Samstag, 28. Dezember 2013

Wir veranstalten ein grösseres Konzert und sind gleichzeitig auch Dirigent, obwohl wir wenig bis nichts von Musik verstehen und die Partitur nicht lesen können. Ein modernes Werk soll aufgeführt werden, eine Art Oratorium, in den Mauern eines alten, zum Teil nur noch als Ruine erhaltenen Palastes. Die Musiker und Sänger besammeln sich, wir gehen geschäftig herum, begrüssen alle und danken für das Mitmachen, das unentgeltlich erfolgt. Der Chor stellt sich auf, daneben die Musiker, eine Bläsergruppe, die aus drei herkömmlichen Bläsern besteht, aus Klarinette, Fagott und Posaune, dann aber auch aus vier Schwedenhörnern, geblasen von kräftigen stämmigen Spezialisten, die etwas verspätet eintreffen, weil sie mit dem Auto extra aus Zug gekommen sind. Schwedenhörner sind seltene Instrumente, etwa einen Meter lang, gerade, metallisch, ohne Tastatur. Sie sehen aus wie Alarmsirenen oder jene Lärminstrumente, die in Südafrika an der Fussballweltmeisterschaft geblasen worden sind, und sollen einen unheimlichen Ton von sich geben. Jetzt wird es aber interessant, sagen wir zu den Versammelten, die alle viel mehr von Musik verstehen als wir, aber eben diese Schwedenhörner nicht kennen. Wir besehen uns die Partitur. Soviel wir verstehen, kommen zuerst sechs Takte, die stumm sind, das zu dirigieren wird uns leicht fallen und uns Sicherheit geben, dann setzen die Sänger ein, mit dem Text in nomine domini, dann folgt er erste Einsatz der Bläser, deren Noten wir nun nicht mehr verstehen. Wir sind aber zuversichtlich, dass sie ihre Sache richtig machen werden, denn es sind alle professionelle Musiker, die auch ohne Dirigent spielen können. Also, sagen wir, es kann losgehen, bitte stellen Sie sich auf, wir beginnen. Vielleicht stürzen jetzt dann die Mauern ein, sagen wir, in Erwartung der Schwedenhörner.

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