Auseinandersetzung in den Gängen des Zentrums. Wir
treffen U., Spezialist für Sozialpolitik, und Geheimrat R., gleichfalls grosser Experte in vielen politischen Fragen. Sie
diskutieren erregt. Wir mischen uns ein, ungefragt. Wie immer sind wir ein
bisschen lästig mit unseren Bemerkungen. Schreibt doch einen Aufsatz, sagen
wir, sagt doch alles, was ihr denkt, das wäre wichtig und interessant. Das geht
nicht, sagen sie, das dürfen wir nicht, das können wir nicht. Dann hört doch
auf, euch hier so zu bemühen, dann geht doch lieber spazieren, sagen wir. R. wird sehr böse, er verweist auf unser grosses Salär und erkärt, wir
seien doch der eigentliche Profiteur des ganzes Betriebes, er sei nur ein armer
Teufel, der kaum auf seine Rechung komme. Und du bist ja auch klug, sagt er, du
wärest in der Lage, etwas zu leisten, du könntest ja auch schreiben. Wir
stellen uns blöd, geben den Ball wieder zurück, sagen, das sei nun wirklich
nicht unsere Aufgabe. R. wird nun ganz leidenschaftlich, er ruft: Doch,
gerade du könntest das, du bist der richtige Mensch dazu, du bist ein ganzer
Mensch, du bist mir immer vorgekommen wie Kennedy, überall Fleisch, überall
Leben! Wir schütteln den Kopf, und es fallen weitere böse Worte, R. insistiert,
wir verneinen. Die heftige Diskussion stört am Ende den Betrieb, und so bitten
wir die beiden, doch in unser Büro zu kommen, dort könnten wir versuchen, den
Streit beizulegen. Wir setzen uns, wir erklären unsere Standpunkte nochmals
genauer und beruhigen uns am Ende. Ja, sagen wir, wir hätten es ja so gerne,
wenn etwas passieren würde. Wir leiden unter diesen Umständen, die zu nichts
führen. Es dreht sich alles im Kreis. Jeder weiss, dass es so nicht weitergehen
kann, und jeder macht doch weiter. Aber wir haben alle nicht die Kraft, etwas
zu verändern, wir haben nicht die Möglichkeiten dazu, es liegt nichts drin, wir
müssen alle so weitermachen wie bisher, es gibt keinen anderen Weg.
Samstag, 10. Februar 2018
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen