Wir sind irgendwo in einem fremden Gebiet, haben viel freie Zeit und wollen uns die Gegend genau ansehen, bis in alle Kleinigkeiten. Wir fahren eine die sanft gewellte Hügellandschaft und steigen an einem erhöhten Punkt aus, lassen das Fahrzeug stehen und wollen von hier aus das Gebiet zu Fuss erkunden. Wir haben einen guten Ausgangspunkt gewählt, denn es hat viele Wegweiser, die in allen Richtungen Wanderwege anzeigen. Wir beschliessen daher, für einige Tage immer wieder an dieser Ort zurückzukehren und jeden Tag einen anderen Weg zu gehen. Es ist aber nicht ganz klar, ob dies wirklich ein guter Enscheid ist, vielleicht wäre es besser gewesen, noch weiter zu fahren und einen anderen, viel besseren Ausgangspunkt für unsere Erkundigungen zu wählen.
Donnerstag, 29. September 2011
Montag, 26. September 2011
Er ist zu Besuch in einem fremden, sehr fremden Land, er wandert in Begleitung von Führern durch eine Stadt und kommt zufällig zu einer merkwürdigen Veranstaltung, auf einem grösseren Platz vor einer Anlage mit Treppen und tempelartigen Gebäuden liegt ein Mensch am Boden, ein halber Mensch, wie sich zeigt, als er näher hinzutritt. Man bittet ihn übrigens, doch näherzutreten und zuzusehen, es sei hier etwas sehr Interessantes zu sehen. Der Mensch am Boden besteht also nur noch aus Kopf, Oberkörper und Armen, er lebt aber noch und ist bei vollem Bewusstsein, sein Gesicht ist blutüberströmt und drückt äusserte Qual und Verzweiflung aus, er ist von einer Art von Priestern oder heiligen Wächtern umgeben, die kleine goldene Lanzen auf ihn gerichtet halten und ihn mit diesen Lanzen auch stechen, der Torso am Boden redet nämlich auch und stösst wüste Drohungen und fürchterliche Verwünschungen aus, und er wird für seine Reden sofort mit Stichen bestraft. Es scheint, als ob von diesem blutigen Kopf noch Gefahren ausgehen könnten, grosse Gefahren sogar, man sticht vorsichtig auf ihn ein und weicht sofort wieder zurück, wie wenn er sich noch wehren könnte. Dann ertönt feierliche Musik, oben auf der Tempeltreppe erscheinen weitere Würdenträger, und Wächter oder Soldaten schleppen nun schweres Hinrichtungsgerät herbei, es ist die älteste und feierlichste Hinrichtungsmethode, die jetzt angewendet wird, sagt man ihm, der zusieht, wie eiserne Rohre zusammengeschraubt werden und schliesslich mit einem dunklen ledernden Sack so verbunden werden, dass die ganze Apparatur einem Dudelsack ähnlich sieht. Er überlegt, ob er weggehen soll oder bleiben, er entscheidet sich für das Bleiben. Es scheint, dass man den Oberkörper nun in den Dudelsack hineingetan hat, wie das vor sich gegangen war, hat er nicht gesehen, aus dem Innern des Sacks ertönen nämlich gewaltige Schreie, wieder erklingt Musik, ein mächtiges Zeichen des Endes, die Rohre bewegen sich, eine unsichtbare Maschinerie scheint nun den Oberkörper zu verarbeiten und in kleinste und nun nicht mehr lebensfähige Teilchen zu zerlegen.
Mittwoch, 21. September 2011
Dann sind wir an einer Tagung, in einer unbekannten, unübersichtlichen, grauen, hässlichen Grossstadt, etwas Osteuropäisches, Bukarest vielleicht oder Warschau. Wir sind mit einer Gruppe unterwegs, mit Delegierten aus verschiedenen Ländern, ein Teil der Leute ist uns von früheren Treffen her bekannt. Wir machen Besichtigungen, erhalten Informationen, gehen rasch von Ort zu Ort, geführt von lokalen Begleitern, die auf uns aufpassen und uns in ihrem Übereifer auch Mäntel, Jacken und Mappen tragen wollen. Wir passen nicht genau auf, stehen plötzlich ohne Jacke da, ohne Geld, Flugbillett, Ausweise und Kreditkarten. Wir verlieren sogar den Anschluss an die Gruppe, die in einem Gewirr von Gängen und Treppen verschwunden ist. Jetzt müssen wir uns auf eigene Faust durchschlagen. Wir gehen durch die breiten Strassen und versuchen, das Hotel zu finden. Weit weg kann es nicht sein, aber dummerweise haben wir seinen Namen vergessen. Wir kommen durch ein pompöses graues klotziges Kongresszentrum, geraten in ein hässliches Einkaufszentrum, fahren auf Rolltreppen, auf denen gleichzeitig auch Patienten eines Spitals transportiert werden. Es werden offenbar Verletzte eingeliefert, junge Menschen, blutig, bewusstlos, sie sind nur in weisse Tücher eingewickelt und werden von Helfern getragen oder auch nur gezogen, wobei die Köpfe der Verletzten hart auf den Boden aufschlagen. Wir geraten wieder ins Freie, haben aber jetzt keine Ahnung, wo wir sind und wie es weitergehen soll. Wir kommen zu einer breiten Strasse, an der wir das Hotel vermuten, diese Strasse ist aber gesperrt, Polizisten haben sie abgeriegelt und eine Demonstration eingekesselt. Wir stehen vor einem riesigen älteren Gebäude, einer schwarzen wüsten Bauruine, als uns ein Kollege anspricht. Wir kennen ihn nicht, er aber erinnert sich glücklicherweise an uns. Das Hotel sei in der Nähe, sagt er, er komme mit uns, zeige uns den Weg, wir müssten nur noch zehn Minuten warten, er komme gleich zurück. Das Hotel heisse Intourist, früher habe es Berlin geheissen, der Name Berlin stehe ja noch am Gebäude. Wir warten gerne, und hoffen sehr, bei der Rückkehr unsere Jacke mit allen unseren Sachen wieder zu erhalten. Es wäre gewiss ein kleiner Skandal, wenn etwas verschwunden wäre, denn wir sind internationale Gäste und werden von vielen guten Geistern betreut, die zwar immer etwas konfus und unberechenbar sind, aber doch ängstlich um uns besorgt. Wir nehmen nicht an, dass sie es wagen, etwas zu stehlen. Beim Warten auf den Kollegen taucht eine weitere Reisegruppe auf, in der wir ein bekanntes Gesicht entdecken, eine Arbeitskollegin ist dabei, die uns allerdings übersieht oder übersehen will, denn wir gehören nicht so ganz in die höheren Sphären, in der sie sich bewegt. Wir wollen sie aber immerhin ansprechen, auch ohne Jacke werden wir das wagen, und sie bitten, uns behilflich zu sein, falls wir wirklich unser Geld und alle unsere Dokumente nicht mehr zurück erhalten.
Dienstag, 20. September 2011
Wir sind bei Fidel Castro in seinem revolutionären Feldlager. Die Volksarmee steht im Kampf, schon viele Jahrzehnte. Castro ist uralt, kann sich kaum mehr bewegen, spricht nicht. Wir aber sind Journalist, möchten Auskünfte über die Bewegung, an welcher weltweit grosses Interesse besteht, auch wenn sie nur lächerliche schwache Strukturen zu haben scheint. Castros Armee besteht aus einigen wenigen Bewaffneten, die zusammen mit Frauen und Kindern in Zelten wohnen. Die Situation ist eigentlich hoffnungslos, aber trotzdem sind alle von der heiligen Notwendigkeit ihrer Revolution überzeugt. Man verweist uns zu einer jungen Frau, die auf einem Baumstamm sitzt und Pressesprecherin sein soll. Sie ist von Journalisten umringt und gibt Auskünfte. Wir wollen auch unsere Fragen stellen, werden aber immer von Kollegen bedrängt und weggeschoben. Schliesslich protestieren wir laut und verlangen, dass sie sich in einer Reihe aufstellen und diese Reihe respektieren. Das geschieht tatsächlich, und es wird somit in absehbarer Zeit möglich sein, unsere Fragen zu stellen. Alle hören natürlich alle Fragen und auch alle Antworten, was uns in gewisse Verlegenheit bringt, denn wir können nicht gut englisch. Da aber auch die Pressesprecherin ein schlechtes Englisch spricht, hoffen wir, dass unser Englisch hier nicht weiter auffällt trotzdem einige Fragen gestellt werden können. Was aber wollten wir denn eigentlich fragen? Wir wissen es nicht mehr. Vielleicht die Frage nach dem Staatsbudget! Einnahmen und Ausgaben der Bewegung, das würde sicher die ganze Welt interessieren! Aber was heisst Einnahmen und Ausgaben auf Englisch? Und werden wir Auskünfte bekommen? Sind das nicht Zahlen, die streng geheim sind? Wird man uns sagen, wer die Bewegung finanziert? Woher kommen die Mittel? Sind es Spenden aus Europa? Oder Gelder aus China? Gewiss wird man uns keine Auskünfte geben. Wir sind unruhig und fühlen uns sehr unbehaglich, wir werden und lächerlich machen und abgewiesen werden.
Sonntag, 18. September 2011
Wir geraten in eine schwere Auseinandersetzung, deren Grund wir nicht kennen. Steine fliegen, und zwar grosse Brocken, die aus der Ferne in mit gewaltigen Sprüngen daherdonnern, zum einen Teil über uns hinweg, zum anderen Teil treffen sie Leute, die in grossen Gruppen herumstehen oder herumliegen, in einer Art von grossem Schwimmbad. Wir gehen vorsichtig durch den Steinhagel und gelangen in ein weniger gefährliches Gebiet. Hunde folgen uns und eine grössere Schar Kinder. Später werden wir als Retter gelobt, in einer kleinen Stadt, in der nur noch wenige Menschen leben.
Mittwoch, 14. September 2011
Und wir sind an einem undefinierbaren Anlass, eine Feier, eine Party, ein Ausflug, es ist nicht klar zu erkennen, um was es geht. Man steht herum, tritt ins Freie, auf eine Terrasse, die Aussicht auf das Meer bietet und von einer Brüstung begrenzt wird. Wenn man an die steinerne Brüstung tritt, sieht man in einer Tiefe von etwa fünfzehn Meter den Strand, der aus Sand und grossen flachen Felsen besteht. Es gibt eine Treppe, die zum Strand führt, es gibt aber auch Leute, die sich einen besonderen Sport daraus gemacht haben, von der Mauer in die Tiefe zu springen. Wenn man sich richtig bewegt, das heisst einen Salto vollführt und nachher auf einem sandigen Teilstück landet, scheint dieser Sprung ganz gefahrlos. Einige Einheimische führen ihn uns vor, und einige mutige junge Leute aus unserer Gesellschaft führen in auch aus, was wunderbarerweise ganz gefahrlos ist. Jetzt aber meldet sich eine Nationalrätin, eine stets unternehmungslustige, fröhliche sportliche Dame, und will diesen Sprung auch ausführen. Man schüttelt den Kopf, rät ihr davon ab, warnt sie. Aber sie ist nicht zu bremsen, schon steht sie auf der Mauer, und zwar am falschen Ort, dort, wo man nicht springen darf. Im leichten Mantel, mit Handtasche, springt sie, tritt einfach hinaus, in die Leere, und es ist sofort zu sehen, dass es nicht gut kommt. Man hört einen kräftigen Aufprall, man schreit, ist entsetzt, einige Personen rennen sofort die Treppe hinunter zum Strand. Wir wagen kaum, uns der Brüstung zu nähern, wollen dann aber am Ende doch sehen, was geschehen ist. Die Dame liegt schwer verletzt am Boden, ihre Beine und Hüften sind zerschmettert, ihr Oberkörper scheint aber unversehrt zu sein. Sie ist bei Bewusstsein, richtet sich auf, soweit es geht, lacht sogar, kommentiert das Ereignis und gibt zu erkennen, dass ihr Leben als Politikerin von diesem Zwischenfall in keiner Weise beeinträchtigt werden wird.
Freitag, 9. September 2011
Wir müssen an eine Sitzung. Es eilt, wir finden die Unterlagen nicht, gehen ohne sie, kommen trotzdem ein bisschen zu spät, so etwa fünf Minuten. Der Gemeindepräsident sagt kein Wort, sondern schöpft mir aus einer Bowle Melonenwürfel und Weisswein in eine Schüssel. Was für ein Empfang, sage ich. Später wird referiert, über deutsche Minister, alle haben eine Liste dieser Minister vor sich, nur ich nicht, denn ich bin ja ohne die Unterlagen erschienen.
Montag, 5. September 2011
Wir sind in einer grossen Bahnhofshalle und sehen in einer Ecke eine Bar, Groove heisst sie, ihr Name steht in Leuchtschrift über ihr. Eine Dame mit einem grossen blonden weithin leuchtenden Lockenkopf spielt Piano, wir treten näher und sie erklärt uns bereitwillig, wie sie es macht. Sie sei keine gute Pianistin, sagt sie, sondern habe einfach ein paar Griffe und Akkorde, es sei ziemlich einfach, wir sehen es auch und sind etwas betreten, es ist wirklich sehr einfach, fast primitiv, sehr billig. Die Dame mit dem prächtigen Lockenkopf, der vielleicht nicht echt ist, gleicht einer unserer früheren Freundinnen und ist vielleicht diese Freundin, wir wagen aber nicht zu fragen, es wäre zu peinlich, sich nach vielen Jahren so wieder zu sehen.
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