Samstag, 28. Dezember 2019

Wir steigen eine schmale Treppe empor, hinauf in einen Schlosshof, vor uns Bundesrat Blocher mit seiner Frau, mit seiner langsamen schweren bäurischen Gangart, hinter uns drängelt ein hoher Beamter, der Direktor des Seco, der sein Velo mit hinaufträgt, er will an uns vorbei, wir bedeuten ihm aber, dass es keinen Sinn macht, denn vor uns versperrt ja das Ehepaar Blocher den Weg. Der Herr regt sich sehr auf, wir sagen ihm, dass vor uns Blocher geht, das weiss ich auch, sagt er böse und stösst das Velo gegen uns, zerreisst uns den Ärmel, unser Veston ist hin, wir wehren uns, streiten laut. Als wir oben ankommen, dreht sich das Ehepaar Blocher um und besieht sich den Schaden, nein, das ist nicht so schlimm, sagen beide und wollen weiter. Doch, das ist schlimm, rufen wir, dieser Veston lässt sich nicht mehr flicken, und er hat 350 Franken gekostet. Das war doch schon so, sagt Frau Blocher. Nein, auf keinen Fall, sagen wir, wie könnten wir denn mit einem solchen Ärmel hier zu diesem Anlass kommen (es ist irgendein Anlass, eine Einweihung, ein Konzert). Am Ende sehen sie ein, dass etwas geschehen muss, man muss uns irgendwie abspeisen, hundert Franken wollen wir haben, erklären wir verzweifelt, hundert Franken, der Direktor zögert, tut sich schwer, ist offensichtlich sehr geizig, kramt eine Handvoll Münzen in seiner Tasche zusammen und übergibt sie uns. Es ist nur Kleingeld, es finden sich sogar einige alte deutsche Pfennige darunter. Das ist doch nichts, sagen wir. Bundesrat Blocher und Frau gehen weiter, lassen uns stehen, der Direktor verhandelt weiter mit uns, eine Ständerätin tritt hinzu und will mit uns reden und wundert sich, was für ernste Gespräche wir führen. Ihr seid offensichtlich am diskutieren, sagt sie. Ja, sagen wir, etwas Dummes, der Seco-Direktor und Staatssekretär staunt, gibt das sogar zu, ja, es ist so, er zieht sich mit uns zurück, in eine kleine Allee neben dem Schloss, will uns offensichtlich hinhalten, hofft, dass wir aufgeben, erweist sich als ein hilfloser Mensch, kompliziert und geizig, es ist nicht zu glauben, wie sich ein hoher Beamter betragen kann. Wir aber sind auch lächerlich, mit unserer Forderung von hundert Franken, damit ist uns ja nicht geholfen, wir müssen doch jetzt einen neuen Veston kaufen.

Montag, 23. Dezember 2019


Wir sind an einer dienstlichen Zusammenkunft oder Tagung. Ein Spiel soll die etwa zwanzig Teilnehmer zu etwas Bewegung bringen. Jeder bekommt ein Springseil. Alle stellen sich in einem Kreis auf und gehen nun im Kreis herum vorwärts. Wir müssen dabei das Seil, das wir in den Händen halten und am Boden hinschleift, stets überspringen, einmal von links, einmal von rechts. Manche sind dabei langsam, andere schneller, so dass sich manchmal in unserem Kreis kleine Lücken auftun. Als es vor mir eine Lücke gibt, was für mich bedeutungslos ist, drängt mich mein Vorgesetzter, der gleich hinter mir geht, zum Aufschliessen. Ich schliesse natürlich sofort auf, was aber die Bewegungsfreiheit behindert und unsere Sprünge über das Seil erschwert.

Donnerstag, 19. Dezember 2019


Eine meiner Kolleginnen, die den Ruf hat, sehr sexy zu sein, unwiderstehlich sexy, und stets Männer anzieht, allein schon mit ihrer Stimme, hat es plötzlich auf mich abgesehen. Sie hat bisher eigentlich wenig Eindruck auf mich macht, ich war immunisiert, weil ich stets mit ihr zusammenarbeiten musste und bei mehr als nur beruflichen Kontakten Komplikationen befürchtete. Wenn es nun aber so mit ihr steht und sie es haben will, bin ich natürlich dann doch sofort zu einem Abenteuer bereit. Wir treffen uns auf der Strasse, einer kleinen Nebenstrasse fast ohne Verkehr, und wollen dort schon beginnen, werden aber von Passanten gestört. Die beste Lösung, so finden wir, besteht darin, in ein Hotelzimmer zu gehen. Sie besorgt ein Zimmer und geht die Treppe hinauf in den ersten Stock. Ich warte einen Moment und passe gut auf, damit mein Besuch nicht bemerkt wird. Ich gehe dann zum Lift, fahre in den ersten Stock und finde dort ihre Zimmertür einen Spalt breit offen. Ich trete ein, halte sie in den Armen und küsse sie, während sie sich schnell auszieht. Ich erwache, unruhig.

Dienstag, 17. Dezember 2019


Wir wohnen in einer Wohnung, in der die einzelnen Zimmer nur von aussen zugänglich sind, von einem Hausgang her, von dem aus noch weitere Türen in andere Wohnungen führen. Es sind fünf Zimmer, alle in einer Reihe und nur vom Gang her zugänglich. Sie liegen ebenerdig und haben alle auch einen Ausgang in einen grossen Garten. Das letzte unserer Zimmer liegt vor einer Ecke, der Gang biegt dort nach links ab. In diesem Zimmer finden wir nun plötzlich zwei Knaben. Meine Gattin ist sehr entrüstet und glaubt, es seien Diebe. Wir weisen sie weg, und sie verschwinden gleich in der nächsten Türe. Ich klopfe dort, trete ungefragt ein und komme so in die angrenzende Wohnung, in der eine Familie lebt. Es sind Ungarn, ein Paar mit zwei Buben. Sie leben sehr offensichtlich sehr zurückgezogen, denn wir haben sie bisher noch nie gesehen und nie gehört. Die junge Frau, bäuerlich, herb, nicht unschön, und ihr Mann sitzen noch im Bett, nur in Unterwäsche. Wir erklären, warum wir eingetreten sind. Der Mann ist zunächst verärgert und überrascht, entschuldigt sich dann aber sehr höflich. Wir kommen ins Gespräch. Er zeigt mir, dass die Türe in den Hausgang schwer zu schliessen ist, sie hat nur hoch oben ein Schloss. Man muss auf einen Stuhl steigen, wenn man sie schliessen will. Dies sei für ihn sehr unbequem, da er häufig schnell an Meetings gehen müsse. Er ist offenbar Wissenschafter, sehr gebildet und ein netter Mensch. Er sagt jetzt auch den Knaben, dass sie keinesfalls mehr in andere Zimmer gehen dürften. Seine schöne Frau, mit der ich gerne auch Bekanntschaft geschlossen hätte, schweigt. Ich kehre in unsere Wohnung zurück und erzähle meiner Frau, was ich erfahren habe. Sie ist nicht ganz zufrieden und meint, dass wir in Zukunft alle Zimmer abschliessen müssten, was natürlich das Familienleben erschweren wird.

Mittwoch, 4. Dezember 2019


Ich habe einen Ofen zu heizen, eine etwas besondere Anlage, die in einer grossen Schreinerei in einem Holzhaus steht. Sie besteht aus dickem, aber durchsichtigem Glas und gleicht einer etwa drei Meter hohen bauchigen Flasche. In der Mitte der Flasche liegt eine runde glühende Brennkammer mit dem Feuer, das ich unterhalten sollte. Ich gebe zuviel Holz hinzu, und es gelingt mir nicht, das Feuer unter Kontrolle zu halten. Das schwere Glas schmilzt im Innern und bildet am Boden der Flasche eine glühende Masse, die immer grösser wird. Weil es jetzt gefährlich wird, gehe ich hinaus auf die Strasse und warne die Kollegen. Die Flasche zerbricht nun mit einem gewaltigen Knall, und das flüssige Glas fliesst aus und entzündet sofort das viele Holz, das sich in der Schreinerei befindet. Es entsteht ein Grossbrand. «Ruft die Feuerwehr», sage ich zu meinen Kollegen, von denen mir keiner Vorwürfe macht. Ein älterer, erfahrener Vorarbeiter sagt den anderen Berufsleuten: «Was hätte er denn machen können?» Auch die Nachbarn im angebauten Haus erheben kein Geschrei, sondern tragen, auf meinen Rat hin, so schnell wir möglich ihre Sachen ins Freien.

Sonntag, 1. Dezember 2019


Ich bin eingeladen worden, erstaunlicherweise, in einen exklusiven Zirkel, den ich für unzugänglich hielt. Er besteht aus drei Freundinnen, drei edlen, sehr gebildeten und geistreichen Damen. Jetzt sitze ich aber mit ihnen bei Kaffee und Kuchen, und es scheint, als würde diese höchst ehrenvolle Einladung, die niemand sonst je erhalten hat, sehr viel bedeuten, nämlich die Aufnahme in ihren Kreis. Eine der Damen, eine Arbeitskollegin, mittlerweile gewiss sechzig Jahre alt, nimmt mich später beiseite und ist so entzückt von meiner Gegenwart, dass sie mich an sich zieht, mein Gesicht in beide Hände nimmt, mit ihrer Stirne meine Stirne berührt und mich flüchtig küsst. Ich spüre ihr Begehren und werde zu meiner Überraschung auch selber erregt. Es ist sehr seltsam, was sich hier abspielt. Die Dame hat mich bisher in keiner Weise angezogen, jetzt aber scheint sogar irgendein Liebesverhältnis möglich. Bin ich vielleicht sogar deshalb eingeladen worden, aus Berechnung? Unmöglich ist das nicht. Später vergrössert sich die Gesellschaft, andere treten hinzu, es wird irgendetwas gefeiert, und ein Herr überreicht mir ein Glas, bis zum Rand mit schäumenden Champagner gefüllt. Dieser schmeckt mir aber nicht, ich trinke nur wenig und überlege, ob ich ihn vielleicht in der Toilette unbemerkt wegschütten könnte, was aber kaum möglich sein wird.