Mittwoch, 30. März 2016

Ich komme in einen Saal, eine Boxveranstaltung ist im Gang, mehrere Kämpfe sind angesagt. Man freut sich, dass ich erscheine, als einer der besten Boxer der Welt, und will mir zu Ehren sogleich einen Schaukampf organisieren, auf fünf Uhr setzt man ihn fest. Einer der Trainer und Manager geht auf die Suche nach einem einigermassen akzeptablen Partner, was nicht einfach ist, denn ich bin allen haushoch überlegen. Aber der Manager findet einen Kandidaten, einen grossen Boxer mit Armen wie aus Stahl, er ist einen Kopf grösser als ich, gewiss auch viel kräftiger, denke ich, ich bin ja ein ganz gewöhnlicher Mensch und weiss gar nicht, dass ich auch ein grosser Boxer sein soll. Ich habe kein Ahnung vom Boxen, muss aber zweifellos ein grosser Champion sein, denn alle begegnen mir mit Respekt, auch mein Gegner. Ich nehme nun an, dass die für ein hervorragendes Boxen nötigen Programme alle vorhanden sind und gewiss abgerufen werden können, ich werde also boxen und mit grosser Sicherheit auch gewinnen. Ich studiere noch etwas den Gegner, es gibt Informationen über ihn, in einer Art Datenbank sind die Daten zu finden, auch die meinen sind vorhanden, es steht, dass ich ganz hervorragende Qualitäten in der Defensive besitze, ein Boxer bin, der fast alle Schläge problemlos einstecken kann und so den Gegner zunehmend schwächt und zermürbt. Und gerade die Ausdauer ist nun keine Stärke meines Gegners, er wird gewaltige Schläge austeilen, ich werde sie aber mühelos abfangen, mit den hochgehaltenen Fäusten, es wird mir kein Härchen gekrümmt werden, rein gar nichts wird mir geschehen, und ich werde später angreifen, nach fünf oder sechs Runden, wenn der Hüne müde wird, dann wird er meine Rechte zu spüren bekommen, die Rechte ist meine absolute Stärke, lese ich, ich werde mit dieser unwiderstehlichen Rechten kommen und den Kampf sehr wahrscheinlich vorzeitig beenden.

Samstag, 26. März 2016


Dann eine komplizierte Bahnfahrt, wieder in der Ostschweiz. Der Fahrplan gilt nicht, es fahren nur wenig Züge, und nicht in die Richtung, die wir wünschen. Schliesslich finden wir Platz in einem stark überfüllten Zug, der plötzlich sehr hoch ist. Wir stehen am äussersten Rand einer Plattform etwa fünfzig Meter über dem Boden und sehen unter uns die Dächer der höchsten Häuser und enge Strassenschluchten. Wir halten uns mit der Rechten an einer Haltestange fest, mit der Linken halten wir eine fremde Frau umschlungen, die fast ganz über der Tiefe schwebt und hinunterstürzen würde, wenn wir sie nicht hielten. Die Frau erkennt die Gefahr aber gar nicht und bemerkt sie erst, als wir es ihr sagen.

Donnerstag, 24. März 2016


Wir haben einen Gast, einen berühmten modernen Maler, de Jongk. Er ist bei uns aus unerfindlichen Gründen zu Besuch, feiert mit uns ein kleines Fest. Ohne dass wir es erwartet hätten, schmiert er auf eine grosse Leinwand mit wenigen Strichen etwas hin, er benutzt dazu zusammengefaltetes Zeitungspapier, das er in einen Farbkübel getaucht hat. Es ist tatsächlich am Ende etwas zu sehen, de Jongk hat einen sitzenden Elefanten gemalt, ziemlich dilettantisch wie uns dünkt. Der Künstler beginnt mit Verbesserungen, die das Bild sofort viel schöner machen, hält aber dann wieder inne. Er brummt etwas von Preis vor sich hin, der Preis für ein solches Bild sei hoch, wir könnten uns das gar nicht vorstellen. Wir denken darüber nach und fragen uns, was uns das bringt. Verkaufen können wir das Bild doch wohl niemals sofort, es ist ja eine Art Gastgeschenk. Der Künstler bezahlt ja seinen Aufenthalt bei uns nicht, isst und trinkt aber ganz ungeniert sehr viel. Könnten wir ihn vielleicht dazu bewegen, weiter am Bild zu arbeiten? Wir wagen es nicht, ihn darauf anzusprechen und hoffen auf gute Momente, die ihn wieder an die Leinwand treten lassen.

Donnerstag, 10. März 2016

Wir sind auf einer längeren Wanderung, in einer Art von Appenzellerland, kleine Dörfer, enge Gässchen, eine unübersichtliche Gegend, in einer Gruppe, Schüler, Pfadfinder, Wanderfreunde, es ist dies nicht so klar. Wir haben Mühe, den Heimweg zu finden, werden mehrfach durch Häusergruppen und Strassenzüge getäuscht, die wir zu kennen glauben, uns dann aber doch unbekannt sind. Am Ende finden wir aber doch den richtigen Weg, es geht steil bergab, zuerst über Treppen, dann auf einem breiten sehr glitschigen Weg, der zu einem Höhleneingang führt. Dort steht ein kräftiger dicker Kerl, eine Art Türhüter, der uns ruft und den Weg zeigen will. Wenn wir durch die Höhle nach unten gehen, sei es viel weniger schwierig. Was uns betrifft, so treten wir ganz vorsichtig auf und erreichen mühelos den Eingang, alle anderen aber gleiten aus und schlittern in die Tiefe, rutschen auf dem Hintern gut hundert Meter in die Tiefe. Gefährlich ist es nicht, nur sehr unangenehm. Wir wissen nun nicht so recht, wie es weiter gehen soll. Der Wächter tritt vor die Höhle und ruft nach unten, sie sollten nun weitergehen, sie würden den Höhlenausgang auf diesem Weg auch erreichen. Wir aber bleiben oben und sehen mit Grausen, dass der Wächter mit seinen schweren Schuhen eine dicke Weinbergschnecke zertreten hat.

Sonntag, 6. März 2016


Ich bin einigermassen überraschend in den Berner Grossen Rat gewählt worden, zusammen mit zwei mir bekannten Parteikollegen. Ich sehe sie am Vortag der ersten Sitzung fleissig an der Arbeit. Sie sitzen in einer Art Bibliothek, Stellwände trennen die vielen Studierenden. Ich gehe am ersten Kollegen nachlässig grüssend vorbei. Er ist nicht so wichtig, weil er erst in einem zweiten Wahlgang gewählt worden ist, und dies auch nur, weil mein anderer Kollege, im bürgerlichen Arbeitsleben mein Chef, ausnahmsweise auch noch seine Stimme abgegeben hat, obwohl dies für ihn nicht nötig gewesen wäre und Mehrarbeit bedeutet hatte. Mit meinem Chef unterhalte ich mich freundschaftlich und kurz, wobei er mir zu verstehen gibt, dass auch mein Eintritt in den Rat für ihn eine Überraschung ist und er sich nicht vorstellen kann, dass ich dort etwas leisten würde. Am nächsten Tag gehe ich in den Rat zur ersten Sitzung. Ich habe bereits ein Votum bei mir, in meinem Aktenkoffer müsste ich es aber zuerst einmal suchen. Ich sollte reden zur Legislaturplanung. Alles ist notiert, ich habe aber keine Ahnung mehr davon, was in meinem Papier steht. Der Saal weist eine komplizierte altertümliche Anordnung der Sitze auf. Die Damen und Herren, viele sind neu, sitzen in langen Bänken wie in Kirchenstühlen, wobei die Bänke alle gegen einen kleinen rechteckigen Mittelpunkt gerichtet sind, so ungefähr wie im englischen Unterhaus. Ich finde meinen Platz aber nicht in einer der Reihen, sondern ausserhalb des Gevierts, mit Blickrichtung gegen die Wand, von der uns ein Durchgang trennt. Viele andere sitzen auch so, neben mir ein erfahrener alter Parteikollege, der sofort in seiner bekannten lästigen Art zu schwatzen beginnt und viele Witzchen macht. Aus meinem Köfferchen fällt, als ich es öffne, viel Papiergeld, das von einem Spiel stammt, das ich mit Kindern spielte. Mein geschwätziger Kollege sammelt es belustigt auf und macht sofort wieder viele Sprüche. Daneben läuft aber der Ratsbetrieb, und ich sehe, wie die Versammlung brav und interessiert den Rednern zuhört. Wo aber die Redner stehen, und wo der Präsident sitzt, ist mir nicht klar. Aber bald sollte auch ich reden, wann das aber ist, weiss ich nicht. Der Präsident ist französischer Muttersprache und kann die Namen der Deutschschweizer nur schlecht aussprechen. Jetzt hören wir, dass er einen Herrn Uh-rec aufruft. Dieser Uh-rec ist aber nicht da, und etwas ungehalten ruft der Vorsitzende den nächsten Redner auf. Waren wir vielleicht dieser Uh-rec? Unser Name ist für einen Romand schwer auszusprechen und könnte ungefähr so tönen! Wir sind beunruhigt, weil es sehr unhöflich wäre, schon beim ersten Votum nicht zu erscheinen. Aber unser Kollege hat Erfahrung, er weiss, wie der Karren läuft und meint, wir könnten auch später noch sprechen, wir sollten uns einfach beim Präsidenten melden.