Mittwoch, 21. September 2011

Dann sind wir an einer Tagung, in einer unbekannten, unübersichtlichen, grauen, hässlichen Grossstadt, etwas Osteuropäisches, Bukarest vielleicht oder Warschau. Wir sind mit einer Gruppe unterwegs, mit Delegierten aus verschiedenen Ländern, ein Teil der Leute ist uns von früheren Treffen her bekannt. Wir machen Besichtigungen, erhalten Informationen, gehen rasch von Ort zu Ort, geführt von lokalen Begleitern, die auf uns aufpassen und uns in ihrem Übereifer auch Mäntel, Jacken und Mappen tragen wollen. Wir passen nicht genau auf, stehen plötzlich ohne Jacke da, ohne Geld, Flugbillett, Ausweise und Kreditkarten. Wir verlieren sogar den Anschluss an die Gruppe, die in einem Gewirr von Gängen und Treppen verschwunden ist. Jetzt müssen wir uns auf eigene Faust durchschlagen. Wir gehen durch die breiten Strassen und versuchen, das Hotel zu finden. Weit weg kann es nicht sein, aber dummerweise haben wir seinen Namen vergessen. Wir kommen durch ein pompöses graues klotziges Kongresszentrum, geraten in ein hässliches Einkaufszentrum, fahren auf Rolltreppen, auf denen gleichzeitig auch Patienten eines Spitals transportiert werden. Es werden offenbar Verletzte eingeliefert, junge Menschen, blutig, bewusstlos, sie sind nur in weisse Tücher eingewickelt und werden von Helfern getragen oder auch nur gezogen, wobei die Köpfe der Verletzten hart auf den Boden aufschlagen. Wir geraten wieder ins Freie, haben aber jetzt keine Ahnung, wo wir sind und wie es weitergehen soll. Wir kommen zu einer breiten Strasse, an der wir das Hotel vermuten, diese Strasse ist aber gesperrt, Polizisten haben sie abgeriegelt und eine Demonstration eingekesselt. Wir stehen vor einem riesigen älteren Gebäude, einer schwarzen wüsten Bauruine, als uns ein Kollege anspricht. Wir kennen ihn nicht, er aber erinnert sich glücklicherweise an uns. Das Hotel sei in der Nähe, sagt er, er komme mit uns, zeige uns den Weg, wir müssten nur noch zehn Minuten warten, er komme gleich zurück. Das Hotel heisse Intourist, früher habe es Berlin geheissen, der Name Berlin stehe ja noch am Gebäude. Wir warten gerne, und hoffen sehr, bei der Rückkehr unsere Jacke mit allen unseren Sachen wieder zu erhalten. Es wäre gewiss ein kleiner Skandal, wenn etwas verschwunden wäre, denn wir sind internationale Gäste und werden von vielen guten Geistern betreut, die zwar immer etwas konfus und unberechenbar sind, aber doch ängstlich um uns besorgt. Wir nehmen nicht an, dass sie es wagen, etwas zu stehlen. Beim Warten auf den Kollegen taucht eine weitere Reisegruppe auf, in der wir ein bekanntes Gesicht entdecken, eine Arbeitskollegin ist dabei, die uns allerdings übersieht oder übersehen will, denn wir gehören nicht so ganz in die höheren Sphären, in der sie sich bewegt. Wir wollen sie aber immerhin ansprechen, auch ohne Jacke werden wir das wagen, und sie bitten, uns behilflich zu sein, falls wir wirklich unser Geld und alle unsere Dokumente nicht mehr zurück erhalten.

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