmt
den Tatbestand auf. Der junge Mann hat sich beruhigt. Der Polizist meint, wir
könnten ihm die Fesseln abnehmen, was wir auch machen. Jetzt muss er aber, sagt
er, angesichts des schweren Vergehens, einen Haftbefehl holen. Er werde sofort
wieder zurückkommen. Unser Belästiger regt sich aber nun wieder auf, hebt einen
grossen Blumentopf hoch und schmettert ihn zu Boden. Dann setzt er sich aber
von selber hin und wartet brav auf die Polizei. Er werde angeklagt wegen
Bedrohung und Gewalt, sage ich zu ihm. Das müsse man ihm zuerst beweisen, sagt
er, er habe nichts Verbotenes getan, und es gebe keine Zeugen. Der Polizist
kommt zurück und nimmt den Mann fest. Er sagt, es werde nun zu einem langen und
kostspieligen Prozess kommen, bei dem man ja auch noch Dolmetscher beiziehen
müsse. Wir würden ja alle nur schweizerdeutsch sprechen, sagen wir erstaunt.
Nein, sagt der Polizist, es gebe auch Zeugen, die kein deutsch verstehen würden.
Samstag, 28. April 2018
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