Samstag, 10. Februar 2018


Auseinandersetzung in den Gängen des Zentrums. Wir treffen U., Spezialist für Sozialpolitik, und Geheimrat R., gleichfalls grosser Experte in vielen politischen Fragen. Sie diskutieren erregt. Wir mischen uns ein, ungefragt. Wie immer sind wir ein bisschen lästig mit unseren Bemerkungen. Schreibt doch einen Aufsatz, sagen wir, sagt doch alles, was ihr denkt, das wäre wichtig und interessant. Das geht nicht, sagen sie, das dürfen wir nicht, das können wir nicht. Dann hört doch auf, euch hier so zu bemühen, dann geht doch lieber spazieren, sagen wir. R. wird sehr böse, er verweist auf unser grosses Salär und erkärt, wir seien doch der eigentliche Profiteur des ganzes Betriebes, er sei nur ein armer Teufel, der kaum auf seine Rechung komme. Und du bist ja auch klug, sagt er, du wärest in der Lage, etwas zu leisten, du könntest ja auch schreiben. Wir stellen uns blöd, geben den Ball wieder zurück, sagen, das sei nun wirklich nicht unsere Aufgabe. R. wird nun ganz leidenschaftlich, er ruft: Doch, gerade du könntest das, du bist der richtige Mensch dazu, du bist ein ganzer Mensch, du bist mir immer vorgekommen wie Kennedy, überall Fleisch, überall Leben! Wir schütteln den Kopf, und es fallen weitere böse Worte, R. insistiert, wir verneinen. Die heftige Diskussion stört am Ende den Betrieb, und so bitten wir die beiden, doch in unser Büro zu kommen, dort könnten wir versuchen, den Streit beizulegen. Wir setzen uns, wir erklären unsere Standpunkte nochmals genauer und beruhigen uns am Ende. Ja, sagen wir, wir hätten es ja so gerne, wenn etwas passieren würde. Wir leiden unter diesen Umständen, die zu nichts führen. Es dreht sich alles im Kreis. Jeder weiss, dass es so nicht weitergehen kann, und jeder macht doch weiter. Aber wir haben alle nicht die Kraft, etwas zu verändern, wir haben nicht die Möglichkeiten dazu, es liegt nichts drin, wir müssen alle so weitermachen wie bisher, es gibt keinen anderen Weg.




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