Freitag, 15. August 2014


Später, in seltsamer Umgebung, in einem Niemandsland mit Mauern, Bauruinen, verdorrten Planzen eine Sitzung mit Bürokollegen. Wir sitzen im Freien auf rohen Bänken, Wände aus Schilfrohr grenzen uns ein. Beim Eingang gibt es, man zeigt es uns stolz, eine Neuerung: ein Pissoir für die Herren. Dieses liegt aber wirklich gleich bei der Türe, wer die Schilftüre aufstösst und hinausgehen will, hat das Pissoir direkt vor sich und damit unter Umständen auch einen Pissenden. Es haben sich etwa vierzig Kolleginnen und Kollegen versammelt. Wir halten nicht viel von solchen Sitzungen, wollen nicht an den Diskussionen teilnehmen und setzen uns daher  auf die hinterste Bank. Es scheint auch keine besonderen Traktanden zu geben, man sitzt einfach da und schwatzt. Vorne aber sitzt der Chef, er wünscht offensichtlich, dass jetzt über etwas Interessantes diskutiert wird und richtet im Vertrauen auf unseren weiten Horizont über alle Köpfe hinweg eine Frage an mich. Er habe gelesen, dass ein heisses Klima (ein solches Klima haben wir hier nämlich) kreativ mache. Wir geraten in Verlegenheit, wie immer, wenn wir in einem Meeting sprechen sollten, und überlegen fieberhaft, was wir hier höflicherweise Vernünftiges antworten könnten. Sicher hat ein heisses Klima Einfluss auf die Wirtschaft, denken wir, und zwar einen negativen. Dass es die Kreativität fördern soll, scheint uns daher eher unwahrscheinlich. Wir kennen keine grossen Dichter aus den Tropengebieten, denken wir, dürfen das aber wohl nicht sagen, denn der Chef wünscht wohl eine positive Einschätzung.

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