Freitag, 12. Januar 2007

 

Ich bin nun 75 Jahre alt, aber noch immer bei der IBM angestellt. Ich komme an einen neuen Arbeitsplatz zu neuen Kollegen in ein Grossraum-Büro, in welchem aber jetzt um 19.30 Uhr nur wenige Mitarbeiter an der Arbeit sind, alles gut angezogene Männer mittleren Alters, gewiss alles grosse Fachleute, Experten, sehr kompetent und sachkundig. Ich hänge meinen Mantel auf und nehme an meinem Pult Platz. Ein Kollege begrüsst mich freundlich und zweifelt keinen Augenblick an meiner hohen Kompetenz. Gewiss verfüge ich über unersetzliche Kenntnisse, sonst würde man mich ja nicht mehr beschäftigen. Das Pensionsalter liegt doch bei der IBM sehr tief, mit 55 werden hier alle pensioniert. Der Kollege weist mich darauf hin, dass eine dubiose, ziemlich verwahrloste Gestalt, die vorher in einer allen zugänglichen Lobby sass, von aussen eingedrungen ist und sich weiter hinten einfach so an einem freien Platz niedergelassen hat. Er unternimmt aber nichts, auch alle anderen lassen sich durch den Fremden nicht stören. Ich gehe etwas später, auf dem Weg zur Toilette, an ihm vorbei und schaue ihn etwas kritisch an. Er regt sich darüber auf und protestiert dagegen, dass man ihn hier belästigt. Er steht auf und beginnt, in einem unmöblierten Teil des Büros asiatische Kampfpositionen einzunehmen. Plötzlich taucht auch eine junge Frau auf, die ebenfalls Kampfsportkünste zeigt. Ich gehe einigermassen verängstigt zurück, gerate aber dabei noch in einen Fussballmatch, der unter den Mitarbeitern ausgetragen wird. Ein Ball rollt mir entgegen, ich stoppe ihn gekonnt, sehe aber erst jetzt, dass ja ein Spiel im Gange ist, das ich nun dummerweise unterbrochen habe. Es schimpft aber keiner der Spieler, man spielt kommentarlos weiter, als ich den Ball zurückgestossen habe. Es ist jetzt 20 Uhr, weitere Kollegen treffen ein, man arbeitet noch immer. Ich werde einem sehr gepflegten Herrn vorgestellt, einem Manager. Sein Name ist Vlastic, wenn ich richtig verstanden habe. Ich erwähne, dass ich seit 1976 bei der IBM arbeiten würde, was grosses Erstaunen auslöst. Die meisten meiner Kollegen waren damals noch nicht auf der Welt! Und dabei  irre ich mich ja, ich hätte sagen sollen, dass ich seit 1969 hier tätig sei. Man bringt mir grossen Respekt entgegen, niemand lächelt, niemand stellt Fragen, und bei alledem weiss ich gar nicht, was ich hier noch arbeiten sollte und in welcher Form ich hier nützlich sein könnte. Hat man vielleicht ganz einfach nur vergessen, mich in den Ruhestand zu schicken?

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