Später,
in seltsamer Umgebung, in einem Niemandsland mit Mauern, Bauruinen, verdorrten
Planzen eine Sitzung mit Bürokollegen. Wir sitzen im Freien auf rohen Bänken,
Wände aus Schilfrohr grenzen uns ein. Beim Eingang gibt es, man zeigt es uns
stolz, eine Neuerung: ein Pissoir für die Herren. Dieses liegt aber wirklich
gleich bei der Türe, wer die Schilftüre aufstösst und hinausgehen will, hat das
Pissoir direkt vor sich und damit unter Umständen auch einen Pissenden. Es
haben sich etwa vierzig Kolleginnen und Kollegen versammelt. Wir halten nicht
viel von solchen Sitzungen, wollen nicht an den Diskussionen teilnehmen und
setzen uns daher auf die hinterste Bank.
Es scheint auch keine besonderen Traktanden zu geben, man sitzt einfach da und
schwatzt. Vorne aber sitzt der Chef, er wünscht offensichtlich, dass jetzt über
etwas Interessantes diskutiert wird und richtet im Vertrauen auf unseren weiten
Horizont über alle Köpfe hinweg eine Frage an mich. Er habe gelesen, dass ein
heisses Klima (ein solches Klima haben wir hier nämlich) kreativ mache. Wir
geraten in Verlegenheit, wie immer, wenn wir in einem Meeting sprechen sollten,
und überlegen fieberhaft, was wir hier höflicherweise Vernünftiges antworten
könnten. Sicher hat ein heisses Klima Einfluss auf die Wirtschaft, denken wir,
und zwar einen negativen. Dass es die Kreativität fördern soll, scheint uns
daher eher unwahrscheinlich. Wir kennen keine grossen Dichter aus den
Tropengebieten, denken wir, dürfen das aber wohl nicht sagen, denn der Chef
wünscht wohl eine positive Einschätzung.
Freitag, 15. August 2014
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