Ein Unterhaltungsabend irgendwo in Osteuropa,
vielleicht in Serbien. Ich sitze mit sehr vielen älteren Leuten in einem
grossen Saal, ein Animator versucht, die Senioren in gute Stimmung zu
versetzen. Er hebt die Arme, schüttelt die Hände, gestikuliert und fordert uns
auf, es ihm gleich zu tun. Dann lässt er sich rasch hintereinander auf seinen
Stuhl plumpsen, der Saal macht ihm das nach, der entstehende Lärm bringt die
guten Leute zum lachen, man klatscht, ist begeistert. Dann erscheint eine Animatorin,
die ausgerechnet mich nach vorne bittet, auf die Tanzfläche. Warum nur? Ich bin
ihr offenbar aufgefallen und für ihre Produktion brauchbar. Sie klebt mir einen
dünnen, für das Publikum kaum sichtbaren Faden an die Nase und zieht mich nun
herum, zur Belustigung der Leute. Dann aber zieht sie mich zur Türe und ins
Freie. Dort ist ein Fest im Gang, eine Feier, die sehr selten stattfindet.
«Eine Kette wird gelegt», ruft man. Wir wollen zusehen, ich fasse meine
Dompteurin unter, es ist eine schöne, aber nicht mehr junge Frau, sie lacht und
geniesst meine Berührungen. «Wir passen ja zu einander», sagt sie, «jetzt ist
es aber keine Unterhaltungsnummer mehr!» Ich fasse sie fester. «Ja, so möchte
ich es haben!» ruft sie, «für immer!» Aber das ist doch unmöglich, denke ich,
der Altersunterschied ist viel zu gross, und zudem bin ich ja verheiratet.
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