Mittwoch, 12. Juli 2017


Grosses Hotelzimmer, in welchem unsere Familie wohnt, meine Frau, zwei Kinder und ich. Es ist 13.25 Uhr, und wir erwarten in wenigen Minuten den Besuch von zwei mit einer Untersuchung beauftragten Staatspolizisten oder Untersuchungsrichtern. Es geht um eine Befragung zu den Kontakten, die wir mit zwei Männern hatten, die wir in dieser uns noch nicht bekannten Stadt kennengelernt hatten. Es sind aus unserer Sicht sehr nette Leute, die sich sehr freundlich um uns gekümmert und auch unsere Kinder offenbar ganz lieb bekommen hatten. Es scheint aber, dass es grosse Verbrecher sind, und es scheint auch, dass man uns verdächtigt, mit ihnen im Bunde zu sein. Wir sehen dem Besuch aber ohne Bedenken entgegen, wir wissen, dass uns nichts belastet. Etwas Hektik entsteht aber, weil das Zimmer unaufgeräumt und leider auch etwas schmutzig ist. Überall liegt Laub, das wir nun zusammenwischen und hinter einem Klavier verstecken, wo es allerdings grosse Staubballen hat. Ausserdem haben wir uns ja dummerweise ganz festlich angezogen! Ich trage meinen eleganten dunklen Anzug, ein weisses Hemd und eine schöne Kravatte. Ist das nicht völlig übertrieben, wird das nicht vielleicht als Schuldeingeständnis betrachtet werden? Ich ziehe den Veston wieder aus, lege die Kravatte weg und öffne den Hemdkragen. Jetzt dürfte ich angemessener gekleidet sein. Nochmals kurze Rücksprache mit der Gattin. Was wird wohl geschehen, wird es ein Verhör sein? Wird man ein Protokoll führen? Wer soll reden? Wir vereinbaren, dass in erster Linie ich rede, dass aber auch die Gattin und die Kinder auf Fragen antworten sollen. Dabei sind wir noch immer mit Putz- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Sollten wir vielleicht die Besucher bitten, noch zwei drei Minuten vor der Türe zu warten? Nein, sagen wir, das geht nicht, das ist nicht nötig. Und im übrigen sind wir ja ohne jede Schuld. Denkbar ist es, das können wir ohne weiteres eingestehen, dass die beiden Übeltäter sich nur deshalb so freundlich an uns anschlossen, weil sie uns in einem späteren Zeitpunkt für ihre Zwecke verwenden wollten. Dieser spätere Zeitpunkt ist aber noch nicht gekommen, und wir können deshalb in entspannter Atmosphäre nur ganz wahrheitsgetreu auf alle Fragen antworten, die man uns stellen wird.

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