Grössere
Stadt in Osteuropa. Ich nehme teil an einem internationalen Seminar, an dem ich
auch einen Vortrag halten soll. Die Vorträge werden öffentlich gehalten,
anlässlich einer Veranstaltung, die im Stadtzentrum auf einem grossen Platz
stattfindet. Eine Bühne ist aufgebaut worden, auf der sich die Redner und
zahlreiche Gäste versammeln. Auf dem Platz befinden sich die interessierten
Teilnehmer, aber auch viele Passanten, die hin und her laufen. Ich bin der
erste Redner und werde jetzt auch sehr freundlich eingeladen, die Konferenz zu
eröffnen. Das lehne ich aber ab, denn diese Ehre kommt doch einem bekannten
Politiker zu, der jetzt das Mikophon erhält und einige Worte an das unruhige
Publikum richtet. Ich habe mich lange auf meine Rede vorbereitet, jetzt aber
nicht alle Unterlagen bei mir, vor allem nicht die englische Fassung. In den
Händen habe ich nur unbrauchbare Notizen, und die vorbereiteten Grafiken sind
verschwunden. Grafiken könnten im übrigen auch nicht gezeigt werden, es fehlt
an der erforderlichen Infrastruktur. Es fehlt überhaupt an vielem. Es gibt kein
Rednerpult, die Vortragenden müssen ohne Unterlagen frei reden. Es entsteht
eine längere Pause, viele Leute gehen wieder weg, zu einem Einkaufszentrum am
anderen Ende des Platzes, wo offenbar eine andere, interessantere Veranstaltung
stattfindet. Jetzt wird für die Redner ein Tisch herbeigetragen, sogar ein
Tischtuch wird ausgebreitet. Ich bin verunsichert und habe so gut wie alles
vergessen, das ich vortragen wollte. Es ging, gemäss dem Tagungsthema,
irgendwie um Information und Informationsverarbeitung. Ein Amerikaner spricht
mich an, fragt mich nach dem Thema meines Vortrages. Ich gerate in grosse
Verlegenheit und sage, es gehe um «truth», spreche das Wort allerdings so
ungeschickt aus, dass er mich korrigieren muss und mir erklärt, wie man das «th»
ausprechen muss, mit der Zunge zwischen den Zähnen. Jetzt erinnere ich mich,
dass mein Referat mit einem kleinen Ereignis beginnt, das in Keskemet
stattfand, danach aber weltweite Folgen hatte. Was es für ein Ereignis war und
welche Folgen es hatte, weiss ich aber jetzt nicht mehr! Der Beginn der
Referate verzögert sich weiter, man schwatzt, und es stehen nur noch wenige
Menschen vor unserer grossen Bühne. Wir haben schon 45 Minuten Verspätung, was
allerdings niemanden verwundert. Dies sei bei solchen europäischen Treffen
üblich, sagen einige. Jetzt versucht jemand, die Leute wieder
zusammenzubringen. Er ruft: The conference begins! Könnte man mein Referat
nicht einfach ausfallen lassen und erklären, es sei später auf der Website zu
finden? Auch ein anderer Referent ist in grosser Verlegenheit. Er sucht einen
wichtigen Text, ein «Rezept», über welches an dieser Tagung gesprochen werden
sollte. Ob ich vielleicht diesen Text hätte? Ja, sage ich, aber leider zuhause,
im Büro, auf dem PC. Bei alledem herrscht keine Aufregung, niemand erwartet
unsere Vorträge, und alle wären froh, wenn die Veranstaltung schnell über die
Bühne gehen könnte. Die Chancen, dass man auf meinen Beitrag verzichtet, stehen
gut. Ich könnte nur dummes Zeug sagen und Banalitäten vortragen, und dies erst
noch in einem fehlerhaften Englisch.
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