Freitag, 26. Januar 2007

 

In einem Saal findet eine seltsame Veranstaltung statt. Ich bin dabei, weiss aber nicht so recht, um was es geht. Es scheint etwas Politisches oder Religiöses zu sein. Ich sitze am Haupttisch, an dem sich auch ein Führer der Gemeinschaft befindet, ein gebieterisch auftretender, kräftiger Mensch mit langem schwarzen Bart. Er kriecht unter den Tisch und macht sich, gedeckt durch das grosse Tischtuch, an meinem Bein zu schaffen. Ich frage, was das soll.  Er sagt, er brauche für eine feierliche heilige Handlung etwas Blut. Das sei kein Problem, er brauche nur wenige Tropfen und werde jetzt einen kleinen Schnitt beim Knie vornehmen. Ich bin gutmütig und lasse ihn machen. Ich spüre nichts, frage aber, als er wieder auftaucht, ob es ein Pflaster brauche. Nein, sagt er, es habe nur einen kleinen Kratzer gegeben. Ich sehe nun nach, es ist tatsächlich nur ein kleiner Kratzer zu sehen, neben ihm aber ein dunkler Bluterguss von einigen Zentimetern Länge.

Donnerstag, 25. Januar 2007

 

Ein Unterhaltungsabend irgendwo in Osteuropa, vielleicht in Serbien. Ich sitze mit sehr vielen älteren Leuten in einem grossen Saal, ein Animator versucht, die Senioren in gute Stimmung zu versetzen. Er hebt die Arme, schüttelt die Hände, gestikuliert und fordert uns auf, es ihm gleich zu tun. Dann lässt er sich rasch hintereinander auf seinen Stuhl plumpsen, der Saal macht ihm das nach, der entstehende Lärm bringt die guten Leute zum lachen, man klatscht, ist begeistert. Dann erscheint eine Animatorin, die ausgerechnet mich nach vorne bittet, auf die Tanzfläche. Warum nur? Ich bin ihr offenbar aufgefallen und für ihre Produktion brauchbar. Sie klebt mir einen dünnen, für das Publikum kaum sichtbaren Faden an die Nase und zieht mich nun herum, zur Belustigung der Leute. Dann aber zieht sie mich zur Türe und ins Freie. Dort ist ein Fest im Gang, eine Feier, die sehr selten stattfindet. «Eine Kette wird gelegt», ruft man. Wir wollen zusehen, ich fasse meine Dompteurin unter, es ist eine schöne, aber nicht mehr junge Frau, sie lacht und geniesst meine Berührungen. «Wir passen ja zu einander», sagt sie, «jetzt ist es aber keine Unterhaltungsnummer mehr!» Ich fasse sie fester. «Ja, so möchte ich es haben!» ruft sie, «für immer!» Aber das ist doch unmöglich, denke ich, der Altersunterschied ist viel zu gross, und zudem bin ich ja verheiratet.

Samstag, 20. Januar 2007

 

Ferien in einem Venedig, das direkt am Meer liegt und Badestrände aufweist. Es ist Vormittag, ich gehe alleine an den Strand, die Familie wird später auch nachkommen. Die Gezeiten sind hier sehr stark, und gerade ist wieder die Flut im Gange. Ich gehe einige hundert Meter am Ufer entlang zu einem anderen Strandabschnitt. Das Wasser steigt sehr schnell an und hört nicht auf zu steigen und führt nun zu einer grossen Überschwemmung, die von hohen Wellen noch verstärkt wird. Alle müssen sich in Sicherheit bringen, und ich hoffe sehr, dass dies auch meiner Frau und meinen Kindern gelungen ist. Jetzt gehe ich durch die höher gelegenen Stadtteile und hoffe, zum Hotel zu gelangen, in welchem wir untergekommen sind. Der Weg ist aber versperrt durch reissende Flüsse, die nicht mehr überquert werden können. Ich gerate auf eine kleine Terrasse und möchte mich dort hinsetzen. Die Terrasse gehört aber zu einer bescheidenen Pension, deren Angestellte mir erklären, dass die Stühle nur für Hotelgäste sind. Ich überlege, ob ich nicht einfach einen Kaffee bestellen könnte, frage aber gar nicht, weil ich ja kein Geld bei mir habe, kein Geld und auch kein Handy. Später sehe ich, dass eine Helpline eingerichtet worden ist, mit welcher man Angehörige suchen kann. Sie ist in vier Sprachen verfügbar, italienisch, deutsch, englisch und französisch. Ich würde gerne die englische Helpline benützen, weil ich denke, dass diese wohl am wenigsten überlastet sein dürfte, habe aber weiterhin keine Möglichkeit, sie anzurufen.

Freitag, 12. Januar 2007

 

Ich bin nun 75 Jahre alt, aber noch immer bei der IBM angestellt. Ich komme an einen neuen Arbeitsplatz zu neuen Kollegen in ein Grossraum-Büro, in welchem aber jetzt um 19.30 Uhr nur wenige Mitarbeiter an der Arbeit sind, alles gut angezogene Männer mittleren Alters, gewiss alles grosse Fachleute, Experten, sehr kompetent und sachkundig. Ich hänge meinen Mantel auf und nehme an meinem Pult Platz. Ein Kollege begrüsst mich freundlich und zweifelt keinen Augenblick an meiner hohen Kompetenz. Gewiss verfüge ich über unersetzliche Kenntnisse, sonst würde man mich ja nicht mehr beschäftigen. Das Pensionsalter liegt doch bei der IBM sehr tief, mit 55 werden hier alle pensioniert. Der Kollege weist mich darauf hin, dass eine dubiose, ziemlich verwahrloste Gestalt, die vorher in einer allen zugänglichen Lobby sass, von aussen eingedrungen ist und sich weiter hinten einfach so an einem freien Platz niedergelassen hat. Er unternimmt aber nichts, auch alle anderen lassen sich durch den Fremden nicht stören. Ich gehe etwas später, auf dem Weg zur Toilette, an ihm vorbei und schaue ihn etwas kritisch an. Er regt sich darüber auf und protestiert dagegen, dass man ihn hier belästigt. Er steht auf und beginnt, in einem unmöblierten Teil des Büros asiatische Kampfpositionen einzunehmen. Plötzlich taucht auch eine junge Frau auf, die ebenfalls Kampfsportkünste zeigt. Ich gehe einigermassen verängstigt zurück, gerate aber dabei noch in einen Fussballmatch, der unter den Mitarbeitern ausgetragen wird. Ein Ball rollt mir entgegen, ich stoppe ihn gekonnt, sehe aber erst jetzt, dass ja ein Spiel im Gange ist, das ich nun dummerweise unterbrochen habe. Es schimpft aber keiner der Spieler, man spielt kommentarlos weiter, als ich den Ball zurückgestossen habe. Es ist jetzt 20 Uhr, weitere Kollegen treffen ein, man arbeitet noch immer. Ich werde einem sehr gepflegten Herrn vorgestellt, einem Manager. Sein Name ist Vlastic, wenn ich richtig verstanden habe. Ich erwähne, dass ich seit 1976 bei der IBM arbeiten würde, was grosses Erstaunen auslöst. Die meisten meiner Kollegen waren damals noch nicht auf der Welt! Und dabei  irre ich mich ja, ich hätte sagen sollen, dass ich seit 1969 hier tätig sei. Man bringt mir grossen Respekt entgegen, niemand lächelt, niemand stellt Fragen, und bei alledem weiss ich gar nicht, was ich hier noch arbeiten sollte und in welcher Form ich hier nützlich sein könnte. Hat man vielleicht ganz einfach nur vergessen, mich in den Ruhestand zu schicken?

Montag, 8. Januar 2007

 

Mit meiner Frau besuche ich die vierte Etage  des Regierungsgebäudes. Dieses Geschoss ist mit grossem Aufwand umgebaut worden. In den neuen, grosszügig dimensionierten Räumen habe ich nun auch ein neues Büro, das ich meiner Frau zeigen will. In einem grossen, prächtigen Sitzungssaal mit Stukaturen und Kronleuchtern findet gerade eine Hochzeit statt. Wir hören Klavierspiel und sehen durch einen Türspalt, dass ein Kind spielt und so etwas zur Feier beiträgt. In den Räumen auf der anderen Seite des Ganges, wo sich mein Büro befindet, ist alles vorbereitet für einen Apero. Auch mein Büro wird dafür in Anspruch genommen. Bundesangestellte stehen herum und sagen lachend, wir sollten uns doch etwas von den Sachen nehmen, wir hätten genug Zeit. Also nehmen wir etwas Züpfe und Aufschnitt und dazu ein Glas Rotwein. Dadurch gerät ein Teil des Buffets in Unordnung. Aber noch ehe wir einen Schluck haben nehmen können, dringen doch die Hochzeitsgäste in den Saal, angeführt von einem ehemaligen Bundeskanzler. Wir eilen rasch weg, und denken, dass es wohl diese Persönlichkeit war, die erreicht hat, dass hier eine Hochzeit stattfinden kann. Sehr ungewohnt ist das auf jeden Fall. Jetzt gehen wir durch eine offene Flügeltüre in mein grosses Büro, das wie auch andere für die Feier zweckentfremdet worden ist. Es stehen hier Tische mit Hochzeitsgeschenken. Auf einem der Tische sitzt ein grosser zahmer Rabenvogel, der nicht angebunden ist. Wie soll ich hier arbeiten? Und warum hat man mich nicht informiert über den Anlass. Zu protestieren hat keinen Sinn, so laufen die Dinge eben hierzulande.